Sprachendidaktik. Johannes Wild
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Название: Sprachendidaktik

Автор: Johannes Wild

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823301394

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СКАЧАТЬ dagegen tut sich hier schwer, denn eine „Vererbung“ des Musters Subjekt + Prädikat (rollen) + Akkusativobjekt auf Sätze mit schwimmen im Prädikat führt zu ungrammatischen Sätzen nach dem Muster *Subjekt + Prädikat (schwimmen) + Akkusativobjekt. Sie müssen daher als eigenständige Konstruktion abgespeichert werden. Dies fechten die Vertreter dieses Modells wiederum nicht an, da sie gar nicht von einer hundertprozentigen Übertragbarkeit/Vererbung von Mustern auf neue Konstruktionen ausgehen, sondern von Tendenzen.

      Allerdings – und darauf weist z.B. Handwerker (2008) hin – erfolgt das Lernen von Sprache u.a. über fertige, aus mehreren Wörtern bestehende Bausteine, sogenannte Chunks. Die dabei erworbenen Muster werden, wie bereits oben dargelegt, auf neu zu bildende Sätze übertragen. Dass dabei Fehler auftreten, also Sätze mit schwimmen nach Mustern mit anderen Verben gebildet werden und daher ungrammatisch sein können, zeigt sich in den u-förmigen Erwerbsverläufen. Die Konstruktionsgrammatik als Modell, das von fertigen Konstruktionen ausgeht, kommt hier den tatsächlichen Verhältnissen beim Spracherwerb deutlich näher als z.B. die Valenz- und Dependenzgrammatik. Ein Sprachenlerner erwirbt anhand des Inputs von Chunks Muster einer Sprache und erkennt Regularitäten, die er auf neue Muster überträgt. Häufig werden dabei korrekte Sätze gebildet, auch ohne konkrete, theoretische Regeln, wie sie z.B. die Valenz- und Dependenzgrammatik annimmt.

      Mit u-förmigem Spracherwerb bezeichnet man die Beobachtung beim Spracherwerb, dass nach einer anfänglichen – scheinbar fortgeschrittenen Sicherheit bei der Sprachverwendung – die Anzahl nicht korrekt gebildeter Sätze wieder zunimmt. Erst mit einer weiter fortschreitenden Sicherheit in der Sprachverwendung nimmt die Anzahl inkorrekter Bildungen wieder ab. Diese Beobachtung lässt sich gut mit dem Konzept der Chunks erklären. Zu Beginn des Erwerbs werden Chunks memoriert und korrekt wiedergegeben. Im Zuge einer Übergeneralisierung werden dann die dabei erworbenen Muster auf neue Sätze übertragen, wobei es zu falschen Anwendungen kommt. Dies illustriert folgendes Beispiel:

      Die Katze Luna fängt die Maus. (erworbenes Muster = Beginn des u-förmigen Verlaufs)

      *Die Katze Luna spielt die Maus. (Muster wird übergeneralisiert = unteres Ende des u-förmigen Verlaufs)

      Die Katze Luna spielt mit der Maus. (korrektes Muster wurde erkannt = oberes Ende des u-förmigen Verlaufs)

      Was lernen wir Lehrerinnen und Lehrer daraus: Fehler ist nicht einfach Fehler, sondern kann auch ein Indikator für einen fortschreitenden Spracherwerb sein.

      3.2.5 Weitere Beschreibungsmodelle

      Die oben dargestellten Grammatikmodelle geben nur einen kurzen, rudimentären Einblick in mögliche Beschreibungsformen einer internen Grammatik. Sie sind zudem nur eine Auswahl, weitere Modelle, wie z.B. die Generative Grammatik, die Natürlichkeitstheorie oder die Optimalitätstheorie, wurden hier nicht berücksichtigt, da sie bisher keinen Eingang in den Deutschunterricht fanden. Wichtig ist zu verstehen, dass alle diese Modellierungen versuchen, die interne Grammatik in unterschiedlicher Form zu erklären bzw. ihre Regeln nachzubilden.

      Einen kurzen Einblick in die oben genannten und in weitere Grammatikmodelle bietet Elsen (2014).

      4 Sprache untersuchen und reflektieren

      Nicole Eller-Wildfeuer

      

Lernziele

      In diesem Kapitel lernen Sie (,) …

       was Grammatik ist.

       dass Grammatik Variation haben kann.

       warum Grammatikunterricht wichtig ist.

       welche Konzeptionen von schulischer Grammatikvermittlung existieren.

       zwei Prinzipien der Grammatikvermittlung und eine Diagnosemöglichkeit einzusetzen.

       etwas über mögliche Stolpersteine der deutschen Sprache beim Erst- und Zweitspracherwerb.

      Was hat Grammatik überhaupt damit zu tun, wie wir reden und handeln?

      (Hoffmann 2014, 13)

      Die doch sehr provokativ formulierte Frage Hofmanns trifft eigentlich den Kern des Kapitels. Warum ist Grammatik für das alltägliche Kommunizieren eines Menschen überhaupt von Relevanz? Kommunikation kann auch ohne bzw. mit reduzierter Grammatik funktionieren, wie folgender Satz verdeutlicht:

      1  Essen gehen heute Abend mit Freunde.

      Obwohl der Satz grammatische Regeln missachtet (z.B. korrekte Satzstellung, Flexion des finiten Verbs), können wir die kommunikative Intention dennoch verstehen: Eine Person beabsichtigt, am Abend mit Freunden essen zu gehen.

      Dass diese Sichtweise vor allem in der Grammatikvermittlung für den Erst- und Zweitspracherwerb viel zu kurz greift, ist aus dem folgenden Zitat ersichtlich:

      Sprache ist das Medium der Verständigung zwischen Menschen. Die Verständigung beruht auf der Funktionalität sprachlicher Formen, die in der Grammatik beschrieben werden. Nur insofern wir uns in diesen Formen bewegen können, können wir uns sprachlich verständigen (Hoffmann 2014, 25).

      Ziel des schulischen Grammatikunterrichts (vgl. hierzu auch Kapitel 03) in der Erst- und auch Zweitsprache ist es, die beschriebene „Funktionalität sprachlicher Formen“ zu erkennen, zu erwerben und auch darüber zu reflektieren, damit ein sicherer Umgang mit Sprache als einem „Medium der Verständigung“ gelingen kann. Damit Grammatikunterricht erfolgreich sein kann, ist es unumgänglich, dass auch die Lehrperson über umfassendes grammatisches Wissen verfügt und sich vergegenwärtigt, was unter Grammatik, grammatischen Formen und der Funktionalität von Formen zu verstehen ist:

      Eine Sprache verstehen heißt: sie in ihrem systematischen Aufbau, der Funktionen in Formen verstehbar macht und Verständigung erlaubt, zu begreifen. Die Zusammenhänge in der Grammatik der Sprache sind systematisch zu erarbeiten. Man braucht ein Bild vom Ganzen; Fragmente reichen nicht (Hoffmann 2014, 14).

      Dieses „Bild vom Ganzen“ der Grammatik einer Sprache muss der Lehrende sich im Vorfeld erarbeiten, bevor die Grammatikvermittlung beginnen kann. Nun ist aber noch zu klären, was denn überhaupt unter Grammatik zu verstehen ist? Etymologisch bedeutet Grammatik schlichtweg 'Lehre von den Buchstaben' (Bußmann 2008, 241). In der heutigen Sprachwissenschaft wird der Begriff Grammatik für unterschiedliche Bereiche verwendet (vgl. Abb. 4.1).

      Abb. 4.1:

      Was ist Grammatik? (nach Bußmann 2008, 241)

      Generell lassen sich eine präskriptiv-normative und eine deskriptiv-beschreibende Grammatikrichtung unterscheiden, die im nächsten Punkt ausführlicher diskutiert werden. In den unterschiedlichen Grammatiken existieren zudem auch enge und weite Definitionsansätze (vgl. hierzu exemplarisch Imo 2016; Duden-Grammatik 2016). Einigkeit herrscht allerdings weitgehend darüber, dass es eine (Haupt-)Aufgabe von Grammatik ist, zu beschreiben, wie aus Wörtern nach gewissen Regularitäten Sätze gebildet werden können (vgl. Kapitel 03).

      Prinzipiell gibt es eine weite und eine engere Definition des Satzes, insgesamt kursieren zahlreiche, uneinheitliche Definitionen. Die enge Definition geht davon aus, dass ein Satz eine abgeschlossene СКАЧАТЬ