BeOne. Martha Kindermann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу BeOne - Martha Kindermann страница 8

Название: BeOne

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolar-Trilogie

isbn: 9783752906585

isbn:

СКАЧАТЬ ernstes Gespräch mit mir führen, aber nun beugt er sich lachend über mich, denn ich muss ein skurriles Bild abgeben, wie ich wie eine Made im Speckmantel vor ihm – oder besser gesagt unter ihm liege.

      »Sorry, das ist jetzt einfach zu komisch!« Angeblich beleidigt, aber mit einem versteckten Lächeln auf den Lippen, will ich mich abwenden, als er mich erneut zaghaft an der Schulter packt und in sein Blickfeld dreht. Diese Augen. Nein! Stop! Keine Chance! Lass mich in Ruhe!

      »Das könnte unser letzter Abend sein, ist dir das klar?« Natürlich. Ein Waffentransport als Taxi ins Zentrum Polars – das klingt nicht nur unglaublich bescheuert, sondern wird zudem gefährlich und vielleicht sogar tödlich. »Wir sollten nicht streiten, Roya!«

      Er kommt näher und streicht mir die verlotterten Haare aus der salzig klebrigen Stirn. Bitte nicht. Ich habe jetzt langsam keine Kraft mehr, mich gegen deine Verführungskünste zu wehren. Sei bitte kein Arsch und nutz diese Schwäche nicht aus.

      »Wir sollten jetzt schlafen!« Die Stimme der Vernunft hört sich aus meinem Mund total aufgesetzt an. Ich selbst würde mir den Mist nicht einmal glauben.

      »Wir sollten vor allem nicht im Selbstmitleid zerfließen, sondern unser bisheriges Leben feiern. Es war nicht alles schlecht. Wir hatten wunderschöne Momente – gemeinsam.« Ein Schauer jagt mir bei seinem letzten Wort den ganzen Rücken hinunter. Gemeinsam.

      »Wenn wir morgen tot sind, dann will ich meine verbleibenden Stunden auf dieser wunderschönen Erde nicht mit einer verletzten und tieftraurigen Roya an meiner Seite verbringen, sondern dankbar sein. Für dich! Für uns! Für das hier!« Sein Blick bleibt standhaft und lässt mich nicht aus seinen gutaussehenden und verführerischen Fängen.

      Es gibt kein uns, schon lange nicht mehr. Ich liebe seinen Bruder und das weiß er. Er weiß es und er versteht und akzeptiert es. Das hat er mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder versprochen. Und doch will ich in dieser Sekunde sein Gesicht in meinen Händen halten, ihn küssen, ihn berühren und…

      »Ich kann nicht!« Dreh dich weg, Roya! Bleibe standhaft! Schon deine Gedanken sind sündhaft! Also. Dreh. Dich. Um.

      »Roya.« Es ist nur ein Hauchen, mit dem er die Buchstaben in mein Ohr bläst und ich erliege dem Zauber des Moments. Es ist falsch, es wird mich bis in meine Träume verfolgen und mein Herz in einen schwarzen Klumpen aus Lügen und Betrug verwandeln, aber ich blende die Schuldgefühle komplett aus und gebe Tam recht. Es könnten unsere letzten Minuten sein.

      Tams warme Hände wandern ins Unbekannte, seine Lippen erkunden jeden Zentimeter meines kribbelnden Halses und ein wohliges Stöhnen entschlüpft meiner trockenen Kehle.

      »Nein«, flüstere ich, »ich könnte mir das niemals, niemals, niemals verzeihen und außerdem bin ich gerade sauer auf dich!« Der Typ ignoriert meine Beschwerde gekonnt und widmet sich erneut meinem viel zu sensiblen Ohr. Ich weiß nicht, was ich denken und fühlen soll. Einerseits bin ich viel zu erregt, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen, schließlich liege ich mit einem absoluten Traumtypen in einem gemeinsamen Schlafsack und habe verdammt wenig an. Andererseits schreit die eifersüchtige Stimme des Gewissens mich so penetrant an, dass ich sie einfach nicht zu überhören vermag.

      »Soll ich aufhören?«, fragt er, während sein Kopf immer weiter nach unten wandert und die weichen Locken meine Nasenspitze kitzeln.

      »Nein!«, sage ich. Ja, denke ich. Herz über Kopf. Lust über Verstand. Sünde über Traurigkeit.

      »Roya?« Tams Mund findet meinen und beendet mit seinem Kuss mein leises Wehklagen, welches sich gerade in leidenschaftliches Beben zu verwandeln versucht.

      »Halt den Mund und küss mich, sonst überleg ich es mir noch anders!« Dieser Aufforderung kommt er in solch einem Tempo nach, dass ich Angst habe, gleich einer Ohnmacht zu erliegen.

      »Leute, ich wollte euch nur kurz mitteilen, dass ich auch noch hier bin. Aber lasst euch nicht stören.«

      Scheiße. Tam kichert mit dem Kopf auf meiner Brust liegend und auch ich kann kaum an mir halten. Normalerweise würde ich in Scham versinken und mich vor lauter Aufregung im Klo einschließen, nur um Slys Blicke nicht ertragen zu müssen. Doch hier ist nichts normal. Hier betrüge ich um ein Haar einen geliebten Menschen, um mich für ein paar Minuten nicht mehr hilflos und allein zu fühlen. Obendrauf hat die Toilette in diesem Gefängnis nicht mal ein Schloss. Von der Normalität sind wir also ein so großes Stück entfernt, dass ich mich ohne rot zu werden aufsetze, Tam aus meinem schwitzigen Dekolleté hervorziehe, meine zerzausten Haare hinter die Ohren streiche, mein kurzes T-Shirt zurechtrücke und Tam mit einem Kuss auf die Nasenspitze sehnsüchtig in die Nacht entlasse. Unsere vielleicht letzte Nacht, in der mich Sly vor dem wahrscheinlich größten Fehler meines bisherigen Lebens bewahrt hat. Ich bin unendlich dankbar, doch es ist Tams breites Grinsen und mein peinlich berührtes Kichern, was zuletzt vor meinem inneren Auge tanzt und mich in gefährliche Träume entführt.

      Tristan

      Tag 462

      Ich hasse tanzen!

      »Links. Rechts. Rechts. Vorn. Hinten. Vorn. Hinten. Pause.«

      Aber was ich noch mehr hasse, ist blind zu tanzen und mich auf Fenjas Anweisungen verlassen zu müssen. Was für ein dämlicher Test.

      »Und weiter geht’s! Rechts. Rechts. Rechts. Vorn. Hinten. Vorn. Hinten. Links. Links. Links…«

      Immer wieder die gleiche Leier. Ich trage eine Brille, die mir einen Waldspaziergang simuliert und tanze unterdessen auf einem digitalen Feld, welches abwechselnd bunte Quadrate aufleuchten lässt, die ich mit dem richtigen Fuß antippen muss. Problem dabei – ich sehe nichts außer Bäume. Fenja animiert mich zwar ganz passabel, aber es stresst gewaltig. So gewaltig, dass mir der kalte Schweiß von der Nase tropft und mich sicherlich gleich zum Ausrutschen bringen wird. Wann ist endlich Schluss?

      »Okay, Tristan, higher Level. Gut gemacht!« Wie bitte? Noch schwerer? Die wollen mich fertig machen. Rafael sitzt irgendwo in der Ecke und lacht sich einen ab, während ich in meinem grauen Overall zerfließe. »Gut. Also, es wird jetzt eine Drehung und ein Sprung dazu kommen. Ich sage hüpf oder dreh rechts beziehungsweise dreh links, verstanden?

      »Verstanden!« Obwohl ich keinen Bock mehr habe. »Wie schlägt sich die Hexe?«

      Schweigen.

      »Fenja? Wie viel Abstand haben wir noch zu Taranee?« Seit ihrer fiesen Aktion während der Tetrischallenge ist zwischen uns ein wilder Kampf entbrannt. Endlich haben wir es schwarz auf weiß, wer der bessere Sternenwächter ist. Ich liege mit 8400 Punkten vorn und dieses dumme Gehüpfe wird mich endgültig zum Sieger küren.

      »Das ist jetzt völlig irrelevant, Tristan. Konzentrier dich auf deine Schritte. Du solltest nicht langsamer werden.« Tolle Ansage, Frau Lebe. Ich lese zwischen den Zeilen, dass das nervige rote Biest in diesem Girliegame ziemlich gut abschneidet. Shit. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.

      »Wir machen sie fertig. Los geht’s!« Ich atme ein und aus und balle meine Hände zu kampfesbereiten Fäusten. Jetzt zeig ich denen, wer der Discoking auf der Tanzfläche ist.

      »Hüpf. Hüpf. Hüpf. Hüpf.« Hört das auch mal auf? Ich bin doch kein scheiß Känguru. »Rechts. Links. Rechts. Links. Links dreh. Rechts dreh.« Puh, ich kann nicht mehr. »Sie holt auf, Tristan. Nicht schlapp machen!«

      »Schlapp СКАЧАТЬ