Gesammelte Werke. Sinclair Lewis
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121103

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СКАЧАТЬ Fern Mullins.«

      »Bitte! Du mußt wissen, daß ich dir heute abend alles erzählen wollte.«

      »Na, da wird wohl nicht so viel zu erzählen sein.«

      »Doch. Ich hab' Erik lieb. Er beschwört etwas da drinnen.« Sie faßte sich an die Brust. »Und ich bewundere ihn. Er ist nicht bloß ein ›junger schwedischer Farmer‹. Er ist ein Künstler –«

      »Warte! Er hat den ganzen Abend Gelegenheit gehabt, dir zu erzählen, was für ein mordsfeiner Kerl er ist. Jetzt bin ich dran. Ich kann nicht von Kunstsachen daherreden, aber – Carrie, verstehst du denn meine Arbeit?« Er beugte sich vor, dicke tüchtige Hände auf dicken, kräftigen Schenkeln, reif und langsam, doch beschwörend. »Und wenn du auch kalt bist, ich hab' dich lieber als sonst wen auf der ganzen Welt. Einmal hab' ich gesagt, du bist meine Seele. Und das gilt auch noch jetzt. Begreifst du, wie's mit meiner Arbeit ist? Vierundzwanzig Stunden am Tag lauf ich rum, in Dreck und Schnee, und tu', was ich kann, um alle Menschen gesund zu machen, reich und arm. Du – die du immer so viel von Wissenschaftlern redest, die die Welt regieren sollten – kannst du denn nicht sehen, daß ich die ganze Wissenschaft bin, die's hier gibt? Und ich kann die Kälte und die holprigen Straßen und die einsamen Fahrten in allen Nächten aushalten. Ich muß nur dich hier zu Hause haben, von dir begrüßt werden. Ich erwarte nicht, daß du leidenschaftlich bist – wenigstens jetzt nicht mehr – aber ich erwarte, daß du meine Arbeit anerkennst. Ich bring' Kinder in die Welt und rette Leben und schaff s, daß verdrehte Ehemänner aufhören, ihre Frauen schlecht zu behandeln. Und dann stellst du dich hin und himmelst über einen schwedischen Schneider, weil er davon reden kann, wie man Rüschen an einen Rock näht! Auch 'ne Sache, daß 'n Mann sich damit abgibt!«

      Sie schleuderte ihm entgegen: »Du machst alles von deiner Seite klar. Jetzt hör' auch mich an. Ich geb' alles zu, was du sagst – nur nicht das von Erik. Aber seid denn nur ihr es, du und das Kind, die mich brauchen, die etwas von mir verlangen? Sie sind alle hinter mir her, die ganze Stadt! Ich kann ihren heißen Atem in meinem Hals spüren! Tante Bessie und dieser scheußliche, geifernde Onkel Whittier und Juanita und Frau Westlake und Frau Bogart und alle miteinander. Und dir sind sie recht, du unterstützt sie darin, daß sie mich in ihr Loch hineinziehen! Das will ich mir nicht gefallen lassen! Hörst du? Jetzt, gerade jetzt, hab' ich genug. Und Erik gibt mir den Mut dazu. Du sagst, er denkt nur an Rüschen (die übrigens gewöhnlich gar nichts an Röcken zu suchen haben!). Ich sage dir, er denkt an Gott, an den Gott, den Frau Bogart mit schmierigen Kattunlappen einwickelt! Erik wird einmal ein großer Mann sein, und wenn ich ein ganz klein wenig zu seinem Erfolg beitragen könnte –«

      »Warte, warte, so warte doch! Halt! Du glaubst, daß es mit deinem Erik gut gehen wird. Du kannst dich drauf verlassen, wenn er so alt sein wird wie ich, wird er 'ne Schneiderwerkstatt ohne Gehilfen in irgendeinem Nest haben, das ungefähr so groß ist wie Schoenstrom.«

      »Das wird er nicht!«

      »Warte noch! Was hat er denn wirklich in der Kunst geleistet? Hat er 'n erstklassiges Bild gemalt oder – 'ne Skizze, wie du's nennst? Oder hat er 'n Gedicht geschrieben oder Klavier gespielt oder überhaupt irgendwas getan, außer viel dahergeredet, was er alles tun will? … Und kannst du denn nicht einsehen – du, die du so viel von Psychologie redest – kannst du denn nicht sehen, daß der Mensch nur künstlerisch wirkt, weil er so ein Kontrast zu Leuten wie Doktor McGanum oder Lym Cass ist? Nimm mal an, du würdest ihn in einem von den richtigen Ateliers in New York treffen! Er würde nicht mehr auffallen als 'n Kaninchen!«

      Kennicott stand schnell auf, setzte sich auf den Diwan und nahm sie bei den Händen. »Nimm an, er versagt – was auch geschehen wird! Nimm an, er muß wieder zu schneidern anfangen, und du bist seine Frau. Wird das das künstlerische Leben sein, von dem du geträumt hast? Er ist in irgend'ner miserablen Bude und bügelt den ganzen Tag Hosen oder näht zusammengekrümmt. Ja, und jedes Jahr wirst du 'n schreiendes Balg bekommen, das an dir zupft, während du Kleider bügelst, und die Kinder wirst du nicht lieben wie Hugh da droben, der ganz flaumig ist und jetzt schläft –«

      »Bitte! Red' nicht weiter!«

      Ihr Gesicht lag auf seinem Knie.

      Er beugte sich herab, um sie auf den Hals zu küssen. »Ich will nicht ungerecht sein. Ich glaube, Liebe ist was Großartiges, sicher. Ach, Kind, bin ich so schlecht? Kannst du mich gar nicht leiden? Ich hab' – ich hab' dich so lieb gehabt!«

      Sie griff nach seiner Hand und küßte sie. Gleich darauf schluchzte sie: »Ich will ihn nie wiedersehen. Ich kann jetzt nicht. Das heiße Wohnzimmer hinter der Schneiderwerkstatt – ich lieb' ihn nicht genug, um das zu ertragen. Und du bist – Selbst wenn ich seiner sicher wäre, sicher, daß er das richtige ist – Ich glaube, ich könnte dich in Wirklichkeit doch nicht verlassen. Die Ehe bindet die Menschen aneinander, es ist nicht leicht, sie zu zerbrechen, selbst wenn sie zerbrochen werden muß.«

      »Und du willst sie zerbrechen?«

      »Nein!«

      Er hob sie auf, trug sie die Treppen hinauf, legte sie auf ihr Bett und wandte sich zur Tür.

      »Komm, gib mir einen Kuß«, schluchzte sie.

      Er küßte sie flüchtig und ging davon. Eine Stunde lang hörte sie ihn in seinem Zimmer, er zündete sich eine Zigarre an, trommelte mit den Knöcheln auf einen Stuhl. Sie fühlte, daß er ein Bollwerk war zwischen ihr und der Finsternis, die dichter wurde, während der lang erwartete Schnee in dichten Flockenwirbeln herunterkam.

      2

      Am Abend darauf gab Kennicott ihr, ohne etwas dazu zu sagen, ein Kuvert. Der Brief war »E. V.« unterzeichnet.

      »Ich weiß, ich kann Ihnen nur Ungelegenheiten bereiten, glaube ich. Ich fahre heute abend nach Minneapolis, und von dort, sobald ich kann, nach New York oder Chicago. Ich will so Großes leisten, wie ich nur kann. Ich – ich kann nicht schreiben, ich liebe Sie zu sehr. Behüt Sie Gott.«

      Bis sie das Pfeifen hörte, das ihr sagte, daß der Zug nach Minneapolis ausfuhr, dachte sie nicht, bewegte sie sich nicht. Dann war alles vorbei. Sie hatte keinen Plan, gar keinen Wunsch.

      Als sie gewahr wurde, daß Kennicott sie über seine Zeitung hinweg ansah, flog sie in seine Arme, warf die Zeitung zur Seite, und zum erstenmal seit Jahren waren sie wieder Liebende. Aber sie wußte, daß ihr Leben noch immer planlos war, daß sie nur immer die gleichen Straßen entlang gehen, an den gleichen Leuten, an den gleichen Läden vorübergehen würde.

      3

      Eine Woche nach Eriks Verschwinden erschreckte das Mädchen sie, indem sie meldete: »Ein Herr Valborg ist unten, der sagt, er will Sie sprechen.«

      Nicht Erik Valborg war es, der unten stand; es war ein kleiner, graubärtiger, gelbgesichtiger Mann in dreckigen Stiefeln, Leinenjacke und roten Fäustlingen. Er sah sie mit verschmitzten roten Augen böse an.

      »Sie sind die Frau vom Doktor?«

      »Ja.«

      »Ich bin Adolph Valborg, von Jefferson oben. Ich bin der Vater von Erik.«

      »Oh!«

      »Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?«

      »Ich glaube, ich verstehe Sie nicht.«

      »Sie werden mich schon noch verstehen, bevor ich fertig bin. Wo СКАЧАТЬ