Название: Psychologie
Автор: Rainer Maderthaner
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: utb basics
isbn: 9783846355404
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Insbesondere bei der Konstruktion von Tests werden neben Objektivität, Reliabilität und Validität noch weitere, ebenfalls wichtige Gütekriterien überprüft (s. Kubinger, 2003): Skalierung (quantitative Interpretierbarkeit der Testwerte), Normierung (Vergleichsmöglichkeit mit Bevölkerungsgruppen), Fairness (Chancengleichheit für alle Bevölkerungsgruppen), Ökonomie (Minimum an Ressourcenverbrauch), Zumutbarkeit (Minimum an zeitlicher, emotionaler und psychischer Belastung der Probandinnen und Probanden) und Unverfälschbarkeit (geringe Möglichkeit zur willkürlichen Beeinflussung der Testergebnisse durch die Testpersonen).
| Tab 3.1
Das Polaritätsprofil ist eine in der Psychologie sehr verbreitete Methode zur Erfassung einstellungsbezogener oder gefühlsmäßiger Reaktionen auf Objekte, Personen oder Situationen. Dabei wird von den Versuchspersonen eine Reihe von Eigenschaften oder Eigenschaftspaaren (ca. 5–25) hinsichtlich ihres Zutreffens zahlenmäßig eingestuft.
In der Philosophie den Tests sehr ähnlich und ebenfalls sehr verbreitet sind Ratingverfahren, mittels derer Eigenschaften von Personen, Objekten oder Situationen (z.B. Wahrnehmungen, Ausdruckswirkungen oder Einstellungsintensitäten) anhand von Zahlenzuordnungen quantitativ eingestuft werden. Ein Beispiel dafür ist das Polaritätsprofil („Semantisches Differential“; Tab. 3.1). In anderen Ratings bzw. Skalierungen wird etwa der Grad an Zustimmung zu Meinungen in Prozentpunkten, die Bewertung von Objekten oder Aspekten in Schulnoten oder eine Präferenzentscheidung mittels Punktesystem angegeben.
3.7.5 | | Beobachtung |
Die Selbst- und Fremdbeobachtung zählt zu den ältesten Forschungsinstrumenten der Psychologie. Die wissenschaftliche Beobachtung unterscheidet sich von jener des Alltags durch ihre Theoriegeleitetheit und Systematik. „Unter Beobachtung versteht man das systematische Erfassen von wahrnehmbaren Verhaltensweisen, Handlungen oder Interaktionen einer Person oder Personengruppe zum Zeitpunkt ihres Auftretens“ (Ebster & Stalzer, 2003, 221). Grundsätzlich sollte die Beobachtung als Mittel der Informationsgewinnung in allen Untersuchungen zumindest begleitend eingesetzt werden, und auch die beschriebenen Gütekriterien von Tests sollten eigentlich für alle Datengewinnungsverfahren in der Psychologie gelten. So sind auch Beobachtungen einer Objektivitätsprüfung zu unterziehen, indem die Übereinstimmung verschiedener, unabhängiger Beobachterinnen oder Beobachter festgestellt wird.
Merksatz
Wissenschaftliche Formen der Selbst- und Fremdbeobachtung sind theoriegeleitet, systematisiert und den allgemeinen Gütekriterien der Datenerhebung unterworfen.
Die teilnehmende Beobachtung ist ein Verfahren, bei dem die forschende Person selbst am untersuchten Geschehen teilnimmt und von den erforschten Personengruppen wie ihresgleichen behandelt werden möchte. Man erwartet sich dadurch sowohl eine lebensnähere Perspektive des beforschten Phänomens als auch tiefere Einblicke in die jeweilige Problematik. Bei nichtteilnehmender Beobachtung ist man als Forscher den Untersuchungspersonen gegenüber distanzierter eingestellt und an objektiven Ergebnissen interessiert. Verdeckte Beobachtungen haben den Vorteil, dass der beobachtete Prozess natürlich und ungestört ablaufen kann, aber unter Umständen ist mit Unmut (z.B. bei Täuschungen) und Verweigerung der Zustimmung zur Datennutzung zu rechnen (gemäß „Ethikrichtlinien“ der Psychologie ist eine Einverständniserklärung durch die Betroffenen erforderlich). Offene Beobachtungen haben häufig den Nachteil, dass sich die Beobachteten imageorientiert, skeptisch, übertrieben oder sonst irgendwie unnatürlich verhalten. In einer frühen Forschungsphase, wenn noch keine konkreten Vorstellungen über gesetzmäßige Zusammenhänge im Forschungsfeld vorhanden sind, werden unstrukturierte Beobachtungen überwiegen, während bei zunehmender Klarheit über die zu erwartenden Gesetzmäßigkeiten immer mehr zu strukturierten Beobachtungen übergegangen werden kann. Dies bedeutet dann, dass Schemata und Eintragslisten entwickelt werden, anhand derer Beobachterinnen und Beobachter ihre Wahrnehmungen steuern und kategorisieren können.
Befragung (Interview) | | 3.7.6 |
Da die verschiedenen Varianten der Befragung zu den häufigsten Methoden der Datengewinnung in den Sozialwissenschaften zählen, werden sie auch manchmal als deren „Königsweg“ bezeichnet (Ebster & Stalzer, 2003). „Befragung bedeutet Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen. Durch verbale Stimuli (Fragen) werden verbale Reaktionen (Antworten) hervorgerufen: Dies geschieht in bestimmten Situationen und wird geprägt durch gegenseitige Erwartungen.“ (Atteslander, 2003, 120)
Merksatz
Die Befragung ist ein sehr häufig eingesetztes sozialwissenschaftliches Verfahren der Datenerhebung, welches in strukturierter Form auch einer statistischen Auswertung zugeführt werden kann.
Texttranskription: Exakte schriftliche Protokollierung mündlicher Äußerungen
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Befragungen ist der Grad ihrer Standardisierung. Hinsichtlich der Freiheitsgrade bei der Durchführung von Gesprächen mit Untersuchungspersonen unterscheidet man standardisierte, teilstandardisierte - und nichtstandardisierte Befragungen (Interviews). Nichtstandardisierte Interviews (mit wissenschaftlicher Basis) werden auch als „qualitative Befragungsmethoden“ zusammengefasst. Dazu zählen etwa das Intensiv- oder Tiefeninterview, das Gruppeninterview, das narrative Interview - und die qualitative Inhaltsanalyse (Flick et al., 1995). Da bei diesen Befragungen nur wenige Einschränkungen für den Ablauf des Interviews gegeben sind (z.B. hinsichtlich der Thematik), laufen die Gespräche relativ ungezwungen und spontan ab, und es kommen viele Inhalte und Gedanken zur Sprache, die sonst kaum genannt worden wären. Allerdings erfordert diese Art von Datenerhebung beträchtliche kommunikative Fertigkeiten bei den interviewführenden Personen bzw. entsprechende Schulungen, da natürlich der Output des Interviews sowohl vom Inhalt als auch vom Umfang her durch das (auch nonverbale) Verhalten des Interviewers verfälscht werden kann (z.B. in Richtung eigener theoretischer Annahmen).
Anamnese: Vorgeschichten einer seelischen oder körperlichen Erkrankung
Bei standardisierten (strukturierten) Befragungen hingegen sind die Formulierungen der Fragen fix vorgegeben, sodass alle Befragungspersonen zu den gleichen Inhalten Stellung nehmen müssen. Die Beantwortungen der Fragen können im offenen Antwortmodus erfolgen, das heißt mit eigenen Worten. Dies bedeutet zwar einerseits (wie bei den qualitativen Befragungsmethoden) eine Chance auf mehr Information, ist aber andererseits mit größerem Auswertungsaufwand (z.B. Texttranskription) und erschwerter Vergleichbarkeit der Aussagen verbunden. Bei einem geschlossenen Antwortmodus sind für die einzelnen Fragen auch deren Antwortmöglichkeiten vorgegeben und die befragten Personen müssen sich für eine oder mehrere davon entscheiden („multiple choice“). In diesem Fall ist die Objektivität der Ergebnisse fast immer höher, aber der unmittelbare Lebensbezug und die Spontaneität der Meinungswiedergabe reduziert. Ein wesentlicher Vorteil des geschlossenen Antwortmodus in Fragebögen ist allerdings auch seine bessere Verwertbarkeit für statistische Analysen, sodass sich in den letzten Jahrzehnten diese Form in vielen Bereichen der Sozialforschung durchgesetzt hat.
3.7.7 | | Textanalyse |
In keiner Wissenschaft kann auf die Bedeutungsanalyse sprachlicher Aussagen verzichtet werden. Besonders trifft dies auf die Psychologie zu, wenn es um die Beschreibung spontaner Beobachtungen geht, wenn Schilderungen von Erlebnissen ausgewertet werden sollen, wenn schriftliches Material über Nachrichten oder Gespräche vorliegt (Mitschriften, Protokolle, Tagebücher, Archive, Zeitungsberichte etc.) oder wenn zur Diagnose von Störungen Anamnesen angefertigt werden.
Merksatz
Textanalysen bezwecken eine abstrakte und komprimierte Beschreibung СКАЧАТЬ