Die Sterne in uns. Jan Corvin Schneyder
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Название: Die Sterne in uns

Автор: Jan Corvin Schneyder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783968140131

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      Als ich an der Rampe der Basis ankam, war es vollständig dunkel. Die gesamte Anlage war schwarz wie der Himmel darüber.

      Von der vierköpfigen Stammbesatzung war nur ich übrig, dazu gab es drei sehr junge Dewies, die ich üblicherweise nur zu Wach- und Aushilfsdienten aus Donegal an der Nordküste kommen ließ. Keiner von ihnen war heute angefordert worden. Laut Plan hätten Jill und Lennox Nachtdienst gehabt, also jeder von ihnen je fünf Stunden. Die Zivilisten, die tagsüber ab und an um uns herumschwirrten, durfte ich nicht in die Kommandozentrale setzen. Sie belieferten uns, führten Reparaturen aus, die Zivilisten besser durchführen konnten als wir, und so weiter. An der Überwachung militärischer Anlagen waren sie aber nicht zu beteiligen, deswegen war auch nachts nie einer von ihnen da. In der unmittelbaren Nähe der Anlage wohnte ohnehin niemand.

      Die übliche äußere Sicherheitsprozedur der Anlage funktionierte. Mein Gleiter wurde tendriert - das heißt gescannt - und ich wäre ohne Codes nicht bis zur Rampe gekommen. Einen Menschen hatte ich jedoch nicht gesehen oder gesprochen, während diese Dinge abliefen. Das machte alles das System.

      Bei einer Nachtwache stand auch nie ein Mensch mit Waffe an irgendeinem Tor. Das lief von der Kommandozentrale her, alles technisch.

      Dabei mussten die Leute von Commodore Dangler oder vom Geheimdienst heute hier gewesen sein, um Jill zu verhaften. Oder etwa nicht? Diese Info fehlte mir, wie ich feststellte.

       Sie haben Lennox´ Leiche doch wohl abtransportiert, oder? Wo war denn der Tatort? Verflucht! Ich hätte fragen sollen!

      Jetzt gefiel mir die nächtliche Basis noch weniger.

       An seinem üblichen Arbeitsplatz? Spuren? Blut?

      Leer, leblos und dunkelgrau wurde ich erwartet.

      Die Sonne über dem Ozean vor Galway schien endlos weit entfernt, dabei war sie nur zwei Stunden zuvor über mein nachdenkliches Gesicht gewandert.

      Etwas in mir schrie laut, ich solle nicht hineingehen.

      Musste ich aber.

      Irgendwie.

      Außerdem war es albern, sich vor der Dunkelheit zu fürchten, wenn man mehr oder weniger aus dem Weltraum kam.

      Wenn ich jemals ein Stern war, dann war ich niedergegangen. Aber ein Stern fürchtet doch die Weite nicht, die Kälte oder die Stille.

      Ich würde nun einfach selbst die Nachtschicht übernehmen, als wäre ich ohnehin damit dran. Ich würde mich endlich detailliert darüber informieren, was von allen Geschützen in meinem Zuständigkeitsbereich übriggeblieben war. Dazu waren keine Meldungen in meinen Account im Gleiter angekommen.

      Merkwürdig.

      Der konnte doch nicht schon wieder gehackt worden sein. In Galway hatte ich ihn neu codiert, außerdem war Jensen sicher weit weg und hatte wohl kaum noch Interesse an der Anlage hier.

       Oder daran meinen Zorn zu spüren!

      Eigentlich hätten mir allerhand Leute schreiben sollen.

      Die Kommunikation muss zwischenzeitlich abgeriegelt worden sein. Durch das Command oder den Geheimdienst. Hoffentlich sind die Nachrichten an Flink und Noona rausgegangen.

      Ich passierte die Rampe und ließ mich von meiner Pflicht verschlucken.

      Den Gleiter in der Halle abzustellen, fühlte sich okay an. Die Lampen an der Decke schalteten sich, Reihe für Reihe mit leichter Verzögerung, klackend ein. Ihr Licht fiel auf Container, Kanister, Räder und Fahrzeuge.

      Eigentlich wie immer.

      Nicht eigentlich.

      Wie immer.

       Alles ist wie immer!

      Ich ging über den lieblosen Betonboden, der mich bis heute nie gestört hatte. An diesem Abend jedoch sah ich jeden Ölspritzer, jedes Quantum verschmierten Hydraulikgels, jeden Krümel und jeden Fussel.

      Es roch nach Öl und Desinfektionsmitteln.

      Ich hörte nur meine Schritte, besser gesagt: ein knautschiges Quietschen.

      Lederstiefel ohne Absätze sind ziemlich leise.

      Es erklang weder ein Piepen noch ein Summen irgendwelcher Relais oder Displays.

      Nur die Schritte und ihr Quietschen.

      Ich blieb mitten in der Halle stehen und ging nicht weiter. Zu meiner Linken lag der Aufgang zum Korridor. Davor war der Glaskasten im Weg, der Lennox Torgans Büro gewesen war.

      Ich drehte mich drei Mal komplett um die eigene Achse, doch jede Ecke blieb still und es war auch alles recht gut ausgeleuchtet.

      Wer konnte noch hier herein? Jensens Codes mussten längst gelöscht worden sein, oder? Durch wen?

      Die drei Dewies aus Donegal fielen mir wieder ein.

      Sie hatten Codes.

      Ich ging noch nicht in den Korridor. Mir machten die beiden Etagen mit ihren langen Fluren aktuell ein wenig Sorge.

      Ich hatte auf Raumschiffen furchtbare Dinge in schrecklichen Korridoren erlebt, aber hier in diesem verschissenen Gebäude war ich der Chef und verdammt einsam. Mit Fünfundsiebzig wäre ich vielleicht abgezockter gewesen, aber in meinem Alter trotz allem eben noch nicht.

      Angst gehört zum Menschsein dazu.

      Solange sie nicht bestimmt, was für ein Mensch wir sind, ist das okay.

      IV

      EINGELOGGT

      Ich nutzte erst einmal das Terminal in Lennox´ Glaskasten-Büro. Es gab darin zum Glück keine Spuren von Gewalt.

       Aber er hat doch hier gesessen, als ich ihn angerufen habe. Naja, vielleicht nicht mehr bei der Tat. Jill und der Doc könnten wissen, wo … Mensch, der Doc!

      Der Arzt, der die wenigen übers Jahr verteilten medizinischen Fälle in der Station betreute, hatte ebenfalls Zugangs-Codes und wohnte in der Nähe. Er war zwar inzwischen Zivilist, aber früher im aktiven Squadronica-Dienst gewesen. Ein ziemlich erfahrener Veteran, inzwischen über Sechzig. Gut, das war kein Alter mehr, aber er hatte rechtzeitig auf eigenen Wunsch den Hut genommen.

      Ich rief ihn mit dem stationären Kom an. Ich wollte mein mobiles Kom im Moment lieber nicht mehr benutzen. Dass es unsicher war, war nur eine Empfindung, das war mir klar, und man konnte auch stationäre Koms hacken, aber Empfindungen darf man nachgeben. Manchmal.

       Mach das öfter! Nicht immer alles unterdrücken, Woodi!

      Ich erreichte den Doc.

      Er lehnte dankend ab, noch vorbeizukommen, teilte aber meine Einschätzung, dass Jill Lennox wohl kaum erschlagen hatte. Immerhin war der Doc noch kurz zuvor bei ihnen gewesen, um Jill nach Jensens Niederschlag zu untersuchen.

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