Название: Deutsche Sprachgeschichte
Автор: Stefan Hartmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783846348239
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Doch auch wenn die Interaktion zwischen Interviewer und Interviewten auf ein Mindestmaß reduziert wird, besteht die Gefahr, dass die Befragten unbewusst und ungewollt manipuliert werden. Zu den Herausforderungen bei der Erstellung eines Fragebogens gehört unter anderem, dass wir mit Sprache arbeiten und Sprache nie ganz neutral sein kann. Ein Fragebogen will also so formuliert sein, dass wir die Probandinnen nicht unbewusst in eine bestimmte Richtung manipulieren. Bradburn et al. (2004: 6f.) zeigen dies eindrücklich am Beispiel des US-amerikanischen General Social Survey, in dem die Antwort darauf, ob die Regierung zu wenig, zu viel oder genau den richtigen Betrag für einen bestimmten Haushaltsposten ausgebe, sehr unterschiedlich ausfielen abhängig davon, ob der Begriff welfare oder assistance to the poor gewählt wurde. Die Frage, wie genau Fragen formuliert werden sollten, ist folgerichtig für die Erstellung eines Fragebogens hochrelevant und wurde und wird in der Sozialforschung viel diskutiert und erforscht (vgl. z.B. Groves et al. 2004, Kap. 7 und passim).
Fig. 11: Fragetypen nach Schlobinski (1996: 39).
Mit den unterschiedlichen qualitativen und quantitativen Methoden bei der Befragung gehen auch unterschiedliche Fragetypen einher (s. Fig. 11). Für qualitative Befragungen sind offene Fragen charakteristisch – also beispielsweise: „Was assoziieren Sie mit dem sächsischen Dialekt?“ Im Bereich der geschlossenen Fragen, die in teilstrukturierten und strukturierten Befragungen eingesetzt werden, kann man mit Schlobinski (1996) grob unterscheiden nach Alternativfragen (z.B. Sollten Deutschlehrer im Unterricht Bairisch sprechen dürfen? – Ja/Nein), direkten Fragen (z.B. Geben Sie bitte alle Dialektausdrücke für ‚Brötchen‘ an, die Sie kennen), indirekten Fragen (z.B. Viele Berliner sind der Meinung, das Bairische sei ein provinzieller Dialekt. Sind Sie auch dieser Meinung?) und Schätzfragen (z.B. Wie viel Prozent der Bayern sprechen Ihrer Einschätzung nach Hochdeutsch?).2 Weiterhin unterscheidet Schlobinski (1996: 39) in Anlehnung an Holm (1986: 32) sechs Fragetypen nach ihrem jeweiligen Gegenstandsbereich (Tab. 6).
Fragetyp | Beispiel |
Faktfragen | Besitzen Sie ein bairisches Wörterbuch? |
Wissensfragen | Ist Bairisch ein niederdeutscher Dialekt? |
Einschätzungsfragen | Spricht Ihrer Meinung nach Horst Seehofer mit seinen Kindern Dialekt? |
Bewertungsfragen | Wie beurteilen Sie die Sprache der bayrischen Politiker? |
Einstellungsfragen | Wie gefällt Ihnen der bairische Dialekt? Oder: Sollten Deutschlehrer im Unterricht Bairisch sprechen? |
Handlungsfragen | Sprechen Sie im Biergarten so wie zu Hause? |
Tab. 6: Unterschiedliche Fragetypen nach Schlobinski (1996), dort nach Holm (1986).
Befragungen lassen sich zum einen nach ihrem Typ klassifizieren (qualitativ vs. quantitativ; wenig strukturiert, teilstrukturiert, strukturiert), zum anderen nach dem Befragungsmodus. Hippler & Schwarz (1996: 728) nennen hier die persönlich-mündliche, die telefonische und die schriftliche Befragung. In den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist die web-basierte Befragung, die als Subtyp der schriftlichen Befragung gesehen werden kann. Über spezialisierte Dienstleister wie soscisurvey.de oder Google Forms lassen sich einfach und schnell Fragebögen erstellen und veröffentlichen. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass man unter Umständen die Kontrolle darüber, wer an der Studie teilnimmt, aus der Hand gibt. So lässt sich bei einer Umfrage zum Deutschen etwa nicht kontrollieren, ob alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutsche Muttersprachler sind. Auch kann nicht wirksam verhindert werden, dass dieselbe Person mehrfach an der Umfrage teilnimmt.3 Diese Bedenken dürften jedoch eher theoretischer Natur sein, solange es sich nicht um eine Umfrage zu einem emotional oder politisch aufgeladenen Thema handelt, bei der Einzelpersonen oder Gruppen Interesse daran haben könnten, das Ergebnis zu beeinflussen. Auch die Gefahr, dass Teilnehmende bei Online-Befragungen abgelenkt sein könnten, fällt bei Experimenten, die volle Konzentration erfordern, stärker ins Gewicht als bei der typischen FragebogenstudieFragebogenstudie. Somit wiegen die Vorteile der web-basierten Befragung – insbesondere die Möglichkeit, zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedensten Regionen zu erreichen – die Nachteile insgesamt mehr als auf.
Die folgende Checkliste kann Ihnen bei der Gestaltung einfacher Multiple-Choice-Fragebogenstudien helfen. Idealerweise sollten Sie natürlich zusätzlich Fachliteratur zur Erstellung von Fragebögen insbesondere aus der quantitativen Sozialwissenschaft heranziehen (z.B. Bradburn et al. 2004, Porst 2014), um verbreitete Fehler zu vermeiden.
✓ | Achten Sie darauf, dass die Fragen klar und verständlich formuliert sind. |
✓ | Versetzen Sie sich in die Lage der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und denken Sie daran, dass diese Ihre Fragen ohne das spezifische Vorwissen, über das Sie verfügen, verstehen sollten. Nicht jeder Laie weiß beispielsweise, was Termini wie Plusquamperfekt oder Linksversetzung bedeuten. Denken Sie auch daran, dass die Teilnehmer Ihre Fragen zwangsläufig interpretieren (vgl. Groves et al. 2004: 204). Um die Vergleichbarkeit der Antworten zu gewährleisten, versuchen Sie, den Interpretationsspielraum so gering wie möglich zu halten. |
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Stellen Sie dem eigentlichen Fragebogen knappe, aber klare Instruktionen voran. Denken Sie
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