Systematische Theologie. Christian Danz
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Название: Systematische Theologie

Автор: Christian Danz

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: utb basics

isbn: 9783846346136

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СКАЧАТЬ ist nicht ohne Probleme. Der antike Philosoph kennt nämlich weder einen transzendenten Gott noch eine Welt, die von diesem aus dem Nichts ins Dasein gerufen wurde. Für den Philosophen ist die Welt anfangslos. Die von dem Aquinaten geschaffene Synthese von Aristotelismus und ChristentumSynthese von AristotelismusAristotelismus und Christentum blieb auch nicht unwidersprochen. 1277, nur drei Jahre nach dem Tod von Thomas, verurteilte der Pariser Bischof Stephan TempierStephan Tempier (gest. 1279) 219 theologische und philosophische Sätze, um den Einfluss der aristotelischen Philosophie auf die Theologie in die Schranken zu weisen.

      Die Rezeption des aristotelischen Denkens, die in dem System von Thomas einen ersten Höhepunkt erreicht hatte, führte zu zahlreichen Kontroversen über philosophische und theologische Fragen. Der Platoniker AnselmAnselm von Canterbury hatte die Existenz Gottes aus dessen Begriff abgeleitet. Vor dem Hintergrund des aristotelischen [39]Denkens ist ein solcher Beweis des Daseins Gottes unverständlich. In der Summa theologica des Thomas findet dann auch der später ontologischontologisch genannte Beweis von AnselmAnselm keine Berücksichtigung. An dessen Stelle treten bei dem Aquinaten kosmologische Beweisverfahren, also solche, die von der WeltWelt als Wirkung auf Gott als deren UrsacheUrsache (Philosophie) zurückschließen. Intensive Debatten werden von den mittelalterlichen Denkern über die Frage geführt, ob Allgemeinbegriffen wie Mensch Realität zukommt.

      Infobox

      UniversalienstreitUniversalien, Universalienstreit:

      UniversalienUniversalien, Universalienstreit (lateinisch: universalia) nennt man Gattungs-, Allgemeinbegriffe oder auch Eigenschaften. Schon im frühen Mittelalter wurde darüber diskutiert, ob solchen Begriffen Realität zukommt. Vor dem Hintergrund des PlatonPlatonismusPlatonismus legt es sich nahe, Allgemeinbegriffen wie Mensch oder GerechtigkeitGerechtigkeit Realität zuzusprechen. Ähnlich wie den IdeeIdeen Platons kommt ihnen im Unterschied zu den Einzeldingen wahre Realität zu. Diese Position nennt man RealismusRealismus: Real sind allein die nichtsinnlichen Wesenheiten. Den Einzeldingen kommt lediglich eine abgeleitete Weise von Realität zu. Die Gegenposition hierzu nennt man NominalismusNominalismus oder auch via moderna (moderner Weg) im Unterschied zum Realismus der via antiqua (alter Weg). Für den Nominalismus haben nur die Einzeldinge Realität, während Allgemeinbegriffe bloße Nomen, also Wörter sind. Letztere werden als Begriff von der SeeleSeele repräsentiert.

      Das theologische System des Thomas, in dem AristotelismusAristotelismus und Christentum unter Beibehaltung grundlegender platonischer Überzeugungen kunstvoll miteinander verbunden waren, wurde im 13. Jahrhundert der Kritik unterzogen. Die aus der Philosophie PlatonsPlaton übernommene Annahme, der Bestand der Welt sei von EwigkeitEwigkeit her in den IdeeIdeen gleichsam festgelegt, empfand man zunehmend als Beschränkung der Allmacht Gottes. Der platonische Schöpfergott kann in der Tat keine andere Welt schaffen als die, die in dem Ideenkosmos präfiguriert ist. So lehrten es sowohl AugustinAugustinus, Aurelius als auch Thomas. Die von Gott geschaffene Welt ist in ihren Grundstrukturen rational. Andernfalls wäre es unmöglich, von dem Geschaffenen auf seinen intelligenten Welturheber als UrsacheUrsache (Philosophie) zu schließen. Im späten Mittelalter werden diese Überzeugungen vor dem Hintergrund der Rezeption der aristotelischen Philosophie unplausibel. Gott ist, wie die spätmittelalterlichen Autoren betonen, in seinem Handeln an keine Vorgaben gebunden, auch nicht an die Ideen als Garanten ewiger Wahrheiten. In seinem Oxforder Kommentar zu den Sentenzen des Lombarden unterscheidet Johannes Duns ScotusJohannes Duns ScotusJohannes Duns Scotus (um 1270–1308) zwischen einer absoluten und einer geordneten Macht Gottes (lateinisch: potentia Dei absoluta et ordinata). Mit der Differenzierung soll das intrikate Problem der Allmacht Gottes begrifflich geklärt werden. Im Rückgriff auf die genannte Unterscheidung lässt sich sagen, Gott handelt zwar stets nach einer OrdnungOrdnung, aber diese ist von ihm selbst gesetzt. Es steht ihm also völlig frei, sie jederzeit zu ändern und nach einer anderen Ordnung zu handeln. Der spätmittelalterliche Theologe Wilhelm von OckhamWilhelm von OckhamWilhelm von Ockham (1285–1349) hat diese Unterscheidung ebenso aufgenommen wie der in Tübingen lehrende Gabriel BielBiel, Gabriel (1415–1495). Die Differenzierung zwischen einer absoluten und einer geordneten Macht Gottes steigert freilich die *KontingenzKontingenz des göttlichen Handelns, und zwar ebenso im Hinblick auf das Weltverhalten wie das Heil des Menschen. Die [40]Wahrheiten der Mathematik sowie die der christlichen Heilslehre finden ihre Begründung im Willen Gottes. Gott kann jederzeit eine andere Ordnung setzen, da sein WilleWille durch nichts gebunden ist. Im Horizont eines solchen Gottesverständnisses werden Welt- und Heilserkenntnis unsicher.

      Das hat Folgen für das Verständnis der Theologie als Wissenschaft. Duns ScotusJohannes Duns Scotus weist die Begründung des Thomas zurück. Theologie ist keine untergeordnete Wissenschaft. Bei einer solchen müssten die Prinzipien evident sein. Das ist bei den Glaubensartikeln allerdings nicht der Fall. Theologie als praktische WissenschaftTheologie ist folglich als eine praktische Wissenschaft zu begreifen und nicht als eine theoretische, spekulative Disziplin. Sie handelt von Gott, dem höchsten Guthöchstes Gut, summum bonum (lateinisch: summum bonum), unter dem Gesichtspunkt der LiebeLiebe zu ihm.

      Literatur

      Volker Henning Drecoll: Die Entstehung der Gnadenlehre Ausgustins, Tübingen 1999.

      Kurt Flasch: Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustin zu Machiavelli, Stuttgart 1986.

      Wolf-Dieter Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1: Alte KircheKircheAlte und Mittelalter, Gütersloh 1995, S. 549–636.

      Charles Lohr: Art.: Theologie II/3. Theologie im lateinischen Christentum des Mittelalters, in: TRE, Bd. 33, Berlin/New York 2002, S. 276–279.

      Wolfhart Pannenberg: Wissenschaftstheorie und Theologie, Frankfurt a.M. 1987, S. 226–240.

      Miriam Rose: Thomas von Aquin, Summa theologiae, in: Christian Danz (Hrsg.): Kanon der Theologie. 45 Schlüsseltexte im Portrait, Darmstadt 32012, S. 85–91.

      Christoph Schwöbel: Art.: Theologie I. Begriffsgeschichte, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8, Tübingen 42005, Sp. 255–266.

      Aufgaben

      1 Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Entwicklung des Theologiebegriffs im Mittelalter.

      2 Welche Bedeutung hat die Rezeption der Philosophie von Aristoteles für das Theologieverständnis im Mittelalter?

      3 Informieren Sie sich über den Aufbau und die methodischen Grundlagen der Summa theologica des Thomas von Aquin.

      [41]2.3 Die ReformationReformation, Reformationszeit: Der große Umbruch

      Die ReformationReformation, Reformationszeit beinhaltet einen Epochenbruch. Durch sie entstanden unterschiedliche Auffassungen des wesentlich Christlichen in Europa, die sich gegenseitig ihren WahrheitsanspruchWahrheitsanspruch bestritten. In der Theologie kommt es dadurch zu einer *KonfessionalisierungKonfessionalisierung. In den dogmatischen Konzeptionen wird der Anspruch erhoben, die einzig verbindliche Deutung der WahrheitWahrheit der biblischen Offenbarung auf systematische Weise auszuarbeiten. Erst dadurch entsteht die Disziplin der Dogmatik als eine zusammenfassende Darstellung und Erörterung des aus der Bibel entnommenen Lehrbegriffs einer KonfessionKonfession. Durch die Reformation kommt es aber auch zu einer Verinnerlichung der Religion. Zwar halten die Reformatoren an der gleichsam objektiven Bestimmtheit der Inhalte der christlichen ReligionReligionchristliche fest, aber deren Fokus verschiebt sich in die InnerlichkeitInnerlichkeit des Glaubens. Gott begegnet allein im Glauben und nicht in äußeren sakramentalen Handlungen. Damit treten metaphysische Erwägungen über das Wesen GottesWesen Gottes in der Theologie zurück. Gott interessiert allein in seiner Beziehung zum einzelnen Menschen.

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