BePolar. Martha Kindermann
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Название: BePolar

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolarTrilogie

isbn: 9783748590385

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СКАЧАТЬ ich ihm nicht durchgehen lassen.

      »Sie heißt Pfefferhauser und nein, ich weiß nicht, ob ich…«

      Ein Piepen ertönt aus meinem Rucksack und ich gehe der Ursache schnell auf den Grund. Aha, eine Nachricht von Ceyda. ›Bitte im Translabor einfinden. Mentalismus, Prof. Pfefferhauser‹. Also doch. Ich lasse den kleinen schwarzen Pieper in meiner Hosentasche verschwinden und wende mich Tam zu.

      »Tja, wie es aussieht, muss ich tatsächlich in ihren Kurs. Warum?« Er streicht sich seine Haare aus dem Gesicht und lässt mich einen Blick auf die verborgenen stahlblauen Augen erhaschen. Wow. Roya, du darfst nicht starren!!! Warum war ich nie in einer Theatergruppe? Dann könnte ich mein mädchenhaftes Getue vielleicht besser überspielen.

      »Kannst du mich mitnehmen? Mir hat hier leider keiner einen Lageplan gegeben?« Ganz cool bleiben. Er fragt nur nach dem Weg. Nichts Weltbewegendes und erst recht kein Grund, feuchte Hände zu bekommen.

      »Klar, folge mir unauffällig.« Ich beschleunige meine Schritte, um peinlichem Smalltalk zu entgehen. Das Wetter hat mich noch nie interessiert und mit nennenswerten Krankheiten kann ich auch nicht dienen.

      Zu meiner Überraschung sprechen wir kein einziges Wort. Hab ich ihn eingeschüchtert? Ist auch egal, er hat höchstwahrscheinlich eh nicht das Bedürfnis, sich mit mir zu unterhalten und braucht lediglich einen Lotsen durch die endlosen Flure der Akademie.

      Ich öffne per Fingerscan die Tür zum Translabor und kann im schwachen Licht des Raumes unsere Mitschüler in einem Kreis sitzend in der Mitte des Zimmers ausmachen. Alle starren zu Boden. Ein sonderbarer Anblick. Ich sehe Tam fragend an, doch er zuckt nur mit den Schultern.

      Als Prof. Pfefferhauser uns bemerkt, nimmt sie den Zeigefinger an die Lippen und bittet uns, lautlos Platz zu nehmen.

      Zwei Minuten vergehen, ohne dass etwas passiert. Henner, Marlon, Lin, Sly und Tam tauschen heimlich Blicke und können das Lachen nur schwer unterdrücken. Immer wieder pustet der hagere Sly die Backen auf, um die andächtige Miene unserer Dozentin zu imitieren. Mit seinem dünnen schwarzen Pferdeschwanz und dem langen Gesicht erreicht er jedoch das Gegenteil und bringt die coolen Jungs beinahe zum Erliegen. Prof. Pfefferhauser hält die Augen geschlossen und sucht, wie ich annehme, weiterhin ihre innere Mitte.

      »Meine Herren, ich verbitte mir dieses kindische Getue. Sie kennen die Regeln unserer Einrichtung. Zu jeder Tages- und Nachtzeit haben Sie das Recht, die Ausbildung abzubrechen und sich zu verabschieden.« Augenblicklich werden die Gesichter der Jungs ernst und Henner bekommt einen kleinen Hustenanfall. Selbstverständlich aus purer Verlegenheit.

      Als er sich beruhigt hat, öffnet Prof. Pfefferhauser die Augen und blickt in die Runde.

      »Ich hoffe, ich habe nun Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Fräulein Hammerschmidt hat Sie bereits mit den Räumlichkeiten vertraut gemacht und Ihnen auch die Prioritätsstufe der Kellerräume verdeutlicht. Disziplin, Konzentration und absolute Verschwiegenheit sind die Kernpunkte der Sitzungen. Schreiben Sie sich die hinter die Ohren!« Alle kleben an ihren Lippen, sodass ich glaube, die Wände atmen zu hören.

      »In der heutigen Einheit werde ich Sie mit der einfachsten Form der Hypnose bekannt machen. In Zweierteams versuchen Sie den Partner in einen Zustand absoluter Entspannung zu versetzen. Nur dann wird es in Zukunft möglich sein, weiter in das Unterbewusstsein Ihres Gegenübers einzudringen.«

      Sie betätigt einen Schalter zu ihrer Linken, welcher das Licht im Hinterzimmer aktiviert.

      »Henner, begeben Sie sich bitte hinter den venezianischen Spiegel und nehmen auf dem Liegestuhl Platz. Sie müssen sicher erst ein wenig herunterfahren, bevor Sie ihr Können an einem Mitschüler ausprobieren.« Henner macht sich ohne Widerworte auf den Weg.

      »Bitte schließen Sie die Tür. Danke.« Als er seine Position eingenommen hat, löscht sie das Licht im Labor und wir tappen im Dunkeln. Anschließend setzt sie sich an einen der Tische direkt vor dem Spiegelfenster und benutzt ein integriertes Mikrofon, um Kontakt zu ihrem Versuchskaninchen aufzunehmen.

      »Henner, verstehen Sie mich klar und deutlich? Wenn ja, drücken Sie bitte die Klingel, welche zu ihrer Rechten unter der Armlehne angebracht ist.« Wir vernehmen ein leises Surren. Nichts in der Welt würde mich dazu bringen, mit Henner die Plätze zu tauschen. Das arme Schwein.

      »Meine Damen und Herren, sehen Sie zu und lernen. Ich werde mit Hilfe der bewährten Fünf-Stufen-Methode Herrn Marquard innerhalb von wenigen Minuten in seine schönsten Träume entführen. Im ersten Schritt muss er sich seines Körpers bewusst werden und jede Faser, jede Bewegung, jeden Atemzug spüren und verinnerlichen. Wenn diese Konzentration zur Routine geworden ist, können die Gedanken auf andere Dinge umgeleitet werden und führen uns letztendlich in sein Inneres.« Das klingt aufregend und vor allem unrealistisch. Ich möchte dieser Frau ja nichts unterstellen, aber einen Bullen wie Henner in Minuten zum Einschlafen zu bringen, halte ich doch für etwas zu hoch gegriffen.

      »Schließ die Augen. Atme ein und wieder aus. Ein und wieder aus. Du spürst, wie sich dein Bauch hebt und senkt. Du fühlst die Luft durch deine Nase strömen.« Sie nimmt die Finger vom Mikrofonknopf und spricht zu uns. »Wie Sie bemerken, benutze ich eine intimere Form der Anrede. Dies ist eine Maßnahme, welcher ich mich bediene, um schneller zu ihm durchdringen zu können. Außerhalb dieses Raumes verbitte ich mir das DU!« Wir nicken und der Mikrofonknopf beginnt erneut zu leuchten.

      »Nimm die Geräusche um dich herum wahr. Schmecke den Geschmack deiner Zunge und entspanne.« Sie macht eine längere Pause und wir hören, wie sich Henners Atmung verlangsamt und seine Augen ruhiger werden.

      »Du spürst den Stuhl am unteren Rücken. Du fühlst die Schuhe an deinen Füßen. Du kannst das Leder der Armlehne warm unter den Fingern spüren. Nimm die Veränderung in deinem Inneren wahr. Du darfst jetzt ganz entspannen.«

      Ich riskiere einen Blick in Tams Richtung, sehe Faszination und Überwältigung in seinen Augen und wünschte, er würde mich in diesem Moment so ansehen. Kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht, schäme ich mich für ihn. Warum bin ich schwach und willenlos und geifere einem wildfremden Typen nach? Oh, das muss ganz schnell aufhören. Ich bevorzuge es, Herr meiner Sinne zu sein und nicht wie eine Fliege dem Licht hinterherzujagen. Aus diesem Grund begnüge ich mich im Normalfall mit Traummännern aus Büchern oder Filmen, um den inneren Gelüsten Nahrung zu geben.

      »Spüre deine Augenlider. Sie bedecken ruhig die Augen und werden schwer. Dein Atem ist ruhig und gleichmäßig. Du lässt dich noch tiefer sinken. Deine Gedanken wandern an andere Orte und du kannst dich mehr und mehr entspannen.« Was könnte sie zu diesem Zeitpunkt schon alles in sein Hirn einpflanzen? Hypnose ist eine Waffe, deren Wirkung ich bisher völlig unterschätzt habe. Ich hoffe, dass diese Methode nur unter Aufsicht bei mir Anwendung finden wird. Die kurze Pause ist vorbei und Prof. Pfefferhauser setzt zu Stufe vier an. Sieben Minuten später öffnet sich die schmale Tür und wir erleben einen ganz neuen Henner.

      »Wie war es, Alter?«, fragt Berd. Er ist ein kleiner, etwas gedrungener, Siebzehnjähriger mit kurzgeschorenen braunen Haaren und einer Nickelbrille. Normalerweise gibt er ausschließlich kluge Sätze von sich, über deren Wortgewandtheit ich nur staunen kann. ›Wie war es, Alter‹ zählt nicht gerade dazu. Ich nahm an, er sei einer dieser Jungen, die über den Dingen stehen. Berd ist sicherlich gut in Mathe und wird später einmal der Direktor der Nationalbank. Er hat eine blühende Karriere vor sich und wird irgendwann feststellen, dass es ihm kein Stück weiter hilft, zu den coolen Kids zu gehören. Doch bis dahin sollte er seinen Ghettoslang verbessern. Ich persönlich brauche nicht zu viele Henners oder Kunos in meiner näheren Umgebung. Die wichtigere Frage ist wohl: Wie soll ich meinen Wortschatz erweitern, wenn Berd seinen in der Gosse versauern lässt?

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