Middlemarch. George Eliot
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Middlemarch - George Eliot страница 43

Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

isbn:

СКАЧАТЬ sagte er, »daß es in dem Wesen der ärztlichen Geschicklichkeit begründet ist, sich vorzugsweise materieller Mittel zu bedienen. Nichtsdestoweniger hoffe ich, Herr Lydgate, daß wir in unseren Ansichten in Betreff einer Maßregel nicht auseinander gehen werden, bei welcher Ihre tätige Beteiligung wahrscheinlich nicht in Anspruch genommen werden wird, bei welcher mir aber Ihre mitwirkende Teilnahme von Nutzen sein kann. Ich hoffe, Sie erkennen das Vorhandensein geistlicher Interessen bei Ihren Patienten an?«

      »Das tue ich gewiß; aber die von Ihnen gebrauchten Worte sind bei verschiedener Auffassung des Gegenstandes verschiedener Auslegungen fähig.«

      »Ganz richtig. Und eben bei solchen Gegenständen ist eine falsche Belehrung ebenso verhängnisvoll wie keine Belehrung. Ein Punkt, der mir daher sehr am Herzen liegt, ist eine neue Regulierung der Seelsorge in dem alten Krankenhause. Das Gebäude steht in Herrn Farebrother's Kirchspiel. Kennen Sie Herrn Farebrother?«

      »Ich habe ihn einmal getroffen; er hat mir seine Stimme gegeben, und ich muß ihn besuchen, um ihm zu danken. Er scheint ein sehr munterer, angenehmer, kleiner Mann zu sein und ist, wie ich höre, ein Freund der Naturwissenschaften.«

      »Herr Farebrother, mein lieber Herr, ist ein Mann, an welchen man nicht ohne schmerzliche Gefühle denken kann. Ich glaube, es gibt keinen Geistlichen in diesem Lande, der mehr Talent besäße.«

      Herr Bulstrode hielt inne und sah nachdenklich vor sich hin.

      »Ich bin bis jetzt durch die Auffindung besonderer Talente in Middlemarch noch nicht schmerzlich berührt worden,« sagte Lydgate ganz ungeniert.

      »Was ich wünsche,« fuhr Herr Bulstrode noch ernster fort, »ist, daß die Seelsorge des Herrn Farebrother durch die Anstellung eines Kaplans beseitigt werde, daß dieser Kaplan Herr Tyke sei, und daß kein anderer geistlicher Zuspruch benutzt werden möge.«

      »Als Arzt würde ich über eine solche Angelegenheit keine Meinung äußern können, ohne Herrn Tyke zu kennen, und selbst wenn ich ihn kennte, würde ich doch erst wissen müssen, in welchen Fällen er seine geistlichen Dienste zu leisten haben würde.«

      Lydgate lächelte, aber er war entschlossen, in seinen Äußerungen behutsam zu sein.

      »Natürlich können Sie die Bedeutung dieser Maßregel jetzt noch nicht ganz würdigen. Aber« – und hier fing Herr Bulstrode mit einer noch prononcierteren Emphase zu sprechen an – »aber sehr wahrscheinlich wird der Gegenstand vor den ärztlichen Vorstand des Hospitals gebracht werden, und da hoffe ich zuversichtlich darauf rechnen zu dürfen, daß Sie dem von uns in Aussicht genommenen Zusammenwirken entsprechend, sich, so weit es auf Ihr Urteil ankommt, durch meine Gegner in dieser Angelegenheit nicht werden beeinflussen lassen.«

      »Ich hoffe, daß ich mit geistlichen Streitigkeiten nichts zu tun haben werde,« erwiderte Lydgate. »Mir liegt nur daran, in meinem eigenen Berufe den richtigen Weg zu gehen.«

      »Meine Verantwortlichkeit, Herr Lydgate, ist umfassenderer Art. Ich lasse mich bei der Beurteilung dieser Frage in Wahrheit von dem Bewusstsein der Rechenschaft leiten, welche ich einem höheren Richter schuldig bin; während meine Gegner, wie ich mit gutem Grunde behaupten darf, darin nur eine Gelegenheit erblicken, ihrer Neigung zu weltlicher Opposition zu frönen. Aber ich werde deshalb kein Jota von meinen Überzeugungen aufgeben und nicht aufhören, für die Wahrheit einzustehen, welche von einer verderbten Generation gehaßt wird. Ich habe die Verbesserung der Hospitäler zu meiner Lebensaufgabe gemacht; aber ich bekenne Ihnen offen, Herr Lydgate, daß ich mich nicht für Hospitäler interessieren würde, wenn ich glaubte, daß es sich bei denselben um nichts als um die Heilung irdischer Leiden handle. Mich treibt etwas anderes zum Handeln, und ich werde daraus angesichts meiner Verfolger kein Hehl machen.«

      Diese letzten Worte hatte Herr Bulstrode in einem aufgeregten und laut flüsternden Tone gesprochen.

      »In diesem Punkte weichen unsre Ansichten von einander ab,« erwiderte Lydgate, war aber gar nicht böse, als jetzt die Tür geöffnet und Herr Vincy gemeldet wurde.

      Dieser blühende, menschenfreundliche Mann war ihm interessanter geworden, seit er Rosamunde gesehen hatte. Nicht, daß er sich, wie sie, in Bildern einer Zukunft gefiel, in welcher ihre Geschicke untrennbar verknüpft sein würden; aber jeder Mann erinnert sich mit Vergnügen eines reizenden Mädchens und nimmt gern eine Einladung zu Tische an, wenn er sie wiederzusehen hoffen darf. Noch bevor er sich verabschiedete, hatte Herr Vincy ihn mit der Einladung beehrt, mit welcher er früher »keine Eile« gehabt hatte; denn – diesen Morgen beim Frühstück hatte Rosamunde bemerkt, es scheine ihr, daß ihr Onkel Featherstone den neuen Doctor sehr in Affektion genommen habe.

      Sobald Herr Bulstrode sich mit seinem Schwager allein befand, schenkte er sich ein Glas Wasser ein und öffnete eine Butterbrotdose.

      »Ich kann Dich nicht zu meinem Regime bekehren, Vincy?«

      »Nein, nein, ich habe keine Meinung für Dein Regime. Der Körper will gepolstert sein,« sagte Herr Vincy, der selbst eine Illustration zu dieser Theorie abgab. »Aber,« fuhr er fort, indem er das Wort in einer Weise betonte, welche alles Nebensächliche beseitigen zu sollen schien, »was mich hierher geführt hat, ist eine kleine Angelegenheit meines Schlingels, des Fred.«

      »Das ist ein Gegenstand, über den unsere Ansichten leicht so weit von einander abweichen dürften wie über Diät, Vincy.«

      »Ich hoffe aber, dieses Mal wird das nicht der Fall sein.« (Herr Vincy war entschlossen, seine gute Laune nicht zu verlieren.) »Es handelt sich um eine Grille des alten Featherstone. Es hat sich Jemand das boshafte Vergnügen gemacht, dem Alten eine erfundene Geschichte zu erzählen, um ihn gegen Fred aufzuhetzen. Er ist Fred sehr gewogen und wird wahrscheinlich etwas Ordentliches für ihn tun, ja er hat Fred so gut wie gesagt, daß er ihm seinen Landbesitz hinterlassen wolle, und das erregt den Neid gewisser Leute.«

      »Vincy, ich muß Dir wiederholt erklären, daß Du nie auf meine Zustimmung zu der Art, wie Du mit Deinem ältesten Sohne verfahren bist, wirst rechnen können. Du hast ihn lediglich aus weltlicher Eitelkeit für den geistlichen Stand bestimmt; mit einer Familie von drei Söhnen und vier Töchtern warst Du nicht berechtigt, große Summen auf eine kostspielige Erziehung Deines ältesten Sohnes zu verwenden, mit welcher Du auch keinen andern Erfolg erzielt hast, als den, ihm extravagante und müßiggängerische Gewohnheiten zu geben. Jetzt erntest Du, was Du gesät hast.«

      Die Fehler anderer Leute scharf hervorzuheben, hielt Herr Bulstrode für eine Pflicht, welcher er sich selten entzog; aber Herr Vincy war nicht im gleichen Maße geneigt, sich das ruhig gefallen zu lassen. Wenn ein Mann Aussicht hat, demnächst zum Mayor gewählt zu werden und in der Lage zu sein, im Interesse des Handels allgemeine politische Gesichtspunkte zur Geltung zu bringen, so hat er natürlich ein Bewusstsein seiner Wichtigkeit für die Gestaltung der Dinge im Großen, welches ihm Fragen persönlicher und privater Natur von untergeordneter Bedeutung erscheinen läßt. Kein Vorwurf aber hätte ihn mehr reizen können, als der eben von Bulstrode ausgesprochene. Es war im höchsten Grade überflüssig, ihm zu sagen, daß er die Früchte seiner Handlungen ernte. Aber er fühlte Bulstrode's Joch auf seinem Nacken lasten, und so gern er sonst ausschlug, so hütete er sich doch in diesem Augenblick wohl, sich diese Herzenserleichterung zu verschaffen.

      »Es ist unnütz, jetzt auf die Vergangenheit zurückzugehen, Bulstrode. Ich gehöre nicht zu Deinen Mustermenschen und habe auch nicht die Prätention, dazu zu gehören. Ich konnte nicht Alles voraussehen, was im Geschäfte vorkommen würde; es gab kein schöneres Geschäft in Middlemarch als unseres, und der Junge war begabt. Mein armer Bruder war Geistlicher und würde gut fortgekommen sein – hätte sicherlich eine Pfründe bekommen, wenn ihn das gastrische Fieber nicht weggerafft hätte – wäre heute vielleicht schon Dechant! Ich glaube, ich konnte mit СКАЧАТЬ