Jenseits von Materie. Prof. Dr. Oliver Lazar
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Название: Jenseits von Materie

Автор: Prof. Dr. Oliver Lazar

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783039330560

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СКАЧАТЬ dann kann der Kernfusionsprozess auch nach dem Helium fortgeführt werden. Der Stern muss dafür allerdings mindestens fünf Sonnenmassen besitzen, sodass schließlich die schweren Elemente oberhalb von Helium entstehen können, vor allem Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Der Kernfusionsprozess funktioniert so lange, bis der Stern beim Element Eisen angekommen ist. Eisen ist das letzte Element im Periodensystem, bei dem im Verschmelzungsprozess noch Energie entstehen kann. Danach endet der Kernfusionsprozess, und es entsteht schließlich ein Eisenkern so groß wie unsere Erde, der blitzartig unter seiner eigenen Last auf eine Größe von zehn bis 20 Kilometer Durchmesser zusammenschrumpft. Aus dem Stern ist ein Neutronenstern geworden, und die äußeren Hüllen seiner ehemaligen Sonnenstruktur schlagen mit einer gewaltigen Wucht auf ihn ein. Der Physiker und Mathematiker Josef M. Gaßner vergleicht diesen Hülleneinsturz auf den Eisenkern mit einem Trampolineffekt. Für die einstürzenden Sternhüllen bedeutet das, dass sie mit mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde zurückgeschleudert werden.11 Im Zuge dieser Supernovaexplosion steigt die ursprüngliche Leuchtkraft des Sterns milliardenfach an. Dabei entstehen all die schweren Elemente, die im Periodensystem oberhalb von Eisen stehen.12 Wenn also jemand sagt, dass wir aus Sternenstaub bestehen, dann ist das nicht metaphorisch, sondern tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen. Ist der Gedanke nicht unglaublich, dass die Atome und Moleküle unseres Körpers in einem Stern und seiner Supernova entstanden sein müssen? Aber es sind natürlich nicht nur unsere Körper, sondern auch alles andere um uns herum und das, was wir täglich in Form von Nahrung zu uns nehmen oder einatmen. Man darf dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass unser Körper einem stetigen Wandel unterliegt. Sämtliche Moleküle unseres Körpers (bis auf die DNA) werden innerhalb von Tagen oder Wochen komplett ausgetauscht.13 In jeder Sekunde unseres Lebens werden 500 000 Zellen abgebaut und erneuert.14 Die Materie unseres Körpers wandelt sich kontinuierlich durch einen stetigen Austauschprozess. Selbst die Zellmembranen unserer Neuronen, denen materialistisch geprägte Wissenschaftler eine große Bedeutung bei der Entstehung von Bewusstsein zusprechen, werden im zweiwöchentlichen Rhythmus auf molekularer Ebene ausgetauscht. Die Vorstellung, dass unser Bewusstsein auf Teilchen basiert, die kontinuierlich ausgetauscht werden, scheint mir ebenso abwegig zu sein, wie die Idee, dass Bewusstsein durch Kernfusionsprozesse in den Sonnen entsteht. Vielleicht ist die Frage nach der Entstehung von Bewusstsein auch schon grundlegend falsch, denn eine Entstehung impliziert, dass es zunächst kein Bewusstsein gegeben haben muss. Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass Bewusstsein schon immer existierte und vielmehr der Auslöser all dieser Prozesse war.

      Woraus besteht Materie? Die Frage nach der Struktur der Materie ist jahrtausendealt. Im antiken Griechenland im fünften Jahrhundert vor Christus prägten die Philosophen Leukipp und sein Schüler Demokrit den Begriff Atom (unteilbar = griech. atomos)15. Ihrer Ansicht nach musste alles aus kleinsten unzerstörbaren Teilen bestehen, selbst die menschliche Seele wurde als Produkt einer atomaren Zusammensetzung betrachtet, die mit dem Tod verschwand, wobei die Atome als ewige Teilchen wieder neue Verbindungen eingehen konnten.16 Nach Jahrhunderten des Stillstands stellte man sich erst wieder im 19. Jahrhundert die Frage, woraus denn Materie eigentlich besteht.

      Wir alle sind mit der massebehafteten Materie in unserer makroskopischen Welt bestens vertraut. Wir berühren Dinge, wir benutzen sie, wir können sie voneinander abgrenzen, wir können Materie zu uns nehmen oder uns daran verletzen. Aber wenn wir unsere makroskopische Welt verlassen und immer tiefer in die Materie eindringen, dann betreten wir eine neue Welt, die von Energien und dem Nichts bestimmt wird. Schon Albert Einstein formulierte mit seiner wohl berühmtesten Formel e=mc2 die die Äquivalenz von Energie und Masse, die Konstante für die Lichtgeschwindigkeit (hier sogar zum Quadrat) darf für die Darstellung dieses Zusammenhangs getrost weggelassen werden. Das ist vergleichbar mit der O-Notation in der Informatik zur Beschreibung des Wachstums einer Funktion. Konstanten spielen für die grundlegende Betrachtung einer Funktion und ihr Wachstumsverhalten keine Rolle. Mit anderen Worten, Masse und Energie sind nach Einstein dasselbe. Aber wie kann man sich das nun genau vorstellen? Wenn ich morgens nach dem Aufstehen noch im Halbschlaf mit meinem Fuß gegen den Bettpfosten laufe, dann tut es höllisch weh, und der Pfosten ist ohne Zweifel zumindest in meiner Wahrnehmung keine Energie, sondern äußerst massiv und hart.

      Gehen wir der Sache nun auf den Grund. Dazu betrachten wir eine massive und glatte Tischplatte. Stell dir vor, wir zoomen wie bei einem Foto immer näher an die Tischplatte heran. Langsam verlassen wir den makroskopischen Bereich, und die glatte Oberfläche wird immer mehr zu einem zerklüfteten Gebirge. Wir zoomen immer weiter hinein, es erscheinen gitterförmig angelegte Molekülstrukturen, die ihrerseits aus Atomen bestehen.17 Nun haben wir im Prinzip die Ebene erreicht, die die alten Griechen als die kleinste Struktureinheit der Materie definierten. Doch wir zoomen weiter in die Atomhülle hinein und finden neben ganz viel Nichts noch weitere Bausteine. Im Zentrum befindet sich ein winziger Atomkern, der nahezu die komplette Masse des Atoms ausmacht. Um diesen Atomkern herum befinden sich in der Hülle zu gewissen Wahrscheinlichkeiten die noch kleineren Elektronen, die einen verhältnismäßig riesigen Abstand zum Kern besitzen. Um sich das bildhaft vorzustellen, vergleichen Lesch und Gaßner das Größenverhältnis eines gesamten Atoms zu seinem Atomkern mit dem eines großen Fußballstadions (z. B. dem Dortmunder Signal-Iduna-Park) als Atom und einem Reiskorn im Mittelpunkt des Anstoßkreises als dessen Kern.18 Allerdings ist im Signal-Iduna-Park immer unheimlich viel los, tolle Fußballmannschaften kämpfen um den Sieg, und über 80 000 euphorische Fans bejubeln das Spiel, im Vergleich dazu herrscht in der Atomhülle bis auf die negativ geladenen Elektronen gähnende Leere. Wir zoomen weiter hinein und erreichen den Atomkern, der aus den positiv geladenen Protonen und den elektrisch neutralen Neutronen besteht. Diese Kernbausteine bestimmen die Masse des gesamten Atoms, also schauen wir sie uns noch genauer an. Es spielt keine Rolle, ob wir Neutronen oder Protonen betrachten, das Folgende gilt gleichermaßen für beide. Wir werfen einen Blick in ein Proton hinein und erreichen somit einen Bereich, wo wir zumindest nach dem aktuellen Stand in der Forschung die wirklich kleinsten unteilbaren Elementarteilen, die Quarks, finden. In jedem Proton befinden sich drei Quarks (zwei Up-Quarks und ein Down-Quark) und die sie zusammenhaltenden Gluonen (vom englischen glue: kleben abgeleitet), die mit dieser starken Wechselwirkung eine der vier Grundkräfte der Physik erzeugen. Diese Elementarteilchen stehen in einer permanenten Wechselwirkung mit einem überall im Universum gleichermaßen wirkenden Kraftfeld, dem sogenannten Higgsfeld, das nach dem schottischen Physiker Peter Higgs benannt wurde. Unter Einbeziehung dieses im Large Hadron Collider* experimentell nachgewiesenen Higgsfelds stellte sich heraus, dass sämtliche Elementarteilchen eines definitiv massereichen Protons bzw. Neutrons komplett masselos sein müssen. Ja, du hast richtig gelesen! Dort, wo eigentlich die feste Materie sein müsste, gibt es de facto keine Masse. Wie ist das möglich? Wie kann ein Atom eine Masse besitzen, wenn es aus ganz viel Nichts und masselosen Elementarteilchen besteht? Erinnerst du dich an die einsteinsche Formel? Masse ist dasselbe wie Energie, und die Masse der Materie besteht somit nicht aus fester Substanz, sondern aus Bewegungs- und Bindungsenergie der Quarks und Gluonen. Ist es nicht faszinierend, wenn wir uns im Kleinsten betrachten, dass wir zu 100 Prozent aus Energie bestehen? Es ist also kein esoterischer Quatsch, wenn wir sagen, dass wir reine Energie sind. Es ist sogar physikalisch bewiesen. Der Quantenphysiker und frühere Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München Hans-Peter Dürr kommt sogar zu dem Schluss, dass es gar keine Materie gibt:

      »… welche Überraschung, wir müssen feststellen, es gibt die Materie im Grunde nicht mehr. Es gibt letzten Endes nur noch eine Art Schwingung. Es gibt, streng genommen, keine Elektronen, es gibt keinen Atomkern, sie sind eigentlich nur Schwingungsfiguren. Eine Art Schwingungsfigur wie Ihr Handy-Gespräch im elektromagnetischen Feld, nichts Materielles im eigentlichen Sinne. An diesem Punkt haben wir die Materie verloren.«19

      Warum habe ich mich überhaupt mit dem Thema Materie beschäftigt? Ich war auf der Suche СКАЧАТЬ