Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: gelbe Buchreihe
isbn: 9783754183250
isbn:
Wilhelm III. Prinz von Oranien entstammte dem Haus Oranien-Nassau und war von 1672 bis zu seinem Tode Statthalter der Niederlande.
Von den Vertretern der Staaten war der Ratspensionär von Holland, der bei Weitem reichsten und mächtigsten Provinz, herkömmlicherweise der Leiter der holländischen Politik. Er hatte hauptsächlich das Interesse der Handelsherren im Auge und trieb infolgedessen Friedenspolitik, während der Statthalter, der oberster Anführer von Heer und Flotte war, eher zu kriegerischen Lösungen bereit war und natürlich die Wehrmacht in gutem Stand zu erhalten suchte. Was Hipolythus a Lapide von den gemischten Regierungen sagte, dass solche Staaten meist unruhig wären, weil jeder Teil die ganze Herrschaft anstrebe, das traf auf Holland zu. Die Gefahr war vorhanden, dass der Statthalter seine Stellung zu einer wahrhaft monarchischen ausbaute, das machte die Aristokraten misstrauisch und verursachte einen Gegensatz zwischen den beiden Gewalten; er hatte im Anfang des Jahrhunderts zu der Katastrophe des großen Staatsmanns und Patrioten Oldenbarneveldt geführt. Der Statthalter stützte sich auf das niedere Volk, das sich zu den Aristokraten auch in einem religiösen Gegensatz befand. Der frühe Tod Wilhelms II., dem nach seinem Tod noch ein Söhnchen geboren wurde, hatte der aristokratischen Partei ermöglicht, den Statthalter ganz auszuschalten. Um sich vollständig zu sichern, brachte Jan de Witt im Jahr 1667 ein Edikt heraus, welches die Vereinigung des Statthalteramtes mit der obersten Heeresleitung in einer Person für immer verbot. Dadurch schien es dem heranwachsenden Wilhelm von Oranien unmöglich gemacht, dem Ratspensionär und seiner Partei gefährlich zu werden.
Jan de Witt hatte im Anschluss an Frankreich die beste Bürgschaft für den Frieden zu finden geglaubt. Zwar wurde er auf das, was sich in Frankreich vorbereitete, aufmerksam und dachte daran, einem etwa von Frankreich drohenden Angriff durch einen Angriff von seiner Seite zuvorzukommen; aber die anderen Erwägungen gewohnter Art verdrängten den mutigen Entschluss wieder. Als drei französische Heere unter Ludwigs vorzüglichsten Feldherren, Turenne, Condé und Luxembourg, sich gegen Holland in Bewegung setzten, war es wehrlos und hilflos. Sein einziger Bundesgenosse, der Kurfürst von Brandenburg, der von Jugend auf dem holländischen Staat anhänglich und mit einer Oranierin verheiratet war, dem es außerdem um seine rheinischen Besitzungen bange wurde, zog sich wieder zurück, ohne etwas Nennenswertes ausgerichtet zu haben, und schloss Frieden mit Frankreich.
Schon war fast ganz Holland von den unwiderstehlichen französischen Truppen besetzt, da suchten die Verzweifelten Hilfe bei dem ihnen verbündeten Element: sie öffneten die Schleusen, und die Überschwemmung des Landes trieb die Eindringlinge zurück. Jan de Witt und sein Bruder wurden von dem wütenden Volk, das ihre Politik für das nationale Unglück verantwortlich machte, ermordet, und Wilhelm von Oranien trat als Statthalter und Führer von Heer und Flotte an die Spitze der Republik.
Inzwischen hatte sich der Kaiser aufgerafft, Lobkowitz, der Franzosenfreund, wurde gestürzt, ein kaiserliches Heer unter dem bewährten, nun freilich alten und kränkelnden Montecuccoli erschien im Feld, und der Kurfürst von Brandenburg nahm die Waffen wieder auf. Der erste Waffengang verlief so, dass beide Teile sich den Sieg zuschreiben konnten und dass die Rheingrenze gehalten wurde.
* * *
Gegner Frankreichs
Gegner Frankreichs
Macht wirkt wie das Licht auf die Motten, wie der Blick der Schlange auf die Tiere, die sie verschlingen will: Frankreich unterwarfen sich alle, auch diejenigen, die voraussehen mussten, dass es zu ihrem Schaden oder Untergang führen würde. „Wenn Europa bereit ist zu dienen“, sagte der kaiserliche Gesandte Lisola, „ist Ludwig bereit, ihm Ketten anzulegen.“
Franz Paul von Lisola (1613 – 1674)
In Flugblättern wurde wohl eine öffentliche Meinung laut, die vor der französischen Tyrannei warnte und zum Widerstand mahnte; aber das waren namenlose Stimmen, Stimmen von Leuten, deren Platz im Leben ihnen keinen Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten gestattete. Immerhin gab es einige unter den zu öffentlicher Wirksamkeit Berufenen, die den Kampf gegen Frankreichs Übermacht und rechtswidrige Gewalttätigkeit sich zur Aufgabe machten: einer der ersten war Franz Paul von Lisola, kein Reichsdeutscher, sondern italienischer Abkunft und in Salins in der Freigrafschaft geboren. In Dôle studierte er die Rechte. Mit 25 Jahren ging er nach Wien, um dort eine Rechtssache zu vertreten, und nahm kaiserlichen Dienst an. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges begleitete er den Grafen Trautmannsdorff nach Münster zu den Friedensverhandlungen. Mit einer Zielsicherheit und Energie, mit der rücksichtslosen Schärfe gegen seine Gegner stand Lisola zwischen den gemütlichen Österreichern ziemlich allein, seine Versuche, dem Kaiser das Elsass zurückzugewinnen, scheiterten. Vielleicht hätte Ferdinand III. für seine Pläne Verständnis gehabt, wenn ihn nicht in seinen letzten Lebensjahren Schwermut gelähmt hätte; Leopold mit sich fortzureißen war anfangs unmöglich. Trotzdem arbeitete er unermüdlich im antifranzösischen Sinne an den Höfen, wo er den Kaiser als Gesandter zu vertreten hatte. Als im Jahr 1667 die Schrift erschien, in der Frankreichs Ansprüche auf die spanischen Niederlande entwickelt wurden, die noch als burgundischer Kreis des Reiches galten, verfasste Lisola eine Antwort und Widerlegung unter dem Titel Bouclier d'état et de justice.
Es war eine Kampfschrift, die die Weltherrschaftspläne Frankreichs entlarvte und brandmarkte. In einer Sprache voll Feuer und scharfer Klarheit stellte Lisola den abendländischen Fürsten vor, dass sie alle gleichmäßig bedroht wären, dass keiner auf eine andere Gunst des Zyklopen hoffen könne, als zuletzt verschlungen zu werden. Merkwürdig, dass dieser leidenschaftliche und glänzende Aufruf zum Kampf gegen Frankreich von einem im kaiserlichen Dienst stehenden Mann italienischer Abkunft in französischer Sprache geschrieben war. Während des holländischen Krieges hielt sich Lisola im Haag und in Amsterdam auf, ungeachtet der Gefahr, der er sich dort aussetzte, bestrebt, ein Bündnis zwischen dem Kaiser und den Staaten zustande zu bringen. „Ohne miraculi“, hieß es in einem Gutachten des Hofkriegsrats in Wien, „ist nicht möglich, dass nolente imperio der Kaiser Ludwig's vasti disegni verhindere.“ Es musste einer viel Feuer in sich haben, der sich zutraute, so viel Bedenklichkeit und Schläfrigkeit zu entflammen. Lisola erlebte noch den Abschluss des Bündnisses, das einen Umschwung der Ereignisse hoffen lassen konnte, die Enttäuschung nicht mehr; er starb im Jahr 1674.
An Tatkraft und Schwung großer Entwürfe glich ihm ein Zeitgenosse, den man auf der gleichen Seite zu finden nicht erwarten konnte: Graf Georg Friedrich von Waldeck. Wer seine Anfänge kannte, wie er Pläne zur Niederwerfung des Hauses Habsburg machte, musste sich höchlich wundern, ihm sechs Jahre nachdem er den Kurfürsten von Brandenburg verlassen hatte, weil dieser sich gegen Schweden mit dem Kaiser verbündete, im Dienst des Kaisers gegen die Türken kämpfend zu begegnen. Als ihm aufgegangen war, dass die Freiheit des Reiches und Europas nicht von Österreich, sondern von Frankreich bedroht war, stellte er sich vollständig um und führte nun den Kampf gegen Frankreich mit derselben entschiedenen Leidenschaft wie vorher gegen Österreich. Eine Zeitlang hielt er sich am Hof des Herzogs Ernst August von Braunschweig auf und wirkte dort für Anschluss an den Kaiser, dann ging er nach Holland, wo der junge Wilhelm von Oranien als Mittelpunkt des Widerstands gegen Frankreich ihn anzog. Von Holland aus begab es sich, dass er im Auftrag der Republik an den Hof von Berlin ging, um den Kurfürsten zum Eintritt in eine Koalition gegen Frankreich zu bewegen. Der Trieb zu großen Wagnissen und Unternehmungen, bei denen Ehre zu gewinnen ist, der ihn nach seinen eigenen Worten beseelte, fand im Umgang mit Wilhelm von Oranien Genüge.
Man hat Wilhelm III. mit seinem großen Vorfahr, dem Schweiger, verglichen, СКАЧАТЬ