Immer mutig. Paul Scheerbart
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Название: Immer mutig

Автор: Paul Scheerbart

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742766236

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СКАЧАТЬ zu wundern, wenn sich schließlich die

       bedauernswerten Geldbesitzer zusammentun und sich gegen die

       protzenhafte. Alles unterdrückende Macht der armen Leute

       empören. Das gäbe dann eine nette Bescherung. Das wäre eine

       schöne Revolution. Wer die Verhältnisse in Europa so gut kennt

       wie ich, wird eine solche Revolution gar nicht für unmöglich halten.

       Das Ridiküle ist tatsächlich das Modernste. Manche Leute, denen

       das Verschleiern und Umdrehen zur Gewohnheit geworden ist,

       verdrehen die Dinge so lange – bis sie selber verdreht werden. Die

       Reichen sind wirklich auf das Glück der Armen viel neidischer als

       man glaubt – und demnach ist es wohl geboten, den Kurs der

       sozialen Poesie wieder etwas zu ändern. Doch davon brauchen wir

       eigentlich nicht so viel zu reden. Wichtiger ist Dein Teufel der

       Lebensmüdigkeit, der Gurgeln abschneidet und sich selber nichts

       abschneiden läßt.«

       Ich wollte wieder was sagen, doch das kleine Tier fuhr eifrig fort:

       »Bedenke, daß die einfache tierische Luft bloß ein einfacher

       Lebensreizer ist, der nur einfachen Lebewesen zum Weiterleben

       genügenden Anreiz verschafft. Wer nur ein bißchen höher hinaus

       will, wird durch die einfachen Lebensreizer – wie da sind:

       Schinken, Champagner, Chansonette, Leberwurst und Paprika –

       nicht am Leben erhalten. Der höhere wendet sich an Kunstspäße

       ernster Güte, an Philosophie und überirdische Herrlichkeit. Diese

       letzteren Dinge ziehen schon mehr an. Indessen – Rückfälle in die

       gewöhnliche Schinkenluft kommen immer wieder vor. Und wenn

       diese Rückfälle zu oft vorkommen, so wird der Weg zum höheren

       zu mühsam, und das arme Lebewesen steht dann zwischen zwei

       Bündeln und – verhungert beinahe. So ungefähr gelangt die

       Lebensmüdigkeit in unsre Erscheinungswelt; das Eine genügt nicht,

       und das Andre ist nicht zu erreichen. Ich spreche, wie Du merken

       wirst, ganz wie Deinesgleichen, nicht wahr? Na ja! Nun muß man

       aber doch, wenn man ein bißchen vernünftig ist, zugeben, daß man

       nicht so ohne Weiteres zwei Herren dienen kann. Entweder – man

       steigt, so gut man kann, über die simplen Luftspäße hinweg in die

       höheren hinein – oder – ja! da liegt der Hase im Pfeffer! Wenn

       man mal angefangen hat, über das Simple hinüberzusteigen, so wird

       man im Simplen nie wieder die Befriedigung finden, die Hinz und

       Kunz darin zu finden vermögen. Ja! Ja! Die Mutter Natur hält es

       doch für gut, Leute, die was werden könnten, mit einer kleinen

       Zwangserziehung zu beglücken – und wenn's auch weh tun sollte.

       Was ist also die große Müdigkeit? Sie entsteht, wenn man

       Spießerglück will – und doch zu Sternenglück erzogen werden soll.

       Es gibt auch höhere Wesen, die sich zu Gunsten noch höherer

       Lebensreizer auch das Sternenglück abgewöhnen müssen – u.s.w. –

       immer höher – mit Grazie ad infinitum! Rede nicht. Onkelchen.

       Denke darüber nach.«

       Und ich tat's.

       Und dann wollte der Kleine wieder was lesen.

       Und ich fand gar nichts Rechtes; mir genügten meine Sachen

       plötzlich nicht mehr, was mir sehr schmerzhaft war.

       Doch schließlich gab ich zögernd wiederum drei Sachen raus.

       Noahs Glück

       »Die Leute denken immer,« sagte Noah, als er seine

       Barke vollgepackt hatte, »ich hätte das Reisen so gern.

       Das ist aber gar nicht wahr. Es gefällt mir hier überall

       nicht – und daher reise ich – das ist die ganze

       Geschichte.«

       Mit diesen Worten stieg Noah in seine Barke.

       Diesmal war's eine Luftbarke.

       Und mit der Luftbarke fuhr er rasch in den freien

       Äther hinaus – an Mond und Sonne vorbei – in die große

       Sternenwelt.

       Und bald war Noah jenseits von unserm

       Milchstraßensystem.

       Er war also schon recht weit gefahren, und seine Frau

       wunderte sich schon.

       Doch Noah fuhr noch weiter – er steuerte auf einen

       großen Nebelfleck zu, der aus lauter Pilzsternen bestand

       – aus sehr vielen bunten und mannigfaltig geformten

       Pilzsternen.

       Und Noah fuhr mit seiner Barke hinter den

       Nebelfleck und begann dann plötzlich ein lustiges

       Liedchen zu pfeifen.

       Da kamen Noahs sämtliche Anverwandte aufs Deck

       hinauf und lachten.

       »Jetzt sind wir endlich so weit!« rief der alte Noah mit

       seiner hellen Geisterstimme.

       Und Noahs Frau fragte ihren Mann:

       »Na, bist Du jetzt glücklich?«

       »Jawohl,« rief der alte Noah, »jetzt bin ich

       vollkommen glücklich. Hier können wir bleiben – die

       Pilzsterne sind undurchsichtig – und von dem

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