Das Elfenbeinkind. Henry Rider Haggard
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Название: Das Elfenbeinkind

Автор: Henry Rider Haggard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183854

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СКАЧАТЬ mir die Entschlossenheit seines Charakters. Wahrscheinlich, so überlegte ich, hält er mich für einen etwas gefährlichen Menschen, der die Gemälde oder die Kunstgegenstände mit seinem Stock beschädigen könnte. – Da er nicht wußte, unter welchem Vorwand er mir den Stock allein abverlangen solle, verfiel er auf den Ausweg, mich auch um den Hut zu erleichtern.

      Später einmal bestätigte mir Herr Samuel Wild selbst diese meine Mutmaßungen. Er habe in Anbetracht meines ein wenig ungewöhnlichen Äußeren gedacht, ich könnte einer von jenen gefährlichen Leuten sein, von denen er in den Zeitungen soviel las, nämlich ein »Hanarchist«. Ich schreibe das Wort so, wie er es aussprach – und das war eine kuriose Sache. So fehlerlos, so gut erzogen dieser Mann auch war – er hatte seine schwache Seite, durch die er lächerlich wurde. Seine Aussprache des »H« war unsicher. Drei etwa kamen ganz richtig heraus, aber ein viertes machte sich entweder durch völliges Fehlen oder durch unbeabsichtigtes Auftreten bemerkbar. Im übrigen war Samuel Wild ein guter Kerl und von einer rührenden Treue. Ich hatte den größten Respekt vor ihm.

      Jetzt begleitete er uns durch das Schloß. Wir sahen alle die zahllosen Kostbarkeiten und wenigstens zweihundert Gemälde aus der Werkstatt berühmter alter Meister. Das gab Wild Gelegenheit, mit großen, wenn auch irgendwo zusammengeklaubten historischen Kenntnissen zu prunken. Um die Wahrheit zu sagen, ich wäre ihm dankbar gewesen, wenn er seine Erklärungen ein bißchen weniger detailliert gehalten hätte, denn an jenem Dezembertage war es in diesen großen Räumen erbärmlich kalt.

      Um den Weg von der großen nach der kleinen Galerie abzukürzen, passierten wir Lord Ragnalls Arbeitszimmer, einen gut geheizten und behaglich eingerichteten Raum. Ich blieb einen Augenblick am Feuer stehen. Und da entdeckte ich, durch einen Vorhang verhüllt, ein Gemälde. Ich fragte Herrn Wild nach der Bedeutung.

      »Das, mein Herr,« antwortete er mit einer Art stolzer Reserviertheit, »ist das Porträt der zukünftigen gnädigen Frau. Seine Lordschaft hat den Anblick dieses Bildes ausschließlich sich selbst vorbehalten.«

      Fräulein Manners kicherte, und ich sagte: »So, ich danke Ihnen. Aber wie kann man nur eine Sache von solch übler Vorbedeutung tun!«

      Durch eine offene Türe erspähte ich die Vorhalle, in der mir mein Hut abgenommen worden war, blieb ein wenig zurück, und als die anderen in der kleinen Galerie verschwunden waren, schlüpfte ich in die Halle, nahm mein Hab und Gut wieder an mich und trat in den Garten hinaus, um, hier auf und ab gehend, mich zu erwärmen und auf meine Begleiter zu warten. Als ich so auf der Terrasse hin und her marschierte, hörte ich den Knall von Schüssen. Das Knallen scholl aus einer Gruppe von Eichen her, die in einer Entfernung von etwa vierhundert Metern standen. Mir schien, daß die Schüsse aus einem kleinkalibrigen Gewehr kamen, nicht aus einer Schrotflinte.

      Neugierig, wie ich es ja schon fast berufsmäßig bin, ging ich auf einem Umwege quer durch eine Anpflanzung auf den Eichenhain zu. Schließlich stand ich am Rande einer Lichtung und sah, durch einen prächtigen Buchsbaum gedeckt, zwei Männer vor mir. Der eine war ein junger Heger, und der andere – das wußte ich im ersten Moment – war Lord Ragnall selbst. Tatsächlich eine ungewöhnliche Erscheinung! Sehr groß, breitschultrig, zugespitzter Bart, ein freundliches und einnehmendes Gesicht und große dunkle Augen. Er trug einen Mantel über den Schultern, der einen Samtrock darunter sehen ließ.

      Meinen Platz wechselnd, beobachtete ich seine Versuche, Holztauben zu schießen, die, durch das kalte Wetter hungrig gemacht, Eicheln picken wollten. Von Zeit zu Zeit tauchten die schönen blauen Vögel auf, einen Moment lang schwebten sie regungslos über den Bäumen, ehe sie sich setzten. Der Schütze feuerte und – sie flogen davon! »Peng – Peng!« machte die Büchse, und weg war die Taube.

      »Verdammt!« sagte der Schütze mit einer wohlklingenden Stimme, »das ist die zwölfte, die ich gefehlt habe, Charles.«

      »Sie haben den Schwanz getroffen, Mylord. Ich sah eine Feder davonflattern. Aber, wie gesagt, Mylord, es gibt keinen lebenden Menschen, der fliegende Tauben mit einer Kugel zu treffen imstande wäre. Auch dann nicht, wenn sie in der Luft stillzustehen scheinen.«

      »Ich habe von einem gehört, Charles. Herr Scroope hat einen Freund aus Afrika zu; Besuch, von dem er schwört, daß er vier Stück von sechs herunterholt.«

      »Dann, Mylord, hat Herr Scroope einen Lügenpeter zum Freunde«, entgegnete Charles, indem er ihm das zweite Gewehr reichte.

      Das war zuviel für mich. Ich schritt, höflich meinen Hut lüftend, auf die beiden zu und sagte:

      »Entschuldigen Sie, mein Herr, wenn ich störe; aber Sie schießen auf diese Holztauben nicht in der richtigen Weise. Wenn die Tauben auch, bevor sie niederkommen, in der Luft stehenzubleiben scheinen – sie fallen schneller, als Sie es sich vorstellen können. Ihr Heger irrte sich, als er Sie vom letzten Vogel, auf den Sie zwei Läufe abfeuerten, eine Schwanzfeder herausholen sah. In beiden Fällen haben Sie wenigstens einen Fuß zu hoch geschossen. Und was herunterkam, war ein Eichenblatt.«

      Einen Moment herrschte Schweigen. Dann rief Charles ärgerlich aus:

      »Nanu, was denn noch?«

      Lord Ragnall aber – er war es wirklich – sah zunächst ebenfalls ärgerlich drein. Dann schien ihn die Sache zu amüsieren.

      »Mein Herr,« sagte er, »ich danke Ihnen für Ihren Ratschlag. Es ist wahr, ich habe jede Taube gefehlt, auf die ich mit diesen vertrackten kleinen Büchsen zu schießen versuchte. Aber wenn Sie mir in der Praxis vorführen könnten, was Sie jetzt so freundlich theoretisch entwickelt haben – so würde das den Wert Ihrer Ratschläge sicherlich erhöhen.«

      So sprach er. Ohne Zweifel ironisierte er mich (er hatte Sinn für Humor). Meine Rede war aber auch durch meine Erregung ein bißchen zu pompös ausgefallen.

      »Geben Sie mir bitte das Gewehr«, antwortete ich, indem ich meinen Mantel ablegte.

      Er überreichte es mir mit einer Verbeugung.

      »Überlegen Sie sich, was Sie tun wollen,« grunzte Charles, »das Ding ist gespannt und gestochen.«

      Ich schickte ihm einen vernichtenden Blick zu, aber dieser ungläubige Heger stierte mich nur mit der ausgesprochenen Unverschämtheit seiner runden Vogelaugen an. Niemals zuvor war ich auf einen dienstbaren Geist so wütend gewesen. Und auf einmal kam mir ein schrecklicher Gedanke. Wie, wenn ich fehlte! Ich wußte herzlich wenig Bescheid über den Flug englischer Holztauben, die mit der Kugel überhaupt leicht zu fehlen sind, und nichts wußte ich von diesen Spezialwaffen. Ein Blick belehrte mich aber, daß ich ein ausgezeichnetes, von einem berühmten Büchsenmacher konstruiertes Gewehr in der Hand hielt. Aber, wenn ich jetzt umschmiß, wie sollte ich Charles' Verachtung und die Höflichkeit seines vornehmen Herrn, der sich schon jetzt über mich amüsierte, ertragen? Ich betete zum Himmel, daß sich keine weiteren Tauben zeigen möchten und so meine vorgegebene Geschicklichkeit wenigstens vorläufig nicht auf die Probe gestellt werden könnte.

      Aber es sollte nicht sein. Diese Vögel kamen von weit her einzeln oder zu zweien auf der Suche nach ihrem Lieblingsfutter. Selbst die Tatsache, daß einige verscheucht worden waren, hielt die andern vom Kommen nicht ab. Auf einmal hörte ich Charles knurren: »Na, jetzt passen Sie auf, Meister. Jetzt haben Sie Gelegenheit, Seiner Lordschaft zu zeigen, wie man's macht, trotzdem er, nebenbei bemerkt, der beste Schütze im Lande ist.«

      Während er sprach, zeigten sich zwei Tauben. Die eine ein Stückchen hinter der anderen, kamen sie stracks auf uns zu. Als sie, bereit sich niederzulassen, die Lichtung des Hains erreichten, war die eine ungefähr fünfzig, die andere etwa siebzig Meter weit weg. Ich nahm die nächste aufs Korn, gab etwas für den Fall und die Steigung zu und berührte den Hahn der Büchse. Sie hatte СКАЧАТЬ