Название: Wechselspiel der Liebe
Автор: Heather Graham
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: MacKenzies Saga
isbn: 9783962153397
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Lieber wollte sie sich vierteilen lassen. Aber das verriet sie ihm nicht, denn immerhin verdankte sie ihm ihre Stellung. Bis jetzt hatte er sie nicht belästigt. Sie hätte nicht so lange über den Blumenmarkt wandern und in die Wellen des Mississippi starren sollen. Dann wäre sie nicht zu spät gekommen, und er würde sie jetzt nicht anschreien. Wenn sie sich nicht in acht nahm, würde er sie womöglich hinauswerfen.
Oder war sie hier ohnehin fehl am Platz? Einige Leute hatten ihr versichert, die Taverne sei respektabel. Wäre sie nicht so naiv – oder verzweifelt gewesen, hätte sie erkannt, daß diese Leute nicht den allerbesten Ruf genossen. Und wenn diese Kneipe schon als respektabel galt, wie mußten dann erst die anderen in diesem Hafen aussehen? Bei diesem Gedanken erschauerte Tara.
Plötzlich stockte ihr Atem, als Eastwood sie am Arm packte. »Hören Sie nicht zu? Ich führe dieses Gasthaus, nicht Sie! In Ihrer hochnäsigen Art haben Sie mir schon erklärt, Sie würden keine Männer in ihre Kammer mitnehmen. Und ich dachte, Sie wären so hübsch, daß das keine Rolle spielt. Aber ...«
»Lassen Sie mich los!« befahl sie in eisigem Ton.
Sofort gehorchte er. »Fangen Sie endlich zu arbeiten an, wenn Sie Ihren Lohn verdienen wollen!«
Wortlos legte sie ihr Cape ab, hängte es an einen Wandhaken und eilte in die Küche. Eastwood war ein Tyrann, aber er beschäftigte zwei freundliche kreolische Köche, und Emma, die rundliche Irin, die am Herd das Zepter schwang, hatte Tara unter ihre mütterlichen Fittiche genommen.
»Da sind Sie ja, ma belle chérie!« Gaston nahm das Brot aus dem Backofen. Offensichtlich wußte er seine eigenen Kochkünste zu schätzen, denn er war noch dicker als Emma.
Tara lächelte ihn schüchtern an. »Tut mir leid, daß ich zu spät komme.«
Lässig winkte er ab. »Das Essen ist fast fertig. Aber da sitzen vier Pokerspieler, die nach Whiskey schreien. Um die sollten Sie sich mal kümmern.«
Auf dem Weg zur Schankstube stieß sie mit Marie zusammen, eine der hübschen Kreolinnen, die in der Taverne arbeiteten – und auch in den Dachkammern. Seufzend verdrehte sie die Augen. »Aus allen Richtungen schreien sie mich an! Mon Dieu, alors! Da bist du ja endlich, chérie. S’il te plaît, bring den Pokerspielern Whiskey, bevor mir dieser Deutsche den Kopf abreißt.«
»Ja, gleich«, versprach Tara. »Welcher Tisch?«
»Den kannst du gar nicht übersehen. Der Deutsche ist groß und schlank, und er sieht fantastisch aus, wie ein Wikinger. Und Smiling Jack, ein gewitzter, gefährlicher Franzose.« Vielsagend zwinkerte sie Tara zu. »Jeder dieser beiden würde dir deine Schiffahrt bezahlen – für eine einzige Nacht.«
Das Blut stieg in Taras Wangen, und sie schüttelte rasch den Kopf.
»Zwei Amerikaner sind auch noch da«, fügte Marie hinzu. »Ein hübscher, freundlicher Junge. Und der andere ...« Nach einer kurzen Pause verkündete sie lächelnd: »Der andere ist McKenzie.« Fast ehrfürchtig sprach sie den Namen aus. »Ein schwarzhaariger Ire mit dunklen Augen. Als die Engländer die spanische Armada besiegten, blieben viele Spanier eine Zeitlang in Irland, bevor sie nach Hause zu segeln versuchten. Also gibt’s eine Menge dunkelhaariger Iren. Und die sind auch genauso heißblütig wie die Spanier. Sicher wird McKenzie dir gefallen, chérie.«
Statt einer Antwort lächelte Tara nur, rannte zur Bar, holte eine Flasche Whiskey und kleine, schwere Gläser. Dann schaute sie sich in der Gaststube um, die von dichten Rauchschwaden erfüllt war.
In einer Ecke vergnügten sich einige Matrosen und Straßendirnen. In einer anderen schäkerten ein paar Hafenarbeiter mit Lisette, Maries Kusine. Und an mindestens drei Tischen saßen Kartenspieler.
Aber Marie behielt recht. Diese vier Männer konnte man nicht übersehen. Ein Deutscher, ein Franzose und die Amerikaner. Der eine wirkte etwas jünger als die anderen. Auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete er das Spiel. Und McKenzie, der Ire mit dem rabenschwarzen Haar ... Nie zuvor war Tara ein solcher Mann begegnet. Offenbar beobachtete er sie schon seit einiger Zeit. Verwirrt erwiderte sie den Blick seiner großen, dunklen Augen. Er besaß markante Gesichtszüge – ein eigenwilliges Kinn, hohe, breite Backenknochen, ebenholzschwarze, hochgewölbte Brauen, eine lange, gerade Nase und volle, sinnliche Lippen. Seine gebräunte Haut schimmerte wie Bronze.
Als er bemerkte, daß sie ihn anschaute, lächelte er. Ein sonderbares Gefühl stieg in ihr auf. Heiße Wellen schienen ihren ganzen Körper zu durchströmen, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen.
Er trug einen eleganten schwarzen Gehrock, eine hellbraune Hose und ein schneeweißes Hemd. Und seine Finger, die die Spielkarten festhielten, waren so braun wie sein Gesicht, mit kurz gestutzten Nägeln.
»Endlich! Der Whiskey!« rief der Deutsche.
Hastig stellte Tara die Flasche und die Gläser auf den Tisch, spürte den forschenden Blick dieser faszinierenden nachtschwarzen Augen, wollte so schnell wie möglich fliehen.
»Offenbar sind Ihnen die Goldmünzen ausgegangen, Jack, also sollten wir aufhören«, meinte McKenzie. Seine tiefe, wohlklingende Stimme ließ Tara erschauern.
»Vielleicht die Münzen«, erwiderte der Franzose, »aber ich habe noch etwas anderes zu bieten, mon ami.« Erschrocken hielt Tara den Atem an, als seine Finger ihr Handgelenk umklammerten. »Das Mädchen gehört Ihnen, für eine Nacht.«
»Was?« stieß sie empört hervor.
»Sie ist nicht Ihr Eigentum«, entgegnete McKenzie.
»Gewissermaßen schon. Eastwood steht in meiner Schuld. Das Mädchen für eine Nacht, gegen Ihre dreihundert in Gold.«
»Keine Hure, nicht einmal diese, ist dreihundert wert!« protestierte der Deutsche und trank einen Schluck Whiskey. Seine hellen Augen musterten Tara aufmerksam. »Oder vielleicht doch?«
Entrüstet riß sie sich los. »Ich arbeite für Eastwood. Und ich gehöre weder ihm noch sonst jemandem!« Sie wollte sich abwenden, aber der Franzose hielt ihren Rock fest. Ungläubig starrte sie ihn an. »Lassen Sie mich gehen! Verstehen Sie doch, Sie können mich nicht einfach auf den Tisch legen, wie einen Gegenstand, mit dem Sie spielen. Ich bediene hier und ...«
»Heute nacht werden Sie diesen Mann bedienen, chérie», fiel Smiling Jack ihr ins Wort, und der Deutsche kicherte.
»Zum Teufel mit Ihnen, Sir! Ich hole Eastwood.« Da brach der Franzose in schallendes Gelächter aus. »Tun Sie das, chérie! Der wird Sie eigenhändig in die Tischmitte setzen. Diesem kaltschnäuzigen Bastard hier bin ich verpflichtet, aber Ihr Eastwood schuldet mir seine halbe Kneipe!«
Nun konnte sie sich nicht länger beherrschen. Sie packte das Glas des Franzosen und schüttete ihm den Whiskey ins Gesicht.
Mit einem wilden Wutschrei hob er eine Hand, als wollte er sie schlagen. Aber da stand McKenzie auf. »Lassen Sie das Mädchen los!« befahl er.
»Sacré bleu ...«
»Lassen Sie sie los!«
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