Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ möbliert haben – sie meinen, das breite Ruhebett und das japanische Zeug sind lächerlich. (Warten Sie! Ich weiß, daß es albern ist.) Und so ungefähr ein Dutzend hab' ich an Ihnen aussetzen gehört, daß Sie nicht öfter in die Kirche gehen, und –«

      »Das kann ich nicht aushalten – ich kann es nicht ertragen, zu denken, daß diese Leute alles das gesagt haben, während ich so zufrieden war und mir Mühe gegeben habe, sie gern zu haben. Ich weiß nicht, ob Sie es mir überhaupt hätten erzählen sollen. Es wird mich kleinmütig machen.«

      »Ich weiß auch nicht. Die einzige Antwort, die ich darauf finden kann, ist das alte Sprichwort, daß Wissen Macht ist. Und eines Tages werden Sie sehen, wie interessant es ist, Macht zu haben. Sogar hier; die Stadt in der Hand zu haben – Ach, ich bin verrückt. Aber ich muß sehen, daß sich etwas rührt.«

      »Das tut mir weh. Diese Leute sehen jetzt so gemein und hinterlistig aus, während ich ganz natürlich mit ihnen gewesen bin. Aber jetzt möchte ich schon alles wissen. Was haben sie über meine chinesische Gesellschaft gesagt?«

      »Warum – äh –«

      »Erzählen Sie nur weiter. Ich würde mir schlimmere Dinge denken, als Sie mir erzählen können.«

      »Sie haben sich darüber gefreut. Aber ich glaube, ein paar haben gemeint, Sie protzen – Sie tun so, als ob Ihr Mann reicher wäre, als er ist.«

      »Ich kann nicht – Die Gemeinheit dieser Leute geht noch viel weiter, als ich mir je hätte denken können. Sie haben wirklich geglaubt, daß ich – Und Sie wollen solche Leute ›reformieren‹, wenn Dynamit so billig ist? Wer hat sich getraut, das zu sagen? Die Reichen oder die Armen?«

      »Eine Auswahl von beiden.«

      »Können mich die Leute nicht wenigstens soweit verstehen, um einzusehen, daß ich – selbst wenn ich ein affektierter Bildungsprotz wäre – dieser anderen Gemeinheit einfach unfähig bin? Wenn sie es schon wissen müssen, dann können Sie ihnen meine Grüße bestellen und erzählen, daß Will etwa viertausend im Jahr verdient, und daß die Gesellschaft nicht halb so viel gekostet hat, wie sie vermuten. Chinesische Sachen sind nicht sehr teuer, und mein Kostüm hab' ich mir selber –«

      »Hören Sie auf! Hören Sie auf, auf mir herumzuschlagen! Ich weiß das alles. Die Leute haben gemeint: sie waren überzeugt, daß Sie eine gefährliche Konkurrenz beginnen, wenn Sie eine Gesellschaft geben, die sich die meisten Leute hier nicht leisten können. Viertausend ist ein ziemlich großes Einkommen für hier.«

      »Ich habe nie daran gedacht, Konkurrenz anzufangen. Wollen Sie mir glauben, daß ich nichts anderes wollte, als in aller Liebe und Freundschaft den Leuten, so gut ich nur konnte, eine recht lustige Unterhaltung bieten? Es war albern; es war kindisch und zu laut. Aber ich hab's gut gemeint.«

      »Ich weiß, natürlich. Und es ist wirklich unanständig von ihnen, sich über Ihre chinesischen Speisen – Chow Mein, nicht wahr? – lustig zu machen, und darüber zu lachen, daß Sie sich diese hübschen Hosen angezogen haben –«

      Carola sprang auf, schluchzte: »Nein, das haben sie nicht getan! Sie sind nicht über mein Fest hergezogen, das ich so sorgfältig für sie vorbereitet habe! Und mein kleines chinesisches Kostüm, das mir so viel Freude beim Arbeiten gemacht hat – ich hab' heimlich daran gearbeitet, um sie zu überraschen. Und sie haben sich die ganze Zeit lustig darüber gemacht!«

      Sie lag auf dem Ruhebett.

      Vida fuhr ihr übers Haar: »Ich hätte nicht –«

      Vor Beschämung halb' sinnlos, merkte Carola nicht, wann Vida sich fortschlich. Als die Uhr halb sechs schlug, fuhr sie auf. »Ich muß mich wieder in der Hand haben, bevor Will zurück ist … Hoffentlich erfährt er nie, was für eine dumme Gans ich bin … Erfrorene, höhnische, grauenhafte Herzen.«

      Wie ein sehr kleines, sehr einsames Mädchen schleppte sie sich die Treppen hinauf, langsam, Stufe um Stufe, mit nachschleifenden Füßen, die Hände am Geländer. Nicht ihr Mann war es, bei dem sie Schutz suchen wollte – ihr Vater war es, ihr lächelnder, verständnisvoller Vater, der jetzt schon zwölf Jahre tot war.

      3

      Im größten Stuhl ausgestreckt, zwischen der Heizung und einem kleinen Petroleumöfchen lehnte Kennicott.

      Vorsichtig: »Will, mein Lieber, ob die Leute hier nicht manchmal etwas an mir auszusetzen haben? Sie müssen doch. Ich meine: wenn sie es einmal tun sollten, darfst du dich nicht darüber ärgern.«

      »An dir was aussetzen? Nein, weiß Gott, nichts. Alle sagen mir unaufhörlich, du bist das blendendste Mädel, das sie kennen.«

      »Also, ich hab' nur so dran gedacht – die Kaufleute glauben wahrscheinlich, ich mach' zu viel Umstände beim Einkaufen. Ich fürchte, ich gehe Herrn Dashaway und Herrn Howland und Herrn Ludelmeyer auf die Nerven.«

      »Ich will dir sagen, was an der Sache ist. Ich wollte nicht davon sprechen, aber da du schon selber angefangen hast: Chet Dashaway ärgert sich wahrscheinlich drüber, daß du die neuen Möbel in der Stadt gekauft hast, statt hier. Ich wollte damals nichts dagegen sagen, aber – Schließlich verdien' ich mein Geld hier, und die Leute erwarten, daß ich's auch hier ausgeb'.«

      »Wenn Herr Dashaway die Freundlichkeit haben wollte, mir zu sagen, ob überhaupt ein zivilisierter Mensch ein Zimmer mit den Möbelleichen einrichten kann, von denen er behauptet –« Sie besann sich. Sie sagte demütig: »Aber ich verstehe.«

      »Und Howland und Ludelmeyer – Ach, die haben wahrscheinlich irgend was als Spott aufgefaßt, wie du nichts weiter als nett zu ihnen sein wolltest. Aber lächerlich, was geht das uns an! Das ist eine unabhängige Stadt, hier ist es nicht so wie in den Löchern im Osten, wo man auf jeden Schritt, den man tut, achtgeben muß, und nur für dumme Forderungen und gesellschaftliche Gewohnheiten lebt, und für einen Haufen alter Klatschbasen, die immer was zu bekritteln haben. Hier hat jeder die Freiheit, zu tun was er will.« Er sagte das schmetternd, und Carola merkte, daß er es glaubte. Sie verwandelte einen in ihr aufsteigenden wütenden Ausruf in ein Gähnen.

      »Übrigens, Carrie, da wir schon einmal davon reden: ich bleib' natürlich gern unabhängig und halte nichts davon, nur mit dem Mann zu handeln, der auch mit mir handelt, wenn's nicht wirklich sein muß, aber trotzdem, es wär' mir sehr lieb, wenn du, soviel du kannst, bei Jenson oder Ludelmeyer einkaufen würdest und nicht bei Howland & Gould, die jetzt immer zu Doktor Gould gehen, mit allen, die zu ihnen gehören. Ich seh' nicht ein, warum ich denen mein gutes Geld für Lebensmittel bezahlen soll, damit sie's an Terry Gould weitergeben!«

      »Ich bin zu Howland & Gould gegangen, weil es bei ihnen besser und auch sauberer ist.«

      »Ich weiß. Ich mein' ja nicht, daß du überhaupt nicht mehr zu ihnen gehen sollst. Natürlich ist Jenson ein durchtriebenes Luder – er wiegt schlecht – und Ludelmeyer ist so hilflos wie ein dummes Schwein. Aber trotzdem, ich meine, lassen wir das Geld bei unseren Leuten, solang es geht, verstehst du, wie ich's meine?«

      »Ich verstehe.«

      »Na, 's wird wohl Zeit zum Schlafengehen sein.«

      Er gähnte, ging hinaus, um einen Blick auf das Thermometer zu werfen, schlug die Tür zu, streichelte ihr den Kopf, knöpfte sich die Weste auf, gähnte, zog die Uhr auf, ging hinunter, um die Heizung nachzusehen, gähnte wieder und ging polternd hinauf ins Schlafzimmer, sich am dicken wollenen Unterhemd kratzend.

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