Название: Linguistische Stil- und Textanalyse
Автор: Lars Bülow
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823300250
isbn:
Das Fragezeichen kennzeichnet eine Äußerung als Frage und entfaltet vor allem als rhetorische Frage, d.h. als Fragesatz, der nicht darauf abzielt, vom Rezipienten eines Textes beantwortet zu werden, seine kohäsive Wirkung, z.B.:
Woher ich das weiß? Meine Patentochter schreibt mir.
Dies gilt etwa auch für rhetorische Fragen in Überschriften, die dem Thematisieren von Inhalten dienen, oder für Alternativfragen in Kontexten, in denen eine Alternative allgemein akzeptiert ist und nur in Erinnerung gerufen werden soll, um die Kommunikations- oder Argumentationsbasis zu sichern.
Ähnlich wie die Schlusszeichen fungiert das Komma als ein Anknüpfungszeichen, das zwischen sprachlichen Einheiten steht und deren Gliederung dient. Dabei wird es typischerweise zur Abgrenzung von Einheiten verwendet, die keinen selbstständigen Status haben, wie z.B. untergeordnete Sätze oder koordinierte Teile von Aufzählungen. In seiner Funktion, einzelne Aussagen von Texten zu verbinden, unterliegt das Komma kaum Beschränkungen.
Der Doppelpunkt gibt das Signal, dass etwas folgt, und bewirkt ohne Konnektoren eine enge sinngemäße Verbindung zwischen einzelnen Sätzen und Satzteilen. Der Doppelpunkt kündigt wörtlich wiedergegebene Äußerungen und Textstellen an, ebenso Aufzählungen, Angaben, Erläuterungen oder Titel. Darüber hinaus kann der Doppelpunkt vor Sätzen stehen, die das Gesagte zusammenfassen oder eine Schlussfolgerung daraus ziehen, z.B.:
Das bedeutet langfristig auch: Mädchen werden die Zukunft von
Entwicklungsländern nachhaltig beeinflussen.
Ich bitte Sie daher: Werden Sie Patin für ein Mädchen, denn es warten noch
so viele auf eine bessere Zukunft.
Und: Plan berichtet regelmäßig über meine Patentochter und die Projekte
im Umfeld ihrer Familie.
Der Doppelpunkt eignet sich dabei auch zur Steuerung von Aufmerksamkeit, indem er diese auf die Wörter, Sätze oder Textabschnitte nach ihm lenkt und sie betont.
Der Gedankenstrich ist ein Verknüpfungszeichen, das vorwiegend der Signalisierung von größeren Einschnitten im Satz- und Textverlauf dient. Sie ergeben sich beispielsweise durch Einschübe im Satz, wie lockere Appositionen und Parenthesen. Außerdem ermöglicht der Gedankenstrich, Zusätze und Nachträge deutlich von der übrigen Aussage abzugrenzen und somit auf ähnliche Weise wie der Doppelpunkt zur Aufmerksamkeitssteuerung beizutragen, z.B.:
Das junge Mädchen, dessen Foto meinem Schreiben beiliegt, hat nun eine Chance – dank eines Paten.
Mithilfe von Aufzählungszeichen werden gleichgeordnete Aspekte eines gemeinsamen thematischen Ausgangspunktes aufgezählt und als zusammenhängend gekennzeichnet (z.B. Listen). Häufig sind dabei die Einzelaussagen durch Absatz und Einrückung texträumlich besonders hervorgehoben.
Konnektoren
Ein wichtiges Mittel zur Herstellung von Kohäsion ist die Verknüpfung von Aussagen und Sätzen durch kausale, temporale und zahlreiche andere Relationen, die sog. Konnexion. Diese Form der Verknüpfung von Texteinheiten wird durch Konnektoren realisiert, die die Funktion von textuellen Bindewörtern übernehmen. Zum Paradigma der Konnektoren gehören im Wesentlichen Konjunktionen, Subjunktionen und bestimmte Adverbien, aber auch Abtönungspartikeln und Präpositionen.
Konjunktionen verbinden sprachliche Einheiten auf gleicher Ebene. Als einfache Satzkonjunktionen (z.B. und, oder, denn) stehen sie bei der Anbindung des Satzes normalerweise vor dem Vorfeld (vgl. Kap. 2.2; z.B. Denn er verträgt einfach nicht so viel Süßes.). Es gibt auch paarige Vertreter (z.B. entweder – oder).
Innerhalb komplexer Sätze zeigen Subjunktionen (z.B. weil, da, wenn, falls, nachdem) die Unterordnung von Nebensätzen an. Dabei bedingen sie die Endstellung des finiten Verbs und stehen immer an der ersten Stelle. Auf der Textebene sind vor allem diejenigen von Bedeutung, die vollständige Aussagen zueinander in Beziehung setzen, z.B.:
Das Eis beginnt zu schmelzen, da der Gefrierpunkt der Salzlösung unter dem des reinen Wassers liegt.
Adverbien (z.B. danach, schon, schließlich, daher, deshalb, hierbei) können einerseits dazu dienen, anaphorisch Inhalte vorangegangener Sätze wiederaufzunehmen (z.B. Das sicherlich interessanteste Ergebnis ist die Bewertung der angebotenen Speisen. Hierbei wurde nach dem Schulnotensystem bewertet, also der Skala von Note 1–6.).
Resultiert ihre Textfunktion daraus, dass sie Sätze miteinander verbinden, gehören sie zum Kohäsionstyp der Konnexion, z.B.:
Langsam wird so aus dem gefrorenen Eis eine flüssige Kochsalzlösung, die nicht mehr gefriert. Deshalb können auch die Autos wieder fahren und die Fußgänger sicher über die Straße gehen.
Im Vergleich zu Adverbien nehmen Abtönungspartikeln im Satz keine Satzgliedstelle ein. Als Abtönungspartikeln gelten bestimmte Verwendungsweisen von Wörtern wie ja, denn, doch, aber, nur, halt, schon, nicht oder ruhig.7 Zu den topologischen Merkmalen von Abtönungspartikeln gehört vor allem ihre Vorfeldunfähigkeit, d.h., sie können nicht die erste Stelle im Satz einnehmen, sondern sie sind an das Mittelfeld eines Satzes gebunden. Dort stehen sie in der Regel vor der relevanten neuen Information, dem Rhema, und tragen damit zur kommunikativen Gliederung des Satzes bei. Ihre allgemeine Funktion besteht darin, sehr differenziert Einstellungen, Annahmen, Bewertungen und Erwartungen des Sprechers bezüglich des geäußerten Sachverhalts auszudrücken.
Die Verwendung von Abtönungspartikeln kann jedoch auch dazu dienen, etwas als ‚allgemein Bekanntes‘ oder als ‚Begründung‘ zu kennzeichnen. In diesen Fällen zeigen Abtönungspartikeln die Beziehungsrelevanz zwischen zwei Aussagen an und tragen damit als satzverknüpfende Elemente zur Textkonstitution bei. In textverknüpfender Funktion können Abtönungspartikeln Konjunktionen oder Subjunktionen ersetzen. Beispielsweise begegnet die Abtönungspartikel ja bei bestimmten Formen des Argumentierens (z.B. beim Argumentationstyp Fakt) als alleiniger logischer Operator, z.B.: Der Mensch ist ja kein Uhrwerk. (vs. Denn der Mensch ist kein Uhrwerk.). Auch in der ‚Begründung‘ signalisierenden Funktion werden Bedeutungsähnlichkeiten zwischen ja-Sätzen und solchen mit Konjunktionen oder Subjunktionen deutlich, z.B.: Wir hatten ja gedacht, dass … (vs. Weil wir gedacht hatten, dass …).
Auch Präpositionen können als Bindewörter innerhalb von Texten fungieren, vor allem dann, wenn sie alternativ zu Sätzen, Infinitiv- und Partizipialkonstruktionen stehen, z.B.:
Dank der hohen Verwindungssteifigkeit reagiert das moderne Fahrwerk auf die unterschiedlichsten Straßenbeschaffenheiten. (Direct Marketing-Prospekt Volvo)
Aus textlinguistischer Perspektive ist in diesem Zusammenhang u.a. relevant, welche Verknüpfungsbedeutungen СКАЧАТЬ