Название: Sprachendidaktik
Автор: Johannes Wild
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823301394
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Anschaulich zu verdeutlichen ist dies anhand der Metapher einer Kommode, die über unterschiedliche Schubladen verfügt, die nach Funktionen geordnet und deren einzelne Bestandteile zu größeren Komplexen zusammengesetzt werden können. In einer Schublade beispielsweise befinden sich Nomen, die im Satz die Funktion des Subjekts übernehmen können. Gemeinsam mit dem Prädikat und einem Objekt (bzw. je nach Prädikat auch mehreren Objekten) können sie zu einem Satz „zusammengebaut“ werden (vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 03, woraus auch der Beispielsatz (2) entnommen ist):
1 Anette und Senem spielen Fußball.
Für Satz II werden drei Bestandteile mit jeweils unterschiedlicher Funktion benötigt: Anette und Senem in der Funktion des Subjekts, spielen als Prädikat und Fußball als Akkusativobjekt. Vor allem für Deutsch als Zweitsprache-Lernende ist dieses Baukastenprinzip von besonderer Relevanz. Sie müssen verstehen lernen, dass im Deutschen gewisse Satzbaupläne existieren, nach deren Vorbild Sätze gebildet werden können, wie Tab. 4.1 exemplarisch veranschaulicht.
Satzbauplan | Beispielsätze |
[Subjekt] + Prädikat + [Dativobjekt] | [Dieses Auto] gehört [meiner Schwester]. |
[Subjekt] + Prädikat + [Genitivobjekt] + infiniter Prädikatsteil | [Er] wird [des Diebstahls] beschuldigt. |
[Subjekt] + Prädikat + [Präpositionalobjekt] | [Der Chemiker] achtet [auf die Laborwerte]. |
[Subjekt] + Prädikat + [prädikativer Nominativ] | [Susi] ist/wird/bleibt [Schulleiterin]. |
[Subjekt] + Prädikat + [prädikative Adjektivphrase] | [Max] ist/wird/bleibt [traurig]. |
Tab. 4.1:
Exemplarische Satzbaupläne (nach Duden-Grammatik 2016, 932)
Ein Satzbauplan ist durch ein Verb und die vom Verb geforderten Satzglieder (Ergänzungen) gekennzeichnet (vgl. Duden-Grammatik 2016, 927; Eroms (2000, 315) spricht von „Verb-Aktanten-Konstellationen“).
Grundlage dieser Satzbaupläne ist die Tatsache, dass (wie in Kapitel 03 bereits dargelegt) das Verb in der Funktion des Prädikats im Satz gewisse Partner in Form von Satzgliedern (die so genannten obligatorischen Ergänzungen) fordert (= Valenz, Wertigkeit). Die Satzbaupläne weisen eine topologische Struktur auf, die anhand des Feldermodells deutlich wird:
Vorfeld (VoF) | linke Klammer (li. Kl.) | Mittelfeld (MiF) | rechte Klammer (re. Kl.) | Nachfeld (NaF ) |
Die Lehrerin | lädt | uns zum Eis essen | ein. | |
Die Lehrerin | hat | uns | eingeladen | zum Eis essen. |
Zum Eis essen | hat | uns die Lehrerin | eingeladen. | |
Die Lehrerin | will | uns zum Eis essen | einladen. | |
Die Lehrerin | hätte | uns zum Eis essen | einladen wollen. |
Tab. 4.2:
Das Feldermodell
Dass Verben sowohl für den Erst- als auch für den Zweitspracherwerb eine sehr wesentliche Rolle spielen, bestätigt auch Kalkavan-Aydin (2015, 32), indem sie ausführt:
Verben spielen im Sprachaneignungsprozess sowohl bei ein- als auch bei mehrsprachigen Kindern eine ganz bedeutende Rolle, denn sie stellen eine Art Schnittstelle zur Grammatik dar.
Um ein Verbbeispiel aus den Satzbauplänen der Duden-Grammatik aufzunehmen: Das Verb gehören fordert beispielsweise zwei Ergänzungen: ein Subjekt und ein Dativobjekt:
1 Die Katze [Subjekt] gehört dem kleinen Mädchen [Dativobjekt].
Die Partner können durch die Valenz ermittelt werden (vgl. hierzu die Informationen in Kapitel 03): Wer gehört wem? Gehören ist demnach zweiwertig. Für die Ermittlung der Funktion und Form der jeweiligen Partner des Verbs sind die Glinz’schen Satzgliedproben (Umstellprobe/Verschiebeprobe, Ersatzprobe, Frageprobe, Spitzenstellungstest) sehr wichtig. Da die vorgestellten Tests maßgeblich dazu beitragen können, das Verständnis von Lernenden in Bezug auf Aufbau und Funktionen von Sprache zu steigern und zu festigen, sollten sie fester Bestandteil des Grammatikunterrichts sein. Der didaktische und methodische Umgang mit Satzbauplänen wird später fortgeführt.
Ergebnisse einer Befragung von Lehrkräften der DESI-Studie im Bereich Grammatik (Klieme et al. 2008, 330)
4.1 Deskriptive und präskriptive Grammatikbeschreibung
Prinzipiell СКАЧАТЬ