Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон страница 11

Название: Der gebrochene Schwur

Автор: Мэри Элизабет Брэддон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754177310

isbn:

СКАЧАТЬ im Dienste der löblichen indischen Compagnie, sein Haupt auf die Schulter des Haushofmeisters gestützt, in Ohnmacht gesunken.

      Sie zwangen den Rand eines Trinkglases zwischen seine Zähne, gossen den darin enthaltenen französischen Rum in seine Kehle und wollten eben Mrs. Walsingham herbeirufen, als der Officier die Augen öffnete, und langsam um sich blickend sagte:

      »Um’s Himmelswillen, sagt hiervon kein Wort Euerer Herrin. Ich zog mir diese Anfälle in Indien zu, wo wir Soldaten ein wildes Leben führen, und mit zerrütteter Gesundheit und Schulmädchennerven zurückkehren. Jervis, sage ihnen, daß ich den Reisephaëton sogleich brauche.«

      Er verließ den Raum, bevor sie ihm antworten konnten, und in die Bibliothek zurückkehrend, hob er die Zeitung auf, die zu Boden gefallen war.

      »Major und Mrs. Granville Barney,« las er langsam und deutlich, »nur zwanzig Meilen von hier. Sie werden von mir hören, mich ausfindig machen, mich verrathen, demüthigen, quälen, wahnsinnig machen, aufstacheln, plagen und vernichten. Sie werden mich an den teuflischen Handel mahnen, mich vor Gericht um die letzte Viertelunze Fleisch belangen. Thor, Thor, Thor! der ich war, zu denken, daß, wenn auch im fernsten Winkel der Erde, ein Mensch sich vor der Vergangenheit bergen könne. Ich bin gleich jenem Wilddieb am Thore, « rief er, während er rasch im Zimmer auf und ab ging. »Verbergen, verbergen — in eine Ecke kriechend, mich im Schatten duckend und doch niemals versteckt. Welch ein Brandmal wir Alle tragen,« sagte er mit heiserem Lachen, »und wie Du uns kennen mußt, einen Jeden, bei dem Stempel, der uns ausgedrückt. Ich sehe mein Bild in diesem Manne, besser wie im Spiegel. Ich sehe mich selbst in ihm, rauchend, nichts thun, herumlungernd, mich verstecken. Aber wie, wenn ich sie hinterginge? Wenn ich ihnen aus dem Gesichte käme durch eine geschickte Wendung im Lauf? Beim Himmel, ich könnte es, wenn sie mir beistehen wollte.«

      Seine Gemalin, ihren Sohn an der Hand führend, trat in das Zimmer, als er die letzten Worte sprach. Wie sah sie lieblich und schön aus im einfachen Strohhut und leichten Spitzenshawl!

      »Claribel,« sagte der Hauptmann, als sie ihre Sitze in dem hohen Phaëton eingenommen hatten, zwei Diener hinter sich und die Pferde ungeduldig den Boden stampften, »Claribel, Du bist heute so schön, daß ich nicht glaube, daß Du Nein sagen kannst, wenn ich Dich bitte, mir einen Gefallen zu thun.«

      »Nun, Arthur, so bitte mich,« sagte sie lachend.

      »Ich möchte, daß wir den Herbst im Auslande zubringen,« sagte er, sie während seiner Rede beinahe ängstlich anblickend.

      »Im Auslande, gut. In Paris?«

      »Weiter als Paris,« erwiederte der Hauptmann.

      »Weiter als Paris? Also in Italien, Deutschland?«

      »Auch nicht. Ich möchte eine Künstlerreise machen, Claribel, obgleich ich kein Maler bin. Ich möchte Dich in eine Wildniß, zu den Säulen des Hercules führen. Willst Du?«

      »Aber,« sagte sie widerstrebend, »Niemand geht dahin.«

      »Darum eben, Claribel, ist es der schönste Platz für uns. Wir gehen nicht nach Baden-Baden, um zu sehen wie die Londoner Kaufleute sich am Spieltisch ruiniren, oder nach Neapel und Florenz, um zweifelhafte Touristen »Murray’s Handbuch« sprechen zu hören, nein, Claribel, ich möchte Dich ans der Welt führen, willst Du? Wenn Du mich je geliebt hast, sage Ja,« fügte er mit fieberhafter Aufregung hinzu; »sage Ja, Geliebte, und laß’ uns fliehen aus diesem verpesteten Land.«

      Wir haben schon gesagt, daß immer etwas furchtähnliches in ihrem Wesen gegen den indischen Officier war, sie stimmte ihm auch jetzt bei wie damals auf dem Gipfel von Beeckers Ritt, als ob sie es nicht wage sich zu weigern.

      »Nun, so wollen wir dahin gehen, Arthur, wenn Du es willst. Aber wirklich, Du mußt ein wenig verrückt sein —«

      »Ich sagte Dir schon früher, daß dieser Punkt kaum mehr zu bezweifeln ist, aber Du bist ein liebes Weib und hast mich zum glücklichsten Menschen gemacht; zünde meine Zigarre an, und Du sollst sehen, wie ich um die Ecke der Straße in’s Gehölz biege.«

      Die reiche Witwe des Baronets war das fügsamste Weib gegen den mittellosen Officier; sie gestattete ihm, seine Zigarre in ihrem weißen Solon zu rauchen; sie brannte sie ihm an, wenn er kutschirte, und steckte sie ihm sogar in seinen bebarteten Mund. Wenn sie außer ihrem Sohne Sir Rupert Lisle noch ein anderes Wesen liebte, so war es sicher der hübsche, lebhafte, etwas hirnverbrannte Officier, der so kühn um sie geworben in längst vergangenen Tagen; doch beängstigte sie oft sein stilles Brüten, und sie konnte stundenlang bei ihm sitzen, wenn er in trüben Gedanken versunken, seine ewig dampfende Zigarre rauchend, seinen Schnurrbart drehte, und jede Veränderung in seinem dunkeln Gesicht bewachen. Doch heute war der Hauptmann in der heitersten Laune; inmitten eines dichten Wäldchens hielt er an und ließ sie aussteigen; einer der Diener holte einen Korb aus der Tiefe des Wagens, der ein Paar gebratene Hühner, ein Körbchen mit Apricosen und einige Flaschen funkelndem alten Rheinweins enthielt.

      Claribel und der Knabe waren entzückt über dies unerwartete Mahl, welches der Hauptmann eigenhändig auf ein Tischtuch stellte, das er auf dichtem Moos unter einem Baume ausbreitete. Er setzte sich rittlings aus eine hervorstehende Baumwurzel, lächelte, tauchte seine Zigarre, und beobachtete Mutter und Sohn, die vergnügt bei dem kleinen Bankett saßen.

      »Wie Du schön bist, meine Claribel! Stecke jenen Eichenzweig in Deiner Mutter Haar, Sir Rupert; nein, nicht so, biege ihn zu einem Kranze, Baronet; nun, mein goldhaariges Liebchen, siehst Du aus wie die Schutzgöttin dieses Waldes. Welch ein glücklicher Mann bin ich doch, Claribel, mit einer Frau, deren Locken die Farbe meiner Bernsteinspitze haben, und die mit ihrem mittellosen Gatten die Säulen des Hercules aufsuchen will! Sie haben mich erkauft. Mrs.Walsingham, gerade wie Sir Reginald Lisle Sie erkaufte. Es ist nur Vergeltung, la loi du talien, wie unsere Nachbarn, die Franzosen, es nennen. Du bezahlst meine Kleider und meine Zigarren, den Wein, den ich trinke, die Leute, die mich bedienen, und nun die Reisekosten meiner Flucht vor den blauen Teufeln.«

      Es war schon sechs Uhr Abends, als sie heimfuhren; Rachel Arnold öffnete das Gitter, und ihr flachshaariger Junge hielt sie am Rocke und blickte fragend zu dem andern Blondkopf auf, der zwischen dem Hauptmanne und seiner Gemalin den Vordersitz des Phaëtons einnahm. Gilbert lehnte über seinen Gartenzaun, aus einer schmutzigen Thonpfeife rauchend, und kaum aufblickend und seine schäbige Manchestermütze lüftend, als der dahinfliegende Wagen an der Hütte vorbeikam; schmutzig und ungeschoren, mit struppigem, schwarzem Haare und lauernden Katzenaugen, warf er einen langen Schatten quer über die Straße gerade unter die Hufe der Pferde, als sie hindurch galoppierten, daß es aussah, als ob sie über ihn selbst hinweg sprengten.

      Der Hauptmann und Claribel hatten den ganzen Nachmittag über ihre Reise gesprochen; sie wollten sogleich fort, denn die Ungeduld des Ersteren kannte keine Grenzen, und wäre es möglich gewesen, so hätte er Sussex noch in derselben Nacht verlassen. Der Knabe und zwei der Diener sollten sie begleiten; in London sollte ein Courier aufgenommen und kein Augenblick durch unnöthige Vorbereitungen vergeudet werden. Zuerst wollten sie nach Frankreich überfahren und dort genauere Bestimmungen treffen über den Weg, den sie zu nehmen hätten; jedenfalls aber England sogleich verlassen.

      »Wie hübsch unser Haus doch ist, Arthur,« sagte Mrs. Walsingham, als ihr Gatte sie aus dem Wagen hob und sie Beide durch das Treppenhaus gingen, das mit Treibhausblumen geziert und durch eine Glasthür von der Halle getrennt war. »Ich wollte Du wärst zufrieden mit Deinem hiesigen Leben.«

      »Ich wünschte es selbst, Claribel. Ja, es ist schön hier, und ich muß den Geist Kain’s besitzen, um aus einem solchen Paradies zu fliehen.«

      Während dieses Gespräches СКАЧАТЬ