Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон страница 9

Название: Der gebrochene Schwur

Автор: Мэри Элизабет Брэддон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754177310

isbn:

СКАЧАТЬ Walsingham?«

      »Ja, Hauptmann Walsingham. Ist’s nicht ein schöner Name? Gerade wie einer aus den dreibändigen Romanen, die Mylady immer liest, und von denen der Pfarrer sagt, daß sie lauter »Eitelkeit« seien. Der Schwindler und Vagabund, vor ihm werde ich nicht den Hut abziehen und mich beugen, das kann ich ihm sagen.«

      »O, Gilbert!«

      Wie alle alten Diener war Rachel gut conservativ gesinnt, doch so gewohnt an ihres Gatten rauhe Art, daß sie nicht sonderlich davon berührt ward.

      »O, Gilbert!« sagte er spöttelnd, seines Weibes vorwurfsvollen Ton nachäffend. »Ja, ich heiße ihn einen Schwindler; was hat er für ein Recht hierher zu kommen und sich mit des verstorbenen Sir Reginald’s Eigenthum zu mästen? Was hat er für ein Recht, der mittellose Schurke, hierher zu kommen und sich die Gunst der einfältigen Frau zu erschleichen, die Du Deine Herrin nennst ? Ein träger, nichtsnutzer Schelm, wie er. Was hat er für ein Recht hierher zu kommen und sich Herr von Lislewood-Park zu nennen? Es war hart und schlecht genug, Sir Reginald’s Füße zu lecken, aber ich werde mich nie in den Staub beugen für ihn. Obgleich Du möchtest, daß ich’s thue, Dir thue, nicht wahr ?« sagte er, sich boshaft gegen das Schattenbild des Hauptmanns wendend, der eben seine Cigarre verraucht hatte und langsam die unbelaubte Allee hinaufschlenderte.

      »Sein Hund kostet mehr zu erhalten als mein Junge,« sing Gilbert wieder an, als er den Officier außer Gesicht hatte. »Da schau’ her,« er deutete auf seinen Sohn, der am Tische saß und einen Napf voll Milch und Brot vor sich hatte, »die Suppe ist nicht besser als sie Wolf täglich zum Frühstück erhält, ich hab’s gesehen.«

      »Aber sie sind sehr gütig gegen uns, Gilbert.«

      »Herr Gott! Ich weiß das; ich hörte oft genug. Sie werfen uns die Brocken zu, die für ihre Bedienten zu schlecht und für die Schweine zu gut sind, sie schenkten Dir fünf Schillinge, um dem Jirg hier ein Paar Stiefel zu kaufen, nicht wahr? Und zu Weihnachten gaben sie uns eine Flasche Wein —- seltenen, alten Wein, der wie Feuer in’s Blut ging, und der, so lange Du ihn trinkst, Dich fühlen macht, als wärst Du so gut wie sie. Aber was ist das weiter? Er kann solchen Wein jeden Tag und jede Stunde trinken, wenn’s ihm beliebt, er kann sich darin baden, wenn er mag, er kann in Champagner schwimmen — und seinen Hund auf Silber fressen lassen. Schau den kleinen Baronet an in seinem Sammtkleid auf seinem gefleckten Pony. Das Pferdchen kostet mehr Geld, als Du je in die Sparkasse legen kannst, so sehr Du Dich auch plagen und zusammenscharren magst, und schau unseren Jungen an in seinen benagelten Schuhen und geflicktem Kittel, obschon ich weiß, wer der Pfiffigste von Beiden ist.«

      »Ja, unser Jim ist ein pfiffiger Junge,« erwiederte die Mutter, beinahe ängstlich auf ihren Knaben blickend; »aber er muß auch gut werden, und darauf achten, was man ihm sagt, und nicht die Hühner und Schweine quälen, denn das ist grausam.«

      »O, Unsinn!« rief der Vater ungeduldig; »er braucht keine verzärtelte Dirne zu werden. Laß’ ihn die Thiere quälen, wenn er Lust hat, ich that’s auch, als ich ein Junge war.«

      Gilbert Arnold, der den lieben langen Tag um das Häuschen herumlungerte, die Hände in den Taschen seiner schädigen Sammtjacke und die Pfeife im Munde, bot gerade kein zur Nachahmung aufmunterndes Beispiel für die Jugend dar, vielleicht dachte dies auch sein Weib, als sie seufzend ihre Arbeit fortsetzte. Ihr Mann sah ihr gerne dabei zu, und pflegte, wenn er sie in der Hütte beschäftigt sah, während er müßig am Thürpfosten lehnte, sie ein einfältiger Ding oder eine dumme Gans zu nennen, oder er höhnte sie ob ihres Fleißes, und deutete mit dem Rohr seiner nie erlöschenden Pfeife die lange Allee entlang, an deren Ende das stattliche Schloß lag, und frug sie bitter lachend, ob sie gedachte mit ihrer schweren Arbeit sich solch ein Haus zu erwirthschaften?

      Wie man sieht, war Mr. Gilbert Arnold’s Fähigkeit, zu hassen, neidisch und boshast zu sein, der seiner Mitmenschen im Allgemeinen weit voraus. Er haßte den indischen Officier, wie wir sahen; aber er hatte den verstorbenen Sir Reginald eben so gehaßt, obgleich der selige Baronet seinem Weibe das gothische Häuschen eingeräumt und ein anständiges, wöchentliches Einkommen ausgesetzt hatte, und was ihn betraf, über viele Wilddiebstähle auf seinen Gütern ein verzeihendes Auge zugedrückt hatte. Er haßte auch das blondhaarige Kind, wenn es auf seinem wohlgepflegten Pony durch den Thorweg ritt! er neidete ihm sein schönes Haus, seine prächtigen Zimmer, seine köstlichen Speisen; er hätte den Knaben gern aus dem Sattel gerissen und in den Straßenkoth geworfen. Oft stand er in hellen Mondnächten unter seiner Thüre, nach den Fenstern des Herrenhauses starrend, und wünschend, daß plötzlich ein feuriger Strahl aus ihnen hervorbrechen und die rothen Flammen zum stillen Himmel aufzüngeln möchten, bis das großartige Gebäude in Ruinen zusammensänke.

      »Anderer Leute Häuser fangen doch Feuer,« murmelte er dann zornig, »aber dieses nie.«

      Als die Blattern eine kurze Zeit zum Schrecken und Entsetzen der Dorfbewohner in Lislewood wütheten, war der Thorwärter in heiterster Laune; doch die abscheuliche Seuche verschwand, ohne ihr gräßliches Gesicht innerhalb der Thore von Lislewood-Park gezeigt zu haben.

      »Anderer Leute einzige Kinder wurden ihnen entrissen,« brummte Gilbert Arnold, »ihrem scheint kein Uebel nahen zu wollen.«

      Aber der junge Baronet, obgleich er vielen Kinderkrankheiten entging durch die Aufmerksamkeit seiner Aerzte und die Pflege seiner Wärterinnen, war keineswegs ein gesundes Kind. Er war schwach und kränklich, klein für sein Alter und weit zurück im Lernen. Auch war er schwer zu unterhalten, da er einen Widerwillen gegen alle körperlichen Uebungen empfand, und selbst sehr geringes Vergnügen an kindlichen Büchern und Bildern hatte. Er saß am liebsten still im Kinderzimmer, und bestieg sein Pony nur, wenn es ihm geboten ward. Er war mit sieben Jahren nicht größer, als der Knabe Arnold’s mit sechs, und lange nicht so kräftig. Er zeigte Keinem besondere Zuneigung, selbst die Liebe zu seiner Mutter, welche ihn Vergötterte, war schwächer und lässiger Natur. Vielleicht zog er den Knaben des Thorwärters allen Andern vor, denn wenn er den kleinen James in seinem Gärtchen spielen sah, hielt er sein Pony an, stellte hunderterlei kindliche Fragen an ihn, während das wachsame Gesicht des Vaters, der stets im Schatten der kleinen Thür lehnte, verstohlen nach den beiden Kindern sah, und mit den grünlich-gelben Augen blinzelte. Es war zu bemerken, daß Gilbert Arnold stets den Sonnenschein vermied, und den Eindruck eines Mannes machte, der sich in seinem eigenen Hause vor irgend einem Feinde verbirgt; vielleicht war es eine alte Gewohnheit aus den Tagen seiner Wilddieberei, wo er oft stundenlang hinter einer Hecke oder in einem trockenen Graben verborgen gelegen. Er pflegte mit leisem, vorsichtigem Schritt um die Hütte zu schleichen, als ob er bei jeder Wendung fürchte, einem Jäger oder Constabler gegenüber zu treten. Er hielt weder auf sein Haus, noch auf seine Person etwas, sondern schlenderte das ganze liebe Jahr in derselben alten Sammtjacke herum, an der hier und da ein zerbrochener Knopf hing; ein Streifen farbigen Wollstoffs, wie einen Strick unter dem Hemdkragen gebunden, ein Paar von des verstorbenen Baronets alten Beinkleidern in schlotternden Falten um seine Beine hängend, und schlechte Kappenstiefel mit schiefgetretenen Absätzen an seinen unbeholfenen Füßen.

      Während seiner Morgenspaziergänge die Allee auf und ab hatte Hauptmann Walsingham den Mann endlich bemerkt, wie er sich im Schatten seiner eigenen Thüre am Parkeingange verkroch. Zuweilen bot er ihm einen »guten Tag,« welches der Andere mit einem Gemurmel erwiederte, das eben nicht zu einer Unterhaltung einlud.

      Der indische Officier fing an ein eigenthümliches Interesse an diesem Menschen zu finden, dessen düsteres Gesicht und scheues Wesen Neugierde für sein Vorleben einflößte, und ihn zu Fragen über den mürrischen Thorwärter veranlaßte.

      »Ein bekehrter Wilddieb,« sagte er gedankenvoll, als ein Diener des Schlosses ihm die Geschichte des Mannes erzählt hatte. »Ein alter Galgenvogel, ein mäßiger, durchtriebener Heuchler, der sich von seinem eben so thörichten als fleißigen Weibe ernähren läßt. Dacht ich’s doch.«

СКАЧАТЬ