Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ welche diesen Punkt gerne ins Reine bringen wollte.

      »Ich nehme ihn nicht in Schutz,« sagte Mary lachend. »Ich möchte nur jedes Kirchspiel dagegen schützen, ihn zum Geistlichen zu bekommen.«

      »Aber natürlich, wenn er ein Geistlicher wäre, müßte er anders sein.«

      »Ja, er würde ein großer Heuchler sein müssen, und das ist er noch nicht.«

      »Es nützt Nichts, Mary, mit Dir darüber zu reden, Du nimmst immer Fred's Partie.«

      »Warum soll ich denn nicht seine Partie nehmen?« fragte Mary mit blitzendem Auge. »Er würde ja auch meine nehmen. Er ist der einzige Mensch, der es der Mühe wert hält, sich mir freundlich zu erweisen.«

      »Diese Äußerung ist mir, offen gestanden, sehr unangenehm, Mary,« sagte Rosamunde in ihrem mildesten Ernst. »Ich möchte das Mama um Alles in der Welt nicht wieder erzählen.«

      »Was möchtest Du ihr nicht wieder erzählen?« fragte Mary aufgebracht.

      »Bitte, Mary, werde nicht heftig,« sagte Rosamunde milde wie immer.

      »Wenn Deine Mama bange ist, daß Fred mir einen Antrag machen könnte, so kannst Du ihr sagen, ich würde ihn nicht heiraten, auch wenn er um mich anhalten sollte. Aber ich bin überzeugt, daß er gar nicht daran denkt, und sicher ist, daß er noch nicht um mich angehalten hat.«

      »Mary, Du bist immer so leidenschaftlich«

      »Und Du reizest mich immer so.«

      »Ich? was hast Du mir vorzuwerfen?«

      »O vorwurfsfreie Menschen sind immer die, die uns am meisten reizen. Da wird geklingelt – ich glaube, wir müssen hinunter.«

      »Ich wollte keinen Streit mit Dir anfangen,« sagte Rosamunde, indem sie ihren Hut aufsetzte.

      »Streit anfangen, dummes Zeug, wir haben uns nicht gestritten. Wenn man nicht bisweilen heftig gegen einander werden sollte, wozu wäre man denn befreundet?«

      »Soll ich wiederholen, was Du gesagt hast?«

      »Ganz wie Du willst. Ich sage nie etwas, dessen Wiederholung ich zu scheuen hätte. Aber laß uns hinunter gehen.«

      Herr Lydgate kam diesen Morgen etwas spät, aber die Besuchenden blieben lange genug, um ihn noch zu sehen; denn Herr Featherstone hatte Rosamunde gebeten, ihm etwas vorzusingen, und sie war freundlich genug gewesen, ihm sein Lieblingslied: »O, wann kehrst Du zurück, mein treuer Johnnie« vorzusingen, nachdem sie vorher: »Wir winden Dir den Jungfernkranz,« ein Lied, welches sie verabscheute, gesungen hatte. Der hartköpfige Alte äußerte sich beifällig über dieses Genre von Liedern, als etwas für Mädchen besonders Passendes und wahrhaft Schönes, da Gefühl grade das Rechte für ein Lied sei.

      Herr Featherstone klatschte nach dem letzten Liede Beifall, und versicherte sein »Fräulein Nichte«, daß ihre Stimme so klar sei, wie die eines Singvogels, als Herrn Lydgate's Pferd am Fenster vorüberkam.

      Die unangenehme Aussicht auf das ermüdende Einerlei des Verkehrs mit einem alten Patienten, der sich gar nicht vorstellen kann, daß ihn die Arznei nicht kurieren würde, wenn nur der Doctor geschickt genug wäre –, in Verbindung mit seinem allgemeinen Unglauben an Middlemarcher Reize, gab einen doppelt wirksamen Hintergrund für den Eindruck von Rosamunden's Erscheinung auf Lydgate ab. Der alte Featherstone stellte sie mit demonstrativer Beflissenheit als seine Nichte vor, während er es nie der Mühe wert gehalten hatte, von Mary Garth in dieser Eigenschaft mit dem Doctor zu reden. Lydgate entging nichts in dem anmutigen Benehmen Rosamunden's: wie bescheiden sie die Aufmerksamkeit, welche der Alte mit seiner Art sie vorzustellen auf sie gelenkt, durch einen ruhigen Ernst abzuwehren suchte, – wobei sie es vermied, ihre Grübchen zu zeigen, während sie dieselben später in der Unterhaltung mit Mary sehen ließ –, und wie sie mit dieser so teilnehmend und angelegentlich sprach, daß Lydgate, nachdem er Mary rasch schärfer ins Auge gefaßt hatte, als er es noch bisher getan, in Rosamunden's Augen den Ausdruck einer unendlichen Herzensgüte entdeckte. Aber Mary sah aus guten Gründen etwas verstimmt aus.

      »Fräulein Rosy hat mir ein Lied vorgesungen, Sie haben doch nichts dagegen, nicht wahr, Doctor?« sagte Herr Featherstone »Ich mag das lieber als Ihre Medizin.«

      »Das hat mich ganz vergessen gemacht, wie rasch die Zeit hingeht,« sagte Rosamunde, nachdem sie aufgestanden war, um ihren Hut zu holen, den sie vor dem Singen bei Seite gelegt hatte, so daß ihr Kopf, welcher einer Blume auf einem weißen Stengel glich, von allen Seiten sichtbar über ihrem Reitkleide hervorragte. »Fred, wir müssen wirklich fort.«

      »Ja wohl,« sagte Fred, der seine guten Gründe hatte, nicht in der besten Laune zu sein, und gern fort wollte.

      »Ist Fräulein Vincy musikalisch?« fragte Lydgate, indem er ihr mit den Augen folgte. Jeder Nerv und jede Muskel Rosamunden's war dem Bewusstsein, daß sie beobachtet werde, angepaßt. Sie war von Natur so sehr darauf angelegt bestimmte Rollen zu spielen, daß sich diese Disposition selbst ihrem Körper mitteilte, – sie spielte sich selbst und zwar so gut, daß sie gar nicht mehr genau wußte, ob sie sich selbst oder eine andere Rolle spiele.

      »Die beste Sängerin in Middlemarch, darauf gebe ich Ihnen mein Wort,« sagte Herr Featherstone. »He, Fred, leg' einmal Zeugnis ab für Deine Schwester.«

      »Ich fürchte, Onkel, das Gericht würde mich nicht zulassen. Mein Zeugnis würde keinen Wert haben.«

      »Middlemarch steht künstlerisch nicht sehr hoch, lieber Onkel,« sagte Rosamunde, mit anmutiger Leichtigkeit, indem sie nach einer Ecke des Zimmers ging, ihre dortliegende Reitpeitsche zu holen.

      Lydgate kam ihr rasch zuvor. Er ergriff die Peitsche, noch ehe sie dieselbe erreicht hatte, und wandte sich um, ihr dieselbe zu geben. Sie verneigte sich und sah ihn an; er seinerseits sah natürlich auch sie an und ihre Augen begegneten sich in der eigentümlichen Weise, welche sich nie absichtlich erreichen läßt, sondern dem plötzlichen Hervortreten der Sonne aus einer Wolke gleicht. Lydgate wurde, glaube ich, noch etwas blasser als gewöhnlich, aber Rosamunde errötete tief und empfand eine gewisse Überraschung.

      Danach wünschte sie wirklich fortzugehen und hörte das Geschwätz ihres Onkels, als sie ihm die Hand zum Abschiede reichte, gar nicht mehr. Und doch war das eben Geschehene, welches sie für das Ergebnis des Eindrucks hielt, den zwei Personen auf einander machen, und welchen man »Sich verlieben« nennt, genau das, worauf Rosamunde es im Voraus abgesehen hatte. Von dem Moment des bedeutsamen Erscheinens Lydgate's in Middlemarch an hatte ihre Einbildungskraft an dem kleinen Gewebe einer Zukunft gearbeitet, welche notwendigerweise mit etwas dieser Szene Ähnlichem beginnen müßte.

      Fremdlinge übten, gleichviel ob sie Schiffbruch gelitten und sich durch Anklammern an einen Balken gerettet hatten, oder ob sie in gebührender Begleitung von Reisekoffern auftraten, von jeher auf jungfräuliche Gemüter einen wunderbaren Zauber, gegen welchen heimisches Verdienst immer vergebens aufzukommen suchte. Und ein Fremdling war auch der Held in Rosamunden's Lebensroman, welcher sich immer um einen nicht aus Middlemarch gebürtigen Geliebten und Gatten gedreht hatte, der durchaus keine den ihrigen ähnliche verwandtschaftliche Beziehungen hätte; neuerdings hatte sich der Plan des Romans derartig gestaltet, daß die Verwandtschaft des Helden mit einem Baronet erforderlich schien.

      Jetzt, wo sie und der Fremde sich begegnet waren, erwies sich die Wirklichkeit viel fügsamer als die Phantasie, und Rosamunde konnte nicht zweifeln, daß die große Epoche ihres Lebens gekommen sei. Sie hielt die an sich selbst beobachteten Symptome für die Anzeichen einer erwachenden СКАЧАТЬ