Название: Die Sterne in uns
Автор: Jan Corvin Schneyder
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783968140131
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Er tat es. Dennoch machte es mich nervös, splitternackt hinter ihm zu stehen, auch wenn es nur für einen kurzen Moment war.
»Wir haben erst einen kompletten Rundgang gemacht und mit internen wie externen Tendrae alles abgetackert was ging, Stalev Woodman«, sagte er.
»Kein lebendes Wesen in der ganzen Anlage, mal von den Mäusen und Fledermäusen abgesehen. Aber leider haben wir doch jemanden gefunden.«
Ich zog mir gerade die Uniform-Hose an, als er das sagte. Ich hielt in der Bewegung inne.
»Wen?«
Er drehte sich wieder um.
»Eine Leiche. Dewie Andrew Falls.«
Andrew würde nie wieder auf Nancy, Gracy oder wem auch immer liegen. Und ich hatte ihn verdächtigt! Also deswegen war er nicht ausgeloggt.
»Wo?«
»In den Versorgungstunneln unten. Erschossen. Searer.«
»Drei Tote. Einmal Axt, einmal Sprengsatz, einmal Searer. Passt alles nicht so richtig.«
»Nein«, sagte Flink.
Ich hatte mich endlich fertig angezogen und brachte Ordnung in meine Frisur. Auch kurze Haare machten manchmal Arbeit.
Er sah mich an und ich erwiderte seinen Blick.
Alles Betrunkene, Alberne, Anzügliche darin war mit einem Schlag wie fortgeblasen.
»Woodi, ich bin so froh, dich zu sehen.«
Das klang sehr nüchtern. Und sehr warm.
Ich kam auf ihn zu und umarmte ihn.
Es fühlte sich gut und richtig an.
Beinahe wäre ich in der Umarmung ein bisschen weich geworden. Nicht dass ich ihn hätte küssen wollen, aber ich wollte diese Probleme einfach nicht mehr haben. Ich hatte Lust, mich mit Flink auf eine Couch zu legen, einen Film anzuschauen und Snacks in mich reinzustopfen. Kichernd einzuschlafen, mit einem Spruch auf den Lippen. Ohne Sorgen. Ohne Termine. Kurz flammte diese Vision spürbar warm in mir auf. Ich ließ es zu, aber der Moment war sehr kurz. Das warme Gefühl verschwand endgültig, als Noona in der offenen Tür auftauchte.
»Oh, ganz, ganz süß! Ein Klassentreffen. Das ist Flink, Woodi, nicht Stan. Also leck ihn nicht gleich ab!«
Flink und ich ließen uns los.
Die Umarmung war vielleicht ein wenig zu lang gewesen.
Ihm gefiel der Kommentar zwar sichtlich genau so wenig wie mir, aber ein Streit war auch nicht angebracht. Ich hatte schon vorher gewusst, dass Noona nun mal so war. Ich musste cool bleiben. Einmal hatte sie mir einen Schlag durchgehen lassen, aber das nächste Mal würden wir uns wahrscheinlich die Knochen brechen.
»Kommt mal mit«, sagte ich humorlos, als ich auch den zweiten Stiefel angezogen hatte, und ging vor.
In der Zentrale setzte ich mich in meinen Sessel, ließ die beiden eintreten und die Tür hinter sich schließen.
Ich saß, sie mussten stehen.
Das war schon mal Teil der Botschaft.
»So, mal herhören!«, begann ich betont laut und militärisch. »Ihr habt das mit der Tendrierung und dem Anlagen-Check gut und korrekt durchgeführt. Danke dafür. Ich bin jetzt wieder einsatzbereit, ihr beiden aber nicht. Ich trinke auch gerne, aber das hier ist noch lange nicht lustig, kein Veteranentreffen und keine Party. Ich brauche euch im Dienst, und zwar nüchtern! Wenn wir irgendwann Sicherheit, das heißt eine echte Absicherung haben, können wir uns gemeinsam was reinschütten, aber doch nicht so. Ich habe hier das Kommando und muss dafür geradestehen, egal ob halbwegs geheim oder nicht. Ich kann vor Gericht landen, Leute, und ihr auch. Macht die Sache richtig oder gar nicht. Wir sind ein winziges Team, ohne ein Raumschiff oder eine Besatzung von tausend Crewies dahinter. Wir haben auf der Erde völlige Bewegungsfreiheit, dürften in ziemlich viele Archive und so weiter reinkommen. Mir wurden Autorisationen versprochen. Also sind wir nicht, wie sonst, die Gehetzten mit limitierten Möglichkeiten, sondern wir kommen von oben, um irgendeinen mörderischen, terroristischen Scheiß aufzuspüren und auszuschalten. Und ich will das schnell tun!«
Noona öffnete den Mund. Ich sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass es etwas Sarkastisches werden würde.
Ich kam ihr zuvor.
»Halt die Klappe, Noona! Ihr geht jetzt beide euren Rausch ausschlafen, und ich sehe euch um 20 Uhr ordentlich angezogen, geduscht und nüchtern wieder hier! Oder ihr verzieht euch, verratet mich, die Squadronica und alles, für das wir früher schon unsere Ärsche riskiert haben. Eure Entscheidung!«
Noona schloss den Mund wieder und zog eine wütende Schnute. Aber sie schwieg!
Flink dagegen wirkte richtiggehend schuldbewusst.
Ich hatte jedoch keineswegs die Absicht, ihnen Zeit zum Nachdenken oder für Erwiderungen zu geben.
»Wegtreten! Wir sehen uns später!«
Ich drehte den Sessel von ihnen weg und ließ sie auf meinen Rücken starren.
Ich wünschte wirklich, alle Menschen könnten immerzu nur fröhliche Freunde sein und Spaß haben, aber so läuft es in der Welt nun mal nicht, zumindest nicht durchgehend.
Oder ich müsste mich aus alledem endgültig verabschieden, aber ich wollte schon noch was beitragen. Ich war jung, verdammt noch mal, keine Seniorin. Und vor diesem dämlichen Tag der Anschläge war doch alles sehr akzeptabel gewesen. Ich wollte meine ruhige irische Westküste mit einem kleinen, unaufgeregten Team zurück. Natürlich ohne solche Jensens, aber mit Jill.
Ich hörte Noona und Flink brav wegtreten.
Brav und vor allem wortlos.
Danke! Ich danke euch!
Wir würden das durchziehen, Ergebnisse abliefern, und in ein paar Wochen würde ich wieder hier sitzen, meinen Kaffee schlürfen, ein bisschen arbeiten, abends ein gutes Buch lesen und die Welt genießen in all ihrer Ruhe und Genügsamkeit, wenn der Mensch nicht reinballerte.
Als sich die Tür hinter den beiden schloss und ich wieder allein war, drehte ich den Sessel herum.
Ich checkte Displays und Protokolle, aktivierte Sperren, Blockaden und Sicherheitslogarithmen.
Andrews Leiche hatte der Doc abgeholt, während ich geschlafen hatte. Ich entnahm das einem Memo. Ich fand es schade, da ich ihn gern endlich persönlich gesprochen hätte.
Aber gut, fein, wir haben die Leiche aus dem Haus. Abhaken! Konzentrieren wir uns fortan besser auf die Lebenden.
Die Arbeit am Puzzle, das ich mit Noona hatte lösen wollen, hatten Flink und sie noch nicht wirklich wieder aufgenommen.
Eher ein Whisky-Puzzle. Der Schluck muss hierhin, der dorthin. Na toll!
Ich ging Akten, Aufzeichnungen und alles, was mir einfiel, durch. СКАЧАТЬ