Psychologie. Rainer Maderthaner
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Название: Psychologie

Автор: Rainer Maderthaner

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: utb basics

isbn: 9783846355404

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СКАЧАТЬ ist – sehr unterschiedlich interpretiert werden, sodass für die Bedeutungsanalyse unstrukturierter Texte Auswertungsmethoden entwickelt wurden, die auch die oben genannten Gütekriterien der Datengewinnung erfüllen sollten. Diesem Anspruch entsprechen insbesondere die qualitative - und die quantitative Inhaltsanalyse, mittels derer der Bedeutungsgehalt von umfangreichen Textteilen in Form von prägnanten Aussagen („Propositionen“) zusammengefasst oder aber eine Auszählung der am häufigsten vorkommenden Begriffe und Begriffs kombinationen in den Textdaten vorgenommen werden kann. Diese quantitative Inhaltsanalyse wurde bereits in den Dreißigerjahren zur Analyse von Massenmedien verwendet, etwa um die politische Orientierung in einem Land durch die Frequenz positiver oder negativer Charakterisierungen von Themen in Tageszeitungen zu belegen.

      Für die Inhaltsanalyse von gespeicherten Texten stehen Computerprogramme zur Verfügung, die z. T. kostenlos als Demoversionen aus dem Internet zu beziehen sind (z.B. www.atlasti.de, www.winmax.de).

      Die qualitative Inhaltsanalyse (s. Mayring, 2000) knüpft an diesen Ansatz an und versucht durch Einführung verbindlicher methodischer Regeln bei der Textanalyse deren Objektivität, Reliabilität und Validität zu verbessern. Dabei wird der Aussagegehalt von Sätzen oder Absätzen eines Textes mit Begriffen versehen, die entweder schrittweise aus dem Textmaterial herausentwickelt („induktive Kategorienentwicklung“) oder aufgrund theoretischer Überlegungen und Auswertungsinteressen sukzessive an die Textinhalte angepasst werden („deduktive Kategorienanwendung“). Das Ergebnis solcher Analysen ist eine oberbegriffliche, abstrakte Darstellung des Aussagegehalts von Textmengen durch Begriffe, Begriffskombinationen oder einfache Aussagen („Propositionen“), welche bei Bedarf auch noch einer statistischen Auswertung (z.B. einer Häufigkeitsauszählung mit Computer) unterzogen werden können.

Simulationsstudie (Computersimulationen)| 3.7.8

      Ein moderner wissenschaftlicher Ansatz für die Analyse komplexer Systeme ist die Systemtheorie (Bossel, 1992; Bischof, 2016), „eine interdisziplinäre Wissenschaft, deren Gegenstand die formale Beschreibung und Erklärung der strukturellen und funktionalen Eigenschaften von natürlichen, sozialen oder technischen Systemen ist“ (Bibliogr. Institut & Brockhaus, 2002). Ihr theoretisches Gerüst wurde bereits in verschiedenen Bereichen erfolgreich erprobt und angewendet (z.B. in Politik, Biologie, Ökonomie, Technik, Verkehrsplanung, Flugverkehrsleitung, Epidemiologie). Auf der Grundlage systemanalytisch konstruierter Modelle wurden Computersimulationen auch für komplexe Anwendungsbereiche erstellt, etwa: „Waldwachstum“, „Mondlandung“, „Ressourcennutzung“, „Tourismus und Umwelt“, „Lagerhaltung“, ökologische Simulationsspiele wie „Ökolopoly“, „Ökopolicy“ (Vester, 1997), Entwicklungsmodelle für Länder (Bossel, Hornung & Müller-Reißmann, 1989) oder „Weltmodelle“ (Meadows, Meadows & Randers, 1992).

      Frühe Simulationsmodelle der Psychologie stammten aus dem Forschungsgebiet Denken und Problemlösen (Kap. 8) und dienten dazu, komplexe Problemsituationen des Alltags auch in Laborsituationen zu untersuchen. Putz-Osterloh und Lüer (1981) entwickelten eine Computersimulation eines Schneiderladens („Taylorshop“), anhand derer Versuchspersonen über die betriebswirtschaftliche Situation einer fiktiven Firma informiert wurden und in verschiedenen Durchgängen nach eigenem Ermessen betriebliche Maßnahmen setzen konnten. Ein wesentlich komplexeres Beispiel ist ein programmiertes Bürgermeisterspiel, in dem eine fiktive Kleinstadt namens „Lohhausen“ von Versuchspersonen mit weitgehenden (diktatorischen) Vollmachten nach gewissen Zielkriterien (z.B. Wirtschaftsdaten, Bevölkerungszufriedenheit, Umweltsituation) zu regieren war (s. 8.2). Ein jüngeres Projekt des „Institutes für theoretische Psychologie“ der Universität Bamberg ist „PSI“, eine Computersimulation einer „beseelten Dampfmaschine“, die „ihr schweres Leben“ auf einer Insel in einer „labyrinthartigen Landschaft“ nach menschlicher Logik fristet (Dörner & Schaub, 2006).

      Die Übersetzung einer Theorie in ein Computerprogramm bedeutet eine präzise Prüfung der Widerspruchsfreiheit, Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit ihrer Annahmen (Box 3.5). Die simulierten Entscheidungen eines Computermodells menschlicher Informationsverarbeitung können mit jenen von Versuchspersonen in gleichen Situationen verglichen werden, um die zugrunde liegende Theorie zu verbessern (Dörner & Gerdes, 2003).

      Merksatz

      Simulationsstudien in der Psychologie bezwecken eine formale, systemanalytische und kybernetische Beschreibung von Mensch- und Umweltsystemen.

      Computerprogramme und Simulationsmodelle, die für kognitionspsychologische Forschungszwecke eingesetzt werden, sind über das Internet kostenlos zu beziehen (z.B. ACT-R: „Adaptive Control of Thought“; COGENT: „Cognitive Objects within a Graphical EnviroNmenT“; SOAR: „States Operators And Results“; PSI: eine psychologische Theorie als Computerprogramm). Das allgemeine Ziel solcher Programme und Konzepte darf darin gesehen werden, für kognitive und mentale Prozesse eine vereinheitlichende psychologische Theorie zu entwickeln.

      Entwicklungsschritte für Simulationsmodelle | Box 3.5

      Bei der Entwicklung eines Simulationsmodells für ein empirisches System gelten im Wesentlichen folgende Schritte:

      1. Das System im Detail verbal beschreiben („Wortmodell“)

      2. Für das System die Systemgrenzen bestimmen (zur Umwelt oder anderen Systemen)

      3. Wichtige Untersysteme (Module) und ihre Wirkungsbeziehungen identifizieren

      4. Die Wirkungsdynamik des Modells spezifizieren (Systemelemente und Beziehungen zwischen den Elementen und Variablen des Systems festlegen, Zustandsgrößen definieren, Rückkoppelungen erfassen, exogene Einflüsse bestimmen etc.)

      5. Die Systemstruktur und die Systemdynamik in ein formales Modell übertragen (Erstellung des Computerprogramms)

      6. Strukturgültigkeit des Modells überprüfen (z.B. den Grad der Übereinstimmung seiner Elemente und Elementrelationen mit jenen des empirischen Systems)

      7. Verhaltensgültigkeit prüfen (die Modelldynamik soll robust sein und plausible Verläufe bei den Outputvariablen zeigen)

      8. Empirische Modellgültigkeit testen (Zeitreihen des Modells werden mit solchen des abgebildeten Systems verglichen, Eingaben von bekannten, realistischen Szenarien müssen erwartete Ergebnisse liefern)

      (In Anlehnung an Bossel, 1992)

3.8 |Forschungsablauf

      Hinsichtlich der Entwicklung eines Forschungsprojekts werden grob drei Phasen unterschieden (Friedrichs, 1990; Atteslander, 2003):

      (1) Die Phase des „Entdeckungszusammenhangs“ kennzeichnet, in welcher Weise der Zugang zur Thematik gefunden wurde und welche Gründe für das Aufgreifen der Fragestellung maßgeblich waren.

      (2) In der Phase des „Begründungszusammenhanges“ sollen die in der Fragestellung angesprochenen Gesetzmäßigkeiten einer empirischen Untermauerung zugeführt werden. Dabei geht man von bereits bewährten psychologischen Theorien - und Gesetzmäßigkeiten aus, um für die Fragestellung ein solides theoretisches Konzept zu entwerfen, welches widerspruchsfrei (konsistent), empirisch prüfbar (verifizierbar- oder falsifizierbar) und sparsam in der Erklärung (effizient) zu sein hat. Aufgrund fachwissenschaftlicher Erfahrungswerte über die Zweckentsprechung spezieller wissenschaftlicher Forschungsansätze und Forschungsmethoden wird sodann für die Fragestellung ein Forschungsdesign entworfen, welches die Hypothesenformulierung, die Wahl der Untersuchungsmethode, die Ausarbeitung der Operationalisierungen - und die Stichprobenselektion inkludiert. Nachdem das Forschungsdesign in Voruntersuchungen auf seine Eignung getestet СКАЧАТЬ