Middlemarch. George Eliot
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Middlemarch - George Eliot страница 36

Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

isbn:

СКАЧАТЬ im späteren Leben in weiter Ferne suchen und wohl größer, aber nicht schöner finden –, das sind die Dinge, welche für die im Innern Englands Geborenen der Landschaft den höchsten Reiz verleihen, die Gegenstände, unter denen sie als Kinder herumtrippelten, die sich ihnen einprägten, wenn sie im Wagen zwischen den Knien ihres Vaters stehend, langsam durch die Landschaft dahinfuhren.

      Aber die Wege, selbst die Seitenwege waren vortrefflich; denn in dem Lowicker Kirchspiel gab es, wie wir gesehen haben, keine kotigen Gässchen und keine armen Gutsleute, und durch das Lowicker Kirchspiel führte Fred und Rosamunde ihr Weg, nachdem sie etwa eine halbe Meile geritten waren. Noch eine Viertelstunde und sie waren in Stone Court und schon am Ende der ersten Hälfte dieser Strecke wurde das Haus sichtbar, welches aussah, als ob es durch das unerwartete Entstehen vieler landwirtschaftlicher Gebäude an seiner linken Seite, in seinem Ausbau zu einem steinernen Herrenhause aufgehalten und verhindert worden wäre, mehr als die stattliche Wohnung eines Hofbesitzers zu werden. Das Haus bot aus der Ferne einen nur um so angenehmeren Anblick dar, als eine dicht gedrängte Masse turmartig zugespitzter Kornhaufen neben einer schönen Allee von Walnussbäumen an seiner rechten Seite stand. Bald wurde etwas sichtbar, was man für ein vor dem Hause in die Runde fahrendes Cabriolet halten konnte.

      »O weh,« sagte Rosamunde, »ich hoffe, es sind keine von Onkels schrecklichen Verwandten da.«

      »Sie sind es aber doch. Das ist Frau Waule's Cabriolet, – ich glaube, das letzte noch existierende gelbe Cabriolet. Wenn ich Frau Waule darin sehe, begreife ich, wie man früher gelb getrauert haben kann. Das Cabriolet macht mir ganz den Eindruck eines Leichenwagens. Und dabei trägt Frau Waule immer schwarzen Crêpe. Wie fängt sie das an, Rosy? Ihre Verwandten können doch nicht immer sterben.«

      »Das weiß ich nicht. Und sie ist nicht im Mindesten strenggläubig,« sagte Rosamunde nachdenklich, als ob dieser religiöse Gesichtspunkt das beständige Tragen von Crêpe. vollkommen erklärt haben würde. – »Und nicht arm,« fügte sie einen Augenblick später hinzu.

      »Nein, wahrhaftig nicht! Sie sind reich wie Juden, diese Waule's und Featherstone's; ich meine, für Leute wie sie, die nichts auszugeben brauchen. Und doch umkreisen sie Onkel wie die Geier, und sind bange, daß ein Pfennig aus der Familie komme. Aber ich glaube, er haßt sie Alle.«

      Die Frau Waule, die sich in den Augen dieser entfernten Verwandten so geringer Anerkennung erfreute, hatte zufällig noch diesen Morgen, mit einer keineswegs ausdrucksvollen Miene, sondern in einem leisen murmelnden indifferenten Tone, wie man eine Stimme durch Watte hindurch hört, gesagt: Sie wünsche nicht »günstig von ihnen beurteilt zu werden,« sie sitze hier an ihres rechten Bruders Herd, und sei fünfundzwanzig Jahre Jane Featherstone gewesen bevor sie Jane Waule geworden, was ihr ein Recht gebe zu reden, wenn diejenigen, die kein Recht dazu hätten, sich Freiheiten mit dem Namen ihres Bruders erlaubten.

      »Worauf willst Du hinaus?« fragte Herr Featherstone, welcher seinen Stock zwischen den Knien hielt, und seine Perücke zurecht schob, indem er ihr einen scharfen Blick zuwarf, und von ihrem Gesichtsausdruck beeindruckt zu werden schien, wie von einem kalten Luftzuge, der ihn husten machte.

      Frau Waule mußte mit ihrer Antwort warten, bis Mary Garth ihm einen Löffel Saft eingegeben, der Husten sich in Folge dessen wieder gelegt und Herr Featherstone angefangen hatte, mit einem verdrießlichen Blick auf das Feuer, an dem goldenen Knopf seines Stocks zu reiben. Es war ein lustiges Feuer, aber es brachte keine Veränderung auf Frau Waule's frostig aussehendem dunkelrotem Gesichte hervor, welches, mit seinen Ritzen statt der Augen und mit seinen Lippen, die sich beim Sprechen kaum bewegten, ebenso indifferent war wie ihre Stimme.

      »Die Doktoren können den Husten nicht kurieren, Bruder. Der Husten ist grade wie meiner; denn ich bin ja Deine rechte Schwester, in meiner Constitution wie in Allem. – Aber wie gesagt, es ist schade, daß die Familie des Herrn Vincy sich nicht besser benimmt.«

      »Soo! Davon hast Du nichts gesagt. Du sagtest nur, Jemand habe sich Freiheiten mit meinem Namen erlaubt.«

      »Und das ist nicht mehr, als was ich beweisen kann, wenn das, was alle Leute sagen, wahr ist. Mein Bruder Salomon erzählt mir, daß es zum Gerede in ganz Middlemarch geworden sei, wie unsolide der junge Vincy sei, und wie er, seit er wieder zu Hause ist, immer Billard gespielt habe.«

      »Unsinn! Was tut denn das, wenn einer 'mal Billard spielt? Billard ist ein ganz gentiles Spiel, und der junge Vincy ist kein Dummkopf. Wenn Dein Sohn John sich jetzt auf's Billardspiel legen wollte, würde er sich freilich zum Narren machen.«

      »Dein Neffe John hat nie Billard oder irgend ein anderes Spiel gespielt, Bruder, und kommt nicht in Gefahr, hunderte von Pfunden zu verlieren, die, wenn es wahr ist, was alle Leute sagen, irgendwo anders herkommen müssen, als aus der Tasche des alten Herrn Vincy. Denn die Leute sagen, er hat seit Jahren schlechte Geschäfte gemacht, obgleich kein Mensch das denken sollte, wenn man ihn herumstolzieren und ein Haus machen sieht, wie sie es tun. Und ich habe sagen gehört, daß Herr Bulstrode sehr aufgebracht über Frau Vincy sei wegen ihrer Oberflächlichkeit, und weil sie ihre Kinder so verziehe.«

      »Was geht mich Bulstrode an? Ich mache keine Geschäfte mit ihm.«

      »Nun, Frau Bulstrode ist Herrn Vincy's Schwester, und die Leute sagen, Herr Vincy mache seine Geschäfte zumeist mit dem Gelde der Bank, und das kannst Du doch wohl selbst sehen, Bruder, daß wenn eine Frau über vierzig rosa Haubenbänder trägt, die sie immer herumflattern läßt, und immer so auffallend lacht, und all so etwas, – daß das sehr unschicklich ist. Aber seine Kinder verziehen und das Geld haben, ihre Schulden zu bezahlen, ist zweierlei. Und Du kannst offen erzählen hören, daß der junge Vincy auf seine Aussichten hin, Geld aufgenommen hat, – ich sage nicht auf was für Aussichten hin. Fräulein Garth hört, was ich sage und kann es gern wiedererzählen. Ich weiß, junge Leute halten zusammen.«

      »Nein, ich danke Ihnen, Frau Waule,« sagte Mary Garth. »Ich höre Klatschgeschichten zu ungerne, als daß ich Lust haben sollte, sie wieder zu erzählen.«

      Herr Featherstone rieb an dem Knopf seines Stocks, und brach in ein kurzes krampfhaftes Lachen aus, das ungefähr eben so echt war, wie das Kichern eines alten Whistspielers über eine schlechte Karte. Ohne seinen Blick vom Kaminfeuer wegzuwenden, sagte er:

      »Und wer sagt, daß Fred Vincy keine Aussichten hat? Ich sollte denken, ein so hübscher frischer Bursche hätte wohl Aussichten.«

      Es dauerte eine kleine Weile, bevor Frau Waule antwortete, und als sie es tat, geschah es mit einer anscheinend von Tränen leicht angefeuchteten Stimme, obgleich ihr Gesicht noch ganz trocken war.

      »Wie dem auch sei, Bruder, es ist natürlich sehr schmerzlich für mich und meinen Bruder Salomon zu hören, daß man sich Freiheiten mit Deinem Namen erlaubt, und dabei denken zu müssen, daß Dein Leiden Dich plötzlich wegraffen könnte und daß Leute, die, so wenig Featherstone's sind, wie der Hanswurst im Polichinellkasten, kein Hehl daraus machen, daß sie auf Deine Erbschaft spekulieren. Und ich bin doch Deine rechte Schwester und Salomon Dein rechter Bruder! Wenn jene Leute richtig spekulierten, wozu hätte es dann dem Allmächtigen gefallen, Familien zu machen?«

      Bei diesen Worten ließ Frau Waule, ihren freilich nicht allzu reichlichen Tränen freien Lauf.

      »Komm heraus damit, Jane!« sagte Herr Featherstone und sah ihr dabei scharf ins Gesicht. »Du willst sagen, Fred Vincy habe Jemanden gefunden, der ihm auf das hin, was er über mein Testament zu wissen behauptet, Geld vorgeschossen habe, wie?«

      »Das habe ich nicht gesagt, Bruder.« Frau Waule's Stimme war wieder trocken und fest geworden. »Mir hat es mein Bruder Salomon erzählt, als er gestern Abend vom Markte kam und mich besuchte, um mir wegen des alten Weizens Rat zu erteilen, da ich ja als Witwe allein stehe, denn mein Sohn John СКАЧАТЬ