Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ schuldlos war, und so setzte sie die Füße in den düstern

       Gang, um zu schauen, wie es darinnen beschaffen

       sei. Da gewahrte sie, daß es ein ungeheurer Keller

       war, Fässer lagen da über Fässern, und siehe, schreckhafte

       Gestalten huschten an sie heran, ergriffen sie an

       den Händen und zogen sie über alle die Fässer weiter

       und weiter zur Tiefe fort, so daß sie endlich aus Angst

       und Bangigkeit die Besinnung verlor und nicht mehr

       wußte, was mit ihr geschah. Da sie nun in der Burg

       daheim vermißt wurde, ward ausgesandt, sie zu suchen,

       und ward also gesucht an allen Orten und Enden

       ringsumher. Siehe, da fand sie einer nicht gar weit

       von dem Geisterhügel auf einer kleinen Anhöhe stehend,

       mit in die Erde gewurzelten Füßen, der Leib

       steinhart und die Arme in Äste ausgewachsen und gen

       Himmel ausgestreckt, wie die Jungfrau Daphne in der

       heidnischen Fabel. Alle, die das sahen, entsetzten sich

       vor dem grausenhaften Anblick solcher Baumverwandlung,

       und da ward nach dem nahen Kloster Wettingen

       hinübergesendet, von dort ein Wunderbild zu

       holen. Als das Bild gebracht ward, da schwand der

       unheimliche Zauber, der die Königstochter umstrickt

       hatte, und sie ward wieder erlöset. Des zum Andenken

       setzte man ein Kreuz auf den Berg, wo diese

       Sache sich begeben, der hieß fortan der Kreuzliberg,

       und jener Bühel, darin die Jungfrau die Fässer erblickt,

       und der sich wieder geschlossen, heißt der

       Teufelskeller bis auf den heutigen Tag.

       25. Die Würfelwiese

       Ganz nahe der Stadt Baden im Aargau liegt eine

       Wiese, welche die Würfelwiese genannt wird. Darauf

       soll oft der Teufel sein Spiel haben. Seit undenklichen

       Jahren werden auf ihr Würfel gefunden, viele Tausende,

       und keiner weiß, wo sie herkommen, ob Römer

       hier eine Würfelfabrik gehabt oder ob Meister Urian

       diese seine Lieblinge hier im Erdreich wachsen läßt,

       genug, sie kommen hervor, als ob sie quillten, mit

       jedem Maulwurfshaufen, und ist die Ursache noch

       niemals zu ergründen gewesen.

       26. Die Basler Uhrglocke

       Vorzeiten haben die Basler in ihrer Stadt eine sondre

       Zeitrechnung gehabt, daß allemal die Uhrglocke eine

       Stunde früher schlug als anderswo, darüber gehen

       noch verschiedene Sagen. Es habe ein Konzilium zu

       Basel noch etwas länger gedauert als der Unterflachsenfinger

       Landtag, nämlich dreizehn volle Jahre, das

       sei geschehen 1431 bis 1444, und da habe man die

       Zeit beschleunigen wollen und die Uhr um eine Stunde

       vorgerückt, sei aber mit diesem Fortschritt kein

       Haar breit weitergelangt. Andere sagen, daß einstmals

       eine Verschwörung zu Basel angezettelt gewesen sei,

       und hätten die Verschwörer zur zwölften Stunde den

       Rat überfallen und meuchlings ermorden wollen.

       Aber der allsehende Gott habe das durch ein Wunder

       verhindert, indem alle Glocken der Stadt mit einem

       Male statt zwölf Uhr ein Uhr geschlagen. Dadurch sei

       über die Aufwiegler ein sonderbarer Schreck gekommen,

       ihr Anschlag sei vernichtet, sie selbst verraten

       und insgesamt erschlagen worden. Darauf habe der

       Rat verordnet, stets die Uhrglocke eine Stunde vor der

       gewöhnlichen Zeit vorausschlagen zu lassen.

       27. Die Schlangenjungfrau im Heidenloch bei

       Augst

       Zwischen Basel und Rheinfelden liegt ein uralter Ort,

       heißt Augst, vom römischen Wort Augusta. Römerkaiser

       hatten dort ihren Hofhalt und bauten eine schöne

       Wasserleitung. An dieser ist ein Schlaufloch und

       unterirdischer Gang, der sich weit in die Erde hineinzieht,

       niemand hatte noch dessen Ende gesehen; heißt

       im Volke das Heidenloch. Da war im Jahre 1520 ein

       Schneider zu Basel gesessen, hieß Leonhard, der war

       auch eines Schneiders Sohn und fast ein Simpel. Er

       stammelte statt zu reden und war zu gar wenigen Dingen

       geschickt zu brauchen. Den trieb eines Tages die

       Neugier, doch zu versuchen, wie weit der hohle Gang

       eigentlich in die Erde hineingehe: da nahm er eine

       Wachskerze, zündete sie an und ging in das

       Schlaufgewölbe hinein. Nun aber war die Kerze eine

       geweihte, und da konnten ihm die Erdgeister nicht

       etwas anhaben, wie der Königstochter im Teufelskeller

       beim Kreuzliberg. Leonhard kam an eine eiserne

       Pforte, die tat sich vor ihm auf, und da kam er durch

       mehr als ein hohes und weites Gewölbe, endlich gar

       in einen Lustgarten, darinnen standen viele schöne

       Blumen und Bäume, und in der Mitte des Gartens

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