Название: Die UNO
Автор: Reinhard Wesel
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783846352922
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Mit diesem Ordnungs-Schema nach Prinzipien, Normen, Regeln und Verfahren können für alle Problem- und Arbeitsbereiche die Funktionen, Arbeitsweisen und Leistungen internationaler Kooperationsformen dargestellt und diskutiert werden. Wenn Internationale Organisationen als Instrument, Forum oder Akteur gesehen werden können, ergeben sich als Rollen-Zuschreibungen:
Sie dienen den uneingeschränkt souveränen Staaten, zumal den mächtigsten, zur Verfolgung ihrer eigenen Interessen; diese dominieren die organisationsinternen Entscheidungsprozesse.
Sie geben allen Akteuren dank ihrer logistisch-technischen Vorleistungen und mittels standardisierter Verfahrensweisen dauerhaft und verlässlich die Gelegenheit zu multilateralen Verhandlungen aller Art und Reichweite – zu den Zwecken von Informationsaustausch, technisch-organisatorischer Koordination und politischer Kooperation.
Sie können selbst als Akteur nur auftreten, wenn und insoweit sie von den souveränen Staaten dazu bevollmächtigt sind – das Entstehen bundes- bzw. weltstaatlicher, also supra-nationaler Strukturen über den Staaten bleibt vorerst Spekulation (siehe 2.4).
Diese Funktionen sind als emergent aufeinander aufbauende Schichten, nicht als sich ausschließende Alternativen zu verstehen. Für internationale Kooperation ist die Bereitstellung eines komplexen Verhandlungssystems politisch wie organisatorisch die Grundlage; die Leistungen von Internationalen Organisationen dafür sind vielfältig: Indem sie
Informationen besorgen, analytisch aufbereiten und verteilen (intern, aber auch medial),
diskret oder öffentlich Gespräche und Verhandlungen politisch anregen, organisatorisch durchführen und durch Verfahrensregeln absichern,
Interessen durch Bündelung (in Staatengruppen) hörbar artikulieren und durch Konfliktschlichtung ausgleichen,
Normen diskutieren und formales (Völker-)Recht fortentwickeln,
verschaffen Internationale Organisation
schwächeren Akteuren mehr Einfluss
und stärkeren mehr Legitimität
und ermöglichen oder unterstützen so
Gefahrenabwehr durch vertrauensbasierte Kooperation
und Stiftung von Ordnung durch globale Regelungen.
Funktionen Internationaler Organisationen
informationell (→ medial) z.B. für Menschenrechtsschutz, Umwelt-/Klimaschutz
Sammeln, Auswerten und Verbreiten von Informationen und Daten
Beobachtung und Auswertung von Entwicklungen und Trends
Schaffung von internationaler Öffentlichkeit
Unterstützung für politische Initiativen
politisch (→ prozessual) z.B. für Frieden/Sicherheit, Wirtschaft/Welthandel
Austausch, Verhandlung und Entscheidung
Bündelung nationaler zu Gruppen- und multilateralen Interessen
Schaffung von Einflussmöglichkeit für schwächere Akteure
Schaffung von mehr Legitimität für stärkere Akteure
normativ (→ rechtlich) z.B. für Menschenrechtsschutz, Welthandel, Umwelt/Klima
Generierung von Normen und Regeln für staatliches Verhalten
Festlegung von Verhaltens-Standards
Ausarbeitung von völkerrechtlich bindenden Verträgen
regulativ (→ evaluativ) z.B. für Frieden/Sicherheit, Rüstungskontrolle, Welthandel
Konflikt- und Streitschlichtung
Förderung der Anwendung von Normen und RegelnKontrolle ihrer UmsetzungSanktionierung ihrer MissachtungErzwingung ihrer Einhaltung
Bildung und Nutzung von Verifikationsinstrumenten
Bildung und Nutzung von Verifikationsinstrumenten
operational (organisatorisch/logistisch) z.B. für Entwicklungszusammenarbeit, Noteinsätze
Serviceleistungen aller Art für grenzüberschreitende Kooperation
Durchführung komplexer operativer Aktionen
Umsetzung von umfassenden Arbeitsprogrammen
Ressourcen-Allokation
Not- und Katastrophen-Hilfe
internationaler Einsatz von national gestellten Truppen
Die frostige Metapher von den internationalen Organisationen als „gefrorene[n] Entscheidungen“ (Keohane 1988, S. 384; siehe 3) wirft ein kaltes, aber klares Licht auf ihre Struktur und Eigenart, die erst aus historischer Perspektive auf ihr Entstehen und Fortbestehen verständlich werden. Nur jeweils in einer historischen, also einmaligen spezifischen Situation, die nicht auf Dauer so sein wird, sind konkrete Festlegungen von weitreichender Bedeutung in Verträgen möglich – was in Diplomatensprache (siehe 7.1) gern „window of opportunity“ genannt wird. Solche sehr seltenen Gelegenheiten zur verbindlichen Umsetzung eines gelingenden Konsens zu nutzen, bedeutet aber, dass die Vertragspartner notwendigerweise immer auch auf Bedingungen dieser spezifischen Situation eingehen und diese somit in Form von bleibenden normativen und organisatorischen Regelungen festschreiben: „Geschichte verschlüsselt in Regeln“ (March/Olson 1984, S. 741). Aus machtpolitischen Motiven und wegen der rechtlichen Verfahrensprobleme bei einer Änderung oder auch schlicht aus Gewohnheit bleiben diese Regelungen stabil, selbst wenn die Entstehungssituation und ihre Zwänge kaum noch erinnerlich sind.
In entwicklungsgeschichtlicher Perspektive zeigen sich auch langfristige Trends als Rahmenbedingungen internationaler Kooperation:
Durchsetzung und unbedingte Achtung der Souveränität als Grundregel der Beziehungen der konsolidierten modernen Staaten als den entscheidenden Akteuren (siehe 2.4);
Institutionalisierung von vertragsbasierten Organisationen und Verfahren, u.a. wegen der wachsenden Anzahl und Vielfalt der staatlichen Akteure, und
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