Internationale Beziehungen. Anja Jetschke
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Название: Internationale Beziehungen

Автор: Anja Jetschke

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия: bachelor-wissen

isbn: 9783823300038

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СКАЧАТЬ um vorwiegend außereuropäische Kolonien ein (siehe Tafel VI, S. 428–429). Der neue Kolonialismus, auch ImperialismusImperialismus genannt, unterschied sich qualitativ von den Kolonisationsbestrebungen des 16. und 17. Jahrhunderts: Es ging nicht mehr nur um Handelsinteressen oder die Suche nach neuen Siedlungsgebieten, sondern es war ein Konkurrenzkampf der souveränen NationalstaatNationalstaaten, die nationale Stärke und nationales Prestige über ihre außereuropäische Position definierten.

      Der räumliche Pfad, den die KolonialisierungKolonialisierung nahmRäumlicher Pfad der Kolonialisierung, war durch Großbritanniens Expansion in den Mittelmeerraum vorgezeichnet. Die dauerhafte Präsenz Großbritanniens im Mittelmeer rief die Mittelmeeranrainer Frankreich und Italien auf den Plan, die beide – jeweils im Rahmen ihrer eigenen Pläne für eine Dominanz des Mittelmeers – um die Kontrolle der nordafrikanischen Territorien konkurriertenKonkurrenz zwischen Frankreich und Italien. Beide forderten, als Protektoratsstaaten für Tunesien anerkannt zu werden. Großbritannien gewährte daraufhin Frankreich diesen Status (1881), um eine italienische Kontrolle der Meerenge zu verhindern. Damit war der Wettlauf um Kolonien in Afrika eröffnet.

      Die Kolonialisierung AfrikaKolonialisierungAfrikas

      Die europäischen Mächte teilten innerhalb von nur einem Vierteljahrhundert ganz Afrika unter sich auf (siehe Tafel VII, S. 430), verschont blieben zunächst nur langjährige Königreiche wie Ägypten und Abessinien (das heutige Äthiopien). Die Verteilung des Kolonialbesitzes auf historischen Landkarten lässt noch heute die Strategien der KolonialmächteKolonialisierungAfrika erkennen:

      Karikatur des britischen Eroberers Cecil Rhodes von Edward Linley Sambourne, 1892

       Großbritannien: Britisch von Kap bis KairoGroßbritannien als mächtigster Staat wollte in Afrika ein Kolonialreich, „britisch vom Kap bis Kairo“ (vgl. Abbildung 1.1).

       Frankreich verfolgte das Ziel, ein Kolonialreich von West- nach Ostafrika zu errichten („von Dakar zum Golf von Aden“)Frankreich: Von Dakar zum Golf von Aden.

       Portugal versuchte ausgehend von seinen traditionellen Handelsstätten an den Küsten Afrikas, die es im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts errichtet hatte, seinen Kolonialbesitz auszuweiten.

       Demgegenüber waren Belgien, das Deutsche Reich und Italien „Nachzügler“, die deshalb umso vehementer darauf bestanden, ebenfalls in Kolonialbesitz zu kommen.

       Das Deutsche Reich verfolgte das Ziel, einen Landgürtel quer durch Afrika zu schaffen, der im südlichen Afrika gelegen war.

       Belgien blieb auf Belgisch-Kongo beschränkt, als persönlicher Besitz von König Leopold, den er wie ein privater Unternehmer ausbeutete.

       Italien eignete sich Libyen, Eritrea sowie jeweils einen Teil des heutigen Somalia und des Kongo an.

      Innerstaatlicher Widerstand gegen die Kolonialisierung wurde zumeist blutig niedergeschlagen, wie im Kampf der Briten gegen die südafrikanischen Buren-Siedler 1899 oder bei der rassistisch motivierten Vertreibung und Vernichtung der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904–1908 als Strafaktion für ihre Auflehnung gegen die deutsche Herrschaft.

      Die von Bismarck im November 1884 einberufene Berliner KonferenzBerliner KonferenzBerliner Konferenz: Verschärfung des kolonialen Wettbewerbs trieb den ImperialismusImperialismus weiter an. Sie löste einen Wettbewerb um möglichst weitgehende Gebietsansprüche aus, als – beginnend bei den Großmächten Frankreich und der Kolonialmacht Portugal – plötzlich alle anderen ebenfalls Ansprüche anmeldeten, „besessen von der Idee, eine ‚Parität‘ erreichen zu müssen [und] Anteile an der ‚Beute‘ zu fordern“. (Barraclough 1991: 718) Mit der Festlegung des Kriteriums der effektiven Besetzung verschärfte die Berliner Konferenz den Wettlauf um Kolonialisierung noch (Dallinger/Golz 2005: 148). Die Konkurrenz um Kolonien führte an vielen Punkten zu zwischenstaatlichen Krisen, wie der Marokko-Krise zwischen Deutschland und Frankreich, oder Auseinandersetzungen zum Beispiel um die Türkei und das Horn von Afrika, an denen sowohl Deutschland, Großbritannien als auch Frankreich beteiligt waren.

      Die Kolonialisierung AsienAsiens

      Der koloniale Wettbewerb um AsienAsien zeigt in vielerlei Hinsicht ein ähnliches Muster wie in Afrika, mit einem wesentlichen Unterschied: Bei den asiatischen Staaten, insbesondere China, handelte es sich um Gebiete, die bereits über ein hohes Maß an Staatlichkeit verfügten. Aber in noch einem anderen Punkt unterschied sich Asien von Afrika: Durch die Präsenz der USA, die bis 1898 kein Interesse an kolonialen Besitzungen hatte, aber große Handelsinteressen, setzte sich in Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten der Freihandel als zentrales Prinzip für den Handel in Asien durch. Tatsächlich wurden hier erstmals jene Prinzipien etabliert, die später zu globalen Handelsprinzipien wurden: Das Meistbegünstigungs- und Nichtdiskriminierungsgebot, die beide die Grundlage der liberalen Handelsordnung bilden.

      „Imperialismus“, Die Aufteilung Chinas von Henry Meyer, 1898

      Die Expansion der europäischen Staaten und der USA führte zunächst über eine Reihe ungleicher Verträge zur erzwungenen wirtschaftlichen ÖffnungErzwungene Öffnung Chinas und Japans. Mit dem sich verschärfenden Wettbewerb um kolonialen Besitz setzte jedoch auch in AsienKolonialisierungAsien eine schnelle Kolonialisierung ein. Dennoch weichen die Entwicklungspfade Chinas und Japans voneinander ab, bedingt durch unterschiedliche Grade an Staatlichkeit und der damit verbundenen Fähigkeit, der Konkurrenz der europäischen Mächte um kolonialen Besitz zu widerstehen. Während ein intern geschwächtes China bedingungslos unterworfen und fast zerstört wurde, etablierte sich Japan relativ schnell als regionale Macht, die sich selbst aktiv an der Kolonialisierung AsienKolonialisierungAsiens beteiligte und die Anerkennung der europäischen Staaten erwarb.

ChinaJapan
Ereignisse
weitgehende Selbstisolationweitgehende Selbstisolation
Widerstand gegen Öffnung des Handels für europäische MächteModernisierung Japans, Abschaffung der Feudalordnung, Iwakura-Mission in USA und Europa 1871–1873Aufgabe Isolationspolitik 1876
Opiumkrieg 1839–1842Niederschlagung Boxeraufstand 1900–1901Erster Chinesisch-Japanischer Krieg 1894–1895: Im Frieden von Shimonoseki erhält Japan Taiwan; Korea wird unabhängigRussisch-Japanischer Krieg 1904–1905: Japan erhält Protektorat über Korea und die Süd-Mandschurei
ungleiche Verträge
Vertrag von Nanking 1842: Abtretung Hongkongs an GBErzwingung des Handels mit USA 1853
Vertrag von Tianjin 1858: Einheitliche Basis für internationalen Handelerste Handelsverträge mit westlichen Mächten 1854: Zunächst Konzessionen für zwei Häfen für die USA, dann Verträge mit europäischen Staaten
erstes Büro für Auslandsbeziehungen
Annexionen durch AndereAnnexionen
Nordostchina durch JapanKorea 1910Mandschurei 1931
Korea durch Japan 1910NordostchinaSüdostasien 1941
Aufteilung Chinas in InteressensphärenJapan wird selbst Kolonialmacht 1874–1945

      China und Japan als Kolonisationsobjekte

      In SüdostasienKolonialisierungAsien СКАЧАТЬ