Frauen und ihr Erbe. Marianne Peternell
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Название: Frauen und ihr Erbe

Автор: Marianne Peternell

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия:

isbn: 9783753182216

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СКАЧАТЬ stärker in den Mittelpunkt der Verantwortung gerückt, wie bei Haarer werden sie und vor allem die Mütter schuldig gesprochen, wenn das Kind nicht funktioniert, dabei werden jedoch die äußeren Umstände außer Acht gelassen. Tatsächlich hat sich in den zeitgenössischen Eltern-Kind-Beziehungen einiges verändert. Einfache Ursache-Wirkungs-Modelle führen jedoch zu voreiligen Bewertungen, verstärken den Erfolgsdruck der Eltern, die damit selbst in die Gefahr der öffentlich geschimpften oder für unfähig erklärten Eltern kommen. Eine Leistungsstressreaktion hat im Extremfall sogar meiner Meinung nach zum Kindesmord geführt, als ein Vater sein schreiendes Baby so schüttelte, dass es daran verstarb. Das Kind einer guten Mutter oder eines guten Vaters hat nicht zu weinen. Ich gebe zu, die Schreiphasen eines Babys sind ohnehin Nerven zerreißend, aber dies Schreien zu begleiten unter dem Leistungsstress, etwas beweisen zu müssen, ist unaushaltbar.

      Tatsache ist, dass heutige Kinder bereits im Kleinkindalter als Konkurrenzobjekte zwischen Eltern dienen. Dass dabei viele Kinder auf der Strecke bleiben, ist nicht weiter verwunderlich. Kindliche Bedürfnisse und solche Anspruchshaltungen sind letztlich unvereinbar, sie steigen innerlich aus, es kommt zu Leistungsverweigerung und Stresssymptomen.

      Der Druck, intelligent sein zu müssen, zu sollen, bringt Phänomene hervor wie die Beschimpfung der Kinder durch Eltern, Lehrer und gegenseitig: „Du bist blöd.“, was so viel bedeutet wie: Du entsprichst nicht, du passt nicht, was nicht selten das Kind, aber auch die Eltern in hoffnungslose Verzweiflung stürzt.

      Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Familie unter einem enormen Erziehungsdruck, Erfolgsdruck und Bewertungsdruck steht. Gleichzeitig sind die Erziehenden in ihrer Arbeit zunehmend isoliert.

      Unstrittig ist, dass die Familie die erste und eine sehr wichtige Sozialisationsinstanz ist. Ausgesprochen wichtig ist jedoch auch die wohnliche Situation, sowie das soziale Umfeld, in das das Kind hinein wächst. Weiters spielen bereits ab dem Kleinkindalter die überbordende Unterhaltungsindustrie und Massenkultur für Kinder, die keinerlei Kontrolle unterliegen und jegliches Bemühen wohlwollender Eltern vereiteln können eine bedeutende Rolle, da sie über die soziale Schiene des Miteinanders der Kinder sehr wichtig wird. Von großer Bedeutung sind die Institutionen Kindergarten, Schule und Hort, die ebenfalls bereits massiver Kritik unterworfen werden.

      Zurzeit hält auch die Diskussion um das öffentliche Schulwesen die Öffentlichkeit in Atem. Zweifel an den „Experten“ Lehrer werden laut, verschiedene Konzepte, wie eine möglichst lernbereite aktive und flexible Nachkommenschaft herangezogen werden kann, werden breit diskutiert. Die Schule steht vor Erziehungsaufgaben, denen sie bisher nicht gewachsen ist.

      Im Wesentlichen stimmen alle „Erzieher“, die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Vertreter der verschiedenen politischen Couleurs in den Zielen überein:

      Wir brauchen Menschen mit „intelligentem Wissen“, das auch auf neue Wissensbereiche transferierbar ist, also nicht rein reproduziertes Faktenwissen. Wir brauchen Menschen, die ein Leben lang aktiv lernen wollen, damit sie mit dem Wandel in allen Lebensbereichen umgehen können. Wir brauchen Menschen, die fähig und bereit sind, vernetzt und komplex zu denken, also nicht einseitig fachspezifisch orientiert sind. Wir brauchen Menschen, die selbstverantwortlich handeln und ihre Kompetenzen einschätzen können, Menschen, die fähig sind im Team zu arbeiten und soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Nicht zuletzt sollen diese Menschen auch Kompetenzen erwerben, um aktive Teilhaber an modernen multikulturellen demokratischen Gemeinschaften sein zu können. Soweit die Ziele, wie sie auch als Bildungsziele im Thesenpapier der Zukunftskommission formuliert werden. (Das Reformkonzept der Zukunftskommission. Von Günter Haider, Ferdinand Eder, Werner Specht, Christiane Spiel. Veröffentlicht im Internet unter www.klassezukunft.at)

      Die Frage ist allerdings die nach dem Weg. Dort jedoch scheiden sich die Geister. Wie werden diese Ziele erreicht?

      Ich möchte an dieser Stelle nicht die verschiedensten Positionen referieren, sondern selbst einen Weg anbieten, darüber nachzudenken.

      a. Der erste Streit entscheidet auch bereits über die erste Trennung: Intelligenz ist angeboren, wird vererbt und kann nur minimal gefördert und entwickelt werden.

      Gegen diese gar nicht so wenig verbreitete Ansicht richtet sich die moderne Hirnforschung mit ihren Ergebnissen:

      Das menschliche Gehirn besteht demnach in seiner Konstanz aus Neuronen, die mittels chemischer Transmitter, die in elektrische Impulse übersetzt werden, an so genannten Synapsen miteinander in Verbindung stehen. Die Gehirnfunktionen stehen also insgesamt sehr stark mit dem gesamten chemophysischen und –psychischen Prozess eines Lebewesens in Zusammenhang. „Neun Monate nach der Empfängnis sind die meisten Neuronen, die unser Gehirn aufbauen, zu ihrem Bestimmungsort im Gehirn gewandert. Dort angekommen schlägt jedes Neuron Wurzeln und macht sich daran, synaptischen Kontakt mit seinen Nachbarneuronen aufzunehmen.“ (Greenfield, Susan: Reiseführer Gehirn; Heidelberg/Berlin; 2003; S.140) Das Gehirn verfügt über wesentlich mehr Neuronen, als im weiteren Verlauf des Lebens genutzt werden können. In den folgenden drei Jahren wächst das Gehirn des Kindes auf ungefähr die vierfache Größe als zur Zeit der Geburt. 85% der nachgeburtlichen Gehirnentwicklung findet in den ersten drei Jahren des Kindes statt. Ein Großteil der spektakulären Größenzunahme des Gehirns nach der Geburt geht auf die Entwicklung der Fortsätze zurück, die als Kommunikationsverbindungen zwischen den Neuronen dienen. Neuronen, die nicht genutzt werden, werden nicht vernetzt und verlieren ihre Funktion. Dafür gibt es ebenfalls ungewöhnliche Beispiele: So ergaben z.B. die Untersuchungen an einem 6-jährigen italienischen Jungen, der auf einem Auge blind war, ein medizinisches Rätsel. Soweit Augenärzte feststellen konnten, war das blinde Auge völlig in Ordnung. Wie sich herausstellte, war das Auge des Jungen, als er noch ein Baby war, zwei Wochen lang wegen einer leichten Infektion verbunden worden. Eine solche Behandlung wäre bei einem älteren Kind mit bereits ausgebildeten neuronalen Verbindungen ohne negative Folgen geblieben. Aber so kurz nach der Geburt befand sich die Ausbildung der Augen-Gehirn-Schaltkreise in einer kritischen Periode. Da die Neuronen, die das verbundene Auge versorgten, nicht arbeiteten, wurde ihre normale Zielregion von Nerven des unverbundenen, normal arbeitenden Auges übernommen. Das Gehirn behandelte die Neuronen, die nicht arbeiteten, so, als ob sie nicht vorhanden wären. Sensibel ist das neuronale System vor allem während der ersten drei Lebensjahre des Kindes auf Erfahrungen mit der Umwelt. Vernetzungen stellen sich her oder eben nicht. Das Prinzip „Use it or loose it“ bezüglich der Neuronen ist genauso von Bedeutung wie das Prinzip „Use it as much as you can“. Je aktiver Hirnregionen durch aktiven Austausch mit der Umwelt gefordert werden, umso mehr Schaltkreise bilden sich aus, die elektrisch aktiv sind und chemische Verbindungen zur Verfügung haben. Diese wiederum stehen wie gesagt in engem Zusammenhang mit dem chemophysischen und –psychischen Prozess des Lebewesens: Ernährung, Erholung, Schlaf, Stressvermeidung, Gesundheit usw. spielen also ebenfalls eine bedeutsame Rolle.

      Meine Schlussfolgerung lautet demnach: Intelligenz wird „vererbt“ durch die Umgangsformen der Eltern mit ihrem Kind. Wenig ist dabei fix angeboren, das Wenige ist selten nachweisbar, aber auch das Interaktive, das, was sich konkret im Austausch zwischen Kind und Betreuungsperson abspielt, ist selten exakt nachweisbar. Interaktion im nonverbalen Raum ist nichts Messbares.

      Auf jeden Fall sind das menschliche Gehirn und der Prozess seiner Entwicklung im Mutterleib seit 45.000 Jahren derselbe geblieben. Mit dem Gehirn, das wir als Neugeborene haben, könnten wir genauso gut in der Urzeit der frühen Cro-Magnon-Menschen überlebt haben. Anders gesagt, ein in unsere Zeit versetztes Cro-Magnon-Baby könnte durchaus genauso geschickt und intellektuell beweglich im Umgang mit Computern werden wie es viele Jugendliche in Industrieländern heute sind. Die größte Herausforderung für das anpassungsfähige menschliche Gehirn besteht darin, sich unter zeittypischen Umwelteinflüssen und Zwängen zu entwickeln und heranzureifen, unter denen es überleben muss, sei es in der Welt des Computers oder in der Welt des СКАЧАТЬ