Les Misérables / Die Elenden. Victor Hugo
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Les Misérables / Die Elenden - Victor Hugo страница 10

Название: Les Misérables / Die Elenden

Автор: Victor Hugo

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754173206

isbn:

СКАЧАТЬ

      Als Myriel seinen Einzug in Digne hielt, wurde er mit den üblichen hohen Ehrungen, gemäß den kaiserlichen Dekreten, laut denen die Bischöfe im Range unmittelbar den Brigadegenerälen folgen, in dem bischöflichen Palast installirt. Der Maire und der Präsident machten ihm zuerst ihre Aufwartung, und er seinerseits besuchte zuerst den General und den Präfekten. Dann, nachdem die Installation vollzogen war, wartete die Stadt, wie ihr neuer Bischof seines Amtes walten würde.

      II. Herr Myriel wird der Herr Bischof Bienvenu

      Der bischöfliche Palast in Digne lag neben dem Hospital. Es war ein großes, schönes Gebäude, das zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Henri Puget, Doktor der Theologie und 1712 Bischof von Digne, errichtet worden war. Alles in diesem wahrhaft fürstlichen Schlosse war in großem Stile angelegt: die Wohnzimmer des Bischofs, die Säle, die Kammern, der große Ehrenhof nebst den Wandelgängen, die sich, von altflorentinischen Arkaden überwölbt, um ihn herumzogen, die mit herrlichen Bäumen bepflanzten Gärten. In dem Speisesal, einer langen und prachtvollen Galerie, die im Erdgeschoß belegen war und sich nach den Gärten hinaus öffnete, hatte einst Henri Puget sieben hohe Würdenträger der Kirche feierlichst bewirtet. Die Bildnisse dieser sieben ehrfurchtgebietenden Prälaten schmückten den Sal, und das denkwürdige Datum, der 29. Juli 1714, war mit goldnen Buchstaben auf einer weißen Marmortafel eingegraben.

      Das Hospital war ein enges, niedriges, einstöckiges Haus mit einem kleinen Garten.

      Drei Tage nach seiner Ankunft besichtigte der Bischof das Hospital. Nach Beendigung der Visitation ließ er sofort den Direktor zu sich bescheiden.

      »Herr Direktor, redete er ihn an, wieviel Patienten haben Sie gegenwärtig?«

      »Sechsundzwanzig, Ew. Bischöfliche Gnaden.«

      »Soviel habe ich auch gezählt«, bemerkte der Bischof.

      »Die Betten«, hob der Direktor wieder an, »stehen recht dicht aneinander.«

      »Das ist mir auch aufgefallen.«

      »Statt Säle haben wir nur Stuben, die schwer zu lüften sind.«

      »Das scheint mir auch so.«

      »Und fällt einmal ein Sonnenstrahl in den Garten, so ist er zu klein, die vielen Rekonvalescenten zu fassen.«

      »Das habe ich mir auch gesagt.«

      »Wenn Epidemieen umgehen, wie z. B. dieses Jahr der Typhus und vor zwei Jahren Friesel und Schweißfieber, haben wir bisweilen an die hundert Kranke und wissen dann nicht, wo wir mit ihnen hin sollen.«

      »Der Gedanke ist mir auch in den Sinn gekommen.«

      »Aber allen diesen Uebelständen ist nun einmal nicht abzuhelfen«, sagte der Direktor. »Man muß sich fügen.«

      Dieses Zwiegespräch fand in dem Speisesal des Erdgeschosses statt.

      Der Bischof schwieg einen Augenblick und wandte sich dann wieder an den Direktor mit der hastigen Frage:

      »Herr Direktor, wieviel Betten, meinen Sie, würde wohl dieser Sal allein schon fassen?«

      »Der Speisesal Ew. Bischöflichen Gnaden?« rief der Direktor in maßlosem Erstaunen.

      Der Bischof überschaute den Sal und schien mit den Augen Messungen anzustellen.

      »Zwanzig Betten würden hier wohl Platz finden,« flüsterte er leise, als spreche er für sich. Dann, zu dem Direktor gewendet, fuhr er laut fort:

      »Ich will Ihnen was sagen, Herr Direktor. Es liegt offenbar ein Irrthum vor. Ihr seid sechsundzwanzig Menschen in fünf bis sechs winzigen Zimmerchen. Unserer sind hier drei, und wir haben Platz für sechzig. Da liegt ein Irrthum vor, sage ich Ihnen noch einmal. Sie haben meine Wohnung, und ich die Ihrige. Geben Sie mir mein Haus wieder. Sie gehören hierhin.«

      Am folgenden Tage waren die sechsundzwanzig armen Kranken in dem Palast des Bischofs untergebracht und der Bischof in das Krankenhaus übergesiedelt.

      Myriel hatte, da seine Familie durch die Revolution ruinirt war, kein Vermögen. Seine Schwester bezog eine Leibrente von fünfhundert Franken, die seiner Zeit im Pfarrhause für ihre persönlichen Bedürfnisse ausgereicht hatten. Myriel erhielt vom Staate als Bischof ein Gehalt von fünfzehn Tausend Franken. Ueber diese Summe verfügte Myriel laut einer von ihm selber aufgestellten Rechnung, deren Original uns vorliegt, ein für alle Mal folgendermaßen:

      Ausgaben für meinen Haushalt.

      Für das kleine Seminar

      1500

      Franken

      Für die Missionskongregation

      100

      "

      Für die Lazaristen zu Montdidier

      100

      "

      Für das Seminar der auswärtigen Missionen in Paris

      200

      "

      Für die Kongregation des Heiligen Geistes

      150

      "

      Für die religiösen Anstalten im Heiligen Lande

      100

      "

      Für die Frauenvereine zur Unterstützung armer Wöchnerinnen

      300

      "

      Für den Verein in Arles außerdem noch

      50

      "

      Für die Verbesserung der Gefängnißeinrichtungen

      400

      "

      Zur Unterstützung und Befreiung Gefangner

      500

      "

      Für die Befreiung von Familienvätern aus dem Schuldgefängniß

      1000

      "

      Zuschuß zu den Gehältern der armen Schullehrer der Diöcese

      2000

      "

      Für das Getreidemagazin der Oberalpen

      100

      "

      Für die Kongregation der Damen von Digne, Manosque und Sisteron zur Erteilung von unentgeltlichem Unterricht an bedürftige Mädchen

      1500

СКАЧАТЬ