Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: gelbe Buchreihe
isbn: 9783754183250
isbn:
Vom preußischen Hinterpommern aus brach Karl Gustav in Polen ein, während die Russen vom Osten her Litauen überfielen. Der polnische Adel unterwarf sich dem Schwedenkönig kampflos, Johann Casimir floh von Warschau nach Krakau, der alten Krönungsstadt, und von da nach Schlesien; es war ein vollständiger Zusammenbruch, dem, wie man annehmen konnte, die Auflösung Polens folgen würde. Die Küste dachte Schweden für sich zu behalten, kleine Stücke an Brandenburg, vielleicht auch an Russland und Siebenbürgen zu geben. Indessen der Zusammenbruch war zu stürmisch gewesen, um einen dauerhaften Zustand zu gewährleisten. Das streng katholische Land empörte sich gegen den protestantischen Herrscher, und der Adel, wie haltlos und treulos er sich auch benommen hatte, begriff bald, was für einen unvorteilhaften Tausch er gemacht hatte. Das so schnell gewonnene Polen leistete der Besetzung Widerstand und musste nun erst mit Waffengewalt überwunden werden. Man staunte, was für ein gewaltiges Heer das Land aufbrachte, das sich soeben jämmerlich unterworfen hatte: etwa 100.000 Mann standen in Waffen, eine für die damalige Zeit ungeheure Zahl. Sie waren der vereinigten schwedisch-brandenburgischen Armee ungefähr fünffach überlegen, aber an Ordnung, Ausrüstung, Kriegserfahrung ihr nicht entfernt gleich; die brandenburgischen Führer waren zumeist Veteranen des Dreißigjährigen Krieges. Die Polen waren durch Tataren verstärkt, auf beiden Seiten fochten fast nur Reiter; bei den Polen wurden Fußvolk und Artillerie überhaupt ganz vernachlässigt. Die große Schlacht bei Warschau, die sich über drei Tage erstreckte und durch originelle Manövrierung des siegreichen schwedisch-brandenburgischen Heeres merkwürdig war, vermehrte den Ruhm Karl Gustavs und begründete das militärische Ansehen Friedrich Wilhelms; den Krieg beenden konnte sie nicht.
Aus dem halbbarbarischen Polen brachen, wenn es eben unterworfen war, neue kampfbereite Menschenmassen hervor und stellten die errungenen Vorteile wieder in Frage. Der moskowitische Zar machte sich lästig, indem er mit vielen Truppen in Livland eindrang, das tatsächlich, wenn auch nicht förmlich, den Schweden gehörte. So viel nahm sich der Großfürst heraus, dass er dem Kurfürsten von Brandenburg zumutete, ihn als Lehnsherrn anzuerkennen, weil das Herzogtum Preußen eine Dependenz von Litauen sei. Dazu kam, dass sich nun auch der Kaiser entschloss, dem glaubensverwandten Polen zu Hilfe zu kommen: die Aussicht, Schweden in die Nachbarschaft seiner Erblande vordringen zu sehen, erschreckte ihn. Karl Gustav wurde dieses unabsehbaren Kampfes müde, bei dem seine Heldentaten so wenig greifbare Früchte trugen. Ein Angriff des stets eifersüchtigen Dänemarks gab ihm den Anlass, das Festland mit seinen Truppen zu verlassen und sich mit dem gewohnten Schwung auf den treulosen Nachbarn zu stürzen.
Friedrich Wilhelm war nun in misslicher Lage, da er, nachdem Karl Gustav abgezogen war, den polnischen Krieg allein auf dem Hals hatte. Andrerseits bot sich eine neue, viel aussichtsreichere Kombination: wenn er sich mit Polen versöhnte und mit dem Kaiser verbündete, konnte er nicht nur die Unabhängigkeit Preußens erringen, sondern auch Schweden das im Dreißigjährigen Krieg abgetretene Pommern wieder abjagen. Es kam ihm zugute, dass er eine politique volpinesque, wie der holländische Ratspensionär Jan de Witt es nannte, eine Fuchspolitik getrieben und dauernd nach allen Seiten verhandelt hatte, woran er nun anknüpfen konnte. Im Bund mit Polen und dem Kaiser und im Begriff Pommern zu erobern, stand er immer noch in freundschaftlichen Beziehungen zu dem verratenen Bundesgenossen Karl Gustav. Viel zu sehr ineinander verschlungen waren aber die abendländischen Verhältnisse, als dass ein einzelner, noch dazu eine so verhältnismäßig kleine Macht wie der Kurfürst von Brandenburg, umwälzende Absichten so ohne weiteres hätte verwirklichen können. Nicht nur dass der Kaiser, sein eigener Bundesgenosse, keine Lust hatte, dem ehrgeizigen Reichsfürsten zu beträchtlicher Vergrößerung zu helfen und sich folglich für den pommerschen Krieg nur lau einsetzte, Frankreich, das im Jahr 1659 den langen Krieg mit Spanien endlich siegreich beendigt hatte, warf sein Machtwort zugunsten Schwedens in die Waagschale: Es gehörte zur französischen Politik, Schweden in seinen Ansprüchen an das Reich zu unterstützen und ihm seinen im Westfälischen Frieden erworbenen Besitz im Reich zu erhalten. So kam es, dass im Frieden von Oliva, der im Jahr 1660, kurz nach dem vorzeitigen Tod des nordischen Alexander, wie man Karl Gustav zu nennen pflegte, die nordischen Wirren beendete, die alten Verhältnisse im Wesentlichen wiederhergestellt wurden. Polen war gerettet, einzig auf die Oberhoheit über das Herzogtum Preußen musste es verzichten. Friedrich Wilhelm hatte durch sein Schaukeln zwischen den Parteien, das durch kräftige militärische Anstrengungen unterstützt wurde, nicht nur sich von Polen unabhängig gemacht, sondern auch sein Ansehen als kluger Politiker und bedeutender Feldherr sehr vermehrt. Russland musste sich mit einer kleinen Gebietserweiterung begnügen, den Zugang zum Meer, den es erstrebt hatte, erreichte es nicht.
Seiner Gesinnung getreu hatte Graf Waldeck die Schwenkung des Kurfürsten zum Kaiser hinüber nicht mitgemacht; schon im Mai des Jahres 1658, bald nachdem das Bündnis mit dem Kaiser zustande gekommen war, verließ er den brandenburgischen Dienst, um später in schwedischen zu treten. Vergebens hatte ihn der kaiserliche Gesandte Lisola, der seinen Wert erkannte, durch große Vergünstigungen für den Dienst des Kaisers zu gewinnen versucht. Viele Jahre später sollte er den Kurfürsten, seinen ehemaligen Herrn und Freund, unter sehr veränderten Verhältnissen wiedersehen.
* * *
Der Rheinbund
Der Rheinbund
Der Kurfürst von Brandenburg war nicht der einzige, der als Haupt einer Allianz die Führung im Reich an sich zu bringen dachte: ein katholischer Fürst war es, dem das gleiche Ziel vorschwebte, der Kurfürst Johann Philipp von Mainz.
Johann Philipp von Schönborn (* 6. August 1605 auf Burg Eschbach (heute Laubuseschbach) im Östlichen Hintertaunus; † 12. Februar 1673 in Würzburg) war Kurfürst und Erzbischof von Mainz
Schon durch seine Stellung als Erzkanzler des Reichs war Johann Philipp der bedeutendste unter den rheinischen Fürsten; aber er war es auch durch seine Person. Johann Philipp von Schönborn hatte im Dreißigjährigen Krieg als Offizier in kaiserlichem Dienst gestanden, war dann, 25jährig, Kapitular von Würzburg geworden und hatte als solcher den Einfluss des edlen und unglücklichen Spee erfahren. Was von dessen hochherziger Menschlichkeit auf ihn übergegangen sein mochte, gestaltete sich in ihm zur Duldsamkeit in religiösen Fragen und zu allgemeiner Friedensliebe, soweit beides nicht zu seinem fürstlichen Ansehen in Widerspruch stand. Den Hexenprozessen hat er in seinem Land ein Ende gemacht. Es gab keinen Fürsten im Reich, für den das fürstliche Ansehen nicht ausschlaggebend gewesen wäre, alle beherrschte die Sucht, ihr Gebiet, sei es groß oder klein, zu vergrößern und möglichst ertragreich zu machen. Als Johann Philipp im Jahr 1647 Kurfürst von Mainz wurde, war sein Kurfürstentum noch zum großen Teil von französischen Truppen besetzt, und er glaubte, den König von Frankreich am ehesten durch Nachgiebigkeit in allen Dingen zur Räumung bewegen zu können. Die Politik des Anschlusses an Frankreich war ihm nicht neu, er hatte dem Kaiser schon früh widerstrebt, als derselbe energischeres Vorgehen gegen Frankreich forderte.
Maximilian von Bayern СКАЧАТЬ