BeOne. Martha Kindermann
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Название: BeOne

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolar-Trilogie

isbn: 9783752906585

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СКАЧАТЬ mit der flachen Hand auf den Tisch und lässt alle Anwesenden zusammenzucken.

      »Du musst schon Klartext reden, Elevenjunge. Oder bringt man euch so etwas im Palast nicht bei?« Sie ist ein wahres Ekel und würde uns dieser sperrige Tisch nicht im Zaum halten, wäre ich ihr schon längst an die Gurgel gegangen.

      »GAM ist der leibliche Vater unserer Präsidentin und Sie behandeln ihn wie einen Ochsen, der nichts weiter tut, als Ihren Wagen zu ziehen. Warum leben Sie hier in der Versenkung, wenn die mächtigste Frau im Land praktisch ein Teil Ihrer sogenannten Familie ist? Warum sperren Sie uns ein? Warum schlagen Sie Profit aus dem Elend junger Menschen und wie um alles in der Welt sind Sie so vom Weg abgekommen? Sie waren eine von uns. Eine BePolaristin und dann…«

      »Genug!« Daloris fährt Sly mit einer solchen Kraft dazwischen, dass ich Angst habe, dass sie mit purer Willenskraft den blauen Wohnwagen zum Zerbersten bringen könnte. »Du kleiner, mieser Wicht. Wie kannst du nur so mit mir reden?«

      Ich halte den Atem an, denn aus ihren Augen spricht eine Verachtung, die ich in diesem Ausmaß noch nie erleben musste. Die Luft ist verflucht dünn hier drin geworden und hochexplosiv. Bitte Sly, sei einfach ruhig und gib der Frau die Chance, sich abzureagieren.

      »Du hast keine Ahnung, von was du da sprichst. Du kennst mich nicht, du kennst GAM nicht und erst recht nicht sein verzogenes und undankbares Gör von Präsidentin. Sie und ihre dressierten Affen haben die BePolarmission zerstört. Alles zunichte gemacht, für das wir unser halbes Leben gearbeitet haben. Sie hat ihre Freunde und ihre Familie verraten und es bricht mir das Herz, dass wir auf ihre Almosen angewiesen sind, aber ich habe für einen Moment etwas in der Hand, das sie unbedingt haben will und das verleiht mir Macht.«

      »Macht, die Sie sehr begehren!« Sly, halt deinen Mund! Du Idiot. Ich schlage mir eine Hand vor mein glühendes Gesicht, denn gleich wird hier alles in die Luft fliegen.

      »Korrekt.« Mehr kommt nicht? Keine Laserstrahlen, keine Fangzähne oder Krallen? Nein?

      »Ich nehme an«, versuche ich, das Spannungsfeld zwischen den beiden aufzubrechen, »die wertvolle Fracht sind wir, die Schläfer, richtig?« Sie nickt, lehnt sich nach hinten und verschränkt die Arme vor der Brust. »Was macht uns zu etwas Besonderem?« Ein grässliches Lachen kommt aus ihrer Kehle.

      »Fangen wir mal beim Urschleim an.« Solange sie abgelenkt ist und uns ihre Märchen erzählen kann, wird keiner von uns zerfetzt, abtransportiert oder verkauft. Die Zeit sollte reichen, um einen provisorischen Fluchtplan zu erstellen. Schade, das Multitasking noch nie mein größtes Talent war. »Centa wurde Präsidentin, fand heraus, dass sie eher Repräsentantin als Landesführerin ist und lediglich das Gesicht der Nation, ohne die Macht, Veränderungen zu bewirken.« Ja, wissen wir schon. »Sie wird BePolaristin und bewilligt das Schläferprogramm, um sich ihre ganz persönlichen Kindersoldaten heranzuziehen.«

      »So einen Quatsch habe ich ja noch nie gehört!« Tam war die ganze Zeit über überraschend ruhig und diese Aussage bringt ihn auf die Palme? Wir lassen die Oma hier einfach ihre Geschichte erzählen. Ich glaube ihr doch sowieso kein Wort.

      »Quatsch, ach ja?« So, jetzt beruhigen wir uns alle wieder! Ich muss nachdenken und das funktioniert nur, wenn das Ablenkungsmanöver halbwegs planmäßig verläuft. »Ihr mögt diese Frau vergöttern, denn darauf hat ihr Bruder euch programmiert, aber lasst euch eines gesagt sein: Sie geht über Leichen, um auf ihrem goldenen Thron sitzen zu bleiben. Sie wird euch ködern, euch dressieren, euch zwingen, die Kunststückchen vorzuzeigen, euch vor dem ganzen Land blamieren und dem Volk klar machen, dass es keine qualifiziertere und bessere Herrscherin gibt und ihre Macht auf diese Weise festigen.«

      »Aber die Gesetze…«

      »Waren schon immer dazu da, gebrochen zu werden, Tam Baliette.« Tam wird plötzlich ganz klein neben mir und drückt meine Hand ein wenig zu fest. »Dachtest du, ich weiß nicht, wen ich hier vor mir habe?« Vielleicht schon, aber nicht, dass es einen Unterschied machen würde.

      »Dein Vater hatte einst so viel Potential, bis er sich wie ein Duckmäuser diesen Morenos zu Füßen warf und nach ihrer Pfeife tanzte. Als ich den Braten roch, zog ich Akira sofort aus der Gefahrenzone und verschwand mit ihr ans andere Ende des Landes. Doch er ließ zu, dass seine beiden Söhne in die Fänge dieser Hexe geraten und nun sitzt er in seinem Krankenhauskeller und hofft auf das Happy End. Wie blöd kann man sein? Wir waren Freunde, aber nun habe ich nichts als Verachtung für deinen Vater übrig. Er ist ein armes Würstchen, der so viel Angst vor der Welt hat, dass er seine Ideale verrät und in seinem Schneckenhaus einsam sterben wird.«

      »Au, das tut mir weh«, flüstere ich, als ich glaube, meine Fingerknochen jeden Moment unter Tams Wut brechen zu hören. Er steht so unter Strom, dass er zu vergessen scheint, dass er seine Aggressionen nicht an meinen zarten Händen auslassen sollte.

      »Ich würde jetzt gern gehen.« Er spricht ruhig und besonnen, lockert den Griff um meine geschundenen Finger jedoch keinen Millimeter. Tränen schießen mir in die Augen. Ich bin sicherlich keine Mimose, aber Tam macht mir wahnsinnige Angst und das ist nicht das erste Mal. Wo will er denn hingehen? In die Abwrackhalle, um Tamika Gesellschaft zu leisten? Als Märtyrer sterben, weil eine verwirrte und wahnhafte alte Frau seinen Papi beleidigt hat? Ich wünsche mir nichts mehr, als dass er sich beruhigt, meine Hand am Leben lässt und an meiner Seite diese Bolidenhölle übersteht.

      »Gleich«, sagt Daloris genüsslich.

      Ich schluchze. Ich möchte es nicht. Ich möchte stark und mutig sein, eine Flucht planen, zurück zu meiner Familie und weg von diesen ganzen Gestörten, die mich von allen Seiten bedrängen. Weg von den Lügen, den Manipulationen und diesem furchtbar deprimierenden Ort.

      »Was haben Sie vor?« Sly, willst du es wirklich wissen? Ich wimmere wie ein kleines Mädchen und muss ein trauriges Bild abgeben, wie ich hier, hinter einen Campingtisch geklemmt, sitze und meine Finger vor Schmerzen nicht mehr spüre.

      »Morgen früh geht ein Waffentransport nach Midden und ihr werdet in den Munitionskisten liegen.«

      Made im Speck

      »Roya?« Ich ziehe mir den Schlafsack über mein verheultes Gesicht und ignoriere die Anspielungen von der Seite. »Roya, können wir bitte darüber reden? Dein Schweigen bricht mir das Herz!« Jetzt reicht es! Ich drehe mich um und schreie ihn im halblauten Flüsterton an. Sly schläft bereits in seiner Eckbanksuite und ich möchte ihm dieses kleine Stückchen Frieden unter keinen Umständen nehmen, nur weil Mister selbstsüchtig meine Distanz nicht aushält.

      »Tam, du hast dich nicht unter Kontrolle und das jagt mir Angst ein. Lass mich einfach! Ich brauche ein wenig Zeit, okay?« Bevor ich seinen stahlblauen Augen wieder hoffnungslos verfalle und klein beigebe, wende ich mich ab und unterdrücke die Tränenflut, die erneut meine Augen zu überschwemmen droht.

      »Es tut mir leid!« Mensch, Junge, das weiß ich, aber deine süßliche Stimme wird mich jetzt gerade auch nicht in deine Arme treiben. »Diese Daloris hat mich einfach wahnsinnig gemacht mit ihren Lügengeschichten und deine Hand…«, er stockt und ich weiß genau, wie er in diesem Moment beschämt und traurig auf meinen abgewandten Rücken starrt. »Bitte verzeih mir! Ich wollte dir niemals weh tun!«

      Nicht schwach werden, Roya. Diese Floskeln kommen in jedem zweiten Liebesschinken aus Fenjas Filmarchiv vor und haben nichts zu bedeuten. Ich brauche Abstand und den soll er mir verdammt nochmal zugestehen! Also bleibe ich reglos liegen und bin meiner geschundenen Hand dankbar für die ablenkenden Signale, die sie mir in pulsierenden Schmerzintervallen sendet. Au, morgen werden meine Finger sicher in den herrlichsten Grün- und Blautönen strahlen.

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