BeOne. Martha Kindermann
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Название: BeOne

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolar-Trilogie

isbn: 9783752906585

isbn:

СКАЧАТЬ ihrer Wohnwageneckbank zu, bevor sie selbst auf dem einzigen Stuhl Platz nimmt und GAM vor die Tür schickt. »Tee?« Wir nicken, ohne auch nur ein Wort in den Mund zu nehmen, und werden bedient.

      »Wie gefällt euch meine Stadt?« Ist das eine ernstgemeinte Frage? Fragt sie uns gerade, wie schön die letzten Tage, eingesperrt in einer Blechbüchse, waren und wie wir nach zehn Minuten Sightseeing die Wohnwagenkolonie beurteilen? Fünf Sterne, oder was?

      »Mich würde brennend interessieren, wo wir uns hier genau befinden? In den Tunneln wäre doch kein Platz für knapp 1000 Menschen und 300 Wohnwagen, oder liege ich da falsch?« Daloris klemmt lachend die Unterlippe zwischen die Zähne und stützt die Ellenbogen auf den Tisch.

      »Wie ist dein Name, Mädchen?«

      »Tamika.«

      »So, Tamika. Glaubst du, ich verrate einem vorlauten Mädchen, welches direkt aus dem Regierungspalast in meine Arme gelaufen ist, das wohl wichtigste Geheimnis meiner Familie?« Tamika schüttelt zaghaft den Kopf und wir anderen halten die Luft an.

      »Ich wollte bloß…«

      »Du wolltest bloß was? Nur weil du genau so dunkel bist wie ich und mit deinen großen Kulleraugen rollst, hältst du dich für sehr clever? Nein. Die Regeln hier mache ich und bis zur Übergabe bleibt ihr in der Wagenstadt, ohne auch nur eine winzige Information von mir zu erhalten.«

      »Übergabe?«, prescht Sly mutig dazwischen.

      »Natürlich. Ich kann euch Großmäuler schließlich nicht ewig durchfüttern.« Klingt gut. Wir kommen hier raus.

      Hoffnungsvoll suche ich Tams Hand unter dem Tisch und drücke sie fest. Bald sind wir hier weg. Adé Haferschleim, adé Morgensport und adé ihr kühlen Nächte an Tams warmer Seite. Was soll das? Werde ich hier sentimental, weil es im Gefängnis besser ist als im goldenen Käfig der Polarjahrinitiation?

      »Und wie genau wird das jetzt ablaufen?« Tam versucht, mit Bedacht die nächsten Schritte aus Oma Sanderbrink herauszukitzeln.

      »Es wird zwei Trupps geben, da die Präsidentin nicht für all unsere Gäste zu bezahlen gedenkt.« Da haben wir es wieder. ›Wenn ich richtig liege, dann bringt uns die Auslöse dieser drei Eleven über den ganzen Winter‹ – Daloris Worte aus den Tunneln klingen noch in meinen Ohren, als wäre es gestern gewesen. Wen wird sie aussortieren?

      »Und was passiert mit dem Rest von uns?« Meine Stimme zittert bei jeder Silbe mehr, denn wenn ich ehrlich bin, will ich die Antwort nicht hören.

      »Das werdet ihr schon noch früh genug erfahren. Gestern haben wir den letzten umherirrenden Prinzen aufgelesen und können in die Verhandlungen starten.«

      »Es sind noch mehr Eleven hier?« Sly lehnt sich so weit über den Tisch, dass sein langer Zopf beinahe in Daloris' Teetasse badet.

      »Oh ja, aber nur die Cleversten von euch werden diesen kleinen Zwischenstopp überstehen und weiterhin an der Initiation teilnehmen können.«

      »Wir sollten hier landen? Das ist auch wieder nur ein Test? Und was ist mit Melwin und den getöteten Draconis aus Tams Team? Sind diese jungen Menschen gestorben, weil sie nicht clever genug waren?« Tamika fängt unter ihren Worten bitterlich an zu weinen. »Das kann doch nicht ihr erst sein? Wie krank sind die Leute, die dieses verdammte Camp inszenieren? Wollen sie alle Eleven, bis auf die acht Ministeranwärter, tot sehen?« Sly nimmt seine Banknachbarin in die Arme und versucht sie mit sch und pst zu beruhigen. Zwecklos. »Ach nein, Verzeihung, vor den Ministeranwärtern machen sie ja auch keinen Halt.« Wahre und erschreckende Worte.

      Seit wir in Gefangenschaft sind, haben wir keine Nachrichten von Miles oder den anderen Zirkumpolargruppen mehr erhalten können. Wir wissen nicht, wie diese Challenge durch die Medien geistert und inwieweit unsere Angehörigen überhaupt in Kenntnis gesetzt wurden. Ich hoffe, dass die Spielmacher genauso gute Lügner wie skrupellose Drahtzieher sind, denn dann wähnen mich meine Eltern in Sicherheit und bekommen nachts auch mal ein Auge zu.

      »Wo sind die anderen?« Sly lenkt ein neues Thema ein, bevor Tamika erneut ihre weitere Teilnahme durch ihr loses Mundwerk gefährdet.

      »Lasst mich mal überlegen!« In Zeitlupe lehnt sie sich nach hinten, fährt mit dem Zeigefinger genüsslich über den Rand ihrer Teetasse und starrt uns minutenlang ausdruckslos an. »Der kleine Dicke und seine Bande sind mit meiner Enkelin zur Sternenwacht aufgebrochen.«

      »Zur was?«, kommt es synchron aus unseren offenen Mündern.

      »Ups, da habe ich mich wohl ein wenig verplappert.« Sie lacht. Wie konnte diese gefühlskalte und berechnende Frau nur jemals bei BePolar landen und für eine gute Sache kämpfen wollen? Sie ist genau richtig hier unten am Ende der Welt, zwischen Schrottbergen und Ausgestoßenen. Die Tante hat sie doch nicht mehr alle.

      »Bitte, Miss Daloris, wo hat Akira Berd und die anderen hingebracht?«

      »Akira?« Tamika schaut Sly entgeistert an. Mit keiner Silbe hatte unser Gegenüber ihren Namen erwähnt. »Woher kennst du denn ein Bolidenmädchen, Sequoyah?« Scheiße. Nun ist er ihr eine Erklärung schuldig. Vielleicht wird es Zeit.

      »Tja, Schätzchen, dein stattlicher Rittersmann steckt nicht in einer glänzenden Rüstung, sondern ist einer der gefragten Schläfer, die Centa Jünger so unbedingt zurück in den Palast befördern möchte.« Jetzt haben wir das Auswahlkriterium wohl gerade gefunden. »Immerhin müssen wir dir nun keinen unangenehmen Test zumuten, sondern können dich direkt in Halle 2 verfrachten. GAM?« Sie schreit so laut, dass wir vier vor Schreck zusammenfahren.

      »Ja, Chefin?« GAM steckt seinen Glatzkopf zur Wagentür hinein.

      »Bring unsere schwarze Prinzessin in die Abwrackhalle, und zwar ohne Umschweife, verstanden?«

      »Verstanden!« Gehorsam erklimmt er die drei kleinen Stufen des Wohnwagens und zerrt Tamika grob von der Eckbank. Sly hält sie an beiden Händen so fest, dass ich das Knacken ihrer Handgelenke höre, bevor sie ihm entrissen wird.

      »Nein, stopp!« Sly versucht, die beiden aufzuhalten. »Tamika hat doch nur einen Scherz gemacht. Natürlich kennt sie Akira noch aus der Akademie. Sie ist eine von uns, stimmt doch, Tamika, oder?«

      »Eine von euch?« Tamika wehrt sich nicht gegen ihren Bändiger. »Ich bin keine von euch! Ich mache nicht gemeinsame Sache mit diesen Boliden, die meinen Freund aufspießen und mich an den höchstbietenden verscherbeln wollen. Ein schönes Leben noch, ihr drei, und auf Nimmerwiedersehen.« Mit diesen Worten knallt die Tür ins Schloss und Tamika hat ihr Ticket für die nächste Runde das Klo hinuntergespült.

      Scheiße. Verdammte Scheiße. Verfluchter Mist. Ich könnte noch ewig fluchen, aber es würde rein gar nichts an unserer verfahrenen Situation ändern. Daloris genießt den Duft der Angst, der uns Zurückgebliebene umgibt. Werden wir Tamika je wieder zu Gesicht bekommen? Gut, sie ist eine schreckliche Nervensäge mit ihrem übertriebenen Mädchengehabe und wäre vielleicht an der Spitze eines mächtigen Landes etwas fehl am Platze gewesen, aber sie war – nein, sie ist – meine Freundin und es ist mir nicht egal, was GAM jetzt gerade mit ihr veranstaltet. Die Abwrackhalle. Bevor wir hier abhauen, werden wir wohl einen kleinen Umweg einkalkulieren müssen.

      »Denkt nicht mal daran!« Daloris Worte fahren mir durch Mark und Bein. Kann sie meine Gedanken lesen oder ist das Pokerface so schlecht, dass man mir mein Vorhaben von den Augen ablesen kann? »Ihr drei werdet schön hierbleiben СКАЧАТЬ