BeTwin. Martha Kindermann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу BeTwin - Martha Kindermann страница 5

Название: BeTwin

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolar-Trilogie

isbn: 9783748590392

isbn:

СКАЧАТЬ pflaume ich meine Freundin an. »Du hast keine Ahnung, wer Tam wirklich ist, also versuche bitte nie wieder, verstehst du, nie wieder uns beide zu verkuppeln!«

      »Ich wollte doch nur…«

      »Fenja, steht unser Mittagsprogramm?« Sie nickt. »Dann bring mich von hier weg und ich kläre dich auf.«

      »Aber Tam…«

      »Nix ›aber Tam‹! Wenn dir unsere Freundschaft noch etwas bedeutet, dann vergiss diesen Verräter und warte, bis du alle Details kennst.« Keine Widerworte.

      »Ich dachte, wir machen einen kurzen Schlenker bei mir vorbei und bummeln dann in den Park. Mum wollte mich kurz sehen nach diesem Prozedere, wird aber sicher keine Besitzansprüche stellen, wenn du an meiner Seite bist.«

      »Park klingt absolut perfekt«, entgegne ich und bin stolz, dass sie diesen Ort ausgewählt hat. Wir beide haben Fenjas erste Liebe und meinen besten Freund Tarik dort zum letzten Mal lebend gesehen und seitdem einen riesigen Bogen um die verschlafene Grünanlage gemacht. Was, wenn sie herausfindet, dass Tariks Mum im BePolar-Dschungel eine wichtige Rolle gespielt und ihren Sohn ebenfalls als Versuchskaninchen auf die Liste der ›friedlichen Revolutionäre‹ gesetzt hat? Ich werde diese Information noch ein wenig für mich behalten. Lügen, um einen geliebten Menschen zu schützen – kenne ich, kann ich, mache ich und belade mein Herz erneut mit schwerem Ballast.

      »Bist du bereit für die hungrige Meute?« Fenjas Grinsen gefällt mir ganz und gar nicht.

      »Welche Meute?« Doch die Frage erübrigt sich, als wir das Erdgeschoss erreichen und einen Blick auf den Schulhof erhaschen können. Ein Dutzend Vans mit ebensovielen Kamerateams lauert vor der Schule auf die herausströmenden Absolventen. Wie konnte ich das nur vergessen? Eliska hat exakt diese Situation mit uns wieder und wieder geübt, um uns einen Vorteil gegenüber den Mitschülern zu ermöglichen. Doch für mich wird es eher ein Spießrutenlauf. Kurzer Hand checke ich meine Frisur und säubere die Mundwinkel. Anschließend stecke ich das schlabbrige T-Shirt in die Jeans und binde meine Schleifen neu, um von den münzgroßen Löchern in den Schuhen abzulenken, die meine Ma so verabscheut.

      Fenja beobachtet mein Tun mit einiger Skepsis und legt zu guter Letzt selbst Hand an. Im Nu trage ich einen lockeren Dutt und eine von Fenjas Ketten um den Hals.

      »Jacke an!«, kommandiert sie und ich tue wie mir befohlen.

      »Nicht zu nerdig mit Brille?«, frage ich die Expertin mit dem unterirdischen Modegeschmack.

      »Nein, im Gegenteil. Das intelligentere Aussehen kann dir heute nicht schaden. Steh gerade und zeig dein nettestes Lächeln! Ich möchte die Katze sehen da draußen, nicht das Mäuschen!« Keine Sekunde zu früh ist meine Wahlkampfmanagerin in spe an meiner Seite aufgetaucht, um mir die Haut zu retten. Das wird ein riesen Spaß!

      Tag 242

      »Liebe Schüler, heute habt ihr hoffentlich eine weitere wichtige Stufe auf der Leiter des Lebens erklommen und wusstet die mannigfachen Fähigkeiten, welche die Akademie euch angeeignet hat, einzusetzen. Ich bin sicher…« Ja, ja, sicher ist nur der Tod, aber quatsch ruhig weiter, du eingebildeter Gockel. Die Art, wie Moreno selbstgefällig auf der Bühne der Akademieaula auf und ab stolziert, geht mir mächtig auf den Zeiger. Er tut gerade so, als seien unsere Fortschritte ganz allein sein Verdienst und wir sollten ihm die Designerschuhe küssen, um unsere tiefe Dankbarkeit ausdrücken zu können. Lackaffe! Ich hasse ihn mehr als irgend jemanden sonst auf dieser Welt. Er ist nicht nur mein Dozent, der Unfehlbarkeit von seinem hohen Roß herunterpredigt, sondern hat meine Schwester verführt, in düstere Machenschaften hineingezogen, sie geschwängert und nicht verhindert, dass sie in dieser Nacht am Bahnhof einsam und allein stirbt. Es ist so verdammt ungerecht. Ich habe keine Beweise für seine Mitschuld und vermutlich gibt es auch keine, aber die Tatsache, dass er Frau und Kind allein in ein Auto steigen ließ, werde ich ihm nie verzeihen. Der ach-so-beschäftigte Doktor der Neurowissenschaften – ha, Pustekuchen. Nacht für Nacht ertrage ich seine Visage, weil ich es besser weiß. Zieh dich warm an ›Entin‹, denn ich werde dich früher oder später mit deinen eigenen Waffen zu Fall bringen.

      »Fräulein Navrotilova und ihr Team haben den Nachmittag damit verbracht, eure Interviews auszuwerten und sind nun bereit für eine kurze Präsentation. Ich übergebe das Wort.« Oh verdammt! Mir war es gerade gelungen, meinen ersten Kameraauftritt nicht mehr pausenlos im Kopf abzuspulen, um die Patzer wieder und wieder zu durchleben. Mein Groll gegen Valentin Moreno fühlt sich um einiges angenehmer an als dieses beklemmende Gefühle einer sich nahenden Panikattacke. Gut, ›angenehm‹ ist vielleicht das falsche Wort, schließlich kommt mir beim bloßen Gedanken an dieses Schwein die Galle hoch, aber ich bewege mich auf bekanntem Terrain und muss nicht im Trüben fischen. Wie wird es sein, das eigene Gesicht vor der ganzen Schläferklasse zu entblößen? Werden sie lachen? Mich vorschnell in eine Schublade schieben? Keine Ahnung. Warum müssen wir diese Interviews überhaupt im großen Auditorium durchgehen? Ein Einzelgespräch hinter verschlossenen Türen wäre doch sicher produktiver, oder nicht?

      »Meine Damen, meine Herren, zuerst möchte ich ein zaghaftes Lob anbringen.« Okay? Das kam jetzt unerwartet. Unsere vielgeschätzte Dozentin für Stilsicherheit, die Königin der Etikette und die wohl bestgekleidete Frau Polars, schenkt uns ein stolzes Lächeln. Monatelang hatte sie uns über den Lauftsteg gejagt, die Haltung korrigiert, uns klar gemacht, wie tiefbegabt wir sind und uns gedemütigt. Wir alle wussten, dass sie aus einem Haufen hässlicher Entlein Schwäne machen wollte und wir haben ihr diese Aufgabe nie leicht gemacht.

      Sie klatscht ein paar Mal verhalten und sehr grazil in die Hände, bevor sie den weißen Lederminirock glatt streicht und ihre Rede fortsetzt.

      »Als sie im letzten Sommer zum allerersten Mal in meinem Unterricht saßen, sah ich dieses Projekt mit jedem ihrer peinlichen Auftritte mehr und mehr scheitern. Zu aufgesetzt, zu trampelig, zu arrogant, zu gelangweilt – eine endlose Liste an Fauxpas, auf denen ich allwöchentlich herumreiten musste, um sie in die richtige Bahn zu lenken. Heute sehe ich acht junge Leute vor mir, die auf unterschiedliche Weise genau richtig sitzen auf ihrem Stuhl.« Ihre ernstgemeint rührige Rede geht auch an mir nicht spurlos vorbei und als ich meinen Blick über die Köpfe der Mitschüler kreisen lasse, sehe ich in viele glasige Augen und grinsende Gesichter.

      »Taranee – so selbstsicher und ehrgeizig. Ebba – so gerecht und hartnäckig. Lana – liebevoll und kreativ. Roya – stark und selbstlos. Sehen Sie sich nur an – zu mir brachte man schüchterne Mädchen und verzogene Gören, heute sind Sie alle mehr Frau als so manch eine in wichtigen Ämtern.« Erneut applaudiert sie und treibt uns die Röte ins Gesicht. Sogar die Jungs klatschen Beifall. In wenigen Wochen werden sich unsere Wege auf unbestimmte Zeit trennen. Wer weiß schon, wie viele Schläfer es in die Reihen der Eleven schaffen? Wer weiß schon, ob überhaupt einer unserer Klasse bis in den Regierungspalast gelangt? Wer weiß schon, was uns nach der Akademie erwartet? Einmal mehr wird uns allen bewusst, dass auch diese anstrengende und doch so kostbare Zeit bald zu Ende gehen wird. Anfang Juni erhalten wir die Testergebnisse und dann trennen sie die Spreu vom Weizen. Jeder wird zum Einzelkämpfer, jeder muss seinen eigenen Stiefel finden und jeder die liebgewonnenen Freunde vergessen, Freunde, aber auch Gegenspieler.

      Tam beobachtet mich, seit wir in der Aula Platz genommen haben, und erhält nun endlich die geforderte Aufmerksamkeit. Eliska nannte mich stark und genau diese Stärke lässt mich seinem Blick standhalten. Seine Augen scheinen mich zu verschlingen, meine schicken ihm Kälte. Er möchte an die schönen Momente anknüpfen und ich verspüre nichts als Verachtung. Im Grunde genommen hat er mir nichts getan und möglicherweise ist eine Verkettung dummer Zufälle der Grund für Tristans Verschwinden, aber daran kann ich derzeit nicht glauben. Ich weiß nicht, warum СКАЧАТЬ