Das Urvieh. Margret Jacobs
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Urvieh - Margret Jacobs страница 7

Название: Das Urvieh

Автор: Margret Jacobs

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738048070

isbn:

СКАЧАТЬ oben gelassen.

      Ach ja, eine Nadel zum nähen hatte er auch mitgehen lassen. Diese stach regelmäßig in Holdas Finger und machte ihr so deutlich, dass sie lieber nicht mit Menschengegenständen in Berührung kommen sollte.

      Sie leckte das Blut von ihren Fingern und wunderte sich, dass sie diese Arbeit überhaupt für Abellus tat. Schließlich stand es nicht gut zwischen ihnen. Sie machte sich erneut Gedanken darüber, ob sie ihn verlassen sollte oder nicht. Sie zählte die Minuspunkte der Beziehung zu Abellus auf: Sex gab es schon lange keinen mehr zwischen ihnen. Was ihr oft ganz recht war. Miteinander reden taten sie auch nur noch selten und nur dann, wenn es sein musste. Und Abellus schien sich nur noch für die Menschen zu begeistern, für sie dagegen hatte ihr Gefährte kaum noch Interesse. Sie zuckte mit den Achseln. Was sollte sie machen? Sie wusste es wirklich nicht. Nun, bis sie es wusste, konnte sie ja einfach nähen. Warum auch nicht.

      Aber diese Gleichgültig konnte auch ein Fehler sein. Ihre Lebenszeit war zwar noch lang, aber trotzdem ärgerte sie sich, dass sie keinen neuen Partner hatte. Sie hatte es ein mal versucht, von Abellus weg zu kommen. Doch der Neue war eine Enttäuschung gewesen. Zu langweilig. Zu bestimmend. Und schließlich hatte sie doch Abellus vermisst.

      Einige Wochen ging es dann wieder gut zwischen ihnen. Abellus war nicht nachtragend und offensichtlich froh darüber gewesen, dass er nicht länger alleine mit den Erdtieren in seiner Höhle sitzen musste. Aber der Zustand hatte nicht lange angedauert und schneller als gedacht, waren sie wieder an dem Punkt, wo sie zuletzt standen: Langweile und Desinteresse an dem Partner. Abellus begegnete der Langweile, indem er an die Oberfläche flüchtete – und das immer öfters – und sich so die Zeit vertrieb.

      Manchmal dachte Holda, dass sie vielleicht auch ab und zu mal nach oben kriechen sollte. Wenn man Abellus Glauben schenken konnte, war die Welt dort oben aufregender als hier unten. Aber sicher auch gefährlicher. Sehr viel gefährlicher.

      Das Röckchen war fertig und sah schief und krumm aus. Abellus würde darin überhaupt nicht sexy aussehen. Sie verstand nicht, warum er sich so was anlegen wollte. Kolis sahen doch nackt sehr viel besser aus.

      Abellus betrachtete sich in der Pfütze vor dem Kircheneingang. Es hatte jetzt mehrere Stunden geregnet und hier und da stand das Wasser auf den Gehwegen. Das Wasser gab nur eine verzerrtes Spiegelbild von ihm wieder. Er sah sich kaum. Aber das musste fürs Erste reichen.

      Holda wollte wissen, ob sie an dem Rock noch was ändern musste, oder nicht. Er war sich unschlüssig. Für Koli-Weibchen sah er sicherlich damit fürchterlich aus. Aber was sollte es! Er wollte ja kein Weibchen seiner Art aufreißen. Er wollte schick sein nach Menschengeschmack. Er hatte keine Ahnung, ob der Stoff, der um seine Hüften lag und einen Teil seiner Beine bedeckte, elegant war. Aber er fühlte sich gut darin und das war die Hauptsache. Sicherlich würde der Stoff schnell dreckig werden, besonders dann, wenn er den Zugangstunnel zu seiner Höhle entlang kroch. Aber was machte das schon? Ein wenig Dreck hatte noch keinem Koli geschadet.

      Und wenn die Menschen ihn doch einmal sahen, dann würden sie ihn, mit dem Tuch um die Hüften, eher als einen Menschen ansehen, als ohne Tuch, da war sich Abellus relativ sicher. Nun, seine schwarze Haut war in dem Fall wohl das kleinere Problem, um als Mensch durch zu gehen, denn er hatte bereits einen Mann mit schwarzer Haut in dem Gebäude gesehen. Der kam ab und zu, saß auf einem der Holzstücke in dem großen Raum und hörte dem Mann von Vorne zu.

      Und jetzt hatte Abellus auch noch ein Tuch um die Hüften geschlungen, ganz wie der Mann, der an den zwei Holzstücken hing, hoch oben, fast unter der Decke des großen Raumes. Er schwebte da so und schaute mit geneigtem Kopf auf den Boden. Abellus war der Blickrichtung gefolgt, doch er konnte nichts Besonderes finden, wo der Blick des angenagelten Mannes auftraf. Das war für ihn ein Rätsel. Wieder eins.

      Nun, er wusste, dass der Mann an den Holzstücken, kein echter Mann war, denn er war nicht lebendig. Er war wohl eher ein Kunstwerk, das die Menschen besonders liebten, denn es hing sehr zentral im Raum und konnte von allen Seiten gut gesehen werden. Abellus hatte sich eigens dafür fast überall im Raum hingestellt oder gesetzt. Ohne Zweifel, diese Mann-Darstellung war wichtig für die Menschen. Aber warum, ja auch das wusste Abellus nicht. Aber er dachte sich, wenn er ab jetzt in der Menschenwelt so ein Tuch trug, wie der Mann am Holz, dann war er den Menschen doch schon recht ähnlich. Nein, Holda würde nichts mehr an seinem Tuch verändern müssen.

      Die Tage darauf gab der Mann am Holz Abellus Rätsel auf. Abellus war sehr neugierig und da er noch nie einen nackten Menschen-Mann gesehen hatte, versuchte er hinter das Tuch des Mannes am Holz zu blicken. Dafür holte er sich einen Stuhl heran, der in der Ecke stand und stieg hinauf. Er verrenkte seinen Kopf, um möglichst nahe an das Tuch heran zu kommen. Doch man konnte nicht dahinter blicken.

      Abellus war enttäuscht, er hätte zu gerne gewusst, wir ein Menschen-Mann in seiner Gesamtheit aussah. Na klar, es hätte ihn auch sehr interessiert, wie eine Menschen-Frau nackt aussah, doch es gab in dem Raum und auch in den anderen des Gebäudes, keine nackte Frau. Die waren alle mit sehr viel Stoff bedeckt und er konnte nur Andeutungen von Brüsten entdecken. Nichts verriet, wie sie unten herum aussahen. Er fand es auch lustig, dass keine der Menschen-Frauen an einem Holzstück hing. Die Frauen-Darstellungen standen oder waren auf flachen Flächen zu sehen.

      Und was Abellus noch bemerkte, war, dass keiner der Menschen, die hier verewigt waren, dunkle Haut hatten, so wie er. Sie waren alle hell-häutig. Allerdings gab es eine Flachflächendarstellung von einem Lebewesen, dass Abellus ein wenig ähnlich sah. Es lebte in Flammen, hatte das Maul weit aufgesperrt und machte einen sehr furchteinflößenden Gesichtsausdruck. Vielleicht hatte es ja auch Angst oder litt unter dem Feuer. Es war keine schöne Szene.

      Das Lebewesen hatte dunkle Haut und sehr große, schwarze Augen. Und es war vollkommen nackt, allerdings auch ohne Geschlechtsteil. Es hatte zu große Füße und glich schon irgendwie auch einem Menschen. Es lief auf allen Vieren und hatte Arme und Beine. Abellus hatte sich diese Darstellung sehr lange angeschaut. Das Wesen hatte Ähnlichkeiten mit ihm und mit einem Menschen. Vielleicht war es ja ein Mischwesen. Eine Kreuzung aus Koli und Menschen? Was hätte er darum gegeben, einfach einen Menschen nach diesen Dingen fragen zu können.

      Hannelore schaute aus dem Fenster und träumte vor sich hin. Ach, dachte sie, wenn doch jetzt ein schöner Mann vorbei käme und mich einfach von hier entführen würde. Ihre Träumerei wurde von dem Öffnen der Bürotür abrupt unterbrochen. Thomas Baldun kam hinein gestürmt und ohne einen Gruß zu sagen oder überhaupt etwas von sich zu geben, schnappte er sich den Plastikbeutel aus dem Abfalleimer und war auch schon wieder fort.

      >>Der ist auch so ein Beziehungstrottel<<, murmelte sie vor sich hin. >>Gibt es denn hier nur solche Kerle?<<

      Thomas Baldun stürmte den Gang hinauf, in Richtung Jugendküche. Die Verbindungstür quietsche lauthals und erinnerte ihn daran, dass er sie mal ölen müsste. Doch er lief einfach weiter und dachte daran, heute mal eher Schluss zu machen. Er wollte sich noch mal mit sich allein vergnügen – dies mal zu Hause bei sich - und dann früh ins Bett gehen.

      Dieser Tag war mal wieder so frustrierend gewesen. Er konnte die Leute hier einfach nicht mehr sehen. Neben seinem Chef, ging diese frigide Sekretärin ihm auf den Geist. Die hatte bestimmt Sex gehabt, das war sie zuletzt fünfzehn gewesen. Zumindest sah sie danach aus, als würde sie keinen an sich ran lassen. Er wusste, dass sie nicht verheiratet war, noch nie war. Und dass diese ärmlich und zu brav aussehende Frau auf Frauen stand, konnte er sich vorstellen oder auch nicht. Und wenn, war es ihm auch egal. Er wäre nie auf die Idee gekommen, zu versuchen, diese Frau Meier flach zu legen. Diese Frau war einfach nicht sein Geschmack. Die hatte aber auch nichts Erotisches an sich. Ihre Brüste waren zu klein. Ihr Haar schon leicht angegraut und sie schaute immer verschreckt, wenn er ihr zu nahe kam. Daher СКАЧАТЬ