Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ es nicht lange, so hörte Herr Leupold

       den Drachen schon schreien: Gelre, Gelre! – Harre

       nur, dachte der junge Degen, ich will dich schon begelren,

       und rückte auf den Drachen zu. Dieser funkelte

       ihn mit feurigen Augen an, die wie Sterne blitzten,

       und sperrte seinen Rachen greulich auf und blies giftigen

       Atem daraus hervor, aber Herr Leupold stieß ihm

       seine Lanze hinein, daß am Hinterkopfe die Spitze

       wieder hervordrang, und stach ihn mit dem Schwerte

       in die Weichen und tötete ihn. Voll Dankes priesen

       die Bewohner der Gegend des jungen Ritters Heldentat

       und ernannten ihn zu ihrem Oberherrn. Er erbaute

       sich darauf da, wo er den Drachen überwunden, ein

       Schloß und nannte das nach dem Drachenschrei

       Gelre. Daraus ist der Name Geldern entstanden, den

       die blühende Provinz noch heute führt.

       137. Des Riesen Handwerfen

       Am Scheldefluß hauste zu Julius Cäsars Zeiten ein

       Riese auf einem hohen Turme, soll Antigonus geheißen

       haben, der bewachte das Land und nahm allen,

       welche dort vorüberreisten oder über das Wasser setzen

       wollten, die Hälfte ihrer Güter als Zoll ab. Wollten

       sie den nicht entrichten, so mußten sie mit ihm

       kämpfen, und dann hieb er dem Besiegten jedesmal

       die rechte Hand ab und warf sie in die Schelde. Da

       kam ein Mann, der hieß Brabon, mit mehrern andern

       Gefährten an die Stelle der Überfahrt, und fanden

       allda den Knecht des Riesen auf der Wacht, der wehrte

       ihnen den Übergang; sie sollten erst mit dem Riesen,

       seinem Herrn, das Ihre teilen, oder sie müßten

       ihre rechte Hand lassen. Dazu war Brabon nicht geneigt,

       weder zum einen noch zum andern; darauf

       schlug der Knecht an eine Eisenstange, die gab tiefen

       Glockenschall, und da kam der Riese trutziglich vom

       Turme herunter und fragte: Wer ist es, der mit mir

       kämpfen will? – Ich allein! erwiderte Brabon, und

       alsbald begann der Kampf. Da fiel manch harter

       Kampf und schwerer Streich. Der Riese war ein starker

       Wigand, und wohin er schlug, wuchs kein Gras

       mehr. Endlich aber obsiegte ihm dennoch der mannhafte

       Held Brabon und schlug ihm erst die rechte

       Hand, hernach auch den Kopf ab, und nahm die Hand

       und warf sie über den breiten Strom und rief: So weit

       ich diese Hand werfe, so weit soll auch dieser Strom

       zu dem Lande gehören, das ich mir jetzt erkämpft! –

       Und ging, und dankte für seinen Sieg dem Kriegsgotte

       Mars, und brachte ihm Opfer in seinem Tempel. Und

       die Hand fiel in des Stromes Mitte, und das Land

       ward nach dem Helden Brabant geheißen, und die

       Hälfte der Schelde gehörte fortan zu Brabant.

       Da nun Julius Cäsar aus Britannien zurückkehrte,

       kam Brabon zu ihm und erzählte ihm sein Abenteuer

       mit dem Riesen Antigonus, den er im Ried an der

       Schelde erschlagen. Da lobte ihn der große Feldherr,

       und zog mit ihm nach dem Ort, und ließ dort eine

       Burg erbauen, und weihte sie und gab ihr und dem

       Lande große Rechte und Freiheiten, und machte Brabon

       zu einem Markgrafen des römischen Reiches. Der

       Ort aber ward von dem Handwerfen Handwerpen genannt

       und wuchs und ward groß und mächtig und ist

       jetzt die Stadt Antwerpen.

       Damals hat Julius Cäsar Turnhout gegründet und

       mit großen Freiheiten begabt, und nahe bei Löwen

       das Kaiserschloß gebaut. Da er mit dem Helden Brabon

       dort auf die Jagd ging, schoß er einen mächtig

       großen Adler und nahm das für ein

       glückverkündendes Orakel der Götter an. Darum

       gründete er an jenem Ort eine neue Kolonie und nann-

       te sie Aarschuß, das heutige Aerschot.

       138. Herr Lem

       Überhaupt gab es in frühen Zeiten in den niedern

       Landen gegen das Meer hin gar viele und gewaltige

       Riesen und Heunen, die waren aus Britannien gekommen,

       von der großen weißen Kreideinsel Albionien,

       das nach dem Trojaner Britus seinen spätern Namen

       Britannien empfing. Solch ein Riese saß da, wo jetzt

       Leiden liegt, der hieß Lem, und bekam einen Sohn,

       der hieß auch Lem, und später gründete er eine Stadt,

       da wurde er Herr Lem genannt, weil er darinnen als

       ein Herr gebot, und die wurde nach ihm genannt, das

       ist Harlem. Im Harlemer Walde stand ein Bacchustempel,

       und der ganze Wald war diesem Gotte heilig.

       Von ihm wird noch ein Kanalgraben bei Harlem

       Bakenessergracht genannt, und wo der alte Bacchustempel

       stand, steht jetzt die Bakenesserkerk. Des

       Riesen Herr Lem Frau hieß Walberech СКАЧАТЬ