Internationale Beziehungen. Anja Jetschke
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Название: Internationale Beziehungen

Автор: Anja Jetschke

Издательство: Bookwire

Жанр: Социология

Серия: bachelor-wissen

isbn: 9783823300038

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СКАЧАТЬ zu der Rolle zurückkehrten, die sie bis dahin auch eingenommen hatten: Der Regionalmacht auf dem amerikanischen Kontinent, die lediglich durch die pazifischen Territorien (Hawaii, Philippinen) auch in Asien präsent war.

      Eine institutionelle Form erhielt die britisch-amerikanische Vorherrschaft durch den Völkerbund und den Briand-Kellogg-Pakt (1928). Es bildete sich ein teils englisch, teils amerikanisch bestimmtes System der Sicherung des Friedens und der Aufrechterhaltung des Status quo heraus. Damit verbanden sich einerseits die Pariser Vorortverträge, die die territoriale Neuordnung Europas und des Nahen Ostens festlegten und den Wiederaufstieg Deutschlands verhindern sollten, und andererseits die Washingtoner Abrüstungskonferenzen ab 1921, die ein System der effektiven Kriegsverhütung durch Abrüstung etablieren sollten. Die britische Dominanz des Völkerbundsystems war mit US-Interessen durchaus vereinbar. Die USA hatten ein nach Kontinenten und Hemisphären gegliedertes Weltsystem im Sinn, in dem sie lediglich die Vorherrschaft in Lateinamerika und in der Karibik haben sollten. Sie verstanden sich unmittelbar nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg als amerikanische, nicht als europäische Macht.

      Das 14-Punkte Programm Woodrow Wilsons14-Punkte Programm Woodrow Wilsons

      Präsident Woodrow Wilson war mit seinem Versuch einer Neuordnung des internationalen Systems nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg gescheitert. Die Prinzipien für eine Weltordnung, die Wilsons 14-Punkte-Programm enthielt, setzten sich nicht oder nicht unmittelbar unter den europäischen Mächten durch. Dazu gehörten die Öffentlichkeit internationaler Abkommen, die Freiheit der Schifffahrt, der Abbau von Handelsbarrieren und die unparteiische Anpassung kolonialer Ansprüche unter Berücksichtigung der betroffenen Völker. Der für die künftige Wahrung des Weltfriedens vielleicht wichtigste Punkt war der Vorschlag eines Allgemeinen Zusammenschlusses der Nationen zur gegenseitigen Garantie der Anerkennung der territorialen Integrität und politischen Unabhängigkeit. Aber auch der US-Kongress verweigerte die nötige Zustimmung zum Beitritt der USA zum Völkerbund. Die Außenpolitik der USA beschränkte sich in der Folge darauf, die britische Flottenrüstung mit möglichst geringen Kosten zu begrenzen, stellte aber Großbritanniens Seeherrschaft nicht grundsätzlich in Frage.

      Die Ordnung der Versailler VerträgeVersailler Verträge (1919)

      Wiederum war es eine internationale Friedenskonferenz, auf der die Neuordnung Europas verhandelt wurde. Jedoch verbinden sich mit dem Namen Versailler Vertrag bzw. Pariser Vorortverträge (für die anderen Kriegsverlierer) bis heute nicht Erfolg, sondern das Scheitern einer Nachkriegsordnung und der Zweite WeltkriegZweiter Weltkrieg. In Deutschland ging der Versailler Vertrag als „Schandvertrag“ in die Geschichte ein. Aber die Verträge führten auch außerhalb Deutschlands zu Unzufriedenheit unter den betroffenen Staaten.

      Mit dem Frieden von Versailles verbindet sich eine Reihe von Friedensverträgen zwischen den Entente-Mächten als Kriegsgewinnern und Deutschland, Österreich und dem Osmanischen Reich als Kriegsverlierern (vgl. Tabelle 1.5).

      Merke

      Das Versailler VertragssystemVersailler Verträge war

      … im engeren Sinne eine Institution zur territorialen NeuordnungTerritoriale Neuordnung Europas und des Nahen und Mittleren Ostens in der Nachkriegszeit des Ersten WeltkriegErster Weltkriegs. Damit verbunden waren bedeutende Gebietsverschiebungen, die Etablierung neuer Flächenstaaten, das Aberkennen kolonialer Besitzungen und das Auslöschen Österreich-Ungarns als Nationalstaat.

      … eine Institution zur EindämmungEindämmung der Kriegsschuldigen Deutschlands, Österreichs und des Osmanischen Reichs als Friedensstörer.

      … im weiteren Sinne durch die Gründung des Völkerbunds eine Institution zur Sicherung einer neuen Weltfriedensordnung. Mit der Etablierung des VölkerbundVölkerbunds wurden neue Verhaltensnormen entwickelt, wie die normative Ächtung des Angriffskriegs, die friedliche Streitbeilegung und die Abrüstung als wichtigstes Mittel der Kriegsverhütung. Er sah ein Sanktionssystem aus Wirtschaftsboykott und militärischer Sanktion (über einen Beistandspakt) vor.

      Der Völkerbund wurde durch den Briand-Kellogg-Pakt unter Führung der USA ergänzt.

      Wien und Versailles im Vergleich

      Das Versailler VertragVersailler Verträgessystem und das Wiener-KongressWiener Kongresssystem ähneln sich in den territorialen Regelungen zur Eindämmung von Staaten. Sie unterscheiden sich aber auch in wichtigen Punkten, insbesondere in den Normen zur Friedenssicherung: Der Völkerbund ächtete den Angriffskrieg, der zu Zeiten des Wiener Kongresses noch nicht als ächtungswürdig betrachtet wurde. Und er etablierte ein Friedenssicherungssystem, das auch kollektive Sanktionen vorsah.

RegionStaatterritoriale Veränderungweitere Regelungen/Implikationen
EuropaDeutschland(Versailles)Gebietsverluste an Litauen, Polen, Tschechoslowakei, Frankreich, Belgien, Dänemarkverliert alle koloniale Besitzungen in Afrika und Asienunter Völkerbundverwaltung: Danzig, Saargebiet (für 15 Jahre)alliierte Besetzung des RuhrgebietsDemilitarisierung: Begrenzung von Heer, Marine, Verbot einer LuftwaffeReparationen
Österreich(St. Germain)Gebietsabtretungen an Tschechische Republik, Jugoslawien, Rumänien, Polen, Abtretung Südtirols an ItalienDemilitarisierung: Abtretung der gesamten Kriegs- und HandelsflotteReparationen
Ungarn(Trianon)Abtretung Slowakei an Tschechoslowakei, weitere Abtretungen an Rumänien, Jugoslawien und ÖsterreichDemilitarisierungReparationen
Bulgarien(Neuilly)Abtretung von Gebieten an Griechenland, Jugoslawien, RumänienDemilitarisierungReparationen
Naher OstenOsmanisches Reich(Sèvres, revidiert durch Vertrag von Lausanne 1923)Gebietsabtretung von Syrien und Libanon (an Frankreich), Palästina und Irak (Völkerbundmandat, verwaltet durch Großbritannien), Thrakien und Smyrna (an Griechenland)Demilitarisierung der Meerengen (Bosporus, Dardanellen)Russland erhält lange angestrebten MittelmeerzugangTürkei wird aus Europa gedrängtFriedensvertrag führt zu einem Bürgerkrieg, der erst 1923 beendet wird

      Territoriale Neuordnung nach den Versailler Verträgen

      Ähnlich wie der Wiener Kongress hatten die Versailler Verträge mehrere konkrete Funktionen: Territoriale Neuordnung, Eindämmung und neue Weltfriedensordnung.

      Allerdings war diese Aufgabe ungleich schwerer als zur Zeit des Wiener Kongresses. Denn obschon das Schicksal Deutschlands ein zentrales Thema der Friedenskonferenz war, spielten weitere Fragen eine ebenso große Rolle: Was sollte aus Russland werden? Und wie sollte man auf dem Balkan und in Osteuropa verfahren? Schließlich mussten auch noch die Verhältnisse im Nahen Osten befriedet werden und eine Regelung für das Osmanische Reich gefunden werden. Der Versailler VertragVersailler Vertrag (Deutschland), der Vertrag von St. Germain (Österreich-Habsburg), der Vertrag von Trianon (Ungarn) und derjenige von Sèvres (Osmanisches Reich) sahen dabei recht ähnliche Regelungen vor. In allen vier Fällen verloren die Kriegsverlierer Territorium, mussten Kriegsreparationen bezahlen, wurden außenpolitisch überwacht und entmilitarisiert. Dies folgte im Wesentlichen der Praxis, wie sie bereits nach dem Wiener Kongress erfolgreich eingeübt worden war.

      Territoriale Neuordnung Europas und des Nahen und Mittleren Ostens: Die Versailler Verträge und der Vertrag von St. Germain (für Österreich-Ungarn) sahen bedeutende Gebietsabtretungen vor. Deutschland musste im Westen das Elsass und Lothringen, im Osten Posen und Westpreußen abtreten. Das Saarland wurde der Verwaltung des Völkerbunds unterstellt, das Ruhrgebiet einer gemeinsamen Verwaltung durch eine Reparationskommission. Das Deutsche Reich verlor alle seine kolonialen Besitzungen. Genauso bedeutend waren die Regelungen zur Rüstungsbeschränkung: Das Deutsche Reich musste 90 Prozent seiner СКАЧАТЬ