Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ und die Angemessenheit der Sprache leiden.

      Im Alter von zweiundzwanzig Jahren hatte sich Mary sicherlich noch nicht jenen höchst verständigen Sinn und jene guten Grundsätze angeeignet, welche weniger glücklich situierten Mädchen gewöhnlich empfohlen werden, als ob sie in fertig präparierter Quantität, mit einem angenehmen Beigeschmack von Resignation, nach Vorschrift zu haben wären. Ihr Scharfsinn hatte einen Anstrich von satirischer Bitterkeit, der sich immer wieder erneuerte und nie ganz verschwand, außer wo sie von einem starken Dankbarkeitsgefühl gegen Diejenigen beherrscht war, welche anstatt ihr vorzupredigen, daß sie mit ihrem Lose zufrieden sein müsse, etwas dazu taten, ihr dasselbe zu erleichtern. Die Jahre hatten ihre Hässlichkeit gemildert, welche von der guten, menschlichen Beschaffenheit war, wie sie zu allen Zeiten unter allen Breitengraden bei unserm Geschlecht sehr gewöhnlich gewesen ist. Rembrandt würde sie gern gemalt und würde ihre breiten Züge mit einem Ausdruck intelligenter Rechtschaffenheit aus der Leinwand haben herausblicken lassen. Denn rechtschaffene, wahrheitsliebende Billigkeit war Mary's beste Eigenschaft; weder versuchte sie es Andere zu täuschen, noch gab sie sich Selbsttäuschungen hin, und wenn sie guter Laune war, hatte sie Humor genug über sich selbst zu lachen.

      Als sie sich zufällig mit Rosamunde zugleich im Spiegel sah, sagte sie lachend:

      »Was bin ich doch für ein braunes Ungeheuer neben Dir, Rosy! Du bist die schlechteste Folie für mich.«

      »O nein, nein, wer wird an Dein Äußeres denken, Du bist ja so verständig und machst Dich so nützlich, Mary! Schönheit hat für das praktische Leben sehr wenig zu bedeuten,« sagte Rosamunde, indem sie ihren Kopf nach Mary hin umwandte, ihre Augen aber an der durch diese Drehung des Kopfes sich darbietenden neuen Aussicht auf ihren Hals weidete.

      »Du meinst meine Schönheit,« erwiderte Mary in einem etwas spöttischen Tone.

      Rosamunde dachte: »die arme Mary! sie nimmt die freundlichsten Dinge übel,« laut aber sagte sie: »Was hast Du kürzlich angefangen?«

      »Ich? Ach was habe ich angefangen! mich um das Hauswesen bekümmert, eingegeben, getan, als wäre ich liebenswürdig und zufrieden, und gelernt, von allen Menschen schlecht zu denken.«

      »Du führst hier ein elendes Leben.«

      »Nein,« sagte Mary kurz, indem sie den Kopf ein wenig zurückwarf. »Ich glaube, mein Leben ist immer noch angenehmer als das Eures Fräulein Morgan.«

      »Ja, aber Fräulein Morgan ist so uninteressant und nicht mehr jung.«

      »Für sich selbst wird sie doch wohl interessant sein und ich zweifle sehr, ob man das Leben leichter nimmt, je älter man wird.«

      »Nein,« sagte Rosamunde nachdenklich, »man begreift nicht, wie solche Menschen ohne alle Aussichten es aushalten. Die Religion muß ihnen Trost bieten. Aber,« fügte sie hinzu, indem sie ihre Grübchen zeigte, »mit Dir ist es etwas ganz anderes, Mary, Dir kann ja noch Jemand einen Antrag machen.«

      »Hat Dir Jemand gesagt, daß er mir einen machen wolle?«

      »Das natürlich nicht. Ich meine, es gibt einen Herrn, der sich in Dich verlieben könnte, weil er Dich fast jeden Tag sieht.«

      Mit Mary's Gesicht ging eine gewisse Veränderung vor, welche hauptsächlich dadurch hervorgebracht wurde, daß sie sich fest vornahm nicht verändert auszusehen.

      »Macht das die Menschen immer in einander verliebt?« warf sie nachlässig hin, »mir scheint es eben so oft ein Grund, einander zu verabscheuen.«

      »Nicht wenn sie interessant und liebenswürdig sind, und Herr Lydgate soll beides sein.«

      »O, Herr Lydgate,« sagte Mary mit einem nicht misszudeutenden Rückfall in ihren gleichgültigen Ton. »Du möchtest etwas Näheres über ihn wissen,« fügte sie hinzu, indem sie nicht geneigt war, Rosamunden's Wunsch, auf indirektem Wege zum Ziele zu gelangen, zu willfahren.

      »Ich möchte nur wissen, wie er Dir gefällt.«

      »Bis jetzt kann von ›gefallen‹ nicht die Rede sein. Wenn mir Jemand gefallen soll, so muß er mir ein bisschen freundlich entgegen kommen. Ich bin nicht großherzig genug, um Leute gern zu haben, die mit mir reden, ohne mich auch nur anzusehen.«

      »Ist er so hochmütig?« fragte Rosamunde mit wachsender Befriedigung. »Weißt Du, daß er von guter Familie ist?«

      »Nein, das hat er mir nicht als Grund angegeben.«

      »Mary, Du bist das sonderbarste Mädchen von der Welt. Aber wie sieht er eigentlich aus? Beschreibe ihn mir doch einmal.«

      »Wie kann man einen Mann beschreiben? Ich kann Dir höchstens ein Inventar seiner körperlichen Beschaffenheit geben: dicke Augenbrauen, dunkle Augen, eine grade Nase, volles schwarzes Haar, große feste weiße Hände und, wart' einmal – o, ein ausgesucht feines Batist-Schnupftuch! Aber Du wirst ihn ja sehen. Du weißt, er kommt fast immer um diese Zeit.«

      Rosamunde errötete ein wenig, sagte dann aber nachdenklich: »Ich mag wohl etwas hochmütige Manieren; ich kann geschwätzige junge Männer nicht ausstehen.«

      »Ich habe nicht gesagt, daß Herr Lydgate hochmütig sei, aber: › il y en a pour tous les goûts‹, wie die kleine Mademoiselle zu sagen pflegte, und wenn es ein Mädchen gibt, welches sich die Art von Selbstgefälligkeit, die ihr gefallen würde, aussuchen kann, so bist Du es, glaube ich, Rosy.«

      »Hochmut ist nicht Selbstgefälligkeit; ich nenne Fred selbstgefällig.«

      »Ich wollte, es sagte Niemand etwas Schlimmeres von ihm. Er sollte sich besser in Acht nehmen. Frau Waule hat Onkel erzählt, Fred sei sehr unsolide.«

      Mary sagte das von einem mädchenhaften Impulse getrieben, der die Oberhand über ihr ruhiges Urteil gewann. Das Wort »unsolide« verursachte ihr ein unbestimmtes Unbehagen, und sie hoffte, Rosamunde werde etwas sagen, dieses Gefühl zu verscheuchen. Aber sie unterließ es absichtlich, Frau Waule's detailliertere Insinuationen zu erwähnen.

      »O, Fred ist ein schrecklicher Mensch!« sagte Rosamunde.

      Sie würde sich ein so unpassendes Wort gegen Niemanden als gegen Mary erlaubt haben.

      »Was meinst Du mit ›schrecklich‹?«

      »Er ist so träge und macht Papa so böse und sagt, er will kein Geistlicher werden«

      »Ich glaube, Fred hat ganz Recht.«

      »Wie kannst Du das sagen, Mary? Ich hätte Dir mehr religiösen Sinn zugetraut.«

      »Er paßt nicht zum Geistlichen.«

      »Er müßte aber dazu passen.«

      »Nun dann ist er eben nicht so, wie er sein müßte. Ich kenne noch einige andere Menschen, die in demselben Falle sind.«

      »Dann ist auch Niemand mit ihnen zufrieden. Ich möchte keinen Geistlichen heiraten, aber es muß doch Geistliche geben.«

      »Daraus folgt noch nicht, daß Fred einer werden muß.«

      »Aber wenn Papa sich doch schon die Kosten gemacht hat, ihn dazu erziehen zu lassen! Und nimm nur einmal den Fall an, daß er Nichts erbte?«

      »Den Fall kann ich sehr СКАЧАТЬ