Название: Rebellen gegen Arkon
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan: Traversan-Zyklus
isbn: 9783948675264
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Nebenbei behielt ich Tamarena im Sichtfeld. Der Hauptteil meiner Aufmerksamkeit galt allerdings der Schlacht.
Ich erkannte, dass Irakhem sich nicht ungeschickt anstellte – gemessen an seiner Qualifikation als Pal‘athor. Die vielen kleinen Fehler fielen mir jedoch ins Auge, selbst angesichts des schlecht auflösenden Hologramms.
Dies war das Jahr 12.402 da Ark. Zehntausend Jahre vor der Gegenwart, in die ich gehörte. In dieser Zeit war ich ein Fremdkörper, und ich machte mir immer wieder klar, dass jede Handlung meinerseits für die Gegenwart eine Katastrophe bedeuten konnte. Jeder Fehler konnte dazu führen, dass der Zeitstrom gespalten wurde. In meine Zeit konnte ich dann niemals wieder zurückkehren.
Tamarena riss sich von Kuriol los. Sie baute sich so nahe vor mir auf, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spürte:
»Atlan! Ich bitte dich noch einmal um Hilfe! Wir dürfen die Flotte von Traversan nicht untergehen lassen!«
»Für mich ist es längst Vergangenheit!«, erwiderte ich rau. »Ich darf kein Zeitparadoxon auslösen!«
»Du bist ein Feigling!«, warf sie mir vor.
Ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren.
»Was stellst du dir vor? Was soll ich konkret tun?«, fragte ich sie. »Ich bin nur ein einzelner Mann! Ich habe keinen schwarzen Zylinder und keine Zaubertricks. Ich kenne nur die Zukunft, das ist alles. Und ich sage euch: Traversan überlebt! Solange ich mich still verhalte! Solange die Kausalität gewahrt bleibt.«
»Bitte!«, drängte sie.
»Wenn ich die Nerven verliere, dann ist alles in Frage gestellt. Dann kann es sein, dass eure Heimat untergeht. Wenn ich eingreife, ist alle Sicherheit dahin, weil man sich auf den Lauf der Geschichte nicht mehr verlassen kann.«
»Du kannst das nicht ernst meinen, Atlan!«
»Stehe ich etwa selbst nicht hier unten? Ich weiß, was passiert, wenn die imperiale Flotte über Traversan erscheint. Dann sterbe auch ich.«
Ich blickte in ihre Augen – von denen ich eine Stunde zuvor noch so intensiv geträumt hatte. In ihren Zügen erkannte ich blanke Ablehnung.
»Diese Männer sterben!«
»Ich … ich kann nichts daran ändern!«
Etwas in ihren Zügen veränderte sich mit einem Mal.
»Du bist wirklich nur ein Schwätzer«, sagte sie abfällig. »Und ich, ich dachte schon …«
Kuriol griff nach ihrem Arm.
»Tamarena.«
Doch die Prinzessin riss sich los, mit einem heftigen Ruck, der den weitaus größeren Nert beinahe ins Straucheln gebracht hätte. Anklagend streckte sie die Hand aus.
»Vater! Ich habe seine Gedanken gelesen! Da ist noch etwas, das ich bis jetzt nicht preisgegeben habe. Dieser Mann …«, ihr Finger zeigte direkt auf mich wie auf einen Angeklagten, »dieser Mann ist ein Admiral! Er ist ein erfahrener Flottenkommandant! Er könnte Irakhem und die anderen jederzeit retten!«
Von einer Sekunde zur anderen trat Stille ein. Das war es also, flüsterte mein Extrasinn. Irgendetwas hat sie verheimlicht, und jetzt ist es heraus. Sie wollte dir wohl Gelegenheit geben, dich selbst zu offenbaren.
Ich blickte in betretene Mienen. Kuriol fragte:
»Ist das wahr, Atlan?«
»Ja, Erhabener. Aber ich versichere Euch, dass es nichts an den Gegebenheiten ändert.«
Der alte Nert schwieg eine Weile. Dann ließ er die Schultern hängen und sprach:
»Ich verstehe Sie.«
Tamarena stieß einen wütenden Schrei aus.
»Du hörst dies, Vater – und du tust nichts?«
»So ist es.«
Die Prinzessin presste die Lippen zusammen. Ich konnte sehen, dass sie in diesem Augenblick einen Entschluss fasste. Aber ich hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, um was es sich handelte.
Bevor jemand reagieren konnte, war sie bereits auf dem Weg zum Ausgang. Tamarena stürmte auf den Korridor hinaus. Wir anderen blieben im Kommandosaal zurück. Ich tauschte einen hilflosen Blick mit Nert Kuriol.
Das Hologramm präsentierte immer neue Szenen der Schlacht im Weltraum. Irakhems Fehler wirkten sich langsam, aber sicher aus. Traversan besaß nur noch eine kurze Gnadenfrist.
Aus den Augenwinkeln sah ich eine Ordonnanz. Der Mann eilte herbei und flüsterte etwas in Kuriols Ohr. Ich ahnte, dass es etwas mit der Prinzessin zu tun hatte.
»Tamarena?«, fragte ich den Nert ahnungsvoll.
»Ja. Im Dachhangar des Palastes stehen einige schnelle Leka-Disken. Sie hat einen davon bestiegen.«
Ich spürte, wie mein Mund trocken wurde.
»Hat sie irgendetwas gesagt, wo sie hinfliegen wollte?«
Der alte Nert deutete wortlos nach oben. Ich wusste es auch so. Prinzessin Tamarena war auf dem Weg zur Schlacht.
8.
DER ADMIRAL VON DEN STERNEN
Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark
Narr! Behalte die Nerven!
Die Stimme meines Extrasinns war mir völlig egal.
»Was wirst du nun tun, Atlan?«
»Ich folge ihr. Wo stehen diese Leka-Disken?«
Kuriol ließ mich von demselben Adjutanten, der die Nachricht überbracht hatte, nach oben geleiten. Es dauerte viel zu lange. Der Mann war langsam wie eine Schnecke, aber ohne Führung konnte ich nicht zu den Hangars kommen.
Der Adjutant öffnete eine Tür. Vor mir standen hochkant vier jener Diskusschiffe, aus denen die Terraner in späteren Jahrtausenden die legendären Space-Jets entwickelt hatten. Sie alle trugen die blauen Da-Traversan-Wappen.
Eines der Startgeschirre war leer – Tamarenas Maschine.
»Benötigen Sie einen Piloten?«
Ich stieß ihn unfreundlich beiseite.
»Ganz sicher nicht. Sehen Sie zu, dass Sie aus dem Hangar kommen.«
Ich legte einen Alarmstart hin, wie ihn der ehrwürdige Palast des Nert nie zuvor erlebt hatte. Der Gedanke, Tamarena könnte im Orbit sterben, brachte mich um den Verstand. Der Lauf der Vergangenheit und der Zukunft kümmerte mich nicht mehr. Ich wollte nur noch, dass die Schlacht endete und dass ich hinterher aus einer Schleuse ihre Gestalt auftauchen sah.
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