Freundlicher Tod. Ute Dombrowski
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Название: Freundlicher Tod

Автор: Ute Dombrowski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Eltville-Thriller

isbn: 9783742755940

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СКАЧАТЬ eines Menschen schauen.“

      „Ich dachte aber immer, dass ich das kann. Meine Instinkte hatten mich bis dahin noch nie verlassen und wenn ich überlege, dass ich ja am Anfang unserer Bekanntschaft kein gutes Gefühl hatte, so muss ich zugeben, dass ich nicht weiß, wann und warum mir der Instinkt verloren ging. Ach könnte man doch den Menschen in den Kopf schauen, dann würde sich so manches Verbrechen verhindern lassen.“

      Michael lachte und schaute dem jungen blonden Mann hinterher, der mit hängenden Schultern an ihnen vorüberschlich. Seine Augen waren in die Ferne gerichtet und er schien sie nicht zu bemerken.

      „Sieh dir den armen Kerl an, was denkst du, was hinter seiner Stirn vor sich geht?“

      „Vielleicht hat er Liebeskummer? Er sah so traurig aus. Wollen wir ihn fragen?“

      „Spinnst du?!“, rief Michael und riss die Augen auf. „Das ist doch voll peinlich.“

      „Dann sag mir doch mal, was ich gerade denke!“

      Michael küsste Bianca und grinste.

      „Du denkst dasselbe wie ich. Komm schnell nach Hause, ich will das auch! Außerdem ist es kalt.“

      Sie standen auf und folgten dem Mann mit einigem Abstand. Als sie ihre Wohnung erreicht hatten, fielen sie übereinander her und hatten den Spaziergänger schon wieder vergessen.

      Michaels Geburtstag ging vorüber, Weihnachten verbrachten sie zuhause und zum Jahreswechsel wollten sie mit Benedikt essen gehen, der anschließend zu einer Party eingeladen war.

      Einen Tag vor Silvester läutete um zehn Uhr das Telefon und Michael nahm ab. Er horchte in den Hörer, dann sah Benedikt, wie sich das Gesicht seines Kollegen schlagartig verdüsterte.

      „Ja, wir kommen sofort.“

      „Was ist passiert?“

      „Wir müssen los, da hat jemand seinen Onkel tot im Bett gefunden“, erklärte Michael, „und er kann sich nicht vorstellen, dass er einfach so gestorben ist. Der Mann war zwar schwer krank, aber er war lebensfroh und noch fit im Kopf. Das sagt der Arzt, den der Neffe eben gerufen hat.“

      „Hm, vielleicht war es Selbstmord. Los, ich fahre, aber wir müssen beim Bäcker anhalten, ich hatte noch kein Frühstück.“

      „Du brauchst eine Frau, mein Lieber.“

      Benedikt lachte und winkte ab. Sie setzten sich ins Auto und machten sich auf den Weg. Es war kalt, aber nicht nass, die Sonne schien sogar und tauchte den Rheingau in ein zauberhaftes Licht. In der Nacht hatte es Frost gegeben und ein Rest von Raureif lag dort, wo die Sonne noch nicht hingekommen war, um ihn von den Blättern und Gräsern zu lecken.

      Der alte Mann lag im Bett seiner Villa, in der er seit dem Tod seiner Frau ganz alleine gelebt hatte. Vom Fenster aus, das Michael jetzt ein Stück öffnete, um Luft zu holen, sah er den Rhein behäbig dahinfließen und die winzigen Wellenspitzen glitzerten in der Sonne. Es roch in diesem Zimmer nach Krankheit und Tod und das konnte der Kommissar schlecht aushalten.

      Die Möbel waren alt und sahen aus wie teure Antiquitäten. Der Mann, der zugedeckt war, hatte ein weißes und hageres Gesicht und die Wangen ähnelten einem zerdrückten Pergamentpapier. Seine Augen waren geschlossen, was fehlte, waren Wimpern und Augenbrauen, auch auf dem Kopf hatte er keine Haare. Michael trat zu dem Arzt und Benedikt ging hinter dem Neffen her nach draußen.

      „Herr Doktor, was spricht denn Ihrer Meinung nach dafür, dass der Mann hier nicht auf einem natürlichen Weg gestorben ist?“

      „Herr Drekelt war zwar unheilbar krank, aber durch die Medikamente war er schmerzfrei und es ging ihm gut. Mittags kommt eine Pflegerin, die sich um ihn kümmert. Er hat diese Frau selbst eingestellt. Sie kocht und wäscht auch gleich noch, außerdem kauft sie für ihn ein. Er hat sie sehr gut bezahlt. Also, es sieht alles so aus, als wenn ihm jemand eine Überdosis Narkotikum gespritzt hat. Ich denke, dass es Mord war. Der Rest ist Ihr Job. Ich habe auf den Totenschein ungeklärte Todesursache geschrieben.“

      „Danke für die Informationen. Kannten Sie den Herrn näher? Es kommt mir vor, als wüssten Sie mehr über ihre Patienten als andere Ärzte.“

      „Nein, wir waren nicht befreundet, wenn sie das denken, aber er ist schon sehr lange mein Patient und ich höre nun mal gut zu. Ich weiß, dass das Vorurteil umgeht, dass der Arzt immer nur im Stress ist und ans Geldverdienen denkt, aber leider gibt es solche Ärzte wirklich.“

      „Sie haben recht. Wenn ich mal krank bin, möchte ich auch lieber von einem Arzt behandelt werden, wie Sie einer sind. Durch die Eile entgehen uns ja auch manchmal Morde, die dann für immer unentdeckt bleiben. Es gibt keine Zweifel?“

      „Absolut nicht. Auf Wiedersehen.“

      Der Arzt verschwand und nun traten Michaels Kollegen Jürgen und Olaf ins Zimmer und begrüßten den Kommissar. Olaf, der Gerichtsmediziner, hatte sich kurz mit dem Arzt unterhalten und nun begann er schweigend seine Arbeit. Michael suchte nach Benedikt und fand ihn in der Küche, wo neben ihm am Tisch ein weinender junger Mann saß. Seine roten Haare leuchteten wie der Pelz eines Fuchses und seine Haut war weiß wie Schnee.

      Benedikt hatte sich gerade die Adresse der Pflegerin aufgeschrieben. Jetzt setzte sich Michael zu dem Mann, der sich als Gernot Drekelt vorstellte.

      „Wer könnte einen Grund haben, Ihren Onkel umzubringen?“

      „Niemand! Mein Onkel war liebenswürdig und großzügig.“

      „Vielleicht nicht großzügig genug und nun wollte jemand schnell erben?“

      Gernot starrte Michael entgeistert an. Dann begann er den Kopf zu schütteln und es schien, als wolle er gar nicht mehr damit aufhören.

      „Nein, nein! Nein! Ich bin immer zweimal die Woche hergekommen und habe ihm vorgelesen oder wir haben etwas gespielt. Ich wollte ihn nicht beerben. Sie können sich natürlich nicht vorstellen, dass man so einen alten Kauz mag. Nein, ich habe ihm nichts getan und ich habe auch nicht auf seinen Tod gelauert.“

      Er sah erschöpft aus und Michael hatte das Gefühl, dass er die Wahrheit sagte. Irgendwie tat ihm der Mann leid. Vielleicht war es die Pflegerin oder jemand war eingedrungen. Das würde er schon von Jürgen erfahren.

      „Wie heißt die Pflegerin?“, fragte Michael Benedikt.

      „Jutta Kücklitz, vierzig, wohnt in Erbach und kam immer von zwölf bis sechs Uhr abends. Heute hat sie einen Arzttermin und kommt um zwei.“

      Michael schaute auf die Uhr und sah, dass es erst zwölf war, also schlug er vor, schnell etwas essen zu gehen und dann hier auf die Frau zu warten. Benedikt nickte eifrig, denn er hatte immer noch nichts gegessen. Auch ein Kaffee würde ihm guttun. Sie ließen das Auto in der Einfahrt der Villa stehen und liefen in die Altstadt. In einem Restaurant bestellten sie Mittagessen und Benedikt berichtete, was Gernot gesagt hatte.

      „Er ist wie immer mit seinem Schlüssel reingekommen und war ganz leise, weil sein Onkel meist noch schlief. Als er im Schlafzimmer stand, sah er gleich, dass etwas nicht stimmte. Also hat er den Puls seines Onkels gefühlt und den Arzt gerufen. Der hatte nach einer kurzen Untersuchung sofort entdeckt, woran der Mann gestorben war und die Polizei dazu geholt.“

      „Selbstmord wird es ja nicht gewesen sein, denn wer spritzt sich СКАЧАТЬ