Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: gelbe Buchreihe
isbn: 9783754183250
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Hatte Wilhelm III. nicht die strahlende Kraft, die von manchen heroischen Naturen ausgeht, so wirkte doch auch seine verhaltene Leidenschaft fesselnd. Die sich ihm einmal angeschlossen hatten, wie Waldeck und der Ratspensionär Heinsius, der Nachfolger des unglücklichen de Witt, blieben in seinem Bann. Leider besaß er nicht die Feldherrngaben, die seine Vorfahren Moritz und Friedrich Heinrich ausgezeichnet hatten. Er war ebenso wie Waldeck im Feld meist unglücklich. Immerhin gab Ludwig, nachdem der erste siegreiche Angriff zurückgeworfen war und das verbündete kaiserlich-brandenburgische Heer herannahte, den Krieg gegen Holland auf. Die Republik war für den Augenblick gerettet.
Zu den großen Gegnern Ludwigs XIV. darf man auch Leibniz zählen, obwohl er im Dienst des Kurfürsten von Mainz seine Laufbahn als Anhänger Frankreichs begonnen hatte und nie aufhörte, die französische Kultur zu schätzen. Den Reichsfeind Ludwig bekämpfte seine Feder, seine eindringlichen, schneidenden Äußerungen begleiteten alle die kriegerischen Aktionen, die sein Leben erfüllten, bald aufreizend, bald trauervoll und zornig.
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Ungarn und Türken
Ungarn und Türken
Zur Methode Ludwigs gehörte es, denen, die er angreifen oder die er verhindern wollte ihn anzugreifen, Feinde zu erwecken. Deshalb reizte er Portugal zum Krieg gegen Spanien, deshalb suchte er einen französischen Prinzen oder von ihm abhängigen Mann auf den polnischen Thron zu bringen, der sich etwa gegen Österreich gebrauchen ließ. Österreich gegenüber war er in der günstigen Lage, sich zweier immer zum Sprung bereiter Feinde dieser Macht bedienen zu können: der Ungarn und der Türken. Man muss die stets von Osten drohende Gefahr bedenken, um Leopolds unsicheres Verhalten im Westen zu verstehen.
Es waren die schwierigen Verhältnisse Siebenbürgens, die einen Zusammenstoß mit der Türkei herbeiführten. Dies Land hatte sich unter ehrgeizigen und oft hervorragenden Führern eine Art Selbständigkeit zwischen der Pforte und Österreich zu behaupten gewusst, sich bald mehr dem einen, bald dem anderen Land anschließend. Als die Pforte den Großfürsten Rákoczy, der ihre Unzufriedenheit erregt hatte, angriff und besiegte, dann das ungarische Großwardein eroberte, glaubte die österreichische Regierung sich einmischen zu müssen, um einem türkischen Einfall in die Erblande vorzubeugen.
Wenn sich der Kaiser nicht leicht zum Krieg entschloss, so erklärt sich das aus der Schwierigkeit, ein den türkischen Streitkräften nur einigermaßen gewachsenes Heer zusammenzubringen. Er verfügte damals über 12.000 Mann, wozu noch das etwa 15.000 Mann zählende Aufgebot der Ungarn kam, und diesen standen 120.000 Türken gegenüber. Sicherlich hätte der Kaiser mehr Geld und mehr Soldaten aus den Erblanden aufbringen können, wenn die militärischen Angelegenheiten ganz in seiner Hand gelegen hätten und wenn nicht in der Verwaltung Schlendrian und Schlamperei herkömmlich gewesen wären. „Kein Mensch hat hier Lust zu ernstlicher Arbeit“, schrieb der Nuntius an den Papst, und später Prinz Eugen: „Es mag auch noch so schlechte Nachricht kommen, ist man doch hier weit entfernt, sich zu beunruhigen oder an Abhilfe zu denken. Man ist hier von außerordentlicher Gemütsruhe und lässt alles seinen Gang gehen.“
Hier Ordnung zu schaffen, war Leopold nicht die Persönlichkeit. „O Dio“, schrieb er einmal seinem Beichtvater, „come detesto di dover prendere delle resoluzioni!“ Aus Angst vor Entschlüssen und Entscheidungen ließ er die Dinge gehen, und eine ähnliche Geistesverfassung herrschte in seiner Umgebung.
Raimondo Graf von Montecuccoli, seit 1651 Fürst von Montecuccoli (* 21. Februar 1609 auf Schloss Montecuccolo in Pavullo nel Frignano bei Modena; † 16. Oktober 1680 in Linz), war ein italienischer kaiserlicher Feldherr, Diplomat und Staatsmann in österreichisch-habsburgischen Diensten.
Der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, Raimondo de Montecuccoli, einer der vielen zu Österreichern gewordenen Italiener, war im Jahr 1609 in Modena geboren, hatte in vielen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges mitgekämpft und war in den Jahren 1639-42 in schwedischer Gefangenschaft gewesen. Diese Zeit hatte er benützt, um viel zu lesen, nicht nur kriegswissenschaftliche, sondern auch allgemein wissenschaftliche Werke, und hatte sich eine bedeutende Gelehrsamkeit erworben. Vielleicht war es dies Wissen, vielleicht auch das zunehmende Alter, das seine Kriegführung bedächtig, oft allzu bedächtig machte. Überhaupt aber war es der Grundsatz dieser Epoche, Schlachten womöglich zu vermeiden, um die Soldaten, eine kostbare Ware, zu sparen, und mehr durch geschickte strategische Bewegungen Erfolg zu erringen. Montecuccoli ging darin sehr weit; allerdings war er fast immer in der Lage, mit einer geringen Truppenzahl einer Übermacht entgegenzugehen. Als Mensch war er ehrenhaft und sympathisch.
Nachdem die wichtige, der Grenze nahegelegene Festung Neuhäusel von den Türken erobert worden war, und nachdem Leopold den Regensburger Reichstag gehörig bearbeitet hatte, ließ sich das Reich zur Hilfeleistung bereitfinden. Sie war dreifacher Art: das Reich stellte die eigentlichen Reichstruppen, Brandenburg, Sachsen und Bayern schickten ihre Hilfe gesondert, und ebenso trat der Rheinbund als selbständig handelnde Macht auf. Als das vornehmste Glied desselben lieferte Ludwig XIV. die meisten Truppen, zu denen sich viele von Adel als Freiwillige gesellten. Dass Ludwig ihm als Teilnehmer am Krieg aufgedrängt wurde, während man doch wusste, dass er die Türken gegen Österreich aufzuhetzen pflegte, war eine Beleidigung des Kaisers, die er tief empfand. Doch kämpften die Franzosen mit der ihnen eigenen Bravour und Disziplin, so dass sich Ludwig rühmen konnte, einen großen Teil zum Sieg beigetragen zu haben.
Bei St. Gotthardt an der Raab, nahe der steiermärkischen Grenze, kam es zur Schlacht, die ungeachtet des Zurückweichens der Reichstruppen im Beginn mit einem vollständigen Sieg der Christen endete. Es scheint, dass Montecuccoli auch in diesem Fall die Schlacht vermeiden wollte und nur durch den Rat der übrigen Heerführer zum Angriff bestimmt wurde. Trotz des glänzenden Erfolges schloss der Kaiser noch im selben Monat, im August 1664, den für ihn unvorteilhaften Frieden von Vasvar, der die Festungen Großwardein und Neuhäusel in den Händen der Türken ließ. Auch Siebenbürgen blieb bis auf weiteres unter türkischem Einfluss. Die Sorge um die Entwicklung in Spanien im Falle des Todes Philipps IV., der damals erwartet wurde, noch mehr vielleicht der Unmut über die unwürdige Bundesgenossenschaft Frankreichs, scheint beim Abschluss eines so verzichtvollen Vertrages den Ausschlag gegeben zu haben.
Der Unwille über den nachteiligen Friedensschluss war auch in Ungarn groß und steigerte die im Kreis der Magnaten ohnehin herrschende Unzufriedenheit zu förmlicher Verschwörung. Nur einige Komitate Ungarns, die der österreichischen Grenze nahe lagen, waren damals in österreichischem Besitz, die Mitte, nämlich die Komitate oder Paschaliks Ofen, Temesvar, Kanischa und Erlau mit dem hochgelegenen Ofen und den übrigen wichtigsten Festungen, darunter Grau, Stuhlweißenburg und Belgrad, befand sich in türkischen Händen. Aber auch das österreichische Ungarn war kein sicherer Besitz. Es war ein tragisches Verhängnis, dass Österreich Ungarn als Vormauer gegen die Türkei zu beherrschen suchen musste und dass andrerseits die Ungarn der deutschen Herrschaft natürlicherweise widerstrebten. Die Ungarn lebten noch in mittelalterlich feudalen Verhältnissen, СКАЧАТЬ