Название: Wechselspiel der Liebe
Автор: Heather Graham
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: MacKenzies Saga
isbn: 9783962153397
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Das Land eignete sich für Träumer. In diesem Staat standen riesige Grundstücke zur Verfügung. So wie der Westen am anderen Ende des Kontinents bot auch Florida den Amerikanern neue Möglichkeiten – fruchtbares Ackerland, zahlreiche wilde Tiere, die man jagen konnte, ein angenehmes, mildes Klima, auch wenn im Winter oft bittere Kälte und im Sommer unerträgliche Hitze herrschten. Durch das kristallklare Wasser der tiefen Bäche und Flüsse konnte man bis zum Grund sehen.
Ein schönes, aber gefährliches Land – keine Heimat für Feiglinge ...
Und die Seminolen trugen zum beängstigenden Ruf dieses Gebiets bei, um das Amerikaner und Spanier so lange gerungen hatten. Einmal hatten es die Spanier den Briten überlassen, und während des Amerikanischen Freiheitskrieges waren Briten nach Süden gezogen. Dann fiel Florida wieder in spanische Hände, doch die Amerikaner überquerten immer wieder die Grenzen, auf der Suche nach neuem Land. Sie behaupteten, die Spanier könnten die Region nicht kontrollieren, die Indianer nicht daran hindern, amerikanische Farmen und Plantagen zu plündern oder entlaufene Sklaven zu beherbergen.
Bei den Indianern führten die schwarzen Sklaven ein menschenwürdigeres Leben als zuvor bei ihren weißen Herren. Denn die Seminolen standen ihnen gewisse Freiheiten zu und erlaubten ihnen sogar, eigene Äcker zu bebauen.
Für die Amerikaner gab es viele Gründe, das Land den Spaniern zu entreißen. Vor allem brauchten die Siedler Land, um sich niederzulassen, Felder zu bestellen, Vieh zu züchten, Salzminen zu erschließen, die langgestreckte Küste zu nutzen und Meeresschätze zu beigen. Spanien gab Florida auf, weil die US-Regierung als Gegenleistung spanische Schulden an die Bürger zahlte und ihre Position in Texas festigen konnte.
Und jetzt, seit über zehn Jahren in amerikanischem Besitz, war Florida immer noch die Heimat der Alligatoren, Schlangen und stolzen Indianer. Jacksonville lag nicht weit hinter der Grenze Georgias, eine relativ zivilisierte Stadt. Einige der nördlichen Florida-Häfen galten als einigermaßen sicher, doch die meisten Leute fanden alles, was sich südlich von St. Augustine an der Ostküste und der geschäftigen Stadt Pensacola im Westen befand, eher barbarisch.
Diese Menschen sahen nur die Wildnis von Florida, die Gefahren, aber nichts von alldem, was Jarrett so spektakulär und verführerisch erschien. Sie kannten die Sonnenuntergänge nicht, die er so oft beobachtete, die erstaunliche Farbpalette, die am Horizont leuchtete, lebhaftes Gold, glühendes Blutrot. Diese Farben glichen lodernden Flammen, dann verblaßten sie zu sanftem Rosa und Gelb, um schließlich einen samtigen schwarzen Hintergrund für die glitzernden Sterne zu bilden. Und diese Leute wußten nichts von der Überfülle wilder Orchideen, hatten nie den Kuß der Sonne gespürt, die im Winter das Gesicht wärmte.
St. Augustine blieb die älteste europäische Siedlung in Amerika, mit dem grandiosen Castillo de San Marcos, das die Küste bewachte, mit schönen alten spanischen Häusern und maurischer Architektur. Und Pensacola war ein florierender Hafen, wo man Waren aus aller Welt fand. In Key West hatte man einen effektiven Marinestützpunkt errichtet, und Tallahassee, die Hauptstadt des Territoriums, entwickelte sich allmählich zu einem würdevollen politischen Zentrum.
Für Jarrett war das Gebiet eine Goldmine. Er hatte sein Land gerodet, sein Haus gebaut und zu arbeiten begonnen. Auf saftigen Wiesen gediehen seine Rinder, die Zukkerrohrfelder brachten ihm reiche Erträge ein. Außerdem baute er Baumwolle und Getreide an. Alles, was er anfing, führte zum Erfolg. Seine Ländereien waren ungewöhnlich fruchtbar. Und da er direkt am Fluß lebte, konnte er seine Produkte schnell verfrachten. Viele Siedler merkten nun, was er längst erkannt hatte – ein Teil der Region war sumpfig, aber es gab auch hervorragendes Ackerland.
Er liebte sein Paradies. Und er hatte schon viel davon gesehen, seine Begeisterung für dieses Land und seine Träume mit einer geliebten Frau geteilt. Aber Lisa war gestorben – und mit ihr seine romantische Schwärmerei.
»McKenzie!« murmelte Smiling Jack. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
Ob er zuhörte? Das war überflüssig. Jarrett lehnte sich zurück. Da er gute Karten in der Hand hielt, interessierte ihn die Konversation nicht mehr. Wieder erregte die fremde Frau seine Aufmerksamkeit. Und er beobachtete sie, während er seinen Einsatz erhöhte.
Fürstenberg starrte sein Blatt an, dann legte er es auf den Tisch. »Bedienung!« rief er ärgerlich. »Whiskey!« Nun spielte Jarrett nur mehr gegen Jack, dessen Lächeln langsam erlosch. Zusehends schrumpfte der goldene Münzenberg, der vor ihm lag.
»Wollen Sie nicht aufgeben, eh?« fragte Jarrett höflich.
Der Franzose zog ein Silberetui aus der Innentasche seines eleganten beigen Gehrocks, nahm eine Zigarre heraus und entzündete sie an einer Kerzenflamme. Dann erwiderte er Jarretts Blick. »Das Gold liegt auf dem Tisch, Monsieur.«
Gleichmütig zuckte Jarrett die Achseln. »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
»McKenzie, Sie bluffen! Das werden wir bald sehen!«
Aber in diesem Augenblick sah Jarrett nichts mehr außer der Gestalt im weiten Cape. Sie drehte sich um, schaute ihn an. Als die Kapuze nach hinten fiel, sah er ihr Haar, ein faszinierendes Goldblond mit rötlichen Lichtern. Sogar im gedämpften Kerzenschein schimmerte es hell wie die Sonne. Wie gern hätte er festgestellt, ob es sich so seidig anfühlte, wie es aussah ...
Von plötzlichem Zorn erfaßt, von einem Schmerz, der sein Herz zusammenkrampfte, schloß er die Augen. Warum begehrte er diese Frau so inbrünstig? Lag es an ihren anmutigen Gesten, am üppigen Glanz ihres Haars? Fast widerwillig hob er die Lider. Jetzt konnte er im Licht des Lämpchens, das über dem Eingang hing, ihr Gesicht betrachten. Dichte, dunkle Wimpern umrahmten tiefblaue Augen. Auch die Brauen waren dunkler als das Haar und sanft geschwungen. Die zarte Haut erinnerte an Marmor, und die zierliche gerade Nase trug ebenso zu ihrer klassischen Schönheit bei wie die perfekt geformten vollen Lippen. Beinahe überwältigte ihn der Wunsch, diesen Mund zu küssen, die weiche Wange zu streicheln, die Finger in das goldene Haar zu schlingen.
Robert räusperte sich. »Jarrett? Leg doch deine Karten auf den Tisch!«
Wortlos gehorchte Jarrett, schaute die anderen kaum an. Auch Smiling Jack hatte ein gutes Blatt. Einen Straight. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug.
Robert starrte seinen Freund an, dann schob er das Geld zu ihm hinüber. Aber der Sieg bedeutete Jarrett nichts mehr. Nicht einmal der Ärger, den er dem Franzosen bereitete, interessierte ihn. »Machen wir weiter?« fragte er Jack. »Geben Sie, mon ami?«
»Oui, mon ami», bestätigte der Franzose. Flink und geschickt verteilte er die Karten. Jarrett lehnte sich zurück, die Augen halb geschlossen, und beobachtete alles. Die Karten. Den Franzosen. Das Mädchen. Dies war einer der Vorteile, den das Leben im Sumpf bot, inmitten der ›Wilden‹. Man lernte zu beobachten.
Für Tara Brent war der Abend ein Alptraum. Unentwegt jammerte der kleine, dicke Eastwood, weil sie ihren Dienst nicht rechtzeitig antrat. O Gott, es war ein Fehler gewesen, hierherzukommen. Aber sie brauchte das Geld so dringend. Mit diesem Geld konnte sie eine Schiffsfahrkarte kaufen, nach Norden reisen und sich verstecken. Dort würde man sie niemals aufspüren.
In New Orleans fand man Arbeit, ohne daß einem Fragen gestellt wurden. Alle möglichen Leute trieben sich hier herum – Kreolen, Spanier, Engländer, Süd- und Nordstaatler. Es war nicht schwierig, in diesem Getümmel unterzutauchen. Deshalb hatte sie beschlossen, vorerst in New Orleans zu bleiben.
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