Название: Internationale Beziehungen
Автор: Anja Jetschke
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
Серия: bachelor-wissen
isbn: 9783823300038
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Die bisherigen Großmächte stiegen zum selben Zeitpunkt in eine verstärkte Konkurrenz um Kolonien ein. In Afrika und Asien ging es um Handelsprivilegien und politischen Einfluss. Verschärft wurde dieser Wettbewerb durch einen nationalstaatlichenNationalstaat Protektionismus: Die neuen Kolonien wurden durch exklusive Handelsbeziehungen mit ihren Kolonialmächten integriert, was andere Staaten benachteiligte.
Auf dem Balkan standen die führenden Großmächte Großbritannien, Frankreich, Österreich-Habsburg, Deutschland und Russland im Wettbewerb.
In Asien kam es zum Krieg zwischen Japan und Russland.
Global betrachtet war die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs somit relativ hoch.
Dass sich dieser Krieg ausgerechnet im Balkan entzündete und dann globale Ausmaße annahm, hatte viele Ursachen.
Kriegsauslöser war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajevo durch einen serbischen Nationalisten. Österreich stellte daraufhin Serbien ein Ultimatum, den Attentäter auszuliefern, das die serbische Regierung verstreichen ließ. Das österreichische Ultimatum aktivierte eine Reihe von Bündnisverpflichtungen, bzw. löste Reaktionen auf antizipierte Gegenmaßnahmen aus, wie den preußischen Präventivangriff auf Belgien (Schlieffen-Plan) zur Einkreisung der französischen Truppen. Dies führte zur schnellen Eskalation und machte den Krieg letztlich schwer vermeidbar.
Bündnisverpflichtungen und Eskalation bis zum Kriegsausbruch
Nachdem die Serben das österreichische Ultimatum verstreichen ließen, führte dies zu einer Reihe von Aktionen und Reaktionen, die letztlich in den Krieg führten:
Österreichs Truppenmobilisierung löste für Russland, das wiederum mit Serbien ein Beistandsabkommen hatte, den Verteidigungsfall aus.
Der Kriegseintritt Russlands hätte aufgrund des Französisch-Russischen Bündnisses den unmittelbaren Kriegseintritt Frankreichs nach sich gezogen. Preußen verfolgte deshalb die Option, einer französischen Mobilisierung zuvorzukommen und über Belgien die französischen Truppen einzukreisen. Allerdings geriet der Vormarsch schnell ins Stocken. Auf dem Vormarsch durch Belgien verübten deutsche Truppen Massaker an der belgischen Zivilbevölkerung und zerstörten die belgischen Städte Löwen und Lüttich. Auch die belgische Stadt Ypern wurde völlig zerstört.
Der völkerrechtswidrige Angriff auf Belgien führte zum Kriegseintritt Englands und damit zu einem Dreifrontenkrieg für das Deutsche Reich.
Von Kriegsauslösern zu unterscheiden sind die tieferliegenden UrsachenTieferliegende Ursachen des Ersten WeltkriegErster Weltkriegs, die jedoch sehr unterschiedlich bewertet werden:
Die Standardursache, die Historiker anführen ist, dass das nach dem Reichsaußenminister benannte Bismarck’sche Bündnissystem als ein defektes Allianzsystem zu betrachten ist, über das sich das Deutsche Reich und Österreich wechselseitig in die Balkan-Konflikte verstrickten und dann in einen Krieg zogen (vgl. Craig/George 1988; Clark 2012: Kap. 3, vgl. Einheit 6).
Eine andere Erklärung zielt auf territoriale Expansion und damit zusammenhängend auf die Bedeutung der Konzentration von Großmachtinteressen ab: Laut Barraclough (1991) wurde der Balkan kriegsauslösend, da sich die Großmachtkonkurrenz hier stark konzentrierte: Russland wandte sich nach seiner Niederlage gegen Japan über Korea wieder dem Westen zu und stieß hier direkt auf die Interessen Österreich-Ungarns. Das Deutsche Reich mischte sich im Balkan ein, um Interessenkonflikte zwischen Großbritannien, Österreich-Habsburg, Frankreich und Russland zu schüren und diese aus dem Deutschen Reich herauszuhalten. Gleichzeitig schürte die deutsche Expansion in der Türkei und im Nahen Osten das Misstrauen Großbritanniens und Russlands, die diese als Bedrohung ihrer eigenen Interessen wahrnahmen.
Aus einer globalen Perspektive war der Erste WeltkriegErster Weltkrieg das Ergebnis einer Kombination von Faktoren, durch die es nicht mehr gelang, Kriege zu lokalisieren. Dazu gehört der imperialistische Wettlauf um Kolonien, der die Rivalitäten zwischen den europäischen Staaten verschärfte, und bei dem es nicht mehr nur um Großmacht-, sondern um Weltmachtstatus ging. Dazu gehörten auch die Erschütterung des Machtgleichgewichts durch die deutschen und italienischen Einigungen sowie die Bedrohung der britischen HegemonieHegemonie durch die neuen aufstrebenden Mächte Deutschland, Japan und die USA.
Im Ersten WeltkriegErster Weltkrieg kämpften ursprünglich die sogenannten Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegen die Entente, bestehend aus Russland, Frankreich, Serbien und Großbritannien. Italien war anfangs neutral, trat jedoch 1915 auf der Seite der Entente in den Krieg ein. Rumänien folgte ihm 1916 (siehe dazu Tafel VII, S. 430). Das Osmanische Reich und Bulgarien traten auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Im Verlauf des Kriegsgeschehens im Nahen Osten schlossen Frankreich und Großbritannien 1916 das für die Region folgenreiche Sykes-Picot-Abkommen, in dem sie den Nahen Osten unter sich aufteilten mit dem Ziel, der Osmanischen Herrschaft in diesem geografischen Raum ein Ende zu setzen.
Das Sykes-Picot-Abkommen 1916
Großbritannien und Frankreich einigten sich im Sykes-Picot-Abkommen auf eine Aufteilung der Interessensphären im Nahen und Mittleren Osten. Im Kampf gegen die Mittelmächte machte Großbritannien in der Balfour-Deklaration (1917) darüber hinaus weitgehende Zugeständnisse an die jüdische Bevölkerung und sicherte ihr eine „Heimstätte“ in Palästina zu. Dies führte zu verstärkter Einwanderung der jüdischen Bevölkerung nach Palästina und zu Konflikten zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung, die noch heute den Kern des israelisch-palästinensischen Konfliktisraelisch-palästinensischer Konflikts bildet. Die Abkommen bildeten die Grundlage des Friedensvertrags nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg für die Türkei. Sie stießen auf den Protest der US-Regierung unter Woodrow Wilson, der in ihnen eine Verletzung der von ihm proklamierten Prinzipien sah.
Der Krieg wurde über vier Jahre unter einem menschenverachtenden Einsatz von Leben in einer – wie die deutsche Oberste Heeresleitung es nannte – „Materialschlacht“ (darunter fielen auch die Soldaten) geführt. Russland schied 1917 aufgrund der Russischen Revolution aus dem Krieg aus, dafür traten jedoch die USA auf Seiten der Entente ein und sorgten für einen nahezu unbegrenzten Nachschub an Truppen (Rudolf/Oswalt 2010: 164), der letztlich kriegsentscheidend war. Zum Verlauf des Ersten Weltkriegs siehe Tafel VIII, S. 431.
Als verhängnisvoll für das Deutsche Reich erwies sich seine Reaktion auf die durch Großbritannien verhängte Kontinentalsperre, die vor allem seinen Handel treffen sollte: Es begegnete der Handelsblockade durch einen „unbeschränkten U-Bootkrieg“ gegen Handels- und Kriegsschiffe, bei dem Schiffe ohne Vorwarnung versenkt wurden. Dies betraf vor allem den Handel neutraler Staaten wie den USA, die sich lange Zeit aus dem Krieg herausgehalten hatten, und bewirkte deren Kriegseintritt. Der Krieg endete im November 1918 mit einem Waffenstillstand und wurde offiziell mit den Versailler VerträgeVersailler Verträgen 1919 beschlossen.
Die Welt zwischen 1919 und 1945
Der kriegsentscheidende Eintritt der USA in den Ersten WeltkriegErster Weltkrieg bedeutete deren weltpolitischen Aufstieg und läutete nach dem Ende des Ersten WeltkriegErster Weltkriegs für die internationalen Beziehungen eine entscheidende Gewichtsverlagerung ein. Bis zum Ersten WeltkriegErster Weltkrieg lag dieser Schwerpunkt in Europa, jetzt verlagerte er sich hin zur überseeischen Welt. Allerdings nahm Großbritannien nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg СКАЧАТЬ