Название: Übersetzungstheorien
Автор: Radegundis Stolze
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823300878
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Abb. 1: Die potentiellen Äquivalenzrelationen
4.4 TranslationTranslation shifts (CatfordCatford)
Ein streng linguistisch-sprachenpaarbezogener Ansatz in der ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie wurde von John C. CATFORDCatford (1965) entwickelt:
TranslationTranslation is an operation performed on languages: a process of substituting a text in one language for a text in another. Clearly, then, any theory of translation must draw upon a theory of language – a general linguistic theory (1965:1).
CATFORDCatford befasste sich mit den Relationen im SprachenpaarSprachenpaar, sowohl auf der lexikalischen als auch auf der syntaktischen Ebene. Er begründete seine TheorieTheorie auf dem Konzept der „Systemischen GrammatikGrammatik“ des britischen Linguisten M.A.K. HALLIDAYHalliday1HallidayGrammatikSpracheBußmann. Mit dem Anspruch, die Maschinelle Übersetzung (s. Kap. 4.1) zu befördern, wird hier eine ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie von der allgemeinen LinguistikLinguistiks. Sprachwissenschaft hergeleitet. Und so wird die SpracheSprache auf verschiedenen Ebenen beschrieben: Phonologie, Orthographie, Grammatik, Lexikon, SituationSituation. Die Übersetzungstheorie kann dann als Teil der Vergleichenden LinguistikLinguistiks. Sprachwissenschaft definiert werden, wobei die Beziehungen zwischen AusgangsspracheAusgangsspraches. AS und ZielspracheZielspraches. ZS bestimmt werden sollen.
The theory of translation is concerned with a certain type of relation between languages and is consequently a branch of Comparative Linguistics. (…) TranslationTranslation may be defined as follows: the replacement of textual material in one language (SL) by equivalent textual material in another language (TL) (CATFORDCatford 1965:20).
Vor diesem theoretischen Hintergrund werden dann die Übersetzungsmöglichkeiten im Hinblick auf partielle oder totale Übersetzung an Wort- und Satzbeispielen erörtert. Dabei wird unterschieden zwischen „textual equivalence“ und „formal correspondence“ als empirischem Phänomen2:
A textual equivalent is any TL text or portion of text which is observed on a particular occasion, by methods described below, to be the equivalent of a given SL text or portion of text. A formal correspondent, on the other hand, is any TL category (unity, class, structure, element of structure, etc.) which can be said to occupy, as nearly as possible, the same place in the ‘economy’ of the TL as the given SL category occupies in the SL (1965:27).
Zur Feststellung solcher Entsprechungen ist der kompetente Sprecher zu befragen oder eine Kommutationsprobe des Austauschens von Satzelementen anzuwenden (vgl. CATFORDCatford 1965:28):
„In place of asking for equivalents we may adopt a more formal procedure, namely, commutation and observation of concomitant variation. In other words we may systematically introduce changes into the SL text and observe what changes if any occur in the TL text as a consequence. A textual translation equivalent is thus: that portion of a TL text which is changed when and only when a given portion of the SL text is changed.
In our present example, having had My son is six translated into French we might ask the translation of Your daughter is six. The TL text this time is Votre fille a six ans. The changed portion of the TL text (Mon fils/Votre fille) is then taken to be the equivalent of the changed portion of the SL text (My son/Your daughter).“
Nach CATFORDCatford ist ÜbersetzenÜbersetzen das Austauschen von Textmaterial in einer SpracheSprache durch gleichwertiges Textmaterial einer anderen Sprache, aber nur in einer vorgegebenen SituationSituation. Der Situationskontext des Übersetzungsvorgangs ist für ihn deshalb so wichtig, weil er einen interlingualen Bedeutungstransfer, eine „transference of meaning or content, from one language or text to another“ (1965:35) für nicht möglich hält. BedeutungBedeutung ist seiner Meinung nach ein rein einzelsprachliches Phänomen: „An SL text has an SL meaning and a TL text has a TL meaning“ (1965:35). Bedeutung konstituiert sich dabei aus dem ganzen Netz formaler und kontextueller Bezüge, in denen eine formale linguistische Einheit steht.3
Also können ausgangssprachliche und zielsprachliche Spracheinheiten nur gegeneinander ausgetauscht werden, und sie sind dann äquivalent, wenn sie in einer vorgegebenen SituationSituation funktionieren, auch wenn sie im systemlinguistischen SinnSinn selten die gleiche BedeutungBedeutung haben:
The SL and TL items rarely have ‘the same meaning’ in the linguistic sense; but they can function in the same situation. In total translation, SL and TL texts or items are translation equivalents when they are interchangeable in a given situation. This is why translation equivalence can nearly always be established at sentence-rank – the sentence is the grammatical unit most directly related to speech function within a situation (CATFORDCatford 1965:49).
Allerdings gilt:
The central problem of translation-practice is that of finding TL (target language) translation equivalents. A central task of translation theory is therefore that of defining the nature and conditions of translation equivalence (1965:21).
Nach CATFORDS Meinung ist eine Übersetzung umso besser, je mehr Situationsmerkmale in der ZielspracheZielspraches. ZS linguistisch explizit und in exakt zu quantifizierender Weise wiedergegeben werden können: „Translation equivalence occurs when an SL and a TL text or item are relatable to (at least some of) the same features of substance“ (1965:50). Wertet man daraufhin ein entsprechend großes Textkorpus empirisch-induktiv aus, dann kann man für Übersetzungsäquivalente einige Wahrscheinlichkeitswerte ermitteln, die in FormForm von „translation rules“ (CATFORDCatford 1965:31) generalisierbar sind. CATFORD formuliert genaue Regeln, wie ein ÜbersetzerÜbersetzer ausgangssprachliche in zielsprachliche Grammatikstrukturen im Sinne einer Abweichung von der formalen Korrespondenz umwandeln kann („translation shifts“). Diese Regeln werden völlig kontextfrei für verschiedene Ebenen der GrammatikGrammatik festgelegt.
TRANSLATIONTranslation SHIFTS sind beispielsweise: Passiv-Konstruktionen in der AS in Aktiv-Konstruktionen in der ZS umzuwandeln, der Wechsel von Imperfekt zu Perfekt, oder die Vertauschung der Satzglieder aufgrund grammatischer Zwänge (1965:77).
Ferner ist auch auf die grammatische Kategorie des Numerus zu achten, sodass etwa ein Singular in einem ausgangssprachlichen Text zu einem Plural im ZieltextZieltext gemacht werden muss. So könnte z.B. die biblische Ermahnung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ bei manchen Hörern Anlass zu der Frage geben: „Welchen Nächsten?“, da in vielen Sprachen ein Singular nicht in generischer BedeutungBedeutung vorkommt. So muss dieser AusdruckAusdruck bisweilen übersetzt werden als: „Liebet eure Nächsten wie euch selbst“.
Die Probleme der Satzlänge, Satzordnung, СКАЧАТЬ