Название: Freundlicher Tod
Автор: Ute Dombrowski
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Eltville-Thriller
isbn: 9783742755940
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Biancas Frage schwang unheilvoll durch den Raum. Benedikt nahm seine Jacke und verließ das Büro, Michael stellte sich zu Bianca ans Fenster und legte einen Arm um sie.
„Erstens bist und wirst du niemals unheilbar krank werden. Zweitens finde ich den Gedanken daran unendlich verwirrend und drittens ist das eine Frage, die mir Angst macht. Also hör auf, an so etwas zu denken. Vielleicht magst du mitkommen zu dem Neffen? Er wohnt in einer kleinen Wohnung in Erbach.“
„Entschuldige, aber es kam mir einfach in den Sinn. Natürlich lebe ich ewig, mein Schatz, erst recht mit dir an meiner Seite.“
„Das ist aber sehr kitschig.“
„Ich hole meine Jacke und komme mit. Geh schon mal vor.“
Michael nickte und lief auf den Parkplatz, wo er sich schnell ins Auto setzte, denn es hatte zu regnen begonnen. Er dachte: Ich muss diese Frau von so düsteren Gedanken ablenken, sie hat mir das Leben gerettet. Also nahm er sich vor, sie an Silvester zu überraschen.
Sie fuhren nach Erbach und befragten Gernot, aber irgendwie war auch dieses Gespräch sehr unbefriedigend. Also machten sie sich auf den Rückweg nach Eltville, wo Benedikt schon wartete.
„Die beiden haben keinen Grund, die Frau hat die Wahrheit gesagt und fast nichts von dem vielen Geld ausgegeben. Und Gernot bekam jeden Monat eine großzügige Unterstützung. Ich war gleich noch im Altenheim, wo er neben dem Studium arbeitet. Der ist da beliebt und eine Omi nannte ihn sogar Engel. Vielleicht hatte Fred Drekelt Besuch.“
„Heute kommen wir eh nicht weiter, also lass uns heimgehen“, schlug Bianca vor.
„Ja, Schatz, fahr schon mal voraus, ich plane schnell mit Benedikt, was wir im neuen Jahr machen und komme dann nach.“
Bianca erklärte, dass sie noch zum Einkaufen fahren würde und küsste Michael.
„Bis morgen, Benedikt. Ich freue mich.“
„Ich mich auch. Und danach die Party wird geil.“
Als sie aus der Tür war, erläuterte Michael seinen Plan für den nächsten Abend und fragte seinen Kollegen und Freund, was er davon hielt. Der grinste über das ganze Gesicht.
„Alter Mann, das ist eine geile Idee. Bis morgen Abend. Aber mach es erst, wenn ich weg bin.“
„Was dachtest du denn?“
4
Zwei Tage vor Silvester war Alexander zu Fred gegangen. Später hatte er sich von dem alten Mann verabschiedet und ihn getötet. Er hatte den Abend über an seinem Bett gesessen und die Hand des Mannes gehalten, bis alles vorbei war. Danach fühlte Alexander sich gut. Er hatte etwas getan, was sich nicht viele trauten und er bewunderte Fred, dass der so mutig war, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen.
Tagelang hatte er überlegt, ob er dem Wunsch des freundlichen Mannes nachkommen sollte. Er war verwirrt - seit er seine kleine Schwester getötet hatte, war nichts mehr, wie es einmal war. Die Schuld drückte zwar auf seine Schultern, aber trotzdem war die Überzeugung, das Richtige getan zu haben, immer noch stärker.
Wenn Alexander in den Tagen nach Sarahs Tod bei Dörte und Klaas gewesen war, bohrte seine Mutter nach und wollte ihn trösten. Aber der junge Mann schwieg, er fand es schon abartig genug, dass sein Vater wieder aufgetaucht war. Bald war er nicht mehr zu seinen Eltern hinuntergegangen und streunte stundenlang durch die Stadt oder die Weinberge. Die Arbeit in der Apotheke vernachlässigte er auch, aber die Eltern trauten sich nicht, ihn zu etwas zu drängen. Auch jetzt wagte die Mutter nicht, irgendwelche Frage zu stellen.
Als wenn es nicht schon schlimm genug war, dass Alexander Sarah getötet hatte, noch viel schlimmer war die spätere Erkenntnis, dass es eine Fehlentscheidung gewesen war. Aber er hatte auf Fred gehört, Fred, den weisen alten Mann, dem er vollkommen vertraut hatte.
„Du hast das Richtige getan! Und mich beim Sterben zu unterstützen, ist auch richtig. Dann geht es dir besser, glaube mir!“, hatte Fred enthusiastisch gerufen. „Du hilfst mir und ich helfe dir.“
„Versprichst du mir, dass ich damit meinen Seelenfrieden zurückbekomme?“
„Ich verspreche es dir. Meine Seele für die deiner Schwester. Mein Leben für ihres.“
Sie hatten sich oft im Krankenhaus getroffen, wenn Alexander Sarah besuchte. Später hatten sie darüber geredet, wie es wäre, für immer von den Schmerzen erlöst zu werden. Als der alte Mann für seine letzte Lebenszeit nach Hause gegangen war, besuchte ihn Alexander öfter am späten Abend oder in der Nacht. Die beiden sprachen dann meistens über den Tod und das Sterben. Fred hatte ihm erklärt, dass er immer die Kontrolle über sein Leben haben wollte, also hatte er auch nicht vor, sie beim Sterben abzugeben.
„Ich bin noch total klar im Kopf und will nicht als ein sabberndes Wrack enden, das sich vor Schmerzen krümmt oder nur noch unter Drogen leben kann. Dann lieber taktvoll abtreten.“
Den Gedanken daran hatte Alexander nicht mehr aus dem Kopf kriegen können und nachdem er seine Schwester erlöst hatte, war er zu Fred gelaufen und hatte ihm davon berichtet. Sie saßen stundenlang zusammen und Fred lobte ihn für seine Umsicht.
Auch wenn Alexander wusste, dass Sarah jetzt nicht mehr leiden musste, war er traurig und verzweifelt zugleich.
Er war zu Füßen des großen Sessels im Wohnzimmer vor Fred zusammengebrochen und der hatte ihm den Kopf gestreichelt, bis Alexander sich wieder beruhigt hatte. Danach offenbarte er ihm seinen Plan, mit dem beide zufrieden sein konnten. Noch einen Tag vor dem geplanten Tod des alten Mannes lief Alexander durch die Gegend und sah nicht, was um ihn herum vor sich ging. In seinem Kopf und im Herzen trug er die Sehnsucht, erlöst zu werden von der Last seiner Schuld. Hatte Fred recht? Konnte er so seinen Frieden zurückerlangen?
Fred hatte extrem starke Schmerzen, dass er oft schreien musste, aber das konnte und wollte er seinen beiden lieben Menschen nicht sagen. Sie sollten das Gefühl haben, dass es ihm gut ging und dass sie bestens für ihn sorgten und sich nützlich vorkamen. Er litt wie ein Hund und als der Arzt ihm sagte, dass er mit den Medikamenten noch ewig leben könne, war er nicht erfreut, sondern verzweifelt.
„Ewig leben? Ewig diese Schmerzen? Zugedröhnt mit Medikamenten? Das ist für mich kein Leben. Ich habe alles geregelt. Wenn du mir hilfst, wirst du von deiner Schuld erlöst. Niemand wird wissen, was du getan hast, es wird keine Spuren geben, also wird dich keiner verdächtigen. Kein Mensch weiß, dass wir uns kennen. Sterbehilfe ist in Deutschland verboten, aber ich schaffe es nicht mehr, irgendwohin zu reisen. Ich werde einen Brief schreiben, dass ich freiwillig aus dem Leben geschieden bin.“
Es klang vernünftig und Alexander spürte so viel Verständnis für den alten Mann, dass er zustimmte. Sie verabredeten sich für zwei Tage vor Silvester. Alexander würde abends kommen, Fred töten und dann wieder verschwinden, sodass Gernot ihn später finden konnte. Zu lange im Bett herumliegen und verwesen wollte Fred nun auch nicht. Sie hätten es genauso gut machen können, wenn Jutta an Neujahr für eine Woche zu ihrer Familie fahren würde, aber der Gedanke daran, dass Fliegen auf ihm herumkrabbelten und in Ohren, Nase und Mund hineinkriechen würden, war Fred unangenehm. Dann lieber schnell gefunden und begraben werden.
Da der alte Mann viel Zeit hatte, konnte er vorher im Internet recherchieren, wie der Tod ihn schnell mitnehmen könnte und auch im СКАЧАТЬ