Название: Achtsames Selbstmitgefühl unterrichten
Автор: Кристин Нефф
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783867813242
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Forscher fanden auch heraus, dass selbstmitfühlende Collegestudenten tendenziell mehr mitfühlende Ziele in Beziehungen mit Freunden und Mitbewohnern haben, was bedeutet, dass sie dazu neigen, anderen Menschen Unterstützung zu geben und in Beziehungen Vertrauen aufzubauen (Crocker und Canevello, 2008; Wayment, West und Craddock, 2016). Andere Studien (Yarnell und Neff, 2013) ergaben, dass selbstmitfühlende Menschen in Konfliktsituationen mit Müttern, Vätern und Beziehungspartnern eher bereit sind, Kompromisse zu suchen, während Menschen, denen es an Selbstmitgefühl mangelt, dazu neigten, ihre eigenen Bedürfnisse denen des Partners unterzuordnen. Dieses Muster ist plausibel, wenn man bedenkt, dass Menschen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl von sich sagen, sie neigten dazu, sich selbst genauso freundlich zu behandeln wie andere, während Menschen mit wenig Selbstmitgefühl angeben, sie würden andere normalerweise besser behandeln als sich selbst (Neff, 2003a). Die Studie zeigte auch, dass sich selbstmitfühlende Menschen bei der Lösung von Beziehungskonflikten authentischer fühlten und weniger innere Erschütterung erlebten. Sie berichteten darüber hinaus von höherem Wohlbefinden in ihren Beziehungen. Selbstmitgefühl ist auch mit weniger pathologischer Fürsorge für andere assoziiert, die definiert wird als eine »Überinvestition« in die Befriedigung der Bedürfnisse anderer und die Tendenz, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken oder zu leugnen (Gerber, Tolmacz und Doron, 2015). Schließlich wurde Selbstmitgefühl auch mit der Tendenz in Verbindung gebracht, sich für schädliches Verhalten in Beziehungen zu entschuldigen und es wiedergutzumachen (Breines und Chen, 2012; Howell, Dopko, Turowski und Buro, 2011; Vazeou-Nieuwenhuis und Schumann, 2018), was die Harmonie in Beziehungen fördert.
Eine zwei Studien umfassende Studienreihe veranschaulicht ebenfalls, wie sich Selbstmitgefühl auf die Art und Weise auswirkt, sich in Beziehungen zu entschuldigen und Entschuldigungen anzunehmen, (Allen, Barton und Stevenson, 2015). Die erste Studie untersuchte imaginierte Reaktionen auf hypothetische Szenarien, in denen die Teilnehmenden unabsichtlich jemanden »hängen ließen« (zum Beispiel 45 Minuten zu spät, um das Kind einer engen Freundin von der Schule abzuholen aufgrund eines Notfalls bei der Arbeit). Es stellte sich heraus, dass selbstmitfühlende Personen angaben, sie würden gegenüber der versetzten Freundin wahrscheinlich eher Aussagen machen, die Selbstmitgefühl dafür widerspiegelten, dass sie den Fehler gemacht hatten (zum Beispiel »Manchmal entstehen Situationen, die einen daran hindern zu tun, was man tun wollte«) im Gegensatz zu selbstkritischen Aussagen (zum Beispiel »Ich fühle mich wie ein ganz schrecklicher Mensch, der dich im Stich gelassen hat, als du mir vertraut hast«). Die zweite Studie untersuchte, welche Reaktion sich Menschen, die unabsichtlich im Stich gelassen wurden, idealerweise von einem anderen wünschten, – mit selbstmitfühlenden oder selbstkritischen Aussagen über den Fehler –, wobei ein ähnliches hypothetisches Szenario vorgegeben wurde wie in der ersten Studie. Die Forscher fanden heraus, dass selbstmitfühlende Teilnehmende auch selbstmitfühlende Reaktionen bevorzugten und mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit dem anderen verzeihen würden, unabhängig von der Art der Reaktion. Personen mit weniger Selbstmitgefühl bevorzugten jedoch selbstkritische Reaktionen und waren auch eher bereit, jemandem zu verzeihen, der selbstkritische Aussagen machte. Das deutet darauf hin, dass, obwohl Selbstmitgefühl eine positive innere Antwort sein kann, wenn man andere »hängen lässt«, es tatsächlich besser funktionieren kann, nach außen hin selbstkritisch in Bezug auf Fehler zu sein, wenn man mit Menschen zu tun hat, die selbstkritisch sind.
Selbstmitgefühl und die Fokussierung auf andere
Eine interessante Frage ist, ob Selbstmitgefühl mit Mitgefühl für andere einhergeht oder nicht. Eine offene, freundliche Haltung gegenüber sich selbst zu entwickeln, die die menschliche Verbundenheit anerkennt, sollte es theoretisch erleichtern, anderen gegenüber freundlich, vergebend und empathisch zu sein. Obwohl zu diesem Thema noch mehr Forschung notwendig ist, deuten vorläufige Ergebnisse darauf hin, dass Selbstmitgefühl tatsächlich mit einer mitfühlenden, empathischen Haltung gegenüber anderen verbunden ist, dass es dabei aber abhängig von der Altersgruppe und Lebenserfahrung gewisse Abweichungen gibt.
Eine von Neff und Pommier (2013) durchgeführte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und der fürsorglichen Haltung gegenüber anderen unter Collegestudentinnen und -studenten, einer älteren Population und Personen, die buddhistische Meditation praktizieren. In allen drei Gruppen war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass selbstmitfühlende Personen bei der Konfrontation mit dem Leiden anderer auch persönlich litten, was bedeutet, dass sie eher in der Lage waren, sich mit dem Leiden anderer zu konfrontieren, ohne davon überwältigt zu werden. Darüber hinaus war Selbstmitgefühl mit einer signifikant höheren Fähigkeit zur Vergebung und Änderung des eigenen Blickwinkels verbunden. Diese Verhaltensweisen setzen voraus, dass man versteht, welches enorme Geflecht von Ursachen und Bedingungen Menschen dazu bringt, so zu handeln, wie sie es tun. Die Fähigkeit, die eigene menschliche Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit zu vergeben und zu verstehen, scheint sich daher auch auf andere auszudehnen. Der Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und Mitgefühl, Empathie, Altruismus gegenüber anderen war in buddhistischen Samples signifikant, aber schwach ausgeprägt. Diese Verbindung ist wahrscheinlich nicht so robust, wie man erwarten könnte, aufgrund der Tatsache, dass die große Mehrheit der Menschen mehr Mitgefühl mit anderen zeigt als mit sich selbst (Knox, Neff und Davidson, 2016), was den Zusammenhang abschwächt. Interessanterweise wurde bei den Studierenden kein Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und Mitgefühl, Empathie, Altruismus gegenüber anderen gefunden. Das mag daran liegen, dass junge Erwachsene oft Schwierigkeiten haben, das Gemeinsame an ihren Lebenserfahrungen zu erkennen, und ihr Anderssein überschätzen (Lapsley, FitzGerald, Rice und Jackson, 1989). Ihre Vorstellung davon, warum sie Mitgefühl verdienen und warum andere Mitgefühl verdienen sind deshalb wahrscheinlich nicht so gut integriert. Der Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und Mitgefühl für andere war bei den Meditierenden am deutlichsten, was möglicherweise auf Meditationspraktiken wie die Liebevolle-Güte-Meditation zurückzuführen ist, die bewusst auf das Entwickeln von Mitgefühl für sich selbst und andere ausgerichtet sind (Hofmann et al., 2011). Tatsächlich hat sich gezeigt, dass bei Menschen, die die Liebevolle-Güte-Meditation erlernt haben und sie praktizieren, das Mitgefühl sowohl für sich selbst als auch für andere zunimmt (Weibel, 2008). Untersuchungen zum MSC-Programm (siehe Kapitel 4) haben ebenfalls belegt, dass ein Training in Selbstmitgefühl das Mitgefühl für sich selbst und andere steigert (Neff und Germer, 2013). Dies deutet darauf hin, dass, obwohl es möglich ist, Mitgefühl mit anderen zu haben, ohne Mitgefühl mit sich selbst zu haben, eine Zunahme des Selbstmitgefühls tendenziell auch das Mitgefühl mit anderen erhöht.
Andere Untersuchungen weisen darauf hin, dass zunehmendes Selbstmitgefühl altruistisches Verhalten fördern kann. Eine Studie ergab beispielsweise, dass die Steigerung des Selbstmitgefühls durch selbstaffirmierendes Schreiben zu hilfsbereiterem Verhalten führte (beispielsweise das Aufheben von heruntergefallenen Gegenständen als Reaktion auf einen Vorfall, bei dem ein Laborregal »zufällig« zusammenbrach, nachdem der Leiter der Experiments den Raum verlassen hatte; Lindsay und Creswell, 2014). Eine andere Studie belegte, dass Personen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl eher bereit waren, anderen zu helfen, deren missliche Lage teilweise selbstverschuldet war (Welp und Brown, 2014). Vielleicht ist die Bereitschaft zu helfen bei selbstmitfühlenden Menschen stärker ausgeprägt als die Neigung, zu urteilen oder zu beschuldigen, weil sie Fehler als Teil der gemeinsamen Erfahrung des Menschseins betrachten. Insgesamt deuten diese Forschungsergebnisse darauf hin, dass Selbstmitgefühl dazu beiträgt, Mitgefühl in zwischenmenschlichen Beziehungen wachzurufen.
Selbstmitgefühl für Helfende und Pflegende
Untersuchungen zeigen, dass Selbstmitgefühl eine wichtige Ressource für Betreuungspersonen und Pflegekräfte ist (Raab, 2014). Ein höheres Maß an Selbstmitgefühl wird beispielsweise mit einer geringeren caregiver fatigue (Erschöpfungssyndrom bei Helfenden und Pflegenden) assoziiert (negativen Gefühlen von Stress СКАЧАТЬ