Название: Rebellen gegen Arkon
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan: Traversan-Zyklus
isbn: 9783948675264
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»Keon‘athor Atlan«, er wandte sich mit einer angedeuteten Verbeugung an mich, »ich habe alles unternommen, damit der erschreckende Vorfall ein einmaliges Geschehen bleibt. Außerdem konnten wir den Attentäter bereits aufgrund einer genetischen Analyse identifizieren. Sein Name war Tomaren – ein illegitimer Spross aus der Verbindung des Patriarchen der unbedeutenden Tomar-Sippe mit einer Essoya, einer Nichtadeligen.«
Ein Springerabkömmling also. Anzunehmen, dass er es auf Traversan zu einigem Reichtum und Ansehen gebracht hatte.
»Tomaren erschien vor wenigen Monaten, kurz nach den ersten Unstimmigkeiten mit Sonnenkur Pyrius Bit«, fuhr Lesantre fort. »Inzwischen sehen wir das nicht mehr als Zufall, damals jedoch erbrachten unsere Nachforschungen nichts Nachteiliges. Und dass er sich die Bürgerrechte auf Traversan erkaufte …«
… war vermutlich mit einer beachtlichen Zahlung verbunden gewesen. Ich hörte nur noch mit halbem Ohr hin. Tomaren hatte allein gearbeitet. Jeder seiner Schritte innerhalb der letzten fünf Tage war inzwischen peinlich genau nachvollzogen worden. Er hatte während dieser Zeit keine Möglichkeit gehabt, einen versteckten Funkspruch an den Sonnenkur abzusetzen. An Bord des Flaggschiffs war er durch Bestechung gelangt, der betreffende Thos‘athor, ein Offiziersanwärter also, hatte seine Verfehlung bereits zugegeben und sah seiner strengen Bestrafung entgegen.
»Der Anschlag war wohl nur ein Vorgeschmack des Kommenden«, sagte Nert Kuriol bedeutungsschwer. »Der nächste Angriff auf Traversan wird bald erfolgen.«
»… also müssen wir dem Sonnenkur zuvorkommen!«, platzte Irakhem heraus. »Bevor er weitere Flotten in Marsch setzt.«
Irakhem forderte das mit der Risikofreude des jungen Heißsporns, der er nun mal war. Er war fachlich durchaus kompetent, jedoch keineswegs mit der taktischen und strategischen Erfahrung ausgestattet, die sich altgediente Kommandanten in oftmals schmerzvollen Jahren erworben hatten. Einen gesicherten Sektoral-Stützpunkt anzugreifen war ein Selbstmordunternehmen, vor allem, wenn dies mit einer zahlenmäßig unterlegenen Flotte geschah und die Besatzungen gerade mal auf zwei leidlich überstandene Gefechte zurückblickten.
»Sie scheinen einen Präventivschlag nicht gutzuheißen, Admiral Atlan«, stellte Eshveran on Keithy richtig fest. »Was ist Ihrer Ansicht nach zu unternehmen?«
»Die Parteien sollten Friedensverhandlungen führen.«
Alle starrten mich an, als hätte ich soeben behauptet, die Methanatmer stünden mit einer Flotte ihrer Walzenschiffe nur wenige Lichtstunden vor Travs Stern.
Bist du verrückt?, protestierte der Extrasinn. Traversan hat sich nicht nur gegen den Sonnenkur aufgelehnt, sondern damit auch gegen den Imperator, und das zieht früher oder später Kreise.
Der Sonnenkur wird sich hüten, sein Versagen vorschnell preiszugeben.
Alle redeten durcheinander. Mein Hinweis auf Verhandlungen hätte beinahe die Grenzen ihrer Welt zum Einsturz gebracht. Niemand auf Traversan zog ernsthaft in Erwägung, der Sonnenkur könnte nach einer entsprechend dotierten Entschädigung zur Tagesordnung übergehen. Für den Statthalter des Brysch-Sektors ging es jetzt vor allem darum, das Gesicht und zugleich seine Macht zu wahren.
Nur Tamarena schwieg. Sie musterte mich abwartend, als wisse sie genau, dass mein letztes Wort noch nicht gesprochen war.
»Wir müssen BRY 24 angreifen!«, verlangte Irakhem. »Ob mit oder ohne Atlan, uns bleibt keine andere Wahl.«
»Welche Chance hätten Sie, Pal‘athor, eine solche Offensive zu überleben?«, fragte ich ihn, nicht ohne Ironie in der Stimme.
»Keine schlechte«, antwortete der Kommandeur. »Das hoffe ich zumindest. Wir haben viel von Ihnen gelernt, Atlan.«
»Viel vielleicht, aber ganz sicher noch nicht genug.«
Mit einer knappen Handbewegung wischte ich jeden Protest vom Tisch.
»Was, glauben Sie, geschieht, wenn sich Ihre Schlachtschiffe BRY 24 nähern?«
Eshveran on Keithy verkrampfte die Hände ineinander. Um seine Mundwinkel zuckte es verhalten. Dennoch hielt er meinem forschenden Blick stand und presste nach einigen Sekunden trotzig die Lippen aufeinander.
»Unsere Mannschaften werden kämpfen«, behauptete Lesantre bitter. »Sie wissen, dass es für Traversan nichts anderes mehr geben kann als Sieg oder Untergang.«
»Wem nutzen tote Helden?«, fragte ich.
Alle starrten mich an. Tamarena versuchte sich zum wiederholten Mal mit ihren telepathischen Fähigkeiten an mir.
Balzgehabe!, dröhnte die Stimme des Extrasinns durch meine Gedanken. Warum spannst du sie auf die Folter, alter Arkonide? Doch nur, um Tamarena zu imponieren. Dabei solltest du über das Alter pubertärer Emotionen längst hinaus sein.
Ich zerbiss eine deftige Verwünschung zwischen den Zähnen. Nein, nicht dass ich mich ertappt gefühlt hätte …
Der zweite Frühling ist angebrochen, würde dein Freund Perry jetzt sagen. Jahrtausende liegen zwischen Tamarenas Welt und deiner Zeit, Beuteterraner. Was erwartest du? Eine Liebesnacht mit Tamarena als Dank für die Rettung Traversans …?
Sei still!, herrschte ich den Extrasinn an.
»Keines unserer Schiffe wird sich Brys Stern weiter als bis auf wenige Lichtstunden nähern können, ohne abgeschossen zu werden«, hörte ich mich sagen. »Um ans Ziel zu kommen, brauchen wir ein Raumschiff mit Territorial-Kennung.«
Die einfachsten Methoden waren häufig die wirkungsvollsten. Ich musste mich wundern, weshalb keiner vor mir auf diese Idee gekommen war. Immerhin zeigten die Ortungen deutlich die Überreste der Raumschlacht: treibende Wracks überall zwischen den elf Planeten des Traversan-Systems. Die unbeschädigten Einheiten der Heimatflotte befanden sich im Einsatz, um Überlebende aufzuspüren und zu bergen. Alle übrigen Schiffe hatten die Werften aufgesucht. Es sah wahrlich nicht gut aus mit unserer Verteidigungskraft. Schon deshalb mussten wir dem Sonnenkur zuvorkommen.
»Ich gehe davon aus, Admiral Atlan«, sagte der Nert anerkennend, »dass Sie bereits einen Plan haben. Verfügen Sie über Pal‘athor Irakhem und sein Flaggschiff. Ich bin überzeugt, egal, was Sie tun werden, Sie tun es zum Wohle von Traversan.«
Er erhob sich und gab damit zu verstehen, dass er die Unterredung als beendet betrachtete. Es war nun meine Aufgabe, ein geeignetes gegnerisches Schiff zu finden.
2.
Eben noch hatten die Messwerte Anlass zur Hoffnung gegeben – nun war der Patient tot, innerhalb von Sekunden unter großen Schmerzen gestorben. Blut quoll aus seinen Mundwinkeln, und die Augen blickten in fiebrigem Glanz starr zur Decke empor. Eine stumme Anklage lag in diesem Blick, zugleich auch ein Hauch von Erleichterung. Haggar on Teska hatte den Tod als Freund empfangen, wahrscheinlich sogar als Erlösung.
Einer der besten Triebwerkstechniker innerhalb der Sektoralflotte hatte sein Leben in einer unsinnigen Schlacht verloren. Arkoniden СКАЧАТЬ