Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон страница 4

Название: Der gebrochene Schwur

Автор: Мэри Элизабет Брэддон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754177310

isbn:

СКАЧАТЬ zuweilen,« sagte Lady Lisle nachdenklich.

      »Es thut nichts, Claribel; er wird einst ein reicher Mann und hat nicht nöthig gescheidt zu sein. Wir armen Schelme, die mit dem Leben kämpfen müssen, brauchen allen Verstand für uns.«

      Der Hauptmann sagte dies mit einem bittern Lachen, und sich von seinem Sitz erhebend, ging er zum Kamin und blickte, seinen Arm aus das Marmorgesimse stützend, in die Gluth zu seinen Füßen. Der Schein des Feuers, der auf sein dunkles Gesicht fiel, beleuchtete die düstern Schatten seines braunen Auges und die scharfen Linien seines Mundes, der von einem schwarzen Schnurrbart beschattet war, den er unaufhörlich mit seiner starken Hand bearbeitete, während er brütend über dem Feuer lehnte.

      Lady Lisle, welche auf der entgegengesetzten Seite an einem kleinen Tische saß, auf dem eine niedere, grünbeschirmte Lampe stand, sah mit ihren blauen Augen verwundert zu ihm auf.

      »Sie sind verändert, Hauptmann Walsingham,« sagte sie nach einer Pause.

      Er antwortete nicht sogleich, zuckte aber mit den Schultern und stieß den blanken Griff des Schürers mit der Fußspitze durch das Gitter hin und her. Dann sagte er:

      »Sie meinen verändert? Verändert nach acht Jahren eines Lebens, wie es der Mann in Indien führt? Nach achtjährigem Genuß von Weißbier und Branntwein, nach acht Jahren Billardspiel und Ecarté, Hazard- und anderen Kartenspielen, Pferderennen, Tigerjagen, Raufen, Fechten, Hofmachen, Borgen und Spenden —- bah! Lady Lisle, ich thue wohl besser den Katalog nicht zu vollenden, Sie möchten sonst einige Punkte streichen.«

      »Arthur,« sagte Claribel Lisle, ihre langen, blonden Locken nachlässig um ihre weißen, schlanken Finger rollend, »wissen Sie, daß Sie unterdessen ein wirklicher Bär geworden sind?«

      »Ein Bär!« lachte er kurz und spöttisch. »Ist das die ganze Veränderung, welche Sie nach achtjähriger Trennung an mir finden? Mein Benehmen ist wohl nicht fein, ich habe ein rauhe, tiefe Stimme, ich spreche unverschämtes Zeug und lache den Leuten in’s Gesicht, ich bin ungeduldig und verstimmt, das heißt ich gebe nicht einmal vor in guter Laune zu sein, wie wohlerzogene Leute sollten, ich komme im Ueberrock und bunter Weste zur Tafel, suche eine Dame um sechs Uhr Abends auf, die mich vor acht Jahren verschmähte, und welche ich seitdem nicht wieder gesehen. Sie nicht zu Hause treffend, verfolge ich sie auf ihrem Spaziergange, belästige sie in ihrer Zurückgezogenheit, und bitte sie um ihre Hand, bevor noch ihr Witwenjahr verflossen. Kurzum, Lady Lisle, um Ihren eigenen, kräftigen Ausdruck zu gebrauchen, ich bin ein Bär geworden.«

      Als er geendet, blickte er auf und begegnete seinem Spiegelbild über dem Kamin Er fuhr mit der Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar, strich es nach einer Seite von der Stirn, und betrachtete sich einige Augenblicke mit gedankenvollem Lächeln.

      Lady Lisle beobachtete ihn mit Erstaunen, sprach aber nicht. Sein Einfluß auf sie war augenscheinlich sehr groß, und in ihrem Benehmen gegen ihn machte sich stets eine gewisse Furcht bemerkbar, eine Furcht, welche dem Bewußtsein seiner Kraft und ihrer Schwäche zu entspringen schien, trotzdem aber mit der Kenntniß ihrer außerordentlichen Macht über ihn vermischt war, einer Macht, die sie nicht verfehlte in kleinlichen weiblichen Ansprüchen geltend zu machen.

      »Lady Lisle, Sie finden mich verändert nach dem was ich im September vor acht Jahren war-? Wie, wenn ich sage, daß ich nicht mehr derselbe Mensch bin, der ich damals gewesen?«

      »Arthur!«

      »Betrachten Sie mein Gesicht im Spiegel; kommen Sie hierher, Claribel, stellen Sie sich neben mich und beschauen wir es Beide. Ich finde keine großen Veränderungen darin, nicht wahr? Einige kaum bemerkbare Falten unter den Augen, einige harte Linien um den Mund, und die Broncefarbe der indischen Sonne. Großer Gott! Wie wenig reflectiren die Gesichtszüge das Heez! Und welch’ ein narbenvolles, sturmgepeitschtes, abgebranntes Antlitz würde dies sein, wenn es die äußern Zeichen jedes inneren Kampfes trüge! Nun sehen Sie, welch eine hübsche brauchbare Maske daraus gemacht werden kann, und wie das große Räthsel — Mensch — sich dahinter verbergen kann!«

      »Arthur, ich mag Sie nicht so sprechen hören.«

      »Ja, es ist bärenhaft, nicht wahr? Ich sollte zu Ihren Füßen sitzen, Ihnen süße, liebliche Geschichten meines achtjährigen Aufenthaltes in Indien erzählen. Wie ich Ihnen zu Liebe nie Bier getrunken, um Ihretwillen Würfel und Spieltisch mied und die Gesellschaft der Frauen floh, um in der Erinnerung Ihrer schönen Züge zu schwelgen. Dies wäre das Rechte, nicht wahr? Aber, Claribel Lisle, ich sage Ihnen nichts dergleichen. Ich bin ein Bär, wie Sie sich ausdrückten, und sage Ihnen die Wahrheit. Hören Sie also. Ich hasse Sie eben so sehr, wie ich Sie liebe. Mein Herz ist getheilt in diese beiden Leidenschaften, und ich weiß kaum zu sagen, welche von ihnen mich aus Indien hierher und zu Ihren Füßen trieb. Sie haben durch Ihren Vorrath vor acht Jahren einen Mord begangen, und es ist der Geist des damals getödteten Arthur Walsingham, der in diesem Augenblick vor Ihnen steht. Durch Sie bin ich zum Spieler, Trunkenbold und Wüstling geworden. Das Andenken an Sie hat mich zur Flasche, zu den Karten und zu dem Lächeln herzloser Weiber getrieben, um Erleichterung meiner Qualen zu finden. Dies, Lady Lisle, mußte ich Ihnen sagen, wenn ich überhaupt sprechen wollte.«

      »Arthur, es zerreißt mein Herz, Sie so reden zu hören,« sagte sie, als er sich abwandte, um sein Gesicht in seinen Händen zu verbergen. »Arthur, ich verspreche Alles zu thun, was in meinen Kräften steht, um das Vergangene wieder gut zu machen. Verspreche ichs nicht?« wiederholte sie, indem sie versuchte seinen Kopf mit ihren schwachen Händen zu erheben.

      »Ja, ja, Sie sind sehr gütig, Claribel, und Sie versprechen endlich — endlich mein zu sein. O, meine Geliebte, meine Thyrannin, meine süße, meine grausame Claribel, beten Sie, daß die bittere Vergangenheit für immer vermischt werde, und daß keine traurigen Wirkungen jener trüben Zeit je Ihr liebes Haupt berühren mögen.«

      Er legte ihre schönen Locken auf seine Schulter, und schaute auf sie nieder mit zärtlichem, bedauerndem aber düsterem Blick.

      »Claribel, Sie haben versprochen mich zu heiraten. Bereuen Sie diesen raschen Schwur? War es Furcht, was Sie trieb meine Bitte zu gewähren? Besinne Dich, Geliebte, besinne Dich, ehe es zu spät. Ein Wort und ich verlasse diese Nacht noch diesen Ort, und bin in zwei Tagen auf dem Wege nach Indien. Ein Wort, Claribel, und Du bist frei von mir für immer.«

      Sie erhob ihre thränenvollen Augen zu ihm, und ihre kleine Hand in die seine legend, sagte sie mit von Schluchzen unterbrochener Stimme:

      »Ich liebte nie einen Andern als Dich. Ich war sehr schlecht, als ich Dich verschmähte und mich mit Sir Reginald Lisle vermälte, aber ich war zu feige dem Uebergewichte meiner Freunde zu widerstehen. Manchen Abend zu meines Gatten Lebzeit saß ich auf dieser Stelle ihm gegenüber, Dein gedenkend im fernen Indien, Dein gedenkend, bis der Raum um mich und meines Gatten Züge verschwanden, und ich Dich sah, verwundet in der Schlacht, oder schlafend im düstern Wald, allein, verlassen, krank, sterbend. Doch dem Himmel sei Dankt Du bist gerettet, bist zu mir zurückgekehrt, liebst mich noch.«

      »Noch und immer. Ich sage Dir, es ist meine Leidenschaft, Claribel Lisle. Du willst Dich mit mir also verbinden, was auch kommen mag?«

      »Was auch kommen mag, ja.«

      Sie zitterte, als sie in sein dunkles Gesicht blickte, und sprach seine Worte nach, zagend und leise wie ein Kind.

      Zweites Kapitel.

       R ü c k b l i c k.

      Die würdigen Gemeindemitglieder von Lislewood erinnerten sich sehr wohl, wie vor acht Jahren ein gewisser СКАЧАТЬ