BeTwin. Martha Kindermann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу BeTwin - Martha Kindermann страница 4

Название: BeTwin

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolar-Trilogie

isbn: 9783748590392

isbn:

СКАЧАТЬ echt nicht gebrauchen. In weniger als einer Stunde werden Hochleistungen von mir erwartet und Coach Rafael wählt die ›Du-bist-ein-absolutes-Nichts-Methode‹, um mich zu pushen – Bravo!

      »Ich hab’s kapiert. Wir reden später darüber. Aber sieh dich vor, das Später wird kommen, ob du willst oder nicht. Hast du genügend Wasser?«

      »Wie? Ach so – ja.«

      »Stifte gespitzt?«

      »Rafael, du bist wirklich von gestern. Tests werden digital bearbeitet und somit auch deutlich schneller ausgewertet.« Er bleibt standhaft trotz meiner hochgezogenen Augenbrauen.

      »Okay, dann sind die Spickzettel sicher auf dem Mädchenklo verwahrt?« Jetzt nervt er echt. Ich springe von der Mauer und mache mich zum Abgang bereit.

      »Lieber Rafael, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich dir höflich mitteile, dass du dir ein Hobby suchen solltest. Ich werde das hinbekommen, gut?« Er landet unelegant auf seinen Füßen und klopft mir auf die Schulter.

      »Da du diese Worte nun aus eigenem Antrieb in den Mund genommen hast, betrachte ich meine Aufgabe hier als erfüllt und sehe dich heute Nachmittag zu einer Auswertungsrunde wieder. Auf bald, kleine Schwester. Mach sie fertig!« und schon verschwindet er hinter der nächsten Ecke. Er hat recht – ich werde ihnen zeigen, dass ich so was von bereit für die nächste Etappe bin. Bereit und kampfeslustig! Liebe Mitschüler aus Nah und Fern, zieht euch warm an! Roya Roth ist zurück am Spieltisch. Ich bin wahnsinnig gut vorbereitet, motivierter als ihr alle zusammen und werde diesen verdammten Wettbewerb so was von gewinnen.

      Habe ich das gerade laut ausgesprochen?

      In der Aula der Gesamtschule NW/74 rauchen fünf Minuten vor dem Stundenklingeln schon die Köpfe. Jeder Auserwählte hat seinen Platz eingenommen und fiebert mit gutem oder schlechtem Gefühl dem Startsignal entgegen. Die Tribüne wurde abgebaut und gegen ein kleineres Podest für die Prüfer und Aufsichtspersonen ersetzt. Mein Klassenlehrer Herr Jakob ist ebenfalls Teil dieser Jury und betraut all seine Sprösslinge mit einem Grinsen und gedrückten Daumen.

      Fenja wurde der Tisch zu meiner Rechten zugewiesen und das macht die angespannte Situation für uns beide nicht gerade einfacher. Trotz der Funkstille greift sie nach meiner Hand und flüstert mir zu.

      »Darf ich dich um etwas bitten?« Ich nicke zaghaft. »Wenn du in die Warte einziehst, hältst du mir den Platz als deine Wahlkampfmanagerin frei, auch wenn ich eine ganz miserable Freundin war und ich alles bereue und…« Ich schließe sie fest in meine Arme und spreche ihr mit zittriger Stimme ins Ohr:

      »Ich danke dir, Fenja! Du musst nichts bereuen. Ich war so egoistisch und selbstgerecht. Ich habe dich zu Unrecht so lange zappeln lassen und wenn du mir verzeihen kannst, wäre ich sehr stolz und dankbar, dich als Managerin an meiner Seite zu wissen!« Freudentränen befeuchten meine müden Augen und ein riesiger Stein fällt von meinem Herzen. »Danke! Immer und immer wieder Danke, dass du den Mut hattest mir das jetzt noch zu sagen!« Ich möchte sie einfach festhalten und nie wieder loslassen. Das warme Gefühl, das mich durchflutet, ist so unbeschreiblich schön, dass der angestaute Sack Schuldgefühle von mir abfällt und mit einem lauten Krachen in der Belanglosigkeit verschwindet.

      »Ich danke dir auch. Die Funkstille hat mich wahnsinnig gemacht. Ich bin ohne dich doch nur ein halber Mensch.« Sie trocknet meine Tränen mit ihrem blassrosa T-Shirt und sieht mir freundlich in die Augen. »Pass auf: Du schreibst jetzt einen überragenden Test und ich nutze die vier Stunden, um uns ein herrliches Mittagsprogramm auf die Beine zu stellen. Schwamm drüber und Tränen trocknen. Jetzt kommt es auf dich an!«

      »Ich habe dich nicht verdient!«

      »Kann schon sein, aber ich bin ein harmoniebedürftiges Menschenkind mit einem Radar für reumütige Seelen und auch nicht unschuldig an dieser Misere, okay?«

      »Nicht okay, aber jetzt der Test und dann die demütige Entschuldigungszeremonie.« Fenja schenkt mir ihr warmherziges Lächeln und gibt meine Hand zum Arbeiten frei. Energiegeladen und zutiefst dankbar bin ich mir meiner Sache nun absolut sicher…

      240 viel zu kurze Minuten später setzte ich einen Punkt hinter den letzten Satz, schließe für wenige Atemzüge die Augen und klicke auf ›senden‹. Das war's. Jetzt habe ich es nicht mehr in der Hand und muss neun endlose Wochen auf ein Ergebnis warten, das über meine Zukunft entscheidet.

      »Ich hoffe für dich, dass dieser Test unsere Eintrittskarte in die Riege der Schönen und Mächtigen ist, Frau Ministerin.« Fenjas breitem Grinsen kann man nicht widerstehen. Es scheint so einfach an alte Gewohnheiten anzuknüpfen, dass ich hoffe, dieses zarte Band nicht durch die nötigen Enthüllungen die Zwillinge betreffend zu gefährden.

      »Ich auch.« Eine kurze und knackige Antwort, die absolut keine Rückschlüsse auf meine Geheimnisse zulassen sollte.

      »Hast du Tam heute eigentlich schon gesehen?« Selbst ihre Direktheit habe ich vermisst. Und ja, leider kann ich ihn an solch einem Tag wohl kaum übersehen.

      »Flüchtig«, antworte ich, »keine Ahnung, ob er von mir Notiz genommen hat, aber ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf. Wollen wir gehen?« Ich packe meinen Rucksack und schiebe die Brille zurecht.

      »Ich glaube, meine Liebe, du schätzt den guten Tam völlig falsch ein. Du bist ihm unheimlich wichtig. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht nach dir fragt oder sich um dich sorgt.«

      »Können wir das Thema später diskutieren und erstmal verschwinden? Ich habe keine Lust auf…«

      »Roya?« Ich habe es geahnt und nun ist meine Ahnung real geworden. Tam muss direkt hinter mir stehen und plötzlich sind meine Füße wie angewachsen. Ich kann mich nicht bewegen, nicht klar denken, geschweige denn in einem menschlichen Rhythmus atmen.

      »Oh Tam, wie praktisch, wir sprachen gerade von dir.« Fenja versucht einmal mehr den Flügelmann zu spielen und macht damit jeglichen Fluchtversuch unmöglich.

      »Ach ja?« Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen diese Stimme einmal für zuckersüßen Honig gehalten zu haben. Er ekelt mich einfach nur an. In der Akademie sind wir uns in letzter Zeit so gut wie nie über den Weg gelaufen, da unsere Schwerpunkte sich nicht wirklich überschneiden. Hin und wieder bekam er meine kalte Schulter zu spüren oder musste gegen eine dicke Wand der Ignoranz reden. Ich habe ihn links liegen lassen, da seine falsche und durchtriebene Visage einem Tritt in die Magengrube gleichkommt.

      »Was gab es denn da so Spannendes auszutauschen, die Damen?« Deinen Charme kannst du steckenlassen, du…

      »Ach Mädchenkram, du weißt doch, wie das ist, Geheimnisse über Geheimnisse. Du wirst absolut nichts aus uns herausquetschen können. Stimmt's, Roya?«

      Fenjas Kupplerkünste in allen Ehren, aber ich werde mit diesem Typ nicht einmal Smalltalk betreiben. »Auch egal. Wie lief dein Test, Tam? Roya wird sicherlich eine Runde weiterkommen und na ja, solltest du das ebenfalls schaffen, dann…«

      »Dann werde ich ihn auch in der Warte auf Abstand halten!«, unterbreche ich Fenjas überschwängliche Vorfreude und mache einen Abflug, ohne Tam auch nur ein einziges Mal ins Gesicht geblickt zu haben. Hoffentlich hat er es kapiert.

      Für zwei Sekunden glaube ich tatsächlich, mein Plan würde aufgehen, als ich Fenja herannahen höre. Ihre übergroße Schultasche ist mit vielen unterschiedlichen Glöckchen geschmückt, welche ihren Auftritt stets geräuschvoll ankündigen.

      »Warte, СКАЧАТЬ