Название: Rebellen gegen Arkon
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan: Traversan-Zyklus
isbn: 9783948675264
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Du wiederholst dich.
Irakhem sah die Schiffe untergehen, eines nach dem anderen, und er konnte nichts daran ändern. Viele Gesichter, die er kannte, und so viele Namen, die er nie mehr hören würde. Nicht einmal bei der Trauerfeier; denn innerhalb der nächsten Stunde würde er zweifellos bei den Toten sein.
Einer der Schweren Kreuzer wollte die Flucht ergreifen. Irakhem konnte es verstehen. Im entscheidenden Moment kehrte das Schiff jedoch in die Reihen zurück. Einen Moment lang beobachtete Irakhem seinen Kurs: Es geriet zwischen die Fronten und wurde von feindlichem Kreuzfeuer erwischt. Mit versteinertem Gesicht sah der Pal‘athor die Vernichtung an.
Und dann geschah etwas, womit niemand hatte rechnen können. Aus dem Chaos, das niemand außer Irakhem und seinem Feind Troimus überschaute, tauchte ein Leka-Diskus auf. Das Ziel der kleinen Einheit war die TRAVERSANS EHRE.
Irakhem sah bereits den Glutball einer Detonation vor sich. Doch dann kam alles anders. Der Leka-Diskus schaffte es bis in den Hangar – und zum Vorschein kam eine Person, die er niemals an diesem Ort hätte sehen wollen: Prinzessin Tamarena.
Irakhem war viel zu sehr Stratege, als dass er die Gunst des Augenblicks nicht erkannt hätte.
»Verbreitet die Nachricht an alle Schiffe der Traversan-Flotte«, wies er seine Funkoffiziere an.
Die Ankunft der Prinzessin, so hoffte er, würde einen Ruck durch die Truppen gehen lassen. Wenn der Nert seine Tochter schickte, dann musste es Hoffnung geben.
Diese Hoffnung ist eine Lüge, erklärte sein Extrasinn trocken.
Irakhem starrte die schöne Prinzessin in einer Mischung aus Ärger und Freude an.
Das weiß ich, sagte er lautlos. Aber diese Lüge verschafft uns vielleicht eine halbe Stunde.
Ich ließ den Palast in einem verrückten Manöver unter mir zurück. Die Kontrollen schienen mir so vertraut, als hätte ich gestern erst am Steuer eines solchen Fluggefährtes gesessen. Dabei war es mehr als zehntausend Jahre her.
Ich flog den Diskus allein – ohne Syntron, mit minimaler Hilfe der Positronik.
Binnen weniger Sekunden erreichte ich die höheren Schichten der Atmosphäre. Auf dem Orterschirm sah ich einen Kugelraumer auftauchen. Es war ein feindliches Schiff, ein Leichter Kreuzer von 100 Metern Durchmesser. Auf eine noch unbekannte Weise musste es dem Abwehrriegel entgangen sein, der Traversan umgab.
Ich wusste ziemlich genau, was das bedeutete. Wenn es dem Kreuzer gelang, zum Palast durchzustoßen, waren Kuriol und die anderen tot. Die Kraftfeldkuppel würde ihnen gegen schiffsgestützte Thermowaffen wenig nützen.
Da stießen zwei weitere Kreuzer aus den Wolken hervor. Sie nahmen das durchgebrochene Schiff aufs Korn.
Bevor ich Gelegenheit fand, etwas zu unternehmen, war das Gefecht bereits vorbei. Der Leichte Kreuzer erhielt mitten im Landeanflug auf Erican zwei verheerende Treffer. Sein Schutzschirm brach zusammen, ein Fangschuss verwandelte die gesamte rechte Flanke in schmelzenden Arkonstahl. Über der Region, die als Garten der Sonne bekannt war, stürzte der Kreuzer ab.
Die hundert Meter durchmessende Kugel entwickelte eine kinetische und energetische Wucht, die sich mit dem Einschlag diverser Atombomben vergleichen ließ. In der Kompressionsphase wurde das Gestein, das unter dem Garten lag, auf ein Drittel seines gewöhnlichen Volumens gestaucht. Der Druck erreichte millionenfache Atmosphärewerte. In der Phase darauf, der physikalischen Druckentlastung, wurden Schmelz- und Trümmergesteine aus einem sich bildenden Hohlraum ausgeworfen.
Vom Observatorium blieb nichts übrig. Ein Inferno kam über die Stadt. Über Erican brachen mehrere Kraftfeldkuppeln zur gleichen Zeit zusammen.
Ich war sicher, dass die Trichterbauten von furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurden. Wahrscheinlich verlor jedes freistehende Gewächs im Stadtgebiet seine Blätter.
Der Orterschirm zeigte einen Krater von zwanzig Kilometern Durchmesser an. Ich hoffte, dass Tamarena auf meinen Hinweis das Areal hatte evakuieren lassen.
Vor meinem inneren Auge sah ich den dicht besiedelten Himmelskrater, zehntausend Jahre in der Zukunft; und ich fragte mich, ob mein Eingreifen in die Schlacht um Traversan nicht letzten Endes doch vorgesehen war.
Mittlerweile hatte ich mehrfach in den Zeitstrom eingegriffen, wenn auch nur in Details. Vielleicht existierte eine Schicksalsmacht, die mich dazu ausersehen hatte, den Lauf der Geschichte in die richtige Richtung zu lenken.
Aufmerksam horchte ich in mein Inneres. Der Extrasinn zog es vor, meine Gedanken ohne Kommentar verhallen zu lassen. Wie rücksichtsvoll von ihm …
Der Leka-Diskus schoss durch die oberen Atmosphäreschichten in den freien Weltraum. Mit bloßem Auge war nichts von der Schlacht zu erkennen. Nur die Ortergeräte verrieten dem geübten Auge, was sich an welchem Ort ereignete.
Ich forderte Peilimpulse an. Es dauerte keine zehn Minuten, dann erblickte ich vor mir ein scheinbar antriebslos treibendes, von einem starken Schutzschirm umgebenes Raumschiff. Es war die TRAVERSANS EHRE.
Ein Blick auf die Außenhülle zeigte, dass die 500-Meter-Einheit der Fusufklasse unter schwerem Feuer gelegen hatte. Die Panzerung aus Arkonstahl hatte jedoch dem Überfall standgehalten.
»Leka-Diskus mit Pilot Atlan bittet um Aufnahme!«
Vor mir öffnete sich eine Strukturlücke im Schirm. Ein Traktorstrahl zog mich mit brutaler Wucht ins Innere, in einen halb zerstörten Hangar.
Alarm gellte durch das Schiff. Ich schnallte mich los. Durch den Hangar stürmte ich Richtung Ausgang.
Im letzten möglichen Augenblick erreichte ich den Korridor, dann schleuderte ein mittleres Beben mich an die Decke und zum Boden zurück. Ich konnte froh sein, dass ich keine Knochenbrüche davontrug.
Bis zur Zentrale dauerte es fünf Minuten. Aus dem Antigravschacht rollte ich mitten in den Saal. Ich war der Einzige, der nicht angeschnallt war, und brach deshalb als Einziger zusammen, als einige Gravos Beschleunigung von den Andruckabsorbern nicht abgefangen wurden.
Auf dem Kommandostand sah ich Prinzessin Tamarena sitzen. Ich war erleichtert, sie gesund zu sehen. Mein Herz fing zu klopfen an, und allein ihr Anblick ließ mich glauben, dass ich ein berechtigtes Risiko einging.
»Atlan!«, rief sie. »Ich dachte nicht mehr, dass du kommen würdest!«
»Das dachte ich selbst nicht.«
Wir schauten uns in die Augen. Aber der Moment dauerte nicht lange.
Die Prinzessin wandte sich dem hochgewachsenen jungen Mann zu, der in der Uniform eines Pal‘athor neben ihr hockte, im Kommandantensessel.
»Das ist er, von dem ich dir erzählt habe, Irakhem! Das ist Atlan. Der Mann aus der Zukunft.«
Der junge Mann starrte mich an, als wolle er mein Innerstes bloßlegen. Er umklammerte so fest die Lehnen seines Sessels, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Was wollen Sie hier, Atlan?«, fragte er scheinbar kalt.
»Ich habe die Absicht, das Kommando über Traversans Flotte zu übernehmen.«
Irakhem СКАЧАТЬ