Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: gelbe Buchreihe
isbn: 9783754183250
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Die unglücklichen Spanier hätten freilich viel Geld haben müssen, wenn sie mit den von Frankreich aufgewendeten Bestechungssummen hätten wetteifern wollen. Es wäre wohl nützlich, meint Leopold, wenn man den Kurfürsten von Brandenburg für das Habsburger Haus gewinnen könnte, „denn certe timeo, ne alias Brandenburgensis se vertat ad regem Galliae“. Ebenso, meinte er, würde eine Summe Geldes nicht verworfen sein, wenn man sie employierte, Mainz auf die habsburgische Seite zu bringen, das sich grade von Frankreich abwenden zu wollen schien, und das man nicht steckenlassen dürfe. „Denn ohne Geld erhalten wir diese Leute nit, und nehmen sie nachmals Frankreichs Geld an, so heißt es operam et oleam perdidimus.“
Man muss zugeben, dass es der Kaiser nicht leicht hatte. Spanien, sein sicherster Bundesgenosse, war jetzt mehr eine Belastung als eine Hilfe, die Ungarn drohten mit Abfall, im Osten und im Westen standen zwei mächtige Feinde kampfbereit: Frankreich und die Pforte. Am Hof Ränke zwischen den Räten, die teils für, teils gegen Frankreich waren, sterbende Kinder, eine sterbende Gattin, und im Herzen schon die Liebe zu einer neuen, der schönen Cousine Claudia von Tirol.
Erzherzogin Claudia Felizitas von Österreich-Tirol (1653 – 1676)
Wie peinlich es auch für Leopold war, dass er durch eigene Schuld außerstande war, Spanien zu helfen, fast noch peinlicher mochte es ihm sein, dass ihm durch drei protestantische Mächte, Holland, England und Schweden, geholfen wurde. Der Leiter der Republik Holland, Jan de Witt, erschrak über die Aussicht, Frankreich im Besitz der spanischen Niederlande zu seinem Nachbarn geworden zu sehen. Es gelang ihm, sich mit England und Schweden zu einem Bündnis, der sogenannten Tripelallianz, zu vereinigen, welche den raschen kriegerischen Fortschritt Ludwigs aufhielt und eine Friedensvermittlung einleitete. Dass das schuldlose Spanien Opfer bringen musste, ließ sich allerdings nicht hindern. Ludwig, der in Eile noch die Franche Comté eroberte, um ein Faustpfand mehr zu haben, behielt 12 Festungen in den spanischen Niederlanden, was eine spätere Eroberung erleichtern würde. Zunächst aber gedachte er, Holland dafür zu bestrafen, dass es gewagt hatte, ihm in den Weg zu treten.
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Der holländische Krieg
Der holländische Krieg
Bevor er das Unternehmen gegen Holland ins Werk setzte, hielt es Ludwig für gut, sich den Besitz Lothringens zu sichern, das ohnehin fast ganz abhängig von ihm war. Der Überfall war so gut vorbereitet und wurde so genau und schneidig ausgeführt, dass sich Herzog Karl IV. nur durch eilige Flucht aus seiner Hauptstadt Nancy retten konnte.
Karl IV. (Lothringen) Karl IV. im Jahre 1663 Karl IV. (* 5. April 1604 in Nancy; † 18. September 1675 in Allenbach) war rechtmäßiger Herzog von Lothringen und Bar von 1625 bis 1675.
Sein Neffe und Nachfolger, Karl V., suchte Schutz beim Kaiser, dessen Haus seitdem sich immer enger mit dem Haus Lothringen verband.
Lähmender Schrecken befiel die benachbarten Staaten bei dem neuen Friedensbruch. Wer würde das nächste Opfer sein? Bündnispläne wurden überall beredet und wieder verworfen. Auch der Kurfürst von Mainz sah ein, dass die Ruhe Europas nicht durch Österreich, sondern durch Frankreich bedroht war. Bereits hatte er angefangen, sich dem Kaiser zu nähern, ohne aber den Charakter seiner Politik gänzlich zu ändern. Er dachte jetzt an eine Allianz, die er die deutschgesinnte nannte, als deren Haupt er eine schiedsrichterliche Stellung zwischen Österreich und Frankreich einnehmen würde. Der Kaiser sollte ihr nicht als Kaiser, wohl aber als König von Böhmen und als Erzherzog von Österreich angehören. Frankreich sollte durchaus nicht den Eindruck haben, als wolle der Kurfürst sich von ihm abwenden, die Beziehungen sollten ungetrübt bleiben. Johann Philipp träumte davon, er könne das Interesse Ludwigs auf die Levante ablenken, seine Eroberungslust mit der Aussicht auf frisch ergrünenden Kreuzzugs-Lorbeer locken.
Auch Leopold wurde unruhig und unterhandelte hier und dort; aber sich selbst zu empeñiren fand er sich doch impossibilitirt. Vollends als er sich überzeugt hatte, dass die französischen Rüstungen Holland galten, fand er es gar nicht so übel, dass Frankreich und die Niederlande sich in die Haare gerieten und ein wenig zausten.
Diejenigen, auf die er es abgesehen hatte, pflegte Ludwig vorher zu isolieren, wobei ihm seine gewandte, gutgeschulte Diplomatie ausgezeichnete Dienste leistete. In Bezug auf Holland hatte er leichtes Spiel. Der mächtige und reiche Handelsstaat hatte diejenigen zu Gegnern, die seine Stelle einzunehmen wünschten, Frankreich und England. Überhaupt ist Besitz von viel Geld ein Magnet, der Hass und Neid anzieht. Die Fürsten hatten außerdem eine gereizte Abneigung gegen die Republik, deren Wohlstand und Kultur sie doch bewundern mussten: So gelang die Auflösung der Tripelallianz ohne Mühe. Der König von England war sowieso französisch gesinnt und wurde gern aus einem Verbündeten Hollands sein Feind, bei Schweden handelte es sich nur um ein Geldgeschäft. Ähnlich ging es mit den Reichsfürsten. Der Kurfürst von Mainz besann sich darauf, dass seine Mittlerstellung ohne eine hinreichende Anzahl Truppen in der Luft schwebe und erneuerte seine Freundschaft mit Frankreich. Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern gab sich aus vollem Herzen dem französischen Einfluss hin; er sowie der Kurfürst von Köln standen unter dem Einfluss der verräterischen Brüder Grafen Fürstenberg. Der Kurfürst von Köln und der Bischof von Münster, die allerlei kleine Grenzstreitigkeiten mit dem holländischen Nachbarn hatten, erklärten sich sogar bereit, an Frankreichs Seite in den Krieg einzutreten. Der Kölner verpfändete Ludwig seine Festung Neuss als Waffenplatz und Ausfallsort gegen Holland.
Wie bedrohlich die Umstände für Holland auch waren, so lag doch die größte Gefahr in Holland selbst. Den holländischen Staat würde Hobbes nicht als Staat anerkannt, er würde ihn das Zerrbild eines Gemeinwesens genannt haben; denn die Staatsgewalt war hier nicht einheitlich, sondern nach mittelalterlicher Art geteilt, und zwar zwischen dem Statthalter, der das monarchische СКАЧАТЬ