Meine Seele will endlich fliegen. Hermine Merkl
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Название: Meine Seele will endlich fliegen

Автор: Hermine Merkl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991076704

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СКАЧАТЬ wurde in mir sofort eine Erinnerung aus Kindertagen wach, die ich mir als ein Muster eingeprägt hatte im Sinne von: „Gott sieht alles. Gott hört alles. Gott weiß alles. Gott straft alles.“

      In Sekundenschnelle war das Gefühl da von „Ich bin nicht gut. Ich habe mein Leben als Christin, als gute Katholikin, als gottesfürchtiger Mensch verwirkt.“ Ich fühlte mich zum einen schlecht und schuldig, zum anderen trotzte ich, denn ich wollte endlich frei sein von irgendwelchen Reglementierungen. Wollte meine eigenen Entscheidungen darüber treffen, wie ich meinen Glauben leben will und mir dies nicht vorschreiben lassen. Wenn es für mich um Religion und Glaube geht, dann hat das – völlig frei und unabhängig von einer kirchlichen Lehre – ganz viel zu tun mit der „religio“, der Rückverbindung zu Gott. Mit dem klaren Wissen darum, dass Gott immer für mich da ist. Dass ich mit ihm und durch ihn lebe. Er freut sich, wenn ich ihm von mir erzähle. Er hört mir zu, wenn ich Sorgen und Probleme habe. Er liebt es, wenn ich mich ihm anvertraue und wenn ich ihm mit allem, was da ist, vollkommen vertraue, da er am besten weiß, was meine Seele braucht um zu lernen und zu wachsen. Für mich war es dringend notwendig das Bild eines strafenden Gottes – so wie ich ihn aus der Kindheit heraus kannte – zu wandeln, hin zu einem Gott, der uns alle bedingungslos liebt. Da ich mich aber als junge Frau jahrelang vor dem scheinbar „strafenden Gott“ versteckt hatte, musste ich mich erst wieder auf die Suche nach ihm machen und mir dabei selbst eingestehen, dass ich mich allein aus kindlichem Trotzverhalten heraus von ihm getrennt hatte. Er war immer für mich da. Nur mein Blick auf ihn war falsch, weil unbewusst von dieser kindlichen Angst geprägt. Und nicht nur mein Blick. Auch mein Denken darüber, dass Krankheiten, Unfälle, Widrigkeiten in unserem Leben Gottes scheinbare Strafe für ein nicht gottgefälliges Leben sind.

      Es dauerte seine Zeit, bis ich wieder zu Gott fand. Anfangs habe ich ihm seitenweise Briefe geschrieben und ihm alles erzählt, wie es um mich steht. Erst nach und nach fing ich dann an, mit ihm zu sprechen, so wie man sich mit dem besten Freund unterhält. Irgendwann bemerkte ich dann immer mehr, dass er mir auf alle meine Fragen eine Antwort gab und mich nie alleine ließ. Er war sogar rund um die Uhr für mich da. Gott erklärte mir, dass es zwar schön ist, wenn ich ihn in der Kirche aufsuche um zu beten, zu meditieren oder mit anderen Gläubigen Gottesdienste zu feiern, dass er sich aber genau so sehr darüber freut, wenn ich ihn an anderen Orten besuche. Auf meinem Weg zurück zu Gott lernte ich immer mehr, dass er einfach überall ist. In jedem Menschen, denn er wohnt in unseren Herzen. Dort hat er sich einen Platz reserviert, um mit uns – wenn wir dies wollen – gemeinsam durch unser Leben zu gehen. Außerdem wohnt er in jedem Tier, in jeder Pflanze. In der belebten wie der unbelebten Natur. Gott verkörpert die Schöpfung und ist somit alles. Somit ist er für mich fühlbar und lebendig in allem, was da ist.

      Heute bin ich mir der Präsenz meines Gottes so bewusst wie noch nie und kann aus ganzem Herzen sagen: „Gott wohnt in mir. Ich bin sein Kind.“ Heute beginne und beende ich den Tag im Gespräch mit Gott. Und dass das so ist, ist wunderschön und tut unwahrscheinlich gut. Ich kann jeden Tag mit Gott meine Gedanken klären. Teile mit ihm Freud und Leid. Gehe ich abends aus irgendeinem Anlass heraus mit Traurigkeit, Schmerz, Sorgen oder Ängsten zu Bett, die ich vorher Gott anvertraut habe, dann spüre ich morgens bereits beim Aufwachen, dass sich Gott dieser Probleme angenommen hat, dass er bereits wieder um eine Lösung weiß. Er liebt mich so sehr, dass er sich in allem stets nur das Beste für mich wünscht. Und er lässt mich im Kleinen wie im Großen jeden Tag aufs Neue so viele seiner Wunder erleben. Ich musste nur selbst erst lernen, diese Wunder zu sehen. Ich musste erst von zuhause weg und mich als Frau der Aufgabe widmen, mit Gott auch mal zu streiten, zu zürnen, mit ihm zu ringen, mir ein anderes, mein eigenes Gottesbild zu erschaffen. Und dieses neue Bild erlaubt mir heute zum Glück ein ganz anderes Denken, Fühlen, Sehen und Erleben von und mit Gott.

      Heute weiß ich, dass Erwachsenwerden auch bedeutet, dass sich das Gottesbild unserer Kindheit wandeln darf, ja mitunter sogar wandeln muss. Und dabei ist es wichtig, dass wir uns erlauben, dass wir selbst wissen, was Gott für uns ist und wie wir ihm im Leben begegnen. Und Gott hat mir erklärt: Es ist wichtig, dass wir aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus auf all die Ereignisse und Begebenheiten in unserem Leben schauen. Denn dann stellen wir fest, dass all die Dinge, die in unserem Leben geschehen, nicht irgendwelche „Richter-Sprüche“ eines strafenden Gott-Vaters sind. Sondern dass alles, was wir in unserem Leben an diversen Herausforderungen, ja sogar an Krankheiten, sogenannten Schicksalsschlägen und Krisen erleben, einzig und allein ausschließlich Lernaufgaben sind. Lernaufgaben, die uns als Menschen ereilen, weil wir Seelen sind, die immer wieder in menschliches Leben inkarnieren, um diese Erfahrungen überhaupt machen zu können, da wir sie nur in einem menschlichen Körper machen können. Deswegen sind wir hier. Und ja, manchmal sind diese Erlebnisse wunderbar. Dies nennen wir dann die „guten und schönen Zeiten“ in unserem Leben.

      Doch es gibt auch Ereignisse und Krisen, wo wir das Gefühl haben, als könnten wir im Hinblick auf diese Herausforderungen nicht bestehen. Das nennen wir dann die „schlechten Zeiten“, über die wir alle nicht gerne reden. Und trotzdem sind für uns auch diese Zeiten bestimmt. Für den einen früher, für den anderen später. Für so manchen scheinen sie eine „Dauergabe“ zu sein. Je nachdem wie viel wir uns zu lernen für dieses Leben vorgenommen haben. Ganz gemäß der Regie unseres Lebensplans. Gemäß dem Lebensentwurf, den wir vor unserer Inkarnation mit Gott-Vater so besprochen haben. Nur haben wir durch den Prozess unserer Geburt und durch den Eintritt in dieses Leben die Erinnerung an die mit Gott getroffenen Vereinbarungen vergessen. „Vergessen“ hier gemeint als ein natürlicher Schutz-Reflex, weil wir uns sonst im Gewahr-Sein all dessen, was wir uns als Lebensaufgabe ausgesucht haben, unter Umständen mehr in der Angst als in der Hingabe an unser Leben befinden würden.

      „Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut.“

      Augustinus

      In den letzten dreizehn Jahren sollte ich so viel Wandel und Neuerung in meinem Leben erfahren, dass ich aus heutiger Sicht nur sagen kann: Gut, dass wir nicht wissen, was morgen unsere Realität oder Lernaufgabe ist. Wir würden uns viel zu viele und manchmal auch viel zu unnötige Sorgen machen. So gesehen gut, dass uns die Dinge vielmehr überraschen, auch wenn sie uns – wie in meinem Fall – mitunter aus der Bahn werfen. Kaum war eine Herausforderung vorbei, war die nächste auch schon da. Dabei hatte ich die aus den Jahren davor noch gar nicht ausreichend reflektiert, verarbeitet oder gar verinnerlicht. Alles nahm noch mehr an Tempo, an Geschwindigkeit, an Fahrt auf. Ich glaubte zwar nach wie vor, noch selbst am Steuer meines Autos, sprich meines „Lebens“ zu sitzen, doch anscheinend hatte bei mir das Unbewusste mehr die Regie, die Führung übernommen. Und so kam immer mehr eines zum anderen. Im Laufe der letzten Jahre gab ich jeder meiner „Roten Ampeln“ eine Jahreszahl und einen Namen, damit Sie sich in etwa vorstellen können, was das Thema, die Lernaufgabe dahinter war. 2007 beruflicher Standortwechsel und damit zusammenhängend jede Menge neuer Herausforderungen: neues Aufgabengebiet, neue Kollegen, neue Klassen … 2008 bedurfte ich einer Operation. Die Operation selbst verlief gut, doch ich brauchte relativ lange, bis ich insgesamt wieder zu Kräften kam, was wohl mitunter auch daran lag, dass mein Immunsystem seit meiner Hodgkin-Erkrankung, die ich zehn Jahre zuvor hatte, doch noch mehr in Mitleidenschaft gezogen war als ich mir das hatte eingestehen wollen.

      2010 wurde das Ganze für mich beruflich gesehen zum Glück zwar wieder etwas leichter, doch dafür ergab sich auf der privaten Bühne meines Lebens eine ganz andere herausfordernde Situation. Und die hatte letztlich sehr fatale Auswirkungen, vor allem für mich als Frau. Worin diese Herausforderung bestand? Mit 49 Jahren verlor ich meine ganzen Haare. – Diagnose: Alopecia totalis. Innerhalb von nur drei Monaten verlor ich büschelweise meine Haare. Anfangs noch an Stellen, die über das Deckhaar noch einigermaßen geschützt waren. Doch schon bald musste ich mich der traurigen Realität stellen und bedurfte letztlich einer Perücke, denn den Mut zu einem Kahlkopf hatte ich nicht. Dieser Tatsache ins Auge zu sehen, war für mich mehr als schockierend. Es war, als breche eine Welt auseinander. Und das tat sie auch. Diese Alopezie beraubte mich eines Teils meiner weiblichen Attribute. Ich verlor nicht nur die Haare, sondern auch die Augenbrauen СКАЧАТЬ